Wappen bis zum Umfallen

Graubünden besteht aus 101 Gemeinden (Stand 2021). Früher waren es noch mehr – und doch sind es immer noch sehr viele.

Dies birgt auch «Gefahren»: Es gibt ein riesiges Durcheinander mit all den verschiedenen Zeichnungen von Wappen ­– grundsätzlich in einem Wappenbuch festgehalten – zum Teil dann aber von den Gemeinden selbst oder von beauftragten Grafikern neu umgesetzt und interpretiert.

Zusätzlich ist das Problem, dass das Wappenbuch seine letzte Rechtsbekräftigung im Jahr 1932 erhielt und es seither 55 Fusionen gab und noch weitere geben wird. So ist dieses Buch weder auf dem neusten Stand noch in einer einheitlichen, digitalen Fassung verfügbar.

Durch diese Situation kam der Auftrag zustande, alle 101 Wappen neu zu zeichnen respektive zu vektorisieren, um dann einheitliche Vorlagen zu haben.

Hier ein Auszug der ersten XX Wappen ­– work in progress.

(hil)

Idee

Der Auftrag besteht darin, Anfang dieses Jahres alle 101 Wappen des Kantons Graubünden in eine einheitliche, digitale Version zu bringen. Das heisst, alle Wappen werden aufgrund des Wappenbuchs (sofern das Wappen schon existierte) oder von verschiedenen Websites eine einheitliche, aber bis zu einem gewissen Punkt reduzierte Form der Wappen zu erstellen.

Diese sollen dem Kanton Graubünden in verschiedenen Formaten (.eps, .svg, .jpeg, .png, .pdf u.a.) zur Verfügung stehen.

Vorbereitung

Zuerst ging es darum, dem Auftraggeber zu zeigen, dass ich mich dafür eigne, das Vorhaben so gut wie möglich und vor allem seinen Vorstellungen entsprechend umzusetzen. Dafür suchte ich mir zwei anspruchsvolle Wappen aus dem Internet und zeichnete diese nach. Hier merkte ich das erste Mal, dass es doch schwieriger ist, all die Details und Feinheiten einzubauen, ohne das Wappen in seinem Grund zu verändern oder verfälschen. Und trotzdem sollte es in gewisser Weise vereinfacht werden. Definitiv nicht ganz ohne.

Nachdem ich die ersten beiden Vorschläge geschickt hatte, war es soweit, sich mit dem Auftraggeber an einen Tisch zu setzen und alle Einzelheiten zu besprechen. Es wurde einerseits festgelegt, dass es innerhalb des Wappens grundsätzlich nur eine Strichdicke von einem Punkt geben darf (ausser es sind schwarze Flächen) und dass es ein Raster gibt, in dem sich die Hauptaugenmerke des Wappens befinden müssen. Trotzdem hiess es aber auch, dass ich einen gewissen gestalterischen Freiraum hätte.

Produktion

Nach der Sitzung ging es nun mit den wichtigsten Informationen nach Hause und ich machte mich an die ersten Wappen. Ziemlich schnell merkte ich, dass es zwar hiess, ich solle das Wappenbuch als Vorlage nehmen. Aber in diesem waren bei weitem nicht alle Wappen drin, da es seit dem Jahr 1932 viele Fusionen von Gemeinden gegeben hat. Also musste ich ein erstes Mal beim Auftraggeber nachfragen. Er verwies mich auf eine Website des Kantons, mit welcher ich fortfahren konnte. Trotz der Möglichkeit, weiterzumachen, kristallisierte sich heraus, dass es mühsam ist, sich zu orientieren und die jeweiligen gültigen Vorlagen zu finden.

Die Arbeit im Illustrator selbst machte und macht mir dafür umso mehr Spass. Je länger ich damit arbeite, desto besser gehen die Abläufe voran.

Zum jetzigen Zeitpunkt (Stand Ende Dezember 2020) ist bereits ein Viertel der Wappen erstellt und es geht kontinuierlich voran.

Learnings

  • Vektor-Dateien können im Austausch zwischen verschiedenen Betriebssystemen ziemliche Probleme verursachen
  • Wappen heraldisch korrekt zu zeichnen (unter Beachtung sämtlicher Blasonierungen, Details etc.) ist schwieriger als gedacht.
  • Es herrscht nur schon im Kanton Graubünden ein riesiges Durcheinander der Wappen. Daher ist es sinnvoll, eine einheitliche und klare Überarbeitung von Wappen aller Art zu machen.

Fazit

Unter dem Strich macht mir das Projekt sehr viel Spass. Anfangs brauchte es mehr Abklärungen, als ich gedacht hätte. Die Kommunikation läuft zwar gut, es gibt jedoch einige Tücken, die anfangs nicht klar ersichtlich waren.

Es ist ein grosses, umfangreiches und komplexes Projekt, das ich zu Beginn ziemlich unterschätzt habe.