Visueller Aufritt für «Der Tanz der toten Reben»

Am Walensee in Quinten stehen seit einigen Monaten eigenartige Gestalten aus Rebholz – sie tanzen nicht, sie stehen nur da. Doch wenn man genauer hinschaut, erzählen sie Geschichten.

Die «toten Reben» wurden über viele Jahre von einem lokalen Rebbauern gepflegt und als sie ihre Lebensende erreicht hatten, gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Marc Antoni Nay in Skulpturen verwandelt. Die Ausstellung besteht aus acht Standorten entlang eines Wanderwegs in Quinten. Von März bis Juni durfte ich den gesamten Print- und Social-Media-Auftritt von «Der Tanz der toten Reben» begleiten und gestalten.

Flyer, Plakat & Co.

Ich entwickelte ein visuelles Konzept für den Aufritt des Angebots und setzte es in einem ersten Schritt für Print um. Dabei entstanden Einladungen, Flyer und Plakate zu Werbezwecken und Schilder, um die Ausstellungsobjekte zu beschriften. Alle grafischen Elemente habe ich, inspiriert von den knorrigen Figuren, selbst erstellt. Die Poster und Flyer wurden an mehreren Standorten in Quinten verteilt und aufgehängt. Zusätzlich steht an jedem Ausstellungsort eine Box mit den Infoflyern zur Ausstellung.

So sieht das Ganze aus:

Social Media

In einem zweiten Schritt folgte der digitale Auftritt: Gemeinsam mit dem Künstler entwickelte ich ein Social-Media-Konzept für die Monate Mai und Juni, das die Idee der Ausstellung auf digitale Kanäle überträgt. Die Inhalte führen die Zuschauer*innen virtuell durch die Ausstellung und machen sie auch für Menschen erlebbar, die nicht vor Ort sein können. Täglich werden drei Postings – ein Foto-Beitrag, ein Reel und eine Story – auf Instagram und Facebook veröffentlicht. Die Postings bestehen aus einer abwechslungsreichen Mischung aus Videos, Fotos und von mir gestalteten grafischen Umsetzungen. Dabei stehen die jeweiligen Ausstellungsorte mit ihren Figuren im Fokus. Texte, sowie das Foto- und Videomaterial wurden mir zur Verfügung gestellt. Die Zusammenstellung und Veröffentlichung der Posts übernahm ich selbstständig. Die Ausstellung läuft noch bis zum 21. Juni 2025 – bis dahin betreue ich die Social-Media-Kanäle täglich und sorge für einen Einblick ins Projekt.

Hier ein Auszug der Beiträge:

Noch nicht genug?
Auf Instagram @buentner kannst du dir alle Posts und meine grafischen Beiträge zur Ausstellung ansehen.

(vha)

Umsetzung
«Klassisch, aber visuell weiterentwickelt» – so lautete das Briefing des Kunden. Daraus entwickelte ich ein minimalistisches Gestaltungskonzept, das sich eng an den Ausstellungsobjekten orientiert. Im Zentrum standen die Figuren und die Orte – entsprechend nutzte ich die markante Umrisse der Skulpturen sowie die Silhouette von Quinten als zentrales Gestaltungselement. Um die teils skurrilen Formen der Reben mit einem klassischen Erscheinungsbild zu verbinden, kombinierte ich eine elegante Serifenschrift mit einer kräftigeren, modernen Grotesk. So entstand ein spannender Kontrast zwischen Klassik und Eigenwilligkeit. Die ausgewählten Brauntöne sollten die Natürlichkeit des Projekts unterstreichen, ohne an Eleganz zu verlieren. Alle grafischen Elemente wurden von mir auf Basis von Fotos in Adobe Photoshop und Illustrator erstellt, bevor ich die finalen Layouts in InDesign umsetzte.

Herausforderungen
«Der Tanz der toten Reben» war mein bisher grösster Auftrag – und brachte entsprechend einige Herausforderungen mit sich. Die Printprodukte und Layouts konnte ich dank meiner Erfahrung effizient umsetzen. Anspruchsvoller war dagegen der Social-Media-Auftritt. Da ich privat kaum Beiträge veröffentliche, war mir vieles zunächst neu – von den Funktionen bis hin zur Bedienoberfläche. Dank der hohen Postingfrequenz (3x pro Tag) konnte ich jedoch rasch dazulernen. Seit Ende April arbeite ich durchschnittlich eine Stunde pro Tag an der Umsetzung und Betreuung des Social-Media-Auftritts auf Instagram und Facebook.

Die Kundenkommunikation war anfangs ebenfalls herausfordernd – besonders zu Beginn der intensiven Social-Media-Phase. Ich musste oft spontan auf Ideen, Korrekturen und Konzeptänderungen vom Kunden reagieren, was teilweise zu doppeltem Aufwand führte, etwa wenn bereits veröffentlichte Beiträge überarbeitet und neu gepostet werden mussten.

Learnings
Dieses Projekt hat mir zum ersten Mal einen realistischen Einblick in die Arbeit als selbständige Grafik-Freelancerin gegeben – mit allen Facetten. Besonders im Bereich Arbeitsorganisation habe ich viel gelernt: Anfangs arbeitete ich täglich an aktuellen Posts, statt Inhalte im Voraus zu planen. In zukünftigen Projekten, werde ich früher beginnen die «Beitrag planen»-Funktion zu nutzen – auch wenn diese etwas eingeschränkt ist und z.B. das Planen von Storys nicht erlaubt. Diese Erkenntnis war entscheidend für meine Work-Life-Balance. Ein weiteres Learning: Es ist völlig legitim, nicht sofort auf jede Nachricht zu reagieren – auch Kund*innen können kurz warten.

Das wichtigste Learning aber war für mich: Preisverhandlungen gehören zum Business und man sollte sich nicht schämen, für sich selbst einzustehen. Auch selbständige Arbeit im gestalterischen Bereich hat einen Wert und soll angemessen entlöhnt werden!