Von ganz nah

Der Wald im Winter ohne Schnee scheint auf den ersten Blick uninteressant. Kahle Bäume, überall braune Laubblätter und viel Matsch. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Schönheit des Waldes im Winter ausfindig zu machen und habe dafür mit meiner Kamera die Schönheit im Detail gesucht.

Die Autofahrt zum Wald löst in mir bereits Zweifel aus. Während der Fahrt schaue ich hin und her und sehe nur braune und grüne Farben und blattlose Bäume. «Was soll ich denn im Wald fotografieren, ist ja überhaupt nicht schön so ganz ohne Schnee im Winter», denke ich im Stillen. Einmal am Ziel angekommen, packe ich etwas zögernd meine Nikon aus und fange an zu suchen. Mein Blick wandert wiederholt von rechts nach links, verzweifelt auf der Lauer nach einem spannenden Motiv. Ich beginne, mich näher ran zu wagen und merke bereits bei den ersten paar Bildern, dass der Wald doch nicht so farblos ist, wie er zunächst scheint.

Neben den Farbe haben sich auch verschiedene Texturen als spannend herausgestellt. Von Weitem scheinen das Holz und die Baumrinden einheitlich, doch beim genaueren hinschauen, stechen die schönen Details ins Auge.

Auch das saftige Grün kann im Winter gefunden werden. Es schmückt Äste und Baumstrunke, wie ein winterliches Fell, welches das Holz umgibt.

Zu meinem Glück sind mir während der Suche sogar ein paar Pilze aufgefallen. Ich bin immer wieder fasziniert von ihrer Rückseite, die mit einem Fächer verglichen werden können.

Pilze von Hinten

Ähnliche Farbwelten können in den unterschiedlichsten Motiven wiedergefunden werden und auch Laubblätter haben etwas Schönes an sich.

Ich bin ein grosser Fan von Pflanzen und Gewächsen. Mich faszinieren die unterschiedlichen Farben, Strukturen und Blätter. Die Pflanzen des Waldes mögen auf den ersten Blick alle ähnlich wirken. Schaue genau hin und entdecke die grossen Unterschiede.

Auch ganz kleine Wesen sind im Winter im Wald anzutreffen. Hier muss fast von Glück gesprochen werden, wenn man sie mit blossem Auge finden und erkennen kann.

Hast du diesen Pilz auch schon angetroffen? Der olivgrüne Staub im Inneren des sogenannten Birnen-Stäublings entweicht, sobald man den Pilz berührt. Mit einem Ästchen und ganz vielen Kameraauslösungen hintereinander, versuchte ich dieses Phänomen festzuhalten.

Danke, dass du dir Zeit genommen hast, meine Fotos anzuschauen. Ich hoffe, ich konnte dir etwas Farbe und Leben in den Winter zaubern. Vergiss nicht:

(ash)

Planung

Die Idee zur Makrofotografie im Wald kam mir sehr spontan. Ich hatte es satt, die kahle, traurige und schneelose Landschaft anschauen zu müssen. Ich machte es mir zur Aufgabe die Schönheit auch während dieser Zeit zu finden und so einen positiveren Bezug zum schneelosen Winter herzustellen. Eine zu grosse Vorbereitung gab es nicht, da ich mich überraschen lassen wollte, um so tolle Momentaufnahmen entstehen zu lassen. So packte ich meine Nikon D800 und mein Nikkor Micro 105 mm 2.8 f Objektiv und machte mich auf den Weg in den Wald.

Umsetzung

Anfangs fiel es mir schwer irgendwo anzufangen. Ich war zu Beginn etwas distanziert und hatte auch schon ein wenig die Hoffnung aufgegeben, spannende Motive zu finden. Als ich mich dann aber näher heranwagte, ging es bergauf. Das Wichtigste war, dass ich immer aufmerksam und genau hinschaute. Nur so fielen mir sogar die unscheinbarsten Motive auf. Während dem Fotografieren zwang ich mich von fast allem, was mir auch nur schnell ins Auge stach, ein Bild zu machen. Auch wenn ein Motiv zuerst nicht so spannend erscheint, kann die Nähe, das Licht und die Farben ein gewöhnliches Blatt zu einem spannenden Motiv machen.
Am Schluss konnte ich 200 Bilder ins Lightroom importieren. Die aufwendigste Arbeit dieses Projektes war das Auswählen und Bearbeiten der Bilder. Zuerst bearbeitete ich Farben und Licht in Lightroom. Die restliche Bearbeitung erledigte ich in Photoshop. Dort ging es dann vorallem darum, etwas mehr Schärfe zu erziele und allfällige Störfaktoren zu entfernen.

Learnings

Da ich noch keine grosse Erfahrung mit Makrofotografie habe, konnte ich vieles lernen. Anfangs fotografierte ich mit Autofokus. Da durch die Nähe des Motivs der Fokus immer wieder neu gesetzt wurde, führte dies zu teilweise unscharfen Bildern. Für ein nächstes Mal nehme ich mir vor, bereits von Anfang an manuell zu fokussieren.
Allenfalls hätte ich bei einigen Bildern auch mit einer geschlosseneren Blende arbeiten können, damit ein grösserer Teil des Motives scharf erscheint. Da es im Wald ziemlich dunkel war und ich so eine längere Belichtungszeit wählen musste, wäre es von Vorteil gewesen, wenn ich das Objektiv hätte abstützen können. Ich habe eine eher unruhige Hand, was je nach Lichteinfluss eine Unschärfe im Bild bewirkte. Eine weitere Möglichkeit wäre das Mitbringen von künstlicher Beleuchtung, um so das Motiv aufzuhellen. So könnten verschiedene spannende Lichtsituationen getestet und angewendet werden.
Gerne würde ich bei meinem nächsten Makrofotografie Versuch eine Sprühflasche mitnehmen. Wassertropfen auf den Pflanzen schenken einem Bild einen speziellen Look und dem menschlichen Auge ein neues interessantes Bildmotiv.

Im Ganzen bin ich zufrieden mit den Bildern, da ich anfangs doch sehr skeptisch war.