Schuldig – the power of light

Hallo, wir sind Julian Lea und Claudio Caflisch. Hier präsentieren wir unsere Gaffer-Erfahrungen (Gaffer = Oberbeleuchter), die wir am Set von «Schuldig» gemacht haben.

Vorbereitung, Low budget und Lampenbau

Vor dem Drehstart hat uns der Director of Photography (kurz DoP) seine Vorstellungen der Bildwelt erklärt, die er im Film umsetzen wollte. Die Idee war es, eine Grundbeleuchtung zu haben, um die langen, schmalen Bunkergänge zu akzentuieren und die Schauspieler mit zusätzlichen Filmlichtern auszuleuchten. Das Licht sollte einen leichten Grünstich haben, um den dreckigen Bunker zu untermalen.

Wir hätten eigentlich die schon bestehenden Neon-Rohr-Fassungen verwenden und mit guten Neon-Röhren besetzen können, um dies zu erreichen. Jedoch erwies sich diese Methode als zu teuer. Denn gute Lichter haben ihren Preis. Anstelle davon bauten wir uns einfach unsere Grundbeleuchtung selber. Wir konstruierten insgesamt zehn mittelgrosse Boxen, zwei grosse und eine kleine Box.

Die Rahmen bestanden aus Holzlatten und dünne Holzspanplatten. Als Decke dienten Aluminiumplatten, worauf wir dann LED-Streifen draufklebten. Das Metall war nötig, um die Hitze der LEDs abzuleiten, damit die einzelnen LEDs nicht sichtbar waren. Um vor allem auch das Licht weicher zu bekommen, beklebten wir die Öffnungen mit Diffusionsfolien. Die LEDs wurden dann zusammengelötet und an ein Netzteil verkabelt. In der Mitte der Kabel verbauten wir Dimmer, um die Intensität anpassen zu können. An die zwei grossen Panels verbauten wir je vier Schalter um ebenfalls die Intensität anpassen zu können. Wieso nicht auch mit Dimmer? Weil die Schalter-Variante robuster ist. Die zwei grossen Panels wurden nämlich als Filmlichter für die Schauspieler benutzt.

Die zehn mittleren Boxen wurden unter die Kabelschächte in den Gängen gehängt und wurden je nachdem, was gedreht wurde, umgehängt.

Die zwei grossen Boxen montierten wir auf je ein grosses Stativ.

Das kleine Licht wurde ins Badezimmer gehängt. Zusätzlich hatten wir weitere Strahler und Panels, um die Schauspieler zu beleuchten.

Das Licht formten wir mit verschiedenen Materialien wie Farbfolien, Diffusorfolien, Gittern, schwarzen und weissen Stoffen, weissen Styroporplatten, schwarzen Stoffrahmen und so weiter. Mit einer Nebelmaschine brachten wir die Tiefen im Film mehr zur Geltung.

Wenn es zu viel war, meldetet sich Lucien mit stürmischen Handbewegungen

Zudem wurden auch weitere Practicals für den Filmdreh benutzt. Practicals sind Lichtquellen, die im Film selber vorkommen, also Nachttischlampen oder Ähnliches.

Drehort und seine Schwierigkeiten

Die komplette Webserie Schuldig wurde ausschliesslich in einer Zivilschutzanlage in Chur gedreht. Dies klingt aufs Erste noch ganz einfach, bringt jedoch auch seine Schwierigkeiten mit sich. Die Gänge waren schmal und die Räume begrenzt. Die Hölle jedes Beleuchters. Doch dafür wird man schlussendlich bezahlt… oder?

Julian beim Pause machen (Pausen dürfen ab und zu auch mal sein)

Es war zwar immer wieder eine Herausforderung aufs Neue, mit so wenig Platz eine gute Beleuchtung zu gestalten. Manchmal wurde dann halt eben einfach ein Lampe an die Decke geklebt…

… sodass sie fast nicht wieder runterkam.

Zu Spitzenzeiten waren wir insgesamt 25 Menschen im Bunker. Das machte die ganze Angelegenheit ganz schön eng, was zum Teil zu Reibungen im Team führte.

Jedoch funktionierte es schlussendlich immer irgendwie und man vertrug sich ziemlich schnell wieder.

Der reizende David Indumi aka «Rave Dave» half uns ab Mitte Dreh, weil wir zu zweit zu fest ausgelastet waren.

Rave Dave löste sogar unsere Stative ab … ein Ehrenmann

Man wurde kreativ und schaffte sich Tag für Tag neue Arbeitsmethoden, so dass wir gegen Ende des Drehs richtig effizient wurden.

Mit der Zeit bildeten Julians Augen sogar eine Resistenz gegen Licht auf

(hil)

Vorbereitung

Nach Absprache mit dem DoP benötigten wir einige Lichter am Set, welche auch später im Film zu sehen sein werden. Die Lichter wurden dafür ausgelegt auch gleich die Szene mit zu beleuchten. Nebst etlichen (hässlichen) Kellerlampen, hat Claudio 13 LED Panel komplett selbst gebaut, verlötet und am Set aufgehängt. Allein hier haben wir den Zeitaufwand extrem unterschätzt und das Bauen hat schlussendlich viel länger gebraucht, als gedacht.

Die ersten Drehtage

Ob solch selbstgebaute LED sich wirklich bewähren sollte sich erst an den ersten Drehtagen zeigen. Wir bemerkten schnell, dass die Panels zu heiss wurden und sie waren zu hell. Dies führte zu viel Stress und Verzögerungen am Set. Benötigten ND-Folien und CTB. Je nach Situation eine andere Folie. Schnell mussten wir unsere Konstruktion verbessern, in dem wir Klettverschlüsse für Folien anbrachten und LED Dimmer bauten. Nach ein paar bald schlaflosen Nächten konnten wir nun entspannter vorangehen.

Umsetzung des Konzepts

Obwohl Szenen meistens gut vorgeplant waren, brauchten wir oftmals lange das Licht schön auszurichten. Normalerweise orientiert man sich beim Ausrichten an natürlichen Lichtquellen. Ein Bunker hat keine Fenster und somit auch kein natürliches Licht. Somit mussten wir die Richtung selbst erfinden und probieren, was funktioniert und was nicht. Mit unseren grossen Selbstgebauten LED’s entstanden dadurch sehr schwere Set-ups, vorallem, wenn es darum ging, genügend Licht von oben zu liefern. Unserer Ansicht nach lohnte sich der Zeitaufwand und es sind sehr schöne Bildkompositionen entstanden. Mit der Zeit wurden wir routinierter und entwickelten ein Gefühl die Sets.

Hürden

«Hat jemand … gesehen?» Ein Satz, den wir häufig gesagt haben. Ein Bunker hat viele Kabelkanäle und jeder Umbau bedingt auch einen Abbau von Equipment. Oft mussten Practicals umgebaut werden und wenn man dann wieder ein Kabel vermisst beginnt die Suche von Vorne. An einem Tag legte jeder sicherlich 5-8km im Bunker zurück. Ein grosser Anteil gehörte leider dem Suchen. Alles abzubauen wäre sicher effizienter gewesen, jedoch lästig, wenn man es an der Stelle später wieder brauchte.

Idealerweise hätten wir mehr Lampen gebraucht. Dies hätte uns am Set viel Zeit erspart.

Learnings

Es war eine tolle Erfahrung ein solches Projekt zu begleiten und massgeblich den Stil durch das richtige Licht zu beeinflussen. Der nächste grosse Dreh sollte dann doch mehr Geld für anständige Lampen übrig haben. Es hat am Ende gut funktioniert aber wahrscheinlich würden wir uns nicht nochmal auf so ein gebastel einlassen wollen.