Der Fall

Chronologie

Die Chronologie der Ereignisse

Was würdest du tun, wenn dein Elternhaus zwangsversteigert wird? Könntest du einfach so loslassen oder würdest du dafür kämpfen? Im September 2010 hat sich Peter Kneubühl gegen die Zwangsversteigerung von seinem Elternhaus gewehrt. Die Situation eskalierte, weil Kneubühl auf die Polizisten geschossen hat und in den Wald geflohen ist. Nach diversen Pannen gelang es der Kantonspolizei Bern nach zehn Tagen Peter Kneubühl auf einem Feld beim Oberen Ried/du Haut festzunehmen. Die Bevölkerung der Stadt Biel konnte ausatmen.

Im Haus verschanzt

Das Elternhaus von Peter Kneubühl wird auf Grund der Erbstreitigkeiten mit seiner Schwester zwangsversteigert. Der Rentner bewohnt das Haus alleine und hängt sehr daran. Was würdest du machen, wenn dein Elternhaus zwangsversteigert wird und du nichts machen kannst? Könntest du einfach so loslassen oder würdest du mit allen Mitteln dafür kämpfen? Peter Kneubühl hat für sein Elternhaus gekämpft. Die am Nachmittag des 8. September 2010 angesetzte Hausbesichtigung konnte nicht stattfinden. Kneubühl verschanzte sich im Gebäude und verweigerte den Kontakt zu den Behörden. Die Polizisten des Berner Sonderkommandos Enzian rückten an, um Peter Kneubühl zum Einlenken zu bewegen. Zuerst versuchten sie es in ziviler Kleidung und klingelten an der Haustür. Doch es gab keine Reaktion von Kneubühl worauf sie sich mit Gewalt Zugang verschaffen wollten. Dabei war aus dem Haus ein Knall zu hören. Ob es ein Schuss oder eine Explosion war, konnten die Einsatztkräfte zu diesem Zeitpunkt nicht beurteilen. Sie konnten nicht ausschliessen, dass der Rentner Suizid begannen hatte. Es war nicht möglich, mit Peter Kneubühl Kontakt aufzunehmen.

Die Situation eskaliert

Kurz nach 19:00 Uhr eskalierte die Situation. Die Leitung des Sonderkommandos hatte den Enzian-Mitgliedern den Zugriff erteilt. Die Polizisten versuchten durch das eingeschlagene Fenster einzudringen, doch Peter Kneubühl schoss auf sie. Der betroffene Polizist hatte Glück, denn die Kugel zischte an ihm vorbei. Die Enzian-Mitglieder sprengten die Türen, schickten einen Roboter mit einer Kamera und einen Polizeihund zu ihrer Sicherheit voraus. Kneubühl zerstörte den Roboter und schoss auf den Hund, welcher am Hals verletzt wurde. Daraufhin zog sich das Sonderkommando zurück.

Foto: Patricia Suter
Foto: Patricia Suter

Während des Rückzuges nutzte der 67-jährige Rentner den Moment, um aus dem Fenster zu springen. Obwohl Kneubühl aufgefordert wurde, die Waffe niederzulegen, gibt er einen Schuss ab und verletzte einen Polizisten schwer. Peter Kneubühl ergriff die Flucht.

Dieser Vorfall hatte für den verletzten Polizist gravierende Folgen. Er wurde zweimal operiert, weil Splitter in seinen Kopf eingedrungen sind. Des Weiteren kann er nicht mehr zum Sonderkommando zurückkehren. Auf Grund ständiger Kopfschmerzen und regelmässiger Müdigkeit ist er nicht mehr gleich belastbar wie zuvor.

Eine Blamage nach der Anderen

Die Suche nach Peter Kneubühl läuft auf Hochtouren. Mit der Veröffentlichung des falschen Fahndungsfotos erleben die Ermittler eine Blamage. Auf dem Bild ist nicht Peter Kneubühl zu sehen, sondern das Foto seines Vaters. In Biel und Umgebung wird mit Hilfe eines Armee-Helikopters und Polizeihunden die Präsenz der Kantonspolizei Bern erhöht.

Foto: Marcial Sommer

Zivile Beamte positionierten sich in der Nähe von Kneubühls Elternhaus, da sie mit seiner Rückkehr rechneten. Sie wurden in ihrer Annahme bestätigt. Der Rentner kehrte zurück. Doch genau in diesem Moment fiel das Funkgerät des Ermittlers aus, welcher Kneubühl gesehen hatte. Eine weitere Panne geht auf die Kappe der Polizei.

Kontaktaufnahme

Die Beamten bekommen Hilfe von einem Bekannten von Peter Kneubühl. Mit einem Brief richtet er sich an Kneubühl, worauf dieser telefonisch mit der Polizei Kontakt aufnahm. Obwohl der Rentner mit einem Mitglied des Verhandlungsteams sprechen konnte, gelang es den Ermittlern nicht den Telefonanruf zurückzuverfolgen. Kneubühls Aufenthaltsort konnte wegen Serverproblemen nicht ausfindig gemacht werden.

Proteste und Sympathisanten

Im Zentrum von Biel gab es immer wieder Proteste gegen den Polizeieinsatz. Sympathisanten liefen mit T-Shirts herum, auf dem sich ein Foto von Peter Kneubühl befand. Darauf stand "Catch me if you can" übersetzt heisst das "Fange mich, wenn du kannst". Zudem gab es Leute, welche Peter Kneubühl über Facebook Mut zusprachen. Andere forderten, dass die Polizei Kneubühl eine Chance geben sollte. Er solle sich stellen können, ohne sein Leben riskieren zu müssen.

Die Fahndung verlief ergebnislos weiter. Die Umgebung des Bieler Lindenquartiers wurde schwer bewacht. Der Rentner Peter Kneubühl war wie von Erdboden verschluckt.

Festnahme und gerichtlicher Prozess

Eine Frau hatte Peter Kneubühl dank dem Fahndungsfoto erkannt und meldete es sofort bei der Polizei. Aufgrund dieses Hinweises spürte der Polizeihund Faro den Rentner auf dem Feld im Oberen Ried/du Haut auf und stellte ihn. Peter Kneubühl wurde nach zehn Tagen auf der Flucht in Handschellen abgeführt.

Der Prozess fand am Regionalgericht in Biel statt. Mit den Schüssen auf die Polizisten hatte Kneubühl den Tatbestand der versuchten Tötung und der Körperverletzung erfüllt. Kneubühl wurde auf Grund seines Zustandes von der Staatsanwaltschaft für nicht schuldfähig gehalten, da er unter Verfolgungswahn litt. Nach einem langen Prozess wurde Peter Kneubühl von der Akutstation Etoine der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern ins Regionalgefängnis nach Thun verlegt.

Peter Kneubühl bereut sein Handeln nicht. Er sah keine andere Möglichkeit!