ear training deluxe

Es gibt viele Möglichkeiten, sein musikalisches Gehör zu schulen. Dazu gehören Bereiche wie Tonarten, Intervalle, Melodiemuster, Akkordstrukturen, Rhythmus und vieles mehr. Diese sollten erkannt und notiert werden können, allein durch das Hören. Na dann, let’s get the music started!

Die JazzFunkBand «Macaloosa» besteht aus acht Mitgliedern und ist stets auf der Suche nach neuen Stücken für ein breiteres Repertoire. Dabei dienen die musikalischen Interessen der Musikerinnen und Musiker als Inspirationsquelle. Beginnend bei einem Liedvorschlag auf YouTube oder Spotify ist es jedoch ein langer Weg, bis ein Song gemeinsam erklingen kann. Diesen Weg habe ich für drei von der Band ausgewählte Werke beschritten und anhand meines Gehörs die bis zu neunstimmigen Arrangements notiert.

Musikalische Vorlagen

Bei der Stückwahl wurden zunächst die Interessen der Musizierenden miteinbezogen. Anschliessend galt es, abzuschätzen, ob die instrumentale Besetzung der Band zu den Songs passt. Schlussendlich sollten mir die Stücke auch noch gefallen, da ich viel Zeit mit ihnen verbringen würde und sie mir möglichst nicht verleiden sollten.

Folgende drei Songs wurden gewählt:

Umsetzung

Zunächst habe ich mich in die Songs reingehört und dazu auf dem Piano Harmonien und Melodien zu übernehmen versucht. Auch habe ich mich mit den Sängerinnen und dem Sänger besprochen, um deren stimmliche Ambiti mit dem Stück abzugleichen. Gleichzeitig habe ich mir die Strukturen der Songs notiert und wo nötig angepasst. Nach der Festlegung der Taktanzahl, der Tonart und der Gliederung ging es in die nächste Phase.

Notiert habe ich die Partituren mit dem Notationsprogramm «Dorico» von Steinberg. Dieses bot eine intuitive und nutzerfreundliche Bedienung sowie eine strukturierte Nutzungsoberfläche. So leiten die vordefinierten Arbeitsphasen: Einrichten, Schreiben, Notensatz, Wiedergabe und Drucken sauber durch den ganzen Erstellungsprozess. Die Noteneingaben geschahen grösstenteils mittels MIDI-Keyboard.

Nach dem Schreibprozess beschriftete ich notwendige dynamische und gestalterische Feinheiten, fügte den Liedtext ein sowie die Akkordsymbole und passte die Einzelstimmenlayouts so an, dass sie sinnvoll eingeteilt und platzsparend in den Export gehen konnten.

Finalisierung

Der letzte Schritt bestand darin, auf Rückmeldungen der Bandmitglieder einzugehen und dementsprechend Anpassungen an dem Notentext vorzunehmen. Das Resultat umfasst 69 Partiturseiten Notentext, 320 Partiturtakte und schlussendlich 15 Minuten Musik.

Arrangements

(mst)

Idee

Im Gegensatz zu anderen kreativ ausgerichteten Projekten war dieses eines, welches keine grossartige Idee vorausgesetzt hat. Es war klar, wohin es führen sollte: Die Band soll die Möglichkeit erhalten, das Stück ab Noten zu erlernen. Umso mehr gab es für mich selber ein Ziel, nämlich meine Fähigkeiten im Arrangieren zu verbessern. Dazu gehört einerseits das genaue Hinhören und andererseits der effiziente Umgang mit dem Notationsprogramm.

Umsetzung

Ich ging davon aus, dass zu den entsprechenden Songs bereits die eine oder andere Verschriftlichung im Internet existieren könnte, wenn auch in nicht ganz korrekter Besetzung. Dennoch entschied ich mich, keine externen Ressourcen zu bemühen, welche mir Arbeit abgenommen hätten. Für das akustische Erschliessen des Notentextes rüstete ich mich mit geeigneten Kopfhörern aus und verliess mich dann auf mein musikalisches Knowhow sowie mein musikalisches Gehör.

Im Grundsatz konnte ich dabei an mir selbst folgendes Vorgehensmuster beobachten:

Am einfachsten gelang mir der Einstieg ins Projekt, wenn ich mit der Bassstimme begann. Diese bedient ein eigenes tonales Spektrum und ist somit meistens gut von den anderen Instrumenten zu unterscheiden. Auch für die weiteren harmoniebedingten Entscheidungen machte es Sinn, von der Basslinie ausgehen zu können. Als nächstes notierte ich die eine bis drei Gesangsstimmen. Dabei hatte ich einerseits eine gewisse Freiheit in der Notation und andererseits auch in der Ausführung der Mehrstimmigkeit. In diese Klammer (Bass und Gesang) begann ich die Bläserstimmen zu notieren. Auch hier gab es wieder klarere Stimmen und Seitenstimmen. Bei passenden Stellen erlaubte ich mir, zusätzlich Melodielinien dazu zu erfinden, beispielsweise bei zu langatmigen Pausen. Anschliessend widmete ich mich dem Schlagzeug und ganz zuletzt notierte ich das Piano. Dies ist, in Anbetracht der Tatsache, dass ich selbst pianistisch unterrichtet wurde, ein interessanter Aspekt, welcher mich bis heute noch etwas irritiert.

Mit den drei von der Band und mir gewählten Songs habe ich mich stilmässig einem relativ breiten Spektrum an Literatur gewidmet und konnte so die verschiedensten Erfahrungen sammeln beim Hören, Analysieren und Notieren.

Reflexion

Bei meinem Prozess war eine starke Lern- oder auch Routinekurve zu erkennen. In den Zeiten, in denen ich über mehrere Tage an einem Arrangement arbeiten konnte, wurde mein Workflow viel schneller und das Heraushören fiel mir leichter. Auch war es spannend zu sehen, wie ich reagiere, wenn ich eine Linie einmal nicht eindeutig herausschälen konnte. Dann galt es nämlich im bestehenden Kontext und der richtigen Harmonie zu einem musikalisch sinnvollen Ergebnis zu gelangen. Auch versuchte ich stets abzuschätzen, ob die Spielbarkeit für die Bandmitglieder gegeben war. Hier können zu schnelle Passagen, zu grosse Tonsprünge, aber vor allem dem Instrument nicht gut liegende Melodien zum Verhängnis werden. Als ’nur› im Pianistischen kundiger Arrangeur waren hierbei die Bläserlinien eine besondere Herausforderung.

Auch war die Arbeit mit dem Notationsprogramm ‹Dorico› sehr bereichernd. Gerade die Mischform des MIDI-Keyboards und der differenzierten Noteneingabe mit der zweiten Hand stellte sich für mich als ein sehr effizienter Weg heraus. Die Songs, die ich während meines Prozesses hoch und runter hören musste, hingen mir bis zum Schluss nicht zum Hals heraus. Auch eine schöne Erkenntnis, die für eine gute Stückwahl spricht.

Schlussendlich haben die Arrangements funktioniert, jedoch gibt es noch folgende Verbesserungsvorschläge: Im Grundsatz kann man sich nie genug musiktheoretisches Wissen aneignen, und so hätte eine vertieftere Auseinandersetzung damit mich sicherlich bei meiner Arbeit unterstützt. Gerade beim Bestimmen der Akkordsymbole fühlte ich mich nicht immer sattelfest und brachte dabei auch einige Fehler aufs Papier. Zu guter Letzt klammerte ich viele gestalterische Angaben (Dynamik etc.) aus dem Arbeitsprozess aus, da sich gegen Ende eines Arrangements doch eine gewisse Monotonie eingeschlichen hatte. Da wären differenziertere Noten sicherlich ein Schritt, welcher in einer weiteren Überarbeitung angebracht wäre.