Die Halbleiterkrise oder «How to build your own PC»

Das Wort hast du vermutlich schon mal gehört, als du dich nach neuer Technik umgeschaut hast: Halbleiterkrise. Doch was ist das eigentlich? Warum betrifft sie genau dich? Und wie kannst du der Sache aus dem Weg gehen?

Handys, Kameras, Laptops: Seit Beginn der Coronapandemie haben sich die Preise für Elektroware stark erhöht. Der Grund dafür: Es fehlen die Halbleiter. Halbleiter werden vor allem in Chips jeglicher Art verwendet. Was sie so wertvoll macht: Sie leiten Strom erst dann, wenn eine elektrische Spannung an sie angelegt wird. Das macht sie zu perfekten Transistoren, die in jedem Chip verbaut werden müssen.

Die Materialien für Halbleiter waren schon knapp, dann kam die Coronapandemie und wirbelte den Markt zusätzlich durcheinander. Die Folgen sind Preisanstiege und Lieferengpässe im Elektronikmarkt. Der Secondhand-Markt blühte auf, Ricardo und Tutti verzeichneten Rekordverkäufe.

In unserem Studiengang sind wir auf starke Maschinen angewiesen. Wir brauchen gute Kameras, schnelle Laptops und moderne Handys. Jeder kennt das Problem: Du öffnest das erste Mal After Effects und Illustrator gleichzeitig und Zack! Nichts funktioniert mehr. Es zeigt sich, dass der ewig treue Laptop, den du seit 2014 dein Eigen nennst, wohl doch nicht ganz ausreicht. Du schaust dich also nach Ersatz um. Macbook Pro für 2800.-, Lenovo Yoga für 1900.- oder Gaming-Laptops für 2000 bis 3000.-. Das sind einige Abende im Welschdörfli. Also, was tun? I got you fam.

Als erstes: Desktop rules! Klar, mittlerweile gibt es echt geile Laptops. Aber aus diversen Gründen ist ein Desktop PC in 90% der Fälle immer besser:

  1. Temperaturen: Ein PC lässt sich viel besser kühlen, als es ein Laptop jemals könnte. Das führt zu einer Leistungssteigerung und verlängert die Lebensdauer der Komponenten.
  2. Modularität: Jedes einzelne Teil eines PC lässt sich spielend leicht austauschen. So bleibst du in der Leistung stets da, wo du sie brauchst.
  3. Diskrete Grafikkarte: Viele Laptops, auch teure Teiler, kommen mit einer im Prozessor integrierten Grafikkarte. Mittlerweile sind die Dinger echt gut, aber eine diskrete GPU schlägt praktisch alle integrierten GPUs um Länger.
  4. Zu guter Letzt: Looks. Seien wir ehrlich, ein schön zusammengebauter PC sieht einfach stabil aus. Und glaub mir, ich zeig dir, dass das gar nicht so schwer ist.

Da der Secondhandmarkt momentan boomt, gibt es überteuerte Ware, aber auch richtige Schnäppchen zu ergattern. Im Artikel erkläre ich dir also, wie du dir einen stabilen PC aus Gebrauchtware zusammen baust, der dich sicher durch dein Studium oder deinen Arbeitsalltag bringen wird.

Woraus besteht ein PC?

Viele denken, ein PC besteht aus hunderten komplizierten Teilen. Im Wesentlichen besteht ein PC aber genau aus acht einzelnen Komponenten. Ja genau, nur acht.

Netzteil: Das Netzteil ist das Herzstück eines jeden PC. Es versorgt den PC mit Strom und ist wirklich das einzige Teil, bei dem du auf keinen Fall sparen solltest. Kauf dir lieber ein wertiges Netzteil anstatt billigen Chinaschrott, ansonsten fackelst du vielleicht deine Wohnung ab.

Prozessor: Der Prozessor, auch CPU genannt (Central Processing Unit) übernimmt alle Berechnungen und Prozesse deines PC. Die beiden führenden Hersteller sind Intel und AMD, wobei Intel auf dem Gebrauchtwarenmarkt um einiges besser und günstiger zu haben ist. Ich empfehle dir einen Intel Core i5 oder i7 ab der 4. Generation. Diese sind günstig zu haben und bringen immer noch ordentlich Leistung. Alternativ kannst du dich auch der AMD Ryzen 5 Reihe widmen.

CPU-Kühler: Ein Prozessor entwickelt Wärme, die immer in Watt angegeben wird und TDP (Thermal Design Power) genannt wird. Die meisten Intel-Prozessoren haben eine TDP zwischen 65 und 125 Watt. Ein Prozessorkühler dient dazu, die erzeugte Wärme der CPU abzuleiten und die CPU aktiv zu kühlen. Es gibt Wasserkühlungen und Luftkühler. Der Einfachheit halber nehmen wir in diesem Tutorial einen Luftkühler, am besten kaufst du dir den neu. Es gibt gute und günstige Kühler auch im Neuhandel.

RAM: RAM bedeutet «Random Access Memory» und bezeichnet Speicherriegel, in denen ein PC alle Programme und Prozesse zwischenspeichert. Dies lässt den PC um einiges schneller darauf zugreifen. Alle Programme brauchen Arbeitsspeicher. Fürs Multimedia-Production-Studium empfehle ich dir mindestens 16GB Speicher. Alles darunter ist sinnlos. Intel-Prozessoren bis zur 5. Generation laufen mit DDR3 Speicher, die neueren mit DDR4. Der Leistungsunterschied ist aber absolut zu vernachlässigen, deshalb empfehle ich dir guten DDR3 Speicher.

Speicher: Jeder PC benötigt Speicher, um das Betriebssystem und Programme zu speichern. Es gibt HDD (Hard Disk Drives) und SSD (Solid State Drive). HDD sind älter und mechanisch, sie sind eher langsam dafür günstig. SSD sind um einiges schneller und haben keine mechanischen Teile. Sie sind sehr schnell aber eher teuer. Die beste Kombination: eine SSD für Betriebssystem und Programme, eine HDD für alle weiteren Daten. So sind dein System und deine Programme immer flott unterwegs und du kannst dir günstig einen HDD-Massenspeicher für alle weiteren Dateien zulegen.

Grafikkarte: Die Grafikkarte, auch GPU genannt, ist für alle grafischen Darstellungen und Berechnungen zuständig. Neben dem Prozessor ist sie die wichtigste Komponente in deinem PC. Der Grafikkartenmarkt ist momentan masslos überteuert, deshalb solltest du auf Ricardo oder so nach guter Gebrauchtware suchen. 

Es gibt dabei zwei Arten von Karten: Workstation-Karten und Gamingkarten. Wenn du mit dem PC nur arbeiten (und vielleicht einige anspruchslose Titel wie Valorant oder CS:GO zocken) willst, dann nimm eine Workstation-Karte. Sie sind günstiger und einfacher zu kriegen.

Mainboard: Das Mainboard ist die Platine, auf die du alle deine Komponenten verbaust und welche die Zusammenarbeit zwischen den Komponenten regelt. Mainboards haben verschiedene Sockel und Chipsets für verschiedene Prozessoren, also schau, dass dein Prozessor zu deinem Mainboard passt (das kannst du mega easy googeln). 

Mainboards gibt es in verschiedenen Formfaktoren (von gross bis klein): ATX, mATX und miniITX.

Gehäuse: Zu guter Letzt brauchst du noch ein Gehäuse, in das du all deine Komponenten verbauen kannst. Gehäuse gibt es ebenfalls wie Sand am Meer, von 40.- bis 500.-. Auch ein Gehäuse kannst du locker neu kaufen, welches du nimmst, ist ganz dir überlassen. Schau einfach, dass dein Mainboard vom Formfaktor her in dein Gehäuse passt.

So, jetzt weisst du über die wesentlichen Komponenten eines PC Bescheid. Im folgenden Video erkläre ich dir (auf Schwizerdütsch, damit es nicht so cringe ist), wie du die einzelnen Komponenten zusammenbaust, welche Komponenten ich für diesen Build verwende und worauf du schauen solltest. Happy Building!

Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.

(mou)

Herausforderung

Während des Studiums habe ich mir mit dem Bau diverser PCs einen kleinen Nebenverdienst auf die Beine gestellt. Ich habe «alte», gebrauchte Hardware gekauft, sie gereinigt und frisch zusammengebaut. So konnte ich einigen Kindern ihren ersten Gaming PC ermöglichen oder Studenten einen günstigen aber leistungsstarken PC zusammenstellen. Die Herausforderung des Projekts war also nicht das Zusammenbauen des PCs, viel mehr die Beschaffung der Komponenten und das ganze während des Zusammenbaus zu filmen und zu vertonen. Das habe ich vorher noch nie getan. Da sich allerdings meine Kenntnisse in Premiere ziemlich gut mit meinen Fähigkeiten, einen PC zusammenzubauen, mischten, hatte ich den dreh nach den ersten beiden Drehtagen raus. Die Postproduction bestand dann noch aus dem Schnitt, der aufgrund des vielen Materials relativ aufwendig war. Auch das Vertonen war nicht immer ganz leicht, da ich manchmal ein bisschen zu kurz gefahren bin mit den Szenen und die vielen Infos dann zur dazugehörigen Szene irgendwie einsprechen musste.
Die Suche nach Komponenten gestaltete sich ebenfalls schwierig. Um die umgangenen Kosten mit einem Abstrich an Leistung rechtfertigen zu können, wollte ich, dass der PC nicht mehr als CHF 350.- kostete. Das ist mir dann nach einer langen Suche auch gelungen (der PC hat insgesamt CHF 336.- gekostet, inklusive Versandkosten).

Learnings

Ich habe während des Filmens vor allem gelernt, sauber und ruhig zu arbeiten. Wenn ich einen PC baue und dabei nicht filme, geht das manchmal schon ein wenig hektisch zu und her, da ich meistens schnell fertig sein wollte. Ebenfalls war es eine gute Koordinationsübung, da ich während des Bauens gleichzeitig in etwa sprechen musste, was ich genau mache, damit ich später beim Vertonen einige Anhaltspunkte bezüglich des Inhalts hatte.
Ebenfalls habe ich meine Skills in Premiere stark verbessern können, da ich mit mehreren Audiospuren gleichzeitig arbeiten musste. Die Voice-overs habe ich direkt im Premiere eingesprochen, was ich vorher noch nie gemacht habe. Das hat nach ein wenig übung allerdings sehr gut funktioniert, auch wenn ich die Spuren meistens zwei bis drei Mal einsprechen musste, da ich mich oft verhaspelte oder zu lange redete.

Bad things

Was mir selbst am Projekt nicht so gut gefällt, ist der Look and Feel des gesamten Filmes. Aufgrund von Platzmangel habe ich das Projekt in meinem Werkraum durchgeführt, der leider nicht so gut beleuchtet ist und das Licht der vorhandenen Neonröhren ist wirklich hässlich. Da mir leider das nötige Lichtequipment fehlte, musste ich versuchen, in der Postproduction noch das beste aus dem vorhandenen Material zu machen. Deshalb filmte ich auch extra in einem sehr blassen Profil (Log2), um später die Farbgebung mehr oder weniger selbst bestimmen zu können. Trotzdem blieb mir aufgrund anderer dringender Abgaben leider nicht mehr genügend Zeit, den Film so zu präsentieren, wie ich es eigentlich gerne gehabt hätte.