In fünf Schritten bei Vogue

Du hast dich immer schon gefragt, wie Fotos auf das Cover von Modezeitschriften wie Vogue, Elle und Harper’s Bazaar schaffen? Dann bist du hier genau richtig! In fünf Schritten zeige ich dir, wie du es sogar selbst schaffen kannst. Was du dafür brauchst, erfährst du hier im ersten Teil.

Wie deine Fashion Fotografie es auf das Cover schafft – Teil 1.

Portraits einer Frau in Schwarz-Weiss mit dem Logo von Vogue, dem Modemagazin.
Ein Bild von mir fotografiert auf Vogue? Nein, das ist nicht wirklich passiert. Aber es dient als inspirierendes Vision Board, probiere es aus!

Du fotografierst seit Jahren, kannst davon leben und rechnest dir schon sehnsüchtig aus, wann du dein nächstes Objektiv kaufen kannst. Oder gerade im Gegenteil: Du versuchst gerade erst noch zu verstehen, wozu die Knöpfe auf deiner Kamera da sind. Egal ob du Anfänger*in, Expert*in oder irgendetwas in der Mitte – so wie ich – bist, für alle ist in diesem Guide etwas dabei. Als Laie wirst du vielleicht erst von vielen Informationen überhäuft, aber wenn es Schritt für Schritt angehst, kannst du es schaffen, dass du deine Bilder in einem Magazin vorfindest. Oder du willst einfach nur tolle Bilder von dir und deinen Freunden knipsen, auch dafür wirst du hier fündig werden. Vielleicht denkst du aber: «Been there, done that». Warte noch. Auf einmal entdeckst du Ressourcen und Tools, die du noch gar nicht kanntest oder dir denkst, «Hätte ich das bloss früher gewusst». Ja, dann wäre es definitiv einfacher gewesen. Also komm mit und begleite mich auf dem Weg zu – hoffentlich einmal – Vogue.

Im ersten von fünf grossen Schritten erhältst du einen Überblick, was es alles braucht, bevor dein Foto auf dem Cover eines Magazins landet: Von der Social Media Präsenz bis zum technischen Know-How. Dieser erste Schritt ist in viele kleinere Schritte unterteilt, die du als Grundlagen verstehen kannst. Hier eine kurze Inhaltsübersicht:

  1. Dein Sinn für Kunst
    1. Wie du deine Kreativität umsetzt
    2. Erfahrung sammeln
    3. Vorläufiges Portfolio
  2. Plane ein Fotoshooting
    • Erstelle ein Konzept
    • Sammle Inspiration
    • Wie, wo, wann?
    • Call Sheet
  3. Stelle ein Team zusammen, Anfragen
    • Model Call
    • Makeup-Artist
    • Designer*innen und Stylist*innen
  4. Say Cheese! Zeit für dein Fotoshooting
    • Fotobearbeitung und Retusche
  5. Distribution: Deine Fotos gehen um die Welt

Dein Sinn für Kunst

Am Anfang brauchst du nichts als Sinn für visuelle Ästhetik. Sieh dich in der Welt und in deiner Umgebung um und entdecke Dinge, die du vorher übersehen hast, entwickle ein Auge und einen Sinn fürs Detail.

Wie du deine Kreativität umsetzt

Wende es an: Übung macht den Meister, auch mit Smartphone. Mit der neuen Weitwinkelkamera auf den neueren iPhones kannst du tolle Perspektiven ausprobieren und auch Fashion Fotograf*en lieben ausgefallene Weitwinkelbilder, die die Beine des Models so richtig lang ziehen und die Kleider inszenieren. Du kannst natürlich Kameras, Objektive usw. sammeln. Keine Kamera der Welt kann aber die besten Bilder schiessen, denn das machst du! Wenn du es mit deinem Smartphone nicht anwenden kannst, dann bringt dir auch die teuerste Kamera nichts. So viel für den Anfang, genaueres erfährst du im Laufe des Artikels und in den nächsten Teilen über Belichtung, den goldenen Schnitt und andere Konzepte. Jedoch darf man diese auch bewusst durchbrechen, damit ein einzigartiges und auch ästhetisches Foto entsteht. Schiesse also drauf los und schau, was dabei heraus kommt.

Erfahrung sammeln

Sammle Erfahrung und probiere verschiedene Dinge aus. Fotografiere Freunde, Instagram-Models und alle, die dir über den Weg laufen. Dann siehst du, was dir gefällt und was du vielleicht noch entdecken möchtest. Suche die besten Bilder aus. Mache Erfahrungen in einem Fotostudio, draussen, drinnen, überall. Mit Blitz ohne Blitz, mit Farblicht, oder mit vorhandenem Licht. Fotografiere einfach drauf los.

Zahle niemanden, damit du Fotos von ihnen machen darfst. Wenn dich jemand zum Zahlen auffordert, kannst du sagen, dass du auf TFP-Basis fotografierst. Das heisst so viel, wie: Alle Beteiligten haben etwas davon. Du kannst Erfahrung sammeln und die Bilder für dein Portfolio, Instagram oder was auch immer verwenden. Und das Model kann das ebenfalls tun. Wenn das Model dein Angebot aber ablehnt, kannst du dich davon zurückziehen und erneut auf Modelsuche gehen. Wie das geht und wie du Models findest, erfährst du weiter unten. Und keine Angst, es gibt genug Models, die sich von von neulich Fotografie-Begeisterten ablichten lassen.

Vorläufiges Portfolio

Sammle deine besten Bilder. Es wird Zeit, dich selbst vorzustellen und deine Bilder zu veröffentlichen, aber noch nicht in einem Magazin: Erst auf einer Webseite und auf deinen Social Media Kanälen. Erstelle ein Portfolio, das du zeigen kannst, wenn du jemanden anfragst. Erst im zweiten Teil dieser Serie von Beiträgen geht es darum, gezielt ein professionelles Portfolio aufzubauen, damit dich Magazine als professionell wahrnehmen und dich dann für Aufträge buchen können. Dein erstes Portfolio muss nicht perfekt oder ausgefallen sein. Du kannst es ganz einfach mit Webseiten-Erstellern wie Jimdo und Co. machen – wie auch ich. Hier siehst du ,wie mein vorläufiges Portfolio aussieht, das ich vor ein paar Jahren erstellt habe. Und wie du siehst, erkennst du auch so, welche Fotos ich schiesse und wie mein Stil aussieht. Das ist das wichtigste – auch bei deinem Portfolio. Also leg los und lade deine Bilder auf deine Webseite.

Plane ein Fotoshooting

Jetzt geht es an die Materie. Hier erfährst du, wie du ein Fotoshooting am besten und effizientesten planst, damit du nichts übersiehst und an alles denkst. Bevor du aber Notizen machst: Du kannst dir ein komplettes Konzept als Vorlage herunterladen, die du dann mit deinen eigenen Inhalten ausfüllen und ergänzen kannst. Von mir, für dich. Denn ich weiss, wie anstrengend es sein kann, gefühlt Tausend Mal dasselbe einplanen zu wollen und dabei einfach nicht voranzukommen. Damit dir das nicht passiert, kannst du dir im folgenden Abschnitt gleich die Vorlage holen.

Erstelle ein Konzept

Jetzt, wo du dich ausgelebt hast, kannst du gezielt ein Fotoshooting planen. Du weisst nun, was dir gefällt und nicht gefällt, hast einen Stil entwickelt und weisst in groben Zügen, wie du bearbeitest. Vielleicht hast du auch auf das eine oder andere Bild zurück geblickt und dich gefragt, was du dir wohl dabei dachtest. Ich selbst verfiel dem Orange-Teal-Trend, den ich viel zu stark angewendet habe. Heute fasse ich mir an den Kopf dafür. Nun wird es Zeit, dass du deine Bilder nicht mehr nur in Lightroom bearbeitest, sondern auch ein Programm benutzt, bei dem du mehr Möglichkeiten hast. Weiterführende Hilfen erfährst du, wenn du es bis zum Ende des Beitrags schaffst – sowie viel ausführlicher im nächsten Teil dieser Serie.

Erst geht es um das Erstellen eines Konzepts. Darin entwickelst du eine Idee, die du umsetzen willst. Du entscheidest, welches Styling, welche Kleider du haben möchtest. Dafür schreibst du alles auf. Du suchst dir den Ort aus, gehst an die Orte und machst damit ein sogenanntes Locationscouting. Du erstellst ein Moodboard und sammelst Inspiration. Du schaust, welche Models den Look deiner Idee entsprechen. Für bestimmte Ideen brauchst du bestimmte Looks. Willst du ein Editorial oder willst du ein Commercial Shooting? Ein Editorial ist zum Beispiel nicht etwas, was du in einem Modekatalog findest, bei dem es darum geht, dass du Kleider in deinen Warenkorb hinzufügst. Das wären dann Fotos aus einem Commercial Shooting. Also: Du klärst ab, was du für Equipment benutzen willst, wo du Zugang zu einem Studio hast, welche Daten dir gehen würden, wann du das Shooting planen willst, was das Ziel des Shootings ist und noch viel mehr. Das klingt erst einmal nach viel, die Überlegungen lohnen sich aber. Sammle ganz viele Ideen, um deine Vision und deine Idee klar zeigen zu können.

Sammle Inspiration

Auch deine visuellen Ideen sollen gesammelt werden. Damit meine ich z.B. Bilder und Fotografien, die dich inspirieren und bei denen du denkst, «Wow, solche Fotos will ich auch machen!». Manchmal zeigen diese Fotos aber nicht das, was du dir in deinem Kopf vorstellst. In diesem Fall suche ich mir verschiedene Bilder aus, die dann nebeneinander meine Idee vermitteln können. Einzeln sind sie vielleicht nicht aussagekräftig, aber zusammen ergeben sie einen Sinn, um deine Vorstellung zu verstehen. Mein persönliches Lieblingstool zum sammeln von visuellen Ideen ist Pinterest. Darauf kannst du dir leicht Inhalte merken, stösst von einem Beitrag bei «Weitere Vorschläge» und fällst wie Alice im Wunderland «down the rabbit hole». Auch wenn ich darauf stundenlang Zeit verbringe und meine Ideen in den vielen Pinnwänden chaotisch geordnet sind, finde ich dennoch dadurch meine Muse und Sinn für Kunst.

Wie, wo, wann?

Planung. Planung. Planung: Lege fest, wo du wann und wie und wen und was fotografieren möchtest. Bei den meisten dieser Fragen kann ich dir zwar nicht weiterhelfen, aber ein Tool, das mir das Leben erleichtert hat, ist Doodle. Zusätzlich findest du hier ein Beispiel meiner Doodles, die ich zwar erstellt habe und anderen, die an meinem Projekt mitwirken sollten, schicken wollte, aber leider nicht wirklich zum Zug kamen. Wenn du willst, kannst du auch daran teilnehmen und zum Spass ein vergangenes Datum ankreuzen, um mal zu sehen, wie Doodle so funktioniert. Das Doodle «scheiterte» nicht etwa daran, dass ich die Models, Makeup-Artists und andere kreative Menschen nicht gefunden habe oder sie keine Zeit haben, sondern aus einem anderen Grund: Nachdem ich das Doodle aufwändig erstellt habe, stellte ich fest, dass das Fotostudio, das wir als Studierende der BFH bzw. HKB bzw. FHGR benutzen dürfen, bis auf zwei Daten ausgebucht und reserviert war. Das wäre ja eigentlich noch machbar, jedoch lagen die Daten in der kommenden und übernächsten Woche. Das war zu kurzfristig und die Chance, dass es allen Beteiligten an diesem Datum geht, war gering. Doodle wäre also eigentlich ganz praktisch gewesen. Übrigens darfst du gerne die Beschreibung darin für einen eigenen Doodle nutzen – ja, ich hatte sehr lange an dem Text gefeilt, im Gegensatz zu hier, wo mein Wissen geradezu heraussprudelt. Im nächsten Teil dieser Serie von Beiträgen entdeckst du dann mit mir viele weitere Tools, die ich im Selbstversuch erkundet habe. Wenn du aber ein Tool kennst, das viele nicht kennen oder du extrem hilfreich findest, schreibe es doch in die Kommentare oder sende es mir auf meine E-Mail bzw. auf meine Social Media Kanäle.

Call Sheet

Schon wieder ein englisches Wort. Die deutsche Sprache geht dabei ja völlig unter! Das hat aber einen Grund: Die ganze Film- und Mode-Industrie spielt sich nämlich im englischsprachigen Raum ab. Nicht falsch verstehen – natürlich kennen wir auch hier in der Schweiz eine (zwar) kleine aber feine Filmbranche. Aber sobald es darum geht, ein internationales Publikum zu erreichen, wird auf Englisch kommuniziert (jedenfalls, was die Unterlagen angeht). Darunter gibt es ein solches Dokument – das Call Sheet. Es wird sowohl für die Fotografie wie auch für Drehs angewendet. Es umfasst alle Informationen, die du und alle anderen Beteiligten deines Projekts brauchen, um zu wissen, wann sie wo auftauchen sollen. Darunter vor allem: Datum und Uhrzeit, wann das Projekt losgeht – die sogenannte Call Time -, Uhrzeit, an der das Shooting für alle zu Ende ist – die sogenannte Wrap Time, Kontaktdaten der verantwortlichen Person, Adresse sowie Tagesablauf. So bringst du alle in deinem Team auf denselben Stand.

Vorschau auf die Vorlage zur Planung eines Projekts

Die Vorlage kannst du hier herunterladen.

Stelle ein Team zusammen

Jetzt geht es um die Anfragen, in der du Leute aussuchst. Am Anfang erscheint das ganz schwer. Aber es gibt viele Menschen, die bereit sind, auf TFP-Basis (Trade for Print – im Gegenzug für Fotos) mit dir in einer Kollaboration zu arbeiten. Auch für sie ist es ein Gewinn, da sie vielleicht etwas Neues ausprobieren können und Bilder erhalten, die sie auch teilen und für ihr eigenes Portfolio verwenden können. Auch sie haben Ziele, die sie erreichen wollen. Ein*e Makeup-Artist*in will vielleicht mal ein berühmtes Model stylen, andere Maskenbildner*innen – sozusagen dieselbe Berufsgruppe auf deutsch – wollen einfach nur von ihrer Leidenschaft leben können und genügend Kunden anziehen. Eines der Models, die du fotografierst, will vielleicht einmal selbst auf dem Cover eines Magazins erscheinen oder den Laufsteg einer Fashion Week betreten. Dabei kann es sein, dass sich ihre Ziele mit deinen überschneiden. Denn du willst das Foto schiessen, das es auf das Cover schafft, und dein ideales Model will das Model auf diesem Cover sein. Das passt perfekt! Jede*r hat etwas davon. Am besten ist: Du sagst, was du machen willst und was das Ziel des Shootings ist. Zudem solltest du erwähnen, dass du dein potentielles Team nicht gebührend für ihre Arbeit entlöhnen kannst. Auch solltest du kommunizieren, wann sie die Bilder selbst veröffentlichen können, denn es kann gut sein, dass ein Magazin dir vorschreibt, die Fotos nicht vor dem Erscheinen der Ausgabe zu posten. Je nachdem, ob diejenigen, die du anfragst, dein Projekt spannend und interessant finden, entscheiden sie sich auch ohne Bezahlung mit dir zusammen zu arbeiten. Aber, wo findest du kreative Talente?

Model Call

Wenn es um Models geht, ist es anfangs total okay, wenn du jemanden anfragst, der bzw. die das hobbymässig verfolgt. Das können dann sogenannte Instamodels sein, die berüchtigt dafür sind, dass sie zwar den Lifestyle eines Models leben, aber kaum wie ein professionelles Model den Laufsteg betreten können. Das sieht dann eher amateurhaft aus. Dazu gibt es übrigens viele Videos auf Youtube, die berühmte Models mit Model-Influencern vergleichen.

Instamodels entsprechen aber vielfach nicht dem Look, den Magazine sehen wollen. Magazine wollen Einzigartigkeit, Ausdruck und Ästhetik, die in der Gesellschaft vielleicht nicht als Schönheitsideal angesehen wird. Deshalb lohnt es sich, nach Models Ausschau zu halten, die ihre Karriere professionell angehen wollen. Wenn du dir dann später in der Mode-Welt einen Namen gemacht hast, wirst du sehen, wie wichtig ein professionelles Netzwerk ist. Es kann nämlich auch sein, dass eines der Models, die du fotografiert hast, den Durchbruch in ihrer oder seiner Karriere schafft. Das kann dir auch helfen, dir einen Namen zu machen, denn vielleicht benutzt das Model eines deiner Bilder in ihrem Portfolio oder du hast ein Bild mit dem Model in deinem Portfolio und du wirst von kreativen Talenten und Magazinen angefragt, weil sie die Person im Bild wiedererkannt haben.

Wo findest du aber überhaupt Models? Wenn du selbst in deinem Umfeld niemanden kennst, der das verfolgt, mag es schwierig erscheinen. Sei aber nicht besorgt. Der erste Weg ist über Instagram; du kannst bei anderen Fotografen schauen, welche Models sie fotografiert haben, meistens haben sie das Profil verlinkt, wo du das Model leicht finden kannst. So kannst du auch gut sehen, ob es deinem Konzept entspricht und du kannst dir das Model aussuchen, nicht umgekehrt, dass das Model das Konzept bestimmt und in eine Idee hineingedrängt wird, die gar nicht zum Model passt und darauf abgestimmt ist. Andererseits kannst du es auch über die Suchfunktion probieren, einfach einmal Model und deinen Ort eingeben, da wirst du auch fündig, und kannst dir die Profile von ihnen ansehen.

Danach kannst du anhand der Bilder des Models entscheiden, ob das Model die nötigen Fähigkeiten hat. Modeln bedeutet nämlich nicht einfach nur hinstehen und fotografiert werden. Dahinter steckt viel mehr und wenn du als Fotograf*in mit dieser Einstellung an ein Shooting gehst, weckst du verärgerte Gemüter auf dich. Das ist mir auch schon einmal passiert, als ich ein Model gebeten habe, etwas für das Mieten eines Studios beizusteuern, denn auch sie nutzt ja das Studio. Das ist aber ein Ausnahmefall, dass ein Model den Fotografen zahlt, nur eben wenn es um Material geht. Ansonsten ist es nicht üblich, dass ein Modell für die Leistung eines Fotografen zahlt.

Ein anderer Weg ist eine Model-Agentur anzufragen. Bei Model-Agenturen ist es so, dass sie Models für Aufträge vermitteln, wie etwa einen Auftrag für ein Werbeshooting oder für ein Magazin Shooting. Das Model wird dann von den Auftraggebenden bezahlt, besser gesagt, die Auftraggebenden bezahlen die Agentur und die Agentur zahlt dann das Model. Das ergibt Sinn, da Firmen und Unternehmen sicher gehen wollen, dass sie die Qualität erhalten. Die meisten berühmten Models sind auch bei einer Agentur. Ein Unternehmen kann z.B. Giselle Bündchen für einen Auftrag buchen. Nur ist sie halt sehr teuer und das kannst du dir als Fotograf nicht leisten, nur damit es für eigene Zwecke in dein Portfolio kommt. Wenn du dann auch bezahlt wirst, dann kannst du dir das überlegen, ob Giselle Bündchen in das Budget, das du bezahlt bekommst, erhältst.

Jetzt fragst du dich sicher, warum du denn eine Agentur anfragen sollst, wenn du ja dafür zahlen musst. Da gibt es einen Trick. Und zwar fragst du (noch) nicht nach bestimmten Models auf der Seite. Du fragst erst, ob sie noch Models haben, die einen Testshoot brauchen. Ein Testshoot sind Fotos, die das Model braucht, um für bezahlte Aufträge gebucht werden zu können. Diese Fotos können dann auch auf der Seite der Agentur auftauchen, um das Model zu zeigen. Das Foto weckt dann das Interesse von Auftraggebenden, die das Model buchen möchten. Idealerweise sendet dir die Agentur die Namen und Bilder ihrer Models. Anhand dessen kannst du entscheiden, welche Models sich für dein Konzept eignen. Du kannst auch direkt der Agentur sagen, welche Art Model du brauchst. Auch das kannst du als TFP (Trade for Print) verstehen. Die Agentur erhält etwas, was sie braucht und du auch. Genauso erhält das Model die Bilder, die es braucht, um bei der Agentur gebucht werden zu können.

Um eine Agentur zu finden, kannst du eine Google Suche starten oder bei Instagram unter dem Stichwort «Agentur» nachschauen. Dabei wirst du bestimmt fündig, weil viele Agenturen ihr Social Media Image pflegen. So viel dazu, wie du Models findest. Wenn dein Konzept keine speziellen Kleider oder spezielles Makeup vorsieht, bist du hier schon fertig. Ebenso reicht es dir vielleicht, wenn sich das Model selbst schminkt, du es schminkst und es die eigenen, deine Kleider oder Kleider trägt, die du auf Zalando bestellt hast und wieder zurückschicken willst, bevor die Frist endet. Das ist aber nicht besonders umweltschonend, auch wenn du die Co2-Zusatzgebühr zahlst. Trotzdem ist es verständlich, wie praktisch das wäre. Wenn du aber die 30 Tage verpasst hast, musst du ganz viel zahlen und das wollen wir ja nicht.

Makeup-Artist

Es kann aber sein, dass du ein Konzept für ein Beauty-Shooting hast, wobei man nur das Gesicht oder gerade mal die Schultern sieht. Hierbei spielt Kleidung weniger eine Rolle. Styling von Makeup und Haaren aber schon. Vor allem, wenn es solche Nahaufnahmen sind. In diesem Fall kannst du wieder Instagram aufrufen und schauen, welche Makeup-Artists Models und Fotografen markiert haben. Darüber findest du viele bereitwillige Künstler*innen, die den Look deines Shootings verwirklichen können. Auch hier kannst du auf die Qualität ihrer Fähigkeiten achten. Am besten wählst du ein MUA – die Abkürzung für Makeup-Artist – welche*r einen ähnlichen Look schon einmal gestylt hat. Es lohnt sich z.B. nicht, eine MUA anzufragen, die auf dem Profil schlichtes und dezentes Brautmakeup macht, wenn du ein auffälliges unkonventionelles Makeup möchtest.

Zudem ist es wichtig darauf zu achten, dass die MUA sich auskennen, wie am besten für die Kamera geschminkt wird. Denn ein Makeup, das für einen besonderen Anlass gedacht ist, kann in einem Foto ganz anders als erwünscht aussehen. Es kann unerwünschte Dinge auf der Haut durchschimmern lassen, aber auch vor unvorteilhaftem Glänzen blenden, wenn zu viel Highlighter benutzt wurde. Für diejenigen, die das nicht kennen: Highlighter soll durch das Auftragen eines Schimmers die Wangenknochen betonen.

Andererseits ist ein Makeup für ein Fotoshooting nicht für Anlässe geeignet. Denn es kann schon mal dick aufgetragen werden. Ein Makeup für ein Shooting muss nicht besonders lange halten. Nach ein bis zwei Stunden und und bei genügend Bildern kann es wieder abgeschminkt werden, um einen neuen Look zu kreieren. Es muss ja nicht acht Stunden lang halten. Zudem kann Makeup für ein Shooting von blossem Auge aus gesehen schrecklich wirken, wie zehn Schichten getönte Crème auf der Haut. Dabei sieht die Haut auf den Bildern matt und ebenmässig aus.

Am besten ist, wenn dein Model sich möglichst kaum schminkt und nur an den Stellen abdeckt, die das Model kaschieren möchte – nicht mehr. So gehst du auf Nummer sicher. Makeup-Artisten sollten es jedoch am besten wissen, wie für ein Foto geschminkt werden sollte.

Auch eine gute Quelle, um Makeup-Artists zu finden, ist einfach mal zu googeln. Klingt leicht, ist aber effektiv. Viele MUAs haben ihre eigene Webseite, da sie ihr Geld mit Aufträgen von Privatpersonen für Anlässe verdienen und hin und wieder mal ein besonderes Shooting machen können. Also einfach mal anfragen.

Designer*innen und Stylist*innen

Last but not least: Dein Konzept verlangt besondere Kleider. Wie stellst du das an? Dafür gibt es Designer sowie Stylisten, die du anfragen kannst. Es gibt aber auch Ausleihsysteme für Kleider, bei denen du umsonst oder gegen ein kleines Entgelt Kleider mieten kannst. Oder sogar der Kostümfundus eines lokalen Theaters. An diesem Punkt wurde mir wieder klar, dass wir in Pandemie-Zeiten leben. Ich fragte den Kostümfundus der Vidmarhallen an, ein Theater in Bern. Die Antwort: Wegen Covid-19 haben sie zur Zeit geschlossen. Nichts gewesen. Vielleicht für später einmal – nach dem Virus.

Eine Möglichkeit ist, wie schon erwähnt, die Kleider einfach zu bestellen und innerhalb der Frist wieder zurückzuschicken. Wenn du Designer*innen und Stylist*innen anfragen möchtest, gehst du genau gleich wie bei Models und Makeup-Artist*innen vor: Um diese zu finden, schaust du einfach auf Instagram nach und gibst die jeweiligen Suchbegriffe ein oder schaust, welche Personen bei anderen kreativen Talenten markiert sind.

Es gibt auch Instagram Kanäle, welche Designer*innen kuratieren. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass, wenn du dann später eine Fotostrecke einem Magazin senden willst, die meisten Magazine wissen wollen, wer an diesem Projekt beteiligt war und was das Model trägt. Nein, es reicht nicht aus, zu sagen, es trägt eine blaue Hose und ein puffiges Oberteil. Sie wollen wissen, von welchem Designer bzw. welcher Designerin oder von welcher Marke die Kleider kommen. Das wird im Magazin abgedruckt.

Eine andere Möglichkeit – die ich entdeckt habe – ist, Textilfachhochschulen anzufragen. Studierende von Textilfachhochschulen oder anderen Kunstschulen fertigen immer wieder Kunstwerke und darunter auch Kleider an, die sie sicher auch in einem Magazin wissen wollen oder in einem eigenen Portfolio verwenden können. Auch bei anderen Formen von Kunstwerken lohnt es sich, Studierende oder Hochschulen anzufragen.

Praktisch ist natürlich auch, wenn sich dein Konzept um ein Fotoshooting für eine Schmuck-Marke handelt. Wie bei mir wirst du vielleicht angefragt, ob du Fotos für eine Schmuck-Marke machen kannst oder vielleicht sogar für einen Designer oder andere Künstler wie auch Studierende, die ein Kunstprojekt fotografiert haben möchten.

Kleiner Exkurs

Zudem kann es auch sein, dass du Hilfe für dein Projekt benötigst und du allein als Fotograf nicht die Kamera und auch noch einen Reflektor halten kannst. Dafür lohnt es sich, andere Fotograf*innen für eine Zusammenarbeit anzufragen und ihnen anzubieten, sie auch bei ihren Shootings zu unterstützen. Wichtig ist aber, dass andere Fotografen dich nicht ausnutzen sollen, wenn du die ganze Arbeit an der Planung übernommen hast. Mache also klar, was andere Fotografen bei deinem Shooting dürfen und nicht dürfen. Dürfen sie Fotos von der gleichen Location, mit dem gleichen Styling und dem gleichen Makeup und dem gleichen Model machen? Besser nicht. Sonst habt ihr beide ein zu ähnliches Portfolio, dass man meinen könnte, ihr habt einander kopiert. Das wollen wir ja nicht. Deshalb könnt ihr z.B. den Ort, das Styling oder das Model ändern bzw. wechseln. Das sorgt schon für Abwechslung.

Es müssen aber nicht unbedingt Fotografen sein, die dir aushelfen. Es können auch Personen aus deinem Umfeld sein, die nichts damit zu tun haben und einen Reflektor für dich halten oder dich beim Aufbau deines Equipments unterstützen können. Die Gefahr ist aber, dass sie dich immer wieder fragen müssen, wie sie jetzt etwas aufstellen sollen und dich am Ende mehr ablenken als unterstützen. Erkläre am besten soweit es geht vorher oder sorge dafür, dass jemand dir helfen kann, der bzw. die etwas von der Materie versteht.

Eine weitere Anfrage, die leicht vergessen geht, ist die für den Ort: Je nach Location – ein trendiges Wort für den Ort eines Fotoshootings – brauchst du eine Bewilligung oder musst die entsprechenden Stellen bzw. Behörden informieren. Kläre also ab, ob du eine Bewilligung oder Reservation benötigst.

Damit du es bei deinen Anfragen leichter hast, habe ich dir hier eine Vorlage, die du in E-Mails, Instagram-Nachrichten und auf anderen Portalen nutzen kannst, um dein Team zusammenzustellen. Die kursiv geschriebenen Worte dienen als Platzhalter für Dinge, die du individuell auf dich anpassen musst.

Guten Tag!

Für ein Fashion Editorial Projekt suche ich nach anderen Kreativen für die Zusammenarbeit und bin über Kavyar.com auf dich und deine Kunst aufmerksam geworden! Nun möchte ich dich fragen, ob du Interesse an einer Zusammenarbeit hast?

Das Projekt: Im Rahmen meines Multimedia Production-Studiums an der Fachhochschule Graubünden sowie der Berner Fachhochschule kann ich ein freiwilliges Projekt umsetzen. Dafür möchte ich ein Fashion Editorial fotografieren und diese dann einem Magazin einschicken. Das Equipment und ein Fotostudio stehen mir dank meines Studiums zur Verfügung, die kreativen Köpfe dafür leider (noch) nicht. Hier kommst du ins Spiel: Gerne gehe ich auch auf deine Ideen ein, es ist ja schliesslich eine Zusammenarbeit und du sollst ja auch etwas davon haben! Als Studentin verfüge ich leider nicht über die finanziellen Mittel, dich gebührend für deine Arbeit zu entlöhnen, deshalb wäre ich auf deine freiwillige (leider unbezahlte) Zusammenarbeit angewiesen. Im Gegenzug dafür erhältst du hochwertige retuschierte Fotos, die in einem Magazin veröffentlicht werden sollen und die du selbstverständlich für dein eigenes Portfolio nutzen kannst. Wie klingt das? Lass es mich wissen!
Vielen Dank im Voraus für deine Antwort, ich würde mich über eine Zusammenarbeit freuen!

Mit besten Grüssen,

Dein Name

Eigener E-Mail Entwurf

Hoffentlich wirst du durch diese Vorlage viele tolle Projekte realisieren können und die kreativen Köpfe dafür finden.

Say Cheese! Zeit für dein Fotoshooting

Jetzt wo du dein Team zusammengestellt hast und hoffentlich von allen angefragten eine Antwort erhalten hast, kannst du ihnen detailliertere Informationen zu deinem Konzept geben. Vorher solltest du dich möglichst kurz halten und nur notwendige Informationen mitteilen. Jetzt aber kannst du dein Team in die Details einweihen, wie etwa den Ablauf des Shootings und den jeweiligen von den anderen erzählen. Zudem musst du ja noch einen Termin oder einen Tag finden, an dem es allen geht. Kläre also am besten mit einem Doodle ab, wann alle Teilnehmenden können, so sparst du viele E-Mails und Nachrichten hin und her zu schicken.

Nun kann dein Shooting stattfinden; Ich wünsche dir jetzt schon gutes Gelingen und viel Spass dabei! Nach deinem Shooting ist es gut, ein kleines Update zu geben, wann die Bilder ungefähr fertig sein werden, wie sie diese erhalten (falls das noch nicht in deinem Konzept steht, das du ihnen geschickt hast). Du kannst natürlich auch abwarten, bis sie dich das fragen, aber etwas Klarheit schadet auch nicht und du bringst alle wieder auf denselben Stand. Gerade bei einem unbezahlten Projekt bietet sich die Gelegenheit für ein kleines Dankeschön an. Und andererseits haben alle getan, was sie am besten können – kreativ zu sein. Dafür verdienen alle – auch du – ein grosses Lob. Bravo!

Fotobearbeitung und Retusche

Jetzt bist du gefragt: Die Fotos sind gemacht, aber sie sind noch im falschen Datei-Format und noch nicht sortiert. Vermutlich hast du um die 1000 Bilder auf deiner Speicherkarte und weisst nicht wo vorne und hinten ist, wenn du deine Bilder durchsiehst. Ja, das sieht nach viel Aufwand aus. Je nachdem, welches Programm du für die Bearbeitung oder eben auch für die Sortierung deiner Bilder hast, kann es ganz schnell gehen. Aus Erfahrung habe ich gelernt, dass es am schnellsten mit einem Programm wie Adobe Bridge oder Adobe Lightroom geht, bei dem du mit Tastenkürzel und Tastenkombinationen die Bilder bewerten oder auch zum Ausschliessen markieren kannst.

Bei Lightroom und Bridge geht das ganz einfach mit x zum Ausschliessen und den Tasten von 1 bis 5 zum Bewerten mit Sternen von einem bis zu fünf Sternen. Ich selbst gehe einige Male durch alle Bilder durch. Beim ersten Durchschauen, schaue ich nur darauf, welche ich definitiv nicht nehme und welche ich ein zweites Mal durchschauen werde. Darunter dürfen dann auch mehrere ähnliche Bilder sein, ich muss mich also noch nicht mühsam für das eine oder das andere entscheiden.

Beim zweiten Durchgehen schaue ich dann darauf, welche Version von den ähnlichen Bildern ich nehmen will. Vielleicht entdecke ich weitere Fotos, die ich doch nicht in die Bearbeitung aufnehmen will, weil sie dann doch unvorteilhaft sind, oder ich noch eine kleine Unschärfe entdecke, die mir nicht sofort aufgefallen ist.

Die Bilder, für die ich mich entscheide, bewerte ich dann mit drei Sternen, von da aus kommen die Best ofs der Bilder fünf Sterne und alles, was zwar toll wäre, aber zu viel wäre, kommt quasi als Zusatzmaterial in die Kategorie mit vier Sternen.

Bei Lightroom und Bridge lassen sich diese Bewertungen filtern, sodass du von diesem anfänglichen Berg von Arbeit nur noch die Bilder vor dir hast, die du tatsächlich bearbeiten möchtest. Bevor du aber damit beginnst, sollst du wissen, dass viele professionelle wie auch bekannte Fotografen ihre Fotos nicht selbst bearbeiten. Das überlassen sie meist ihren Assistenten und Praktikanten oder sie senden die Bilder zu einem oder einer professionellen Retuscheur*in.

Zwar könntest du Retuscheur*innen dasselbe anbieten wie den Models, Makeup-Artisten und Stylisten aus deinem Team. Nämlich, dass sie die Bilder auch verwenden dürfen. Wenn das geht, wäre das toll. Aber die Möglichkeit besteht, dass sie das nur gegen Bezahlung machen. Im Gegensatz zu den Mitwirkenden aus deinem Team sind die Preise eines Retuscheurs bzw. einer Retuscheurin nicht so hoch bzw. sie werden pro zu bearbeitendes Bild gerechnet.

Gehen wir also davon aus, dass du dich hart durch deine tollen Bilder gekämpft hast und dich für fünf der besten entscheiden konntest, dann müsstest du nur für fünf Bilder bezahlen. Je nach Retuscheur gibt es unterschiedliche Preise. Und ein kleiner Tipp unter Studierenden: Retuscheure aus Russland sind günstig, aber dennoch retuschieren sie Bilder sehr hochwertig.

Auch Retuscheure haben meistens ein Instagram-Profil, um ihre Dienstleistung Fotografen zu zeigen. Du kannst also gut auch auf Instagram nach Retuscheuren und Retuscheurinnen suchen und sie kontaktieren. Achte darauf, dass sie seriös sind und nicht seltsame Zahlungswege von dir verlangen.

Bevor du aber deine Bilder zur Retusche schickst, solltest du alles andere, was du vorher machen kannst, bearbeiten. Das heisst, du kannst zum Beispiel die Farbe anpassen. Dann können die Bilder gesendet werden und du erhältst ein hochwertiges retuschiertes Bild zurück, das glatt einem Magazin entspringen könnte.

Fast. Bald sind wir so weit. Vermutlich wird dir eine TIFF-Datei gesendet. Dieses Datei-Format ermöglicht es, dass du immer noch Bearbeitungen vornehmen kannst und du auch deine eigenen Einstellungen verlustfrei anpassen kannst, bis du endgültig zufrieden mit deinen Bildern bist.

Wenn du dich aber entscheidest, sie selbst zu bearbeiten – was übrigens eine Kunst ist – dann schau dir doch Tutorials dazu an, damit du es erlernen kannst. Für mich hat sich die «Frequency Separation»-Technik als sehr bewährt erwiesen. Dabei wird dein Foto in verschiedene Frequenzen unterteilt, was so viel heisst, wie: Die Textur deines Fotos wird von deinem Bild als Ebene erstellt, die von der Unschärfe in deinem Bild getrennt wird. Das ganze Prozedere ist viel komplexer, als ich es in den wenigen Sätzen beschreiben könnte. Jedenfalls ermöglicht es dir, die Farben in deinem Portrait zu korrigieren, ohne dass du dabei die Textur der Haut weichzeichnest oder sie durch andere Stellen im Bild ersetzt. Das gilt auch umgekehrt: Du kannst einen unerwünschten Pickel von der Textur retuschieren, ohne dass du dabei einen anderen Teil deines Fotos verwenden musst – fast wie eine Collage oder ein Patch-Work.

Weitere Tutorials, die du dir hineinziehen kannst, sind diejenigen zur «Dodge and Burn»-Technik. Gleich wie bei der «Frequency Separation», erhältst du dabei die maximale Qualität deiner Fotos. Bei dieser hingegen bin ich selbst nicht wirklich Expertin. Das Prinzip ist, dass du helle und dunkle Stellen im Bild bearbeitest. Dabei korrigierst du die Stellen, die zu hell sind und hellst diese auf, die zu dunkel sind. Oder umgekehrt: Du verdunkelst Stellen und hellst andere Stellen auf. Bis jetzt klingt es relativ simpel, aber wenn du das erst einmal bei allen Poren in einem Gesicht anwendest, kann es dir leicht auf die Nerven gehen. Denn so kommen die Details und die Textur der Haut zustande. Nichtsdestotrotz: Entscheide dich für eine dieser Techniken oder anderen Bearbeitungsmethoden und du kannst schon loslegen.

Nun musst du die Bilder nur noch im gewünschten Format abspeichern und sie gebührend und genügend auf deinen Geräten und externen Festplatten absichern; auch die Dateien, die du nicht bearbeitet hast. Wer weiss, vielleicht findest du die Bilder in zehn Jahren wieder und findest die Bearbeitung schrecklich und du verspürst den Drang, sie erneut zu bearbeiten.

Distribution: Deine Fotos gehen um die Welt

Juhuu! Deine Bilder sind fertig und sie sind bereit, veröffentlicht zu werden. Ziel dieser Bilder ist es, in dein Portfolio zu kommen, also kannst du die Bilder erstens den Mitwirkenden in deinem Team über Tools wie WeTransfer senden, das meistens für diese Datenmenge reicht. Dann kommt deine Portfolio-Seite. Was? Du hast noch keine? Ich schon, aber die könnte besser aussehen. Wie du das anstellst, zeige ich dir ausführlich im nächsten Teil. Hier kannst du aber schon einmal mein altes Portfolio sehen sowie viele Versuche, ein Neues zu programmieren:

Mein altes Portfolio.

Meine Versuche, ein ausgefallenes Portfolio auf Codepen.io zu programmieren.

Modefotografie lebt von den Menschen und Kontakten. Daher ist es wichtig, dass du auf dich aufmerksam machst. Social Media ist einer der besten Wege dafür. Wenn du nicht schon ein Profil für deine Fotografie hast, wird es Zeit, eines einzurichten. Entscheide dich, welche Plattformen du mit deinen Fotos bespielen willst und wo dich am besten Magazine, Models, MUAs, Designer und Stylisten entdecken können sowie auch andere potentielle Auftraggeber*innen.

Für Modefotografie durchforste ich Instagram- und Facebook-Gruppen, evtl. sogar LinkedIn, da dort viele professionelle Personen unterwegs sind. Schaue dir an, welche Formate, Dateigrössen und Bildergrössen diese anfordern und passe deine Bilder diesen an. Stelle sicher, dass du dabei auch alle Beteiligten markierst oder im Beitrag vermerkst und auch die Social Media Profile deiner Mitwirkendenkennst, damit du dich optimal vernetzen kannst.

Sobald die anderen aus deinem Team sehen, dass du sie markiert hast, können sie deinen Post mit ihren Followern teilen und du erhältst mehr Reichweite. Je mehr Leute deine Werke sehen, desto mehr erhöht das deine Chancen, dass eine Vertretung eines Magazins, potenzielle Auftraggeber und zukünftige kreative Mitwirkende auf dich stossen und dich dann für einen Auftrag buchen oder für ein Projekt anfragen. Manchmal helfen dir auch die richtigen Hashtags dabei.

Zu guter Letzt solltest du deine Fotos nicht nur auf den gängigen sozialen Netzwerken veröffentlichen, sondern auch auf Plattformen, die für die Modeindustrie und Zeitschriftenbranche ausgelegt sind. Einer der bekanntesten in der Branche ist Kavyar.com. Auf dieser Seite kannst du ein Profil erstellen und einige deiner Bilder hochladen, damit dich andere aus der Branche finden und sehen, was du machst. Dort kannst du dich super mit anderen kreativen Menschen vernetzen und sie auch dort für ein Projekt anfragen oder sogar von anderen angefragt werden. Darauf findest du viele berühmte und begabte Fotograf*en wie Natascha Lindemann, von denen du viel lernen kannst. Manche bieten sogar Weiterbildungskurse an oder vermitteln dir in einem Kurs den Inhalt dieses Artikels.

Kavyar ist aber nicht nur eine Plattform zum Netzwerken, sondern auch eine Plattform, wo du deine Fotos an Online- und teilweise sogar Printmagazine einsenden kannst. Die Magazine teilen jeweils in der Ausschreibung mit, bis wann du deine Fotos einsenden kannst, wie viele es maximal sein sollen, welche Dateigrösse sie haben sollen und was es für ein Magazin ist. Wenn du dann deine Bilder eingesendet hast, hängt die Entscheidung vom Magazin ab, ob sie diese nehmen wollen. Denn es gibt auch ganz viele anderen Fotografen, die – wie du – auch gerne veröffentlicht werden wollen. Manche Magazine bieten dir sogar einen Vorteil gegen Bezahlung an, dass sie deine Bilder schneller anschauen oder du dafür höhere Chancen erhältst. Probiere es aber doch erst bei verschiedenen Magazinen aus, bevor du verzweifelt dein Geld an ein solches Magazin gibst.

Stell dir einmal vor: Dein Smartphone leuchtet auf und du erhältst eine E-Mail Benachrichtigung von Kavyar. Darin steht, dass deine Bilder für die nächste Ausgabe des Magazins genommen wurden. Ein Schrei vor Freude löst sich aus deiner Stimme. Du hast es geschafft. Was nun? Erst einmal erhältst du von ihnen eine Datei mit der Seite ihres Magazins, in der dein Bild veröffentlicht wird oder wurde. Was soll ich denn mit diesem Bild?

Dieses Bild ist sehr wichtig: Du brauchst es nämlich, um dein Portfolio aufzubauen. «Aber ich habe doch schon ein Portfolio», denkst du dir vielleicht. Ja, ich weiss und nein, wir machen keine doppelte Arbeit. Nennen wir es dein Magazin-Portfolio. Wenn du dann ganz viele Bilder mit den Seiten von Magazinen hast, auf denen deine Bilder sind, sehen immer grössere Magazine, dass du bereits in vielen kleineren Magazinen veröffentlicht wurdest.

So schaffst du es dann auf das Cover von Vogue – oder besser gesagt deine Fotos. Sobald du es auf das Cover von Vogue geschafft hast, bezahlt dich Vogue für deine Arbeit und gibt dir somit einen Auftrag. Nicht nur bei Vogue läuft das so, sondern auch schon bei weniger bekannten Zeitschriften. Die meisten Modefotografen können aber nicht nur von diesen Aufträgen leben, sondern sehen das eher als guten Nebenverdienst an und gehen daneben noch einer anderen Beschäftigung nach.

Ausblick

Gratuliere! Du bist jetzt offiziell Expert*in für Modefotografie und weisst jetzt, wie es bei Vogue und Co. zu und her geht – jedenfalls fast. Das war nur der erste von fünf Teilen, viele weitere werden dich noch erwarten, in denen du gleich miterleben kannst, wie ich als Fotografin versuche, in einem Magazin veröffentlicht zu werden. Eine kleine Vorschau auf den nächsten Teil: Du kannst mit mir zusammen lernen, wie du eine Portfolio Webseite aufbaust, sodass sie bereit für deine Fotokunst ist. Bis bald!

(ash)

Eigentlich war die Umsetzung eines Fotoshootings für dieses Projekt vorgesehen, jedoch wurde es durch verschiedene Faktoren verzögert und es war zeitlich nicht mehr möglich. Das folgt aber in einem nächsten Teil. Dennoch habe ich sehr viel Zeit in die Planung, Ideation, Brainstorming und Mindmapping investiert, bis hin zum Anschreiben von Anfragen und Organisieren der Leute. Das sieht man aber hier leider nicht. Deshalb habe ich versucht, das, was ich daraus gelernt habe, anderen zur Verfügung zu stellen mit Vorlagen. Ich hoffe ihr könnt sehen, wie viel Leidenschaft und auch Aufwand dahintersteckt, das ganze Wissen zu recherchieren und bereitzustellen.

Gegen den Schluss wurde es etwas knapp mit der Zeit und ich konnte mir nicht mehr so viel Mühe geben, wie zu Beginn. Daraus habe ich gelernt, mir meine Zeit besser einzuplanen, was ich nun mit meiner eigenen Vorlage tun kann 🙂

Ich habe etwas knapp den Artikel / Blog-Beitrag zur Überprüfung eingereicht – leider nicht ganz so vollständig wie ich es haben wollte. Ich hoffe deshalb, dass es nichts macht, dass ich ihn solange ich noch gerade dran bin, ihn ergänze / korrigiere und ihn dann erneut zur Überprüfung einreiche.