Steinböcke in Pontresina

Jeden Frühling, von April bis Ende Mai, kann man in Pontresina ein besonderes Naturschauspiel beobachten: Die Steinböcke kommen bis an den Dorfrand hinunter, um sich an den ersten grünen Grashalmen zu bedienen. Normalerweise leben sie in höheren Lagen, doch wenn dort noch Schnee liegt, zieht es sie in tiefer gelegene Gebiete. Das gibt Besucher*innen die Gelegenheit, die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten.

Auch ich habe mich in diesem Frühling auf den Weg gemacht, um die Steinböcke zu sehen. Mit meiner Kamera und meinem Teleobjektiv ausgerüstet, war ich gespannt, ob ich Glück haben würde. Da die Tiere meist erst am späten Nachmittag erscheinen, musste ich zunächst etwas warten. Doch nach etwa einer Stunde tauchten die ersten Steinböcke auf. Ganz ruhig bewegten sie sich durch den Wald und sogar durch die Gärten am Dorfrand, unbeeindruckt von den vielen Menschen, die sie beobachteten.

Es war ein ungewöhnlicher Anblick, Wildtiere, die man sonst nur aus der Ferne in den Bergen kennt, grasten direkt neben Häusern. Das Fotografieren war nicht ganz einfach, es waren viele Leute unterwegs, die Tiere bewegten sich ständig weiter, und das Licht im Wald war sehr schwach. Trotzdem konnte ich einige schöne Aufnahmen machen, die diesen besonderen Moment festhalten.

(abb)

Dieses Erlebnis war für mich in mehrfacher Hinsicht lehrreich. Ich habe gelernt, wie wichtig Geduld ist, gerade in der Naturfotografie. Die Tiere tauchen nicht dann auf, wenn man es plant, sondern wenn es für sie passt. Auch der respektvolle Umgang mit der Natur und den anderen Menschen vor Ort war eine wichtige Erfahrung: genügend Abstand zu den Tieren halten, leise sein und sich gegenseitig Platz lassen.

Fotografisch war es ebenfalls eine spannende Herausforderung. Normalerweise fotografiere ich eher Landschaften, doch bei Tieren ist vieles unvorhersehbarer: Sie bewegen sich ständig, das Licht ändert sich schnell, und man hat oft nur wenige Sekunden für den richtigen Moment. Besonders das Fotografieren bei schwachem Licht im Wald hat mir gezeigt, wie wichtig eine gute Vorbereitung, aber auch die Nachbearbeitung am Computer ist, um das Beste aus den Bildern herauszuholen.

Alles in allem war es eine eindrückliche Erfahrung, die mir nicht nur schöne Fotos, sondern auch neue Erkenntnisse gebracht hat, sowohl im Umgang mit der Kamera als auch mit der den Tieren.