Migratory Identity

Die eigene Identität ist nicht statisch, sondern wächst mit unseren soziokulturellen Erfahrungen. Insbesondere Menschen, die migrieren, erleben dies intensiv – zwischen der Anpassung an neue und der Bewahrung alter Traditionen formt sich allmählich ein neues, mehrschichtiges Ich. Drei Migrant*innen aus Lateinamerika gewähren uns Einblicke in ihre persönliche Migrationsgeschichte und die damit verbundenen Wandlungsprozesse ihrer Identität.

In unserer zunehmend globalisierten Welt stellt sich die Frage nach der Identität mehr denn je. Wer migriert, begibt sich nicht nur auf eine physische Reise, sondern auch auf eine mentale. Neue kulturelle Codes müssen erlernt und angewandt werden, alte verblassen oder werden adaptiert. Die daraus resultierenden Erfahrungen verändern nicht nur die Vorstellung dessen, was die Welt ist, sondern vor allem auch, wer man selbst ist.

Um herauszufinden, wie Migration und Identität zusammenhängen können, haben wir drei Migrant*innen aus Lateinamerika interviewt und sie nach ihren persönlichen Erfahrungen befragt. Alejandra, Dayron und Mónica erzählen uns von den Schwierigkeiten, in einem fremden Land Anschluss zu finden und davon, es trotzdem zu tun. Sie geben uns Einblicke in ihre vergangene und ihre gegenwärtige Realität – in ihre Hoffnungen, Herausforderungen und in ihre Wünsche für andere Migrant*innen. Vor allem aber geben sie den Blick frei auf die Frage, was Migration mit dem eigenen Selbst macht. Die Antwort darauf ist genauso vielfältig wie die unterschiedlichen Migrationshintergründe der Protagonist*innen. 

Ein Beitrag von Anja Klose, Larissa Klose und Damaris Sulser. Intro Animation von Burim Spahiu. Intro Soundtrack von Yves Adrian Stohler.

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Alejandra Estanislao ist eine venezolanische Software Entwicklerin bei Google, die im Rahmen eines Stipendiums nach Frankreich gezogen ist. Nach 16 Jahren in Lyon und Paris ist sie vor rund eineinhalb Jahren erneut mirgiert, dieses Mal nach Zürich, in die Schweiz. Alejandra erzählt uns von den Momenten, in denen sie die Erinnerungen an ihre Heimat plötzlich überkommen und von dem schwierigen Gefühl überall und nirgends gleichzeitig hinzugehören.

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Dayron Carrillo Morell ist studierter Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler. Er lebt schon fast die Hälfte seines Lebens in der Schweiz. Unter anderem beschäftigt er sich mit der Frage, wie es gelingt, in einem fremden Land authentisch zu bleiben und worüber er sich selbst definieren möchte. Zuversicht findet er in der Literatur und in der Kunst, insbesondere bei Künstler*innen, die gerne verschiedene kulturelle Referenzen in ihren Werken aufnehmen und damit spielen.

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Monica Rójas Rubín ist Journalistin und Schriftstellerin und arbeitet gerade an ihrem Ph.D. in Lateinamerikanischer Literatur. Sie erzählt uns von den Schwierigkeiten, auf die selbst gut ausgebildete Migrant*innen bei der Studiums- und Arbeitssuche in der Schweiz stossen und dem Kampf, sich davon nicht beirren zu lassen. Migration ist für sie zudem ein Thema, das sie oft in ihren Büchern aufnimmt – sei es, um eigene Erfahrungen zu reflektieren oder um ihrer Tochter zu helfen, ihre Identität und das Gefühl der Zugehörigkeit im Migrationsprozess nicht zu verlieren.

(bas)

Idee & Motivation
Migration steht im Fokus vieler aktueller politischen Diskurse. Wo Menschen migrieren, werden alte Strukturen aufgebrochen und neue bilden sich allmählich. Bisher werden solche migratorischen Dynamiken vor allem von aussen betrachtet und bewertet. Wir haben uns deshalb gefragt, wie sich solche Prozesse auf die migrierenden Individuen selbst auswirken. Um dieses riesige Thema sinnvoll einzugrenzen, haben wir uns entschlossen, den Fokus auf Migration im Zusammenhang mit Identität zu legen. Was löst Migration für Gefühlswelten bei den Betroffenen aus? Was bedeutet Migration für die eigene Selbstwahrnehmung und -definition? Und lassen sich daraus Gemeinsamkeiten ableiten? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben wir drei Protagonist*innen aus Lateinamerika interviewt, welche in die Schweiz migriert sind.

Pre Production
Zu Beginn des Projekts haben wir sehr genau besprochen, wo wir hin möchten. Hier hat es uns geholfen, ein Konzept auszuarbeiten, welches wir den potentiellen Protagonist*innen senden konnten. Fest stand, dass der Fokus auf Migration und Identität liegen sollte und dass unsere zeitliche Kapazität für drei Porträts von rund 10 Minuten reicht. Mit allen potentiellen Interviewees haben wir im Voraus ein Gespräch geführt, um die Vorstellungen des Projekts gegenseitig abzugleichen. Schliesslich haben wir für alle jeweils einen Drehtag geplant. Für diesen haben wir im Voraus wiederum einen genauen Zeitplan erstellt, den wir am Set stets im Blick behielten. So sind wir trotz des vollen Programms strukturiert durch die Drehtage gekommen.

Dreh
Um genug Bildmaterial neben dem  Leitinterview zu generieren, haben wir die Protagonist*innen zusätzlich jeweils in 2-3 Situationen gefilmt, die sie gut charakterisieren. Hier mussten wir manchmal spontan handeln, weil z.B. die Wetterbedingungen nicht genau voraussehbar waren. Grundsätzlich lief aber alles ziemlich reibungslos, was sicher auch daran lag, dass wir sehr kooperative und mitdenkende Protagonist*innen hatten. Ausserdem hatte Larissa durch ihr Studium (Spanische Sprach- und Literaturwissenschaft) und ihr Hobby (Salsa) gute Kontakte. So konnten wir beispielsweise innerhalb einer Woche eine Salsa-Party auf die Beine stellen, um Protagonistin Alejandra bei ihrer leidenschaftlichen Freizeitbeschäftigung zu zeigen.

Post Production
Das Material der Leitinterviews schnitten wir zusammen mit den Establishing- und B-Roll-Shots zu drei verschiedenen Porträts. Am Anfang der Postproduktion stand jeweils die Storyline, welche wir anhand der Aussagen aus dem Leitinterview arrangierten. Auf der Basis der Storyline montierten wir die einzelnen Einstellungen und Sequenzen zu einem kohärenten Porträt. Zum Schluss kam das Fine-Tuning: Das Colour Grading sowie die Audio-Bereinigung. Parallel dazu erstellten Burim und Adrian für uns ein animiertes Intro sowie einen passenden Jingle.

Learnings & Herausforderungen
Schnell wurde uns bewusst, dass mit drei 10-minütigen Videos ganz schön viel Arbeit vor uns liegt. Das Projekt hat uns dementsprechend absorbiert und viel Zeit in Anspruch genommen. Neben den unzähligen anderen Projekten, die in unseren Studiengängen anstanden, war dies zeitlich eine grosse Herausforderung, die wir mit sehr viel Kaffee und einer guten Arbeitsmotivation trotzdem gut gemeistert haben. Generell kam uns zugute, dass wir uns im Team durch die verschiedenen Hintergründe ideal ergänzten. So hat sich die Arbeitsteilung sehr natürlich ergeben. Manche Dinge konnten wir aber nicht kompensieren. Beispielsweise ist Larissa die Einzige im Team, die Spanisch spricht. Entsprechend mussten wir anderen beiden uns die Aussagen im Interview manchmal zusammenreimen. Bezüglich der Interviews hat sich aussserdem gezeigt, dass es besser gewesen wäre, diese an einem anderen Tag als den Rest zu drehen. So hätten wir Zeit gehabt, ein Programm zu planen, das besser auf die spontan im Interview genannten Orte und Situationen eingeht. Während der Rekrutierungsphase hat es sich ausserdem so ergeben, dass alle, die bereit waren, mitzumachen, einen universitären Abschluss hatten. Dies war keineswegs Absicht. Im Gegenteil, gerne hätten wir auch Migrant*innen mit nicht akademischem Hintergrund porträtiert, damit die Reihe ein akurateres Bild der verschiedenen Migrationshintergründe zeichnet.

Fazit
Wir haben persönlich sehr viel aus den Gesprächen mit unseren Protagonist*innen mitnehmen können und freuen uns, dass wir Ausschnitte daraus nun auch mit anderen teilen können. Auch technisch hat und das Projekt viel gelehrt und uns für weitere ähnliche Arbeiten gewappnet. Alles in Allem hat uns das Projekt sehr viel Freude bereitet, uns inspiriert und in einem guten Masse herausgefordert.