Der ultimative Guide zu Crypto-Kunst

Illustration einer verpixelten Mona Lisa im goldenen Rahmen vor einem Publikum

Stell dir vor, es gibt einen Weg, wie du deine digitale Kunst verkaufen und davon leben kannst. Non-fungible Tokens – kurz NFTs – machen es möglich. Zu schön, um wahr zu sein? Finde es heraus und begleite mich auf meinem Selbstversuch zur Krypto-Künstlerin.

Es ist der 21. März 2006 als Twitter Gründer, Jack Dorsey, seinen ersten Tweet veröffentlicht. «just setting up my twttr», postet er ins Nichts – als er erster und einziger Nutzer seiner Plattform war. 2019 zählt Twitter 134 Millionen täglich aktive Nutzer. Wie schafft es also der allererste Tweet neben den Milliarden anderen Tweets noch immer aktuell zu bleiben? Nach 15 Jahren ist der Tweet zwar noch nicht museumsreif, dennoch schafft er es in die Schlagzeilen. Jack Dorseys Tweet stand als non-fungible Token bis zum 22. März 2021 zum Verkauf und wurde von User @sinaEstavi für 1630.5826 Ether – umgerechnet sind das 2,915,835.47 US-Dollar – ergattert. So viel Geld für einen Tweet? Ja, jemandem war es sogar knappe drei Millionen US-Dollar wert. Das ist nur eines von vielen Beispielen, über die du in deiner Recherche zu non-fungible Tokens stossen wirst. Wenn selbst ein Tweet als ein Token durchgehen kann, was sind NFTs überhaupt? Bis jetzt sind NFTs für dich ein abstrakter Ausdruck für digitale Kunst, für die grosse Beträge bezahlt werden. Im Grunde genommen sind sie das auch. Aber es gibt noch mehr, was du darüber wissen sollst. Vor allem, wenn du planst selbst eines zu erstellen und versteigern oder eines zu ergattern.

Was sind NFTs? 

Ausformuliert steht NFT für non-fungible Token, was bei dir wohl mehr Fragen als Antworten aufwirft. Non-fungible heisst soviel wie «nicht tauschbar»; Im Gegensatz zu fungible Tokens, wie etwa Bitcoins, nicht ersetzbar oder austauschbar. Denn eine Währungseinheit von einem Bitcoin hat einen festgelegten Wert. Genauso wie ein Schweizer Franken gegen einen anderen Schweizer Franken getauscht werden kann. Der Wert bleibt derselbe. Ein NFT kann jedoch nicht gegen ein anderes NFT getauscht werden und denselben Wert behalten. Denn die non-fungible Tokens sind Unikate – sie sind einzigartig und rar. Ein Token kann dabei als ein digitales Zertifikat verstanden werden – wie eine Besitzurkunde, die festlegt, wer das digitale Gut besitzt und woher es kommt. Bei den virtuellen Unikaten gibt es keine Grenzen, was als NFT gelten kann. Deiner Kreativität sind also keine Grenzen gesetzt. Um dir dennoch einen Anregung zu geben: Die non-fungible Tokens werden oftmals als digitale Kunstwerke, Musik, In-Game Objekte, Sammelkarten und sogar als Memes gehandelt. Diese Artefakte werden dann auf einer Datenbank gesichert und gespeichert, so dass sie von den Auktionär*innen oder auch Käufer*innen gefunden werden können. Stellen wir uns doch einmal vor, du stellst ein NFT her, lädst es auf eine Marktplatz hoch und es findet Anklang bei einem potentiellen Käufer oder einer Käuferin. Entweder deine Interessenten erwerben dein mehr oder weniger wertvolles Token für einen festgelegten Preis oder es wird dafür bei einer von dir eröffneten Auktion geboten. Dabei können deine Interessenten um das NFT bieten, wobei die höchstbietende Person die Eigentumsrechte deines Unikats erhält. Dieser Kauf wird im System – in der Blockchain – vermerkt und es lässt sich zurückverfolgen, wem dein Artefakt nun gehört und in wessen Besitz es ist. So können Besitzverhältnisse im Internet geregelt werden.

  • NFT = Non-fungible Token
  • Non-fungible = nicht ersetzbar, nicht-austauschbar
  • Token = digitales Zertifikat

Merkmale eines NFT:

  • einzigartig (Einzigartigkeit)
  • nicht-austauschbar
  • nicht ersetzbar
  • unveränderbar
  • authentifizierbar und verifizierbar
  • überprüfbar nach der Herkunft
  • echt
  • Mit Blockchain-Technologie
  • Eigentum des Künstlers oder des Käufers
  • knapp, selten, rar (Knappheit)
  • Mit zugeschriebenem, wahrgenommenen, subjektiven Wert
  • sammelbar
  • nicht verfälschbar, keine Fälschungen möglich
  • virtuell und digital

Wie funktioniert NFT?

Dein NFT ist nicht einfach auf einer Cloud. Nein. Nachdem du dein NFT hochgeladen hast, wird ein Block in der Blockchain hinzugefügt. Du kannst dir das als eine Kette von Blöcken vorstellen, die Informationen speichern. Die Informationen in einem Block können dabei nicht verändert werden. Durch das Hochladen deines NFT hast du einen Block erstellt, das durch ein Peer-to-Peer Netzwerk überprüft und dabei von einem zum anderen Computer gesendet wurde. Wenn alles stimmt, wird der Block der Kette hinzugefügt, wobei nur die Kopie dieses Blocks verbreitet und anderen Nutzern gezeigt wird. Von da aus können andere dein Unikat ansehen und es ergattern. Blockchains gelten als sehr sicher, da sie auf eine bestimmte Weise aufgebaut sind. Sobald ein Block kreiert wurde, wird ein einzigartiger und identifizierbarer Fingerabdruck erstellt – ein sogenannter Hash. Damit eine Kette entsteht, wird in einem Block auch immer der Hash, also der Fingerabdruck, des vorherigen Blocks gespeichert. So wird sichergestellt, dass die Daten unverändert sind und eine sichere Kette besteht. Wenn aber der Hash des vorherigen Blocks nicht übereinstimmt, weil der Block beispielsweise verändert wurde, dann werden die folgenden Blöcke als ungültig erklärt. Veränderte Blöcke treten also gar nicht mehr in der Blockchain auf, sondern es befinden sich nur noch gültige Blöcke in den Ketten der Blockchain. Nebst dem Hash sowie dem Hash des vorherigen Blocks befinden sich auch Daten im jeweiligen Block. Die Daten enthalten etwa Informationen über Transaktionen – wie Käufe, Absender, Empfänger und Betrag des Kaufs.

Umweltbedenken

Problematisch werden Blockchains aber, wenn sie nach dem Proof-of-Work-Prinzip funktionieren. Nach diesem Prinzip lösen mehrere Computer gleichzeitig ein Rätsel, um einen Schlüssel zu erschaffen, durch den ein neuer Block mit der Kette verbunden wird. Der Computer, der das Rätsel löst, bekommt eine Kryptowährung. Alle anderen Computer, die das Rätsel nicht oder zu spät gelöst haben, haben umsonst ihre Energie aufgebracht und verschwendet. Das löst Diskussionen rund um die Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung von fossilen Brennstoffen aus. Deshalb werden Blockchains, die nach dem Proof-of-Work-Prinzip funktionieren, als nicht umweltschonend beschrieben, da sie unnötig Energie verbrauchen, die für andere, sinnvollere Leistungen hätten verwendet werden können. Wenn es ein Proof-of-Work-Prinzip gibt, muss es doch ein anderes Prinzip geben, das nachhaltiger ist? Ganz genau. Dieses Prinzip nennt sich Proof-of-Stake-Prinzip. Damit wird ein Verfahren bezeichnet, das zuerst einen Konsens zwischen Computern herstellt, welcher Computer nun das Rätsel löst und den Schlüssel erschaffen soll. Der Vorgang der beiden Prinzipien wird als Mining bezeichnet. Dieses fällt deutlich zeit- und energieschonender beim Proof-of-Stake-Prinzip aus. Wo treffe ich aber auf die Blockchain? Je nach Plattform, die du für den Verkauf oder die Versteigerung deines Unikats auswählst, ist diese auf einer bestimmten Blockchain aufgebaut. Die bekannteste Plattform, Opensea, benutzt eine Blockchain, die auf dem Proof-of-Work-Prinzip funktioniert. So auch NiftyGateway, Rarible und SuperRare. Andere Plattformen hingegen nutzen Blockchains mit dem Proof-of-Stake-Prinzip, wie etwa hic et nunc, Davinci Gallery, NFT Maker und viele andere, die alle in einer verlinkten Tabelle aufgelistet sind.

Liste von Clean NFT Blockchains und Marketplace Plattformen von CleanNFTs.org

Selbstversuch

Nun, wo du weisst, was hinter der Technologie des neuen Phänomens steckt, willst du sicher wissen, wie du selbst ein NFT erstellst und das grosse Los im Lotto, oder besser gesagt in der Kryptowelt ziehen kannst. Ich machte den Selbstversuch: Du erfährst alles, was du über die NFT-Welt wissen musst. Und nein, du musst dafür (noch) nicht Künstler oder Künstlerin sein und wissen, wie du ausgeklügelte CGI-Effekte erstellst. Wenn du das kannst, bist du sicher am richtigen Ort und wenn nicht, kannst du dir mit NFTs etwas dazuverdienen, um es noch zu lernen.

Erster Schritt

Als erstes brauchst du eine Krypto Wallet, damit dir das Geld auch ausgezahlt werden kann. Du kannst dir das wie ein Konto vorstellen, denn ohne Konto kann dir niemand einen Betrag einzahlen. Auch für Dienste wie PayPal brauchst du schliesslich ein Konto, von dem du zahlen kannst und auf das andere Geld überweisen können. Es gibt verschiedene Dienste, bei denen du eine Krypto Wallet erstellen kannst. Ich lud die über Opensea empfohlene Chrome-Extension herunter – die MetaMask Krypto Wallet https://metamask.io/ . Beim Erstellen einer digitalen Brieftasche erhältst du einen Seed Phrase. Das ist ein Satz bestehend aus Wörtern, die zusammen nicht unbedingt einen Sinn ergeben. Dieser Satz kommt dann zum Einsatz, wenn du deinen Account wiederherstellen musst oder du dein Passwort vergessen hast. Die meisten Anbieter einer digitalen Brieftasche werden dich dazu auffordern, den Seed Phrase an einem Ort aufzuschreiben, abzulegen oder zu speichern, wo du ihn wieder findest. In meinem Fall wurde ich auch noch aufgefordert, bestimmte Worte meines Seed Phrase wiederzugeben, um zu beweisen, dass ich ihn hinterlegt habe. Sobald du einen Account bei einem Krypto Wallet Dienstleister erstellt hast, kann es weiter gehen. Falls du aber einen bestimmten Marktplatz nutzen willst, lohnt es sich vorher nachzuschauen, welche Krypto Wallets damit kompatibel sind. Ansonsten kann diese leicht gewechselt werden, indem du eine Art ID bei deiner neu gewählten Wallet eingibst.

Zweiter Schritt

Wenn du NFTs verkaufen willst, werden dich die meisten Marktplätze dazu auffordern, Transaktionsgebühren zu bezahlen. Indem du diese zahlst, wird dein NFT als Block zur Blockchain hinzugefügt. Um diese zu zahlen, musst du mit deiner Krypto Wallet Ether kaufen. Zufälligerweise ist die Abkürzung der Währung die gleiche wie eine der bekanntesten Hochschulen der Schweiz – die ETH. In diesem Fall steht ETH aber für Ether. Wieviel die Transaktionsgebühren – häufig auch «Gas»-Gebühren genannt – kosten, ist nicht überall gleich. Bei meinem Versuch Kryptowährung zu erwerben, scheiterte der Prozess an diversen Stellen. Einmal wurde der Vorgang bei der Bestätigung immer wieder abgebrochen und ein anderes Mal passierte gar nichts, als ich den Knopf auf weiter drückte. Noch bin ich mir nicht sicher, ob es vielleicht sogar an der Bank liegen könnte, die dem Ganzen nicht traut – oder vielleicht nur meinen fünf aufeinanderfolgenden Versuchen zehn Franken zu überweisen.

Dritter Schritt

Als Nächstes folgt die Auswahl deines bevorzugten Marktplatzes. Es gibt viele verschiedene Handelsplätze mit ebenso unterschiedlichen Schwerpunkten. Einige spezialisieren sich auf den Verkauf von virtuellem Land, andere auf den Verkauf von kuratierter digitaler Kunst. Auf jeden Fall gibt es sicherlich einen massgeschneidert für dich. Zudem kannst du auch solche auswählen, die auf ihren ökologischen Fussabdruck achten und dabei Blockchain-Technologien verwenden, die das Proof-of-Stake-Prinzip anwenden. Dadurch entstehen weniger Co2-Emissionen. Verlinkt ist hier eine Liste mit Plattformen und deren Blockchain-Technologie.

Vierter Schritt

Jetzt kommt der Teil, auf den du gewartet hast. Endlich kannst du mit deiner Kunst loslegen! In diesem Schritt ist vor allem deine Kreativität gefragt. Du selbst kannst entscheiden, ob es eine Illustration, eine Grafik, ein Foto, ein Video oder sogar eine Animation sein soll. Dafür stehen dir alle Mittel offen/zur Verfügung, ob Adobe Programme, Procreate, DaVinci Resolve, Unity, Blender oder sogar MS Paint. Du allein entscheidest, wie du deine Kreativität umsetzen willst und was du damit darstellst. Das einzige, worauf du achten kannst, ist, dass einige Plattformen nur bestimmte Datei-Formate akzeptieren. Bei Bildern können beispielsweise nur PNG-Dateien und keine JPEG-Dateien akzeptiert werden. Ansonsten werden die weitgehend gängigen Formate akzeptiert, wie etwa MP3 und MP4. Allerdings können manchmal auch andere Formate hochgeladen werden, wie auch GIFs oder sogar WEBP.

Fünfter Schritt

Nun, wo du dein Kunstwerk erstellt hast, kann es weiter gehen, indem du dein Unikat hochlädst und die Transaktionsgebühren für die Erstellung eines Blocks in der Blockchain zahlst. Die Gebühr variiert je nach Upload-Menge, Kurs und anderen Faktoren. In einer Puls-Reportage wurde beim Selbstversuch bis zu 120 Euro bezahlt. Nach der Zahlung ist dein Kunstwerk für alle im Internet zu finden und es kann gekauft oder dafür geboten werden.

Mein erstes NFT

Nach langem Probieren und Studieren habe ich es endlich geschafft: Ich habe mein erstes NFT erstellt. Ich stellte mir das Ganze zu Beginn viel einfacher vor, dass ich nur ein Bild in einem anderen Format abspeichern müsste. Aber ich habe nun einen spannenden Ausflug in die Krypto-Welt hinter mir. Und alle im Internet können nun mein NFT kaufen! Ja, auch du. Natürlich nur, wenn du möchtest. Keine Angst, die Preise sind tief. Jedenfalls glaube ich das. Den Wechselkurs von Kryptowährungen bin ich mir nicht so gewohnt. Nach dem Umrechnen sind es ca. einen Franken. Technisch gesehen sind es mehrere erste NFTs, da ich beim Warten auf das sogenannte Minting gleich mehrere Versuche gestartet habe.

Mein NFT auf Hic et Nunc

Mein anderes NFT auf Bazaar Market

Hier kannst du meine Transaktionen zu den NFTs verfolgen.

NFT Verkaufs-Plattformen:

  • Opensea: Die grösste Plattform
  • SuperRare: Kuratierte NFT Kunst
  • DecentraLand: virtuelle Grundstücke
  • News: NFT bald auf Ebay erhältlich

Honorable Mentions von NFTs:

Weitere tolle NFT Projekte:

(ash)

Gelungen

  • Nach etlichen Versuchen hat es endlich geklappt und ich habe es geschafft, die NFTs hochzuladen. Probiert es selbst einmal. Es ist gar nicht so einfach.
  • Mich hat das Thema sehr fasziniert und ich habe das Gefühl, ich konnte gut erklären, was es ist, auch wenn es mir selbst erst neu war.

Learnings

  • Sehr gerne würde ich dieses Thema weiter verfolgen und wirklich auch Zeit in die Erstellung eines NFT-Kunstwerks investieren. Ich habe festgestellt, dass viele NFTs etwas Sci-Fi mässiges, abstraktes oder gar düsteres an sich haben und technisch eher aufwändig sind, darunter etwa 3D Modelle. Ich sass eine Weile an einem Versuch 3D Kunst zu gestalten mit Blender, da ich das Programm aber noch nicht genügend kenne, konnte ich das nicht fertigstellen. Deshalb habe ich meine Fotografien als NFT erstellt.
  • Gerne hätte ich mehr visuellen Inhalt dem Beitrag hinzugefügt, mir fiel es aber schwer, das Thema zu visualisieren.
  • Ich habe gelernt, wie vorsichtig mensch mit Geld umgehen muss! Auch mit Krypto Geld! Vom einen zum anderen Versuch schob ich Geld hin und her. Die eine Plattform verlangte eine andere Währung als die andere und wieder musste ich eine neue Währung kaufen.
  • Ich habe viel Zeit investiert, ohne direkt Resultate davon zu sehen. Teilweise war es auch frustrierend, dass nichts zu klappen schien. Daraus habe ich gelernt, dass ich meine Zeit besser einteilen sollte und mir Rat von anderen einholen sollte. Das nächste Mal werde ich eher jemanden fragen, um mir zu helfen, wenn ich selbst nicht weiterkomme oder schon eine Stunde lang am selben Problem sitze.