Punscherlitruppa Widnou – eine Fortsetzung

Wie im ersten Digezz angekündigt setzt sich die Story der Fasnachtsgruppe und die Möglichkeit, mein gelerntes Fachwissen in ihr auszuleben fort. In einem neuen Kapitel galt es externe Einnahmen durch ein Crowdfunding zu generieren, einen Trailer für die Wagentaufe des neuen Fasnachtswagens, sowie ein Aftermovie des gelungenen Anlasses zu produzieren.

Wie stellt man sich am besten vor?

Ja, diese Frage galt es sich zu stellen. Der Verein selbst wollte sich über die Plattform www.lokalhelden.ch erstens vorstellen und zweitens so ins Licht rücken, dass auch potenzielle Einnahmen über ein Crowdfunding generiert werden können. Dies war also meine Aufgabe. Dazu gehörte eine kleine Werbekampagne auf den sozialen Medien und ein Video. Ich orientiere mich dabei an bereits diversen Vorstellungsvideos von Vereinen und Firmen, nahm die besten Inputs von Klassenkameraden mit und vereinbarte mit dem Präsidenten Nino Sieber ein Shooting. Passend dazu habe ich diverse Ausschnitte aus den jeweiligen Bautagen des Wagens in den Vordergrund gestellt (ohne Nino dabei die Show zu stehlen). Somit fiel es mir einfacher, durch ein geschäftiges Treiben und die Motivation der Mitglieder, den Verein durch Arbeit voranzutreiben, mit einzufangen, was eine Grund-DNA darstellt. Zum Video gehörten auch diverse Fotoshootings, die wir jeweils an den Bautagen durchgeführt haben und mein Video erweitern. Mein verwendetes Gear möchte ich euch hier nicht vorenthalten:

  • Nikon Z6 Kamera Body
  • Objektiv 24-70mm F2.8
  • DJI Ronin 2 – Gimbal
  • Rode Mikrofon VideoMic Pro R
  • Rode Lavalier GO
  • DJI MAVIC AIR 2
  • Meine Hände und Arme, weil mir handheld aufnehmen manchmal einfacher fällt 😉
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Ein Trailer produzieren – wie Cinematic soll er werden?

Antwort: Ja. Was hatte ich nicht alles für Bilder im Kopf vor der Produktion. Wie könnte ich alles perfekt inszenieren, brauche ich Personen im Trailer, welche Zeit ist wohl die beste (morgens vor und mit Sonnenaufgang ist sehr zu empfehlen), Fokus nur auf dem Wagen oder auch auf der Umgebung, Kamera-Gear (ich verwendete nochmals das gleiche) und und und. Das sind nun mal Gedanken, die man sich als Produzent eines Videos machen sollte und muss. Auch sehr wichtig: Inspektion der Location! Da ich aber schon x-mal den Abstellort des Wagens besucht habe (fürs obere Video), erledigte sich das. Ach ja, plant euere Zeit vor dem Dreh unbedingt ein! Ohne die Vorbereitungszeit wäre mir der Sonnenaufgang flöten gegangen. Und für mich fast der wichtigste Teil: Soundtrack! Ein gut inszenierter Trailer braucht ein entsprechendes Sounddesign, was ich mit dem Soundtrack von TOP-GUN erreichen wollte. Das Ziel war auch, alt und jung als Publikum anzusprechen (you know, what I mean). Zum Schluss animierte ich noch unser Logo in After Effects um auch hier noch ein Learning mitzunehmen. Aber schau doch mal selbst rein:

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Ein Aftermovie – Vorbereitung ist ein Hauptfaktor

Somit war alles bereit für die grosse Wagentaufe. Mein Auftrag für den Anlass war: Fotos machen, Emotionen einfangen, Aftermovie erstellen. Ich machte mich also an die Planung und schaute mir diverse Videos zu professionellen Aftermovies an («learn from the best»), schrieb mir auf was ich an Equipment benötigen werde, erstellte eine Liste mit gewünschten Einstellungen usw.

Hier könnt ihr gerne mal einen Blick in mein Vorbereitungssheet werfen.

Am grossen Tag selbst war ich permanent beschäftigt. Von A nach B sich bewegen und dabei nie das Ziel aus den Augen verlieren ist hier ein Keyfaktor. Ich bewegte mich sehr viel, nahm mal eine höhere oder tiefere Position ein und testete, testete, testete. Hin und her wechseln zwischen einer Fotosession und anschliessendem Filmen kann anstrengend sein, ist aber mit einem 24-70mm (F2.8) Objektiv plus der Sony A7 IV sehr stabil gelaufen. Das Wetter spielte von Beginn nicht ganz mit und so musste ich zum Beispiel mit dem Drohnenshot auf ein günstiges Zeitfenster warten, das dann auch kam. Spannend war auch der Kontrast zwischen aussen und dem Wageninneren, denn die Lichtverhältnisse hätten unterschiedlicher nicht sein können. Ich musste oft improvisieren und dabei war mir wichtig, den Fokus der Linse immer stabil zu halten. Kleiner Tipp: Ein Shot gelingt selten beim ersten Mal! Ich musste mehrere Einstellungen neu anpacken oder auch mal die Personen darauf aufmerksam machen eine Geste für mich zu faken. «Fake it until you make it», ist manchmal Gold wert, denn nach dem «wie» fragt dich schlussendlich selten jemand.

Bei der Postproduction lohnt es sich, viel Zeit zu nehmen. Ich wollte, dass erstens die Bilder einen zufriedenstellenden Eindruck auf den Anlass zurücklassen und mich zweitens fürs Aftermovie in Premiere Pro ein wenig austoben. So spielte ich mit Effekten herum, schaute mir auch hier wieder einiges an Tutorialmaterial an passte meine Storyline nach Möglichkeit ein wenig an. Beim Sounddesign wollte ich ein wenig den Mix aus Musik und Originalsound herstellen. Dies passte vor allem beim Einspieler mit der Frage, wie der Verein gegründet wurde.

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(mst)

Grundsätzlich sind diese Aufträge für mich immer eine große Bereicherung, da jeder Anlass seine eigenen Geschichten schreibt. Von Mal zu Mal hemmt mich zu Beginn meistens die Herausforderung, nicht zu viel von mir selbst abzuverlangen. Eine Filmproduktion, egal welcher Art, erfordert vor allem bei alleiniger Produktion viel Vorbereitung und sorgfältig getroffene Entscheidungen an den Drehtagen. Auch Learnings und Tipps bringen mich immer weiter. Die Kunst liegt darin, sie beim nächsten Dreh oder Shooting herauszukramen und anzuwenden. Ich möchte daher meine Learnings auf die einzelnen Videos / Shootings verteilen und differenziert darauf eingehen.

Learnings Video Crowdfunding

Die Vorbereitung für dieses Video fiel sehr kurz aus. Ich überlegte mir früh, was der Präsident vor der Kamera ausdrücken wollte, und schrieb ein kurzes Skript. Somit fing ich an, die Bautage auf Video festzuhalten, und wir trafen uns an einem der Tage für die Vertonung und Vorstellung. Erstes Manko: Ich hatte keinen ND-Filter zur Hand und dachte auch nicht an wechselnde Lichtverhältnisse. Dafür wurde ich bestraft, denn es war ein Mix aus Wolke, Sonne und Schatten. In der Postproduktion schenkte mir das ein, und ich hatte meine liebe Mühe mit dem Colorgrading, brachte es aber auf ein akzeptables Ergebnis. Mit einer Maske konnte ich das Gesicht von Nino ein wenig aus der Dunkelheit des Wagens herausheben, das Tracking seines Gesichts war aber entsprechend mühsam. Die Vertonung stellte mich ein weiteres Mal auf die Probe. Erst im Schnitt bemerkte ich ein lautes Knacken bei einer der wichtigen Aussagen. Nochmals drehen ging sich zeitlich nicht aus, also musste ich damit leben. Wir mussten viele Einstellungen wiederholen, da sich sein T-Shirt oft an Lavallier rieb und ein Rauschen verursachte. Der Schnitt klappte reibungslos, wie auch die Erstellung von Untertiteln (Schweizerdeutsch zu Hochdeutsch umschreiben kann sich ziehen).

Learings Trailer Wagentaufe

Wie bereits erwähnt, ließ ich mich von der Opening Scene des Films «Top Gun» inspirieren. Die Planung war hier sehr wichtig, denn ich musste im Verlauf der Woche sicherstellen, ob der Wetterbericht passt oder wann der Sonnenaufgang zeitlich stattfindet. So war ich viel zu früh am Drehort, was aber kein Nachteil war, da ich genug Zeit hatte, mein Equipment zu installieren und vorzubereiten. Der Shot musste passen! Unter Umständen hätte ich mit einem Licht die Szenerie ein wenig besser ausleuchten können, wollte aber auch den Stil des Morgens mit aufgehender Sonne beibehalten. Auch ein ND-Filter für die Drohne wäre hilfreich gewesen, um die Lichteinstrahlung von der Sonne zu regulieren. So musste ich bei der Color Correction ein wenig herumprobieren. Bei der Wahl des Soundtracks gingen wir ein Risiko ein. Musik zu verwenden, die höchstwahrscheinlich einen Strike auf YouTube verursacht oder dich bei den Austrahlungsländern einschränkt, weil du die Rechte nicht besitzt, ist nicht zu empfehlen. Wir gingen das Risiko ein, da wir uns fast zu früh auf den Song fokussiert haben und die Euphorie dadurch zu gross geworden ist. Manchmal würde auch der Leitsatz «Kill your Darlings» helfen, was wir hier aber einfach nicht wollten.

Learnings Aftermovie Wagentaufe

Wo fange ich an? Die Vorbereitung lief über Absprache vom Vorstand und dem Inhaber der Location sehr gut. Mir wurde aber erst am Drehtag bewusst, dass ich das Material irgendwo verstauen musste. Der Anlass war draußen, und es regnete zum Teil in Strömen. Ich fand dann zum Glück einen Ort. Nächstes Problem: Steckdosen. Einer meiner Akkus war nicht geladen, und ich musste zuerst eine Steckerleiste finden, die nicht gerade vollgekleistert mit Dreck war oder der Akku im Regen lag. Ich habe mir dann vor dem Beginn der Taufe selbst eine beschaffen müssen, was Zeit kostete (Vorbereitung). Mir wurde auch schnell bewusst, dass ich mit dem Gimbal von DJI nicht den ganzen Tag filmen konnte und wollte, da er sehr schwer war (ein neueres Modell wäre besser gewesen). Das meiste also war von Hand gefilmt. Die wechselnden Lichtverhältnisse bereiteten mir manchmal Mühe. Ich wechselte im halbstündigen Takt mit dem Wageninneren und draußen, machte mir Presets an der Kamera selbst und musste schließlich nur noch einzelne Knöpfe drücken, nach einem Locationwechsel. Das hat mir extrem geholfen. Ich getraute mich auch im Verlauf des Events näher an die Leute heran, machte sie auch mal aufmerksam auf eine Geste, die ich verwenden konnte. Hier dürfte ich in Zukunft auch etwas mutiger sein, selten wird einem gesagt, man wolle nicht gefilmt werden. Wichtig ist, die Gäste im Vorhinein zu informieren und sie auf das Video aufmerksam zu machen. In der Postproduktion werde ich in Zukunft sicher mehr Wert auf die persönliche Strategie innerhalb von Premiere Pro legen. Es schont die Nerven, mit Shortcuts zu arbeiten und einen Arbeitsfluss zu entwickeln. Vorsicht vor dem Warp Stabilizer: Mein MacBook ist eigentlich sehr leistungsfähig, und trotzdem hat es der Effekt geschafft, ihn dreimal nacheinander zu crashen. Durch gute Vorarbeit beim Filmen musste ich diesen Effekt auch nur selten anwenden, was sich positiv auf die Renderzeit auswirkte.