Redesign Tichu

Hast du schon einmal den Kultklassiker «Tichu» gespielt? Wenn ja ist dir sicher schon einmal das etwas aus den Jahren geratene Kartendesign aufgefallen. Es gibt definitiv bereits genügend Jass- und Pokerkarten-Alternativen, jedoch konnte ich keine von «Tichu» finden.
Die erste Frage, die ich mir gestellt habe ist, was für ein Thema mein Redesign haben soll. Dabei war mir klar, dass ich einigermassen nahe am Originaldesign bleiben möchte. Da ich einige Jass-Sets mit Kunst besitze, habe ich mich nach Kunst aus China (wo das Spiel nach der Legende herkommt) umgeschaut. Zugleich kam mir in den Sinn, dass public.work und das MET-Museum öffentliche Bibliotheken von Kunst bei welchen das Urheberrecht nicht mehr gilt.
Beim Doomscrollen durch diese Bibliotheken wurde mir klar, dass das Projekt mit nur chinesischer Kunst wohl etwas schwierig werden würde. Also habe ich, das «theme» auf Südostasien erweitert. Tichu besteht aus vier Farben/Symbolen, welche alle wenig aussagekräftig sind. Ich habe mich für etwas abgeänderte Farben und Symbole, bestehend aus Schwert, Kamera, Gemälde und Muster, entschieden. Die Symbole habe ich in Illustrator umgesetzt.
Bei der Suche nach einem Hersteller, der komplett individualisierte Karten in der Stückzahl von Tichu produziert, habe ich mich sehr schwer getan. In der Schweiz habe ich keinen Produzenten gefunden, jedoch wurde ich mit printerstudio.de dann doch noch fündig.
Design
Also geht es nun ans Designen. Doch wie gross ist eigentlich eine Pokerkarte? 6.4 x 8.9 cm klar aber wie bei jedem Print ist die Safe-Area und die Bleed Line ziemlich wichtig. Zum Glück habe ich auf der Webseite des Kartenherstellers ein PSD File für genau das gefunden. Mit dem Design sieht das dann so aus:

Zuerst habe ich die Rückseiten der Karten gemacht:

Davon habe ich auch die 5 Farben für mein Design abgeleitet: Orange, Gelb, Dunkelblau, Türkis und Pink. Die Farben habe ich direkt von diesem Poster aus Japan genommen.
Schwerter
Zuerst habe ich die Schwerter-Karten gemacht. Als Inhalt für diese Karten habe ich mich für tsuba entschieden. So nennt man die Ringe oberhalb des Griffes bei traditionellen Samurai-Schwertern. Besonders ab 1603, als die Samurai nicht mehr so oft in den Krieg ziehen mussten, wurden die Designs der tsuba zunehmend extravaganter und für unser Kartenspiel umso schöner. Ich konnte Fotografien von Georg Oeder, welche Öffentlich zugänglich sind verwenden.













Kamera
Als nächstes widmete ich mich den Fotografien von Suzuki Shin’ichi. Er hat in den 1870er Portraits von verschiedensten Personen aus allen Gesellschaftsschichten mit Silberdruck gemacht. Sie geben ein wenig ein Einblick in die Lebensrealität der Menschen zu dieser Zeit. Bedenkt, dass auf diesen Bildern noch der Bleed-Rand dabei ist:













Gemälde
Für die Gemälde habe ich die Bilder von Utagawa Hiroshige (1797–1858) genutzt. Er gilt als der letzte Grossmeister der ukiyo-e Bilder («Bild der fliessenden Welt»). Das wohl bekannteste Stück aus dieser Kunstepisode ist Die große Welle vor Kanagawa. Der Inhalt der Bilder beschäftigt sich mit der aufkommenden Mittelschicht von Edo (Tokyo) und Osaka.













Muster
Um die vier Farben abzuschliessen habe ich die Inspiration von vielen Westlichen-Art Nouveau Künstlern gebraucht: das Shin-Bijutsukai Magazin. Es beinhaltet Werke von verschiedenen Kunstschaffenden, welche zusammengehalten werden von einer gewissen Symmetrie und der Liebe zu Mustern.













Spezialkarten
Um das Kartenset nun komplett zu machen, fehlen noch die Spezialkarten. Diese sind zusammengestellt aus verschiedensten Zeichnungen von mystischen (und nicht so mystischen) Kreaturen.




(abb)
Ich habe mich erneut an Illustrator gewagt und konnte wieder einiges lernen. Zum Beispiel wie man mit aus ganz vielen einzelnen Linien eine schönes Muster erstellen kann und die unnötigen Linien schnell entfernen kann. Ansonsten musste ich etwas in die Shortcuts wieder hinein kommen, am Schluss war ich dann aber wieder ziemlich fit darin.
Beim Suchen nach geeigneten Bildern habe ich mich etwas verloren. Ich denke bei einem nächsten Mal würde ich mich stärker eingrenzen beim Thema. Mit dem Design der Karten bin ich ansonsten zufrieden, auch wenn ich zum Teil etwas bedenken habe bei der Lesbarkeit der Zahlen. In einem nächsten Schritt würde ich wohl noch etwas stärker in die Bilder eingreifen und mehr bearbeiten um die Zahlen noch lesbarer zu machen. Eventuell würde auch eine andere Schriftart bereits etwas helfen.
Die Produktionszeit habe ich etwas unterschätzt und deshalb konnte ich leider (noch) nicht ein Fotoshooting mit dem ausgedruckten Set machen.