Out of Jail – ein Abstecher hinter Gitter

Briefe an einen Mörder aus Amerika. Zwei Menschen in völlig anderen Lebenssituationen tauschen Briefe aus – über Themen wie den Alltag hinter Gitter, Tod und Reue. Im Rahmen des Podcasts «Out of Jail» werden die Briefe vorgelesen und diskutiert. Ausserdem nehmen verschiedene Menschen aus der «Gefängnisszene» im Interview Platz.

Perin! So heisst unser Brieffreund aus Texas. Er ist 41 Jahre alt und sitzt lebenslänglich für Mord. Das hat er den Hörer:innen von «Out of Jail» bereits in seiner ersten Folge verraten. Nachdem sich der Mann auf der anderen Seite der Welt zuerst einmal vorgestellt hat, folgten weitere Themen aus seinem Alltag, seinem Leben und seinen Gedanken.

Perin zeigte uns in der zweiten Folge seine Gefängniszelle, welche etwa die Grösse eines normalgrossen Schweizer Badezimmers hat. Er hat nach über 16 Jahren Gefängnis immer noch eine gewisse Routine oder versucht sie zumindest beizubehalten. Seine Kleider waschen gehört beispielsweise dazu. Natürlich hat er keinen Waschturm, er wäscht mit einer leeren Chipstüte. Das ist nur ein Beispiel aus dem Beschreib seiner Zelle. Weitere kannst du auf Instagram erfahren oder hier nachhören:

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Der ein oder andere von euch fragt sich vielleicht, ob es überhaupt in Ordnung ist, Briefe mit einem Gefangenen auszutauschen. Erst recht, wenn er einen Menschen umgebracht hat. Ich, Aileen, verstehe diesen Gedanken. Ich habe mir die gleiche Frage gestellt. Deshalb haben wir in einer älteren Folge bereits mit einem Ethiker über diese Thematik diskutiert.

Mit Ingo Bäcker, einem Gefängnisseelsorger aus dem Schaffhauser Gefängnis, haben wir die Frage noch vertieft. Er hat in einer Folge erklärt, wie wichtig solch ein Briefaustausch für einen Gefangenen ist und begründet, weshalb jeder Mensch sozialen Kontakt verdient hat, egal aus welchem Grund er im Gefängnis ist. Mehr dazu auch auf unserer Website.

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In der aktuellen Folge haben wir deshalb mit einer Frau gesprochen, welche schon seit über 20 Jahren Briefe mit Menschen aus dem Todestrakt austauscht. Egal ob Mörder, Vergewaltiger oder Kidnapper, Ines Aubert schreibt mit ihnen allen. Zum Teil sogar mit den Opfern dieser Menschen. Schreiben ist ihr grosses Hobby. Mit ihrem eigenen Projekt «connectdeathrow» ermöglicht sie anderen «Schreibefreudigen», welche unter 18 Jahre alt sind, einen kurzen, sicheren und anonymen Briefaustausch mit einem Gefangenen aus der Todeszelle.

Mit dieser vielseitigen Frau haben wir über ihre letzten 20 Jahren als Brieffreundin gesprochen, nachgefragt, wieso sie ein paar Opfer ihrer Brieffreunde überhaupt getroffen hat und auch ihr eigenes Projekt mit «connectdeathrow» unter die Lupe genommen. Denn seien wir einmal ehrlich, sollten solche jungen Menschen mit so einem schwierigen Thema überhaupt konfrontiert werden? Hört hinein und bildet euch eine eigene Meinung.

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Ausblick Interviews:

In den nächsten Wochen werden weitere Interviews mit Menschen rund um das Thema Gefängnis folgen. Beispielsweise sprechen wir mit einer Lehrerin, Nicole Urscheler, welche das Angebot von «connectdeathrow» in ihrem Englischunterricht benutzt hat. Ihre Sekundarschüler haben also drei Briefe mit einem Menschen aus dem Todestrakt ausgetauscht. Wie war das für sie? Was sagten die Eltern der Kinder dazu und würde die Lehrerin noch einmal die Kinder drei Briefe mit einem zu Tode verurteilten Menschen austauschen lassen?

Sie war bei seinen letzten Stunden dabei! Angelina Heeb begleitete ihren Brieffreund in den Tod! Ursprünglich wollte sie Briefe schrieben, um ihr Englisch zu verbessern, aber mittlerweile hat sie vielmehr als nur Englisch von die Briefkontakte gelernt. In einer weiteren Folge unseres Podcasts erzählt uns die St. Gallerin über die Hinrichtung ihres Brieffreundes, weshalb sie überhaupt daran teilgenommen hatte und ob sie sich vorstellen kann, jemals aufzuhören Brieffreunden zu schreiben.

Das Thema Todesstrafe im Allgemeinen haben wir auch noch unter die Lupe genommen und haben darüber mit Nick Bell, dem Präsidenten der Schweizer Non-Profit-Organisation «Lifespark», gesprochen. Im Jahre 1976 ist es in Amerika zur Wiedereinführung der Todesstrafe bekommen. Lifespark kämpft für deren Abschaffung und vermittelt Todestraktkandidaten Brieffreunde. Inwiefern kann die Schweizer Organisation auf der anderen Seite der Welt überhaupt etwas bewegen? Wie sieht die Lage mit dem neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika aus und wieso ist er überhaupt gegen die Todesstrafe?

Ein weiterer Interviewgast setzt sich für bessere Verhältnisse in den Gefängnissen ein. Werner Burkhardt ist ein Zürcher Ex-Gefängnisdirektor, welcher trotz Pension nicht vom Thema Gefängnis loskommt. Er bereist gemeinsam mit einem Freund Gefängnisse auf der ganzen Welt, sucht mit den Behörden Gespräche und will Gefangenen, aber auch den Mitarbeitern des Gefängnisses helfen.

Beispielsweise hat er und sein Freund in Litauen Matratzen für die Gefangenen organisiert oder in Moldawien alte Schutzwesten der Zürcher Polizei abgegeben. Im Podcast erzählt er über seine schlimmsten, aber auch eindrücklichsten Erlebnisse, wir sprechen mit ihm über seine Zeit als Gefängnisdirektor und fragen nach, wieso ihm das Thema Stacheldraht und Gefängnismauern noch nicht verleidet ist.

Ausblick Briefe mit Perin:

Perin wird uns in den weiteren Folgen noch viel über sein Leben im Gefängnis erzählen. Da er in Einzelhaft sitzt, hat er sehr viel Zeit und schreibt dementsprechend enorm viel. Zum Teil ist ein Brief von ihm etwa 20 Seiten lang – langweilig wird es also definitiv nicht! Der Mann hat eine schlimme Straftat begangen, was wir weder verharmlosen noch beschönigen wollen! Dieser Briefaustausch hat das Ziel, ein Projekt zu sein, ohne diese typischen Vorurteile und Stereotypen. Wir kommunizieren mit diesem Mann auf Augenhöhe über zum Teil ganz banale Dinge wie über sein Essen im Gefängnis, sein Lieblingsdessert oder über sein Lieblingstier. Auf der anderen Seite sprechen wir mit ihm aber auch über das Thema Familie, Kindheit oder seinen ersten Tag im Gefängnis.

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(mou)

Konzept:

Durch Aileens Begeisterung zum Journalismus und der Auseinandersetzen mit Tabu-Themen ist «Out of Jail» ins Leben gerufen worden. Das schlussendlich Briefe mit einem Mörder ausgetauscht werden und das Hauptthema Gefängnis ist, war kein Plan, mehr Zufall.

Ich (Aileen) habe einen Film gesehen, welcher mich auf diese Idee brachte. In den nächsten Monaten habe ich mir immer wieder Gedanken gemacht, ob ich für so eine speziellere Brieffreundschaft überhaupt geeignet bin und dieses Projekt wirklich in Angriff nehmen soll. Schlussendlich habe ich es ausprobiert und ich bin froh darüber, weil ich in dieser Zeit und mit dieser Arbeit viel gelernt habe.

Ich (Keara) wurde von Aileen ins Boot geholt. Da ich True-Crime Fan-bin, wusste Aileen, dass ich mich für dieses Projekt begeistern würde. Und das habe ich auch! Sie hatte grosse Ziele für den Podcast und war froh um Unterstützung. Ausserdem ergänzen wir uns auch gut mit unserem Stärken- und Schwächen.

Ziel unseres Podcasts ist es, auf eine neue Art und Weise das Thema Gefängnis zu behandeln und auch Aufklärung zu betreiben. Dies, indem wir mit Interviews und den Briefen auf Themen aufmerksam machen, mit welchen der Durchschnittsmensch im Alltag nicht Kontakt kommt oder sich nicht damit beschäftigt. In Filmen, Dokumentationen, aber auch im Internet wird mit vielen Stereotypen über das Gefängnis gearbeitet und oft nur das «Böse» erzählt. Wir wollten zeigen, dass alle Menschen im Gefängnis auch wirklich nur das sind, Menschen. Und es auch zahlreiche Personen gibt, welche sich für diese Gefangenen einsetzen.

Briefaustausch:

Kern unser Podcast ist der Briefaustausch mit unser Brieffreund Perin. Er sitzt eine lebenslange Strafe in Texas wegen Mordes ab.

Die Idee für den Briefaustausch kam von Aileen, auch sie hat es aufgegleist. Den Kontakt zu Perin bekamen wir durch eine «Vermittlerin», welche selber mit Gefangenen schreibt und es anderen ebenfalls ermöglichen möchte. Wir schickten ihr jeweils den Brief für Perin und sie leitete diesen weiter nach Texas. Umgekehrt funktionierte es gleich. Sie bekam die Antwort von Perin und leitete es dann uns als PDF weiter. Da Perin kein Computer besitzt, schreibt er seine Briefe mit der Schreibmaschine.

Am Anfang funktioniert den Austausch gut. Doch gegen den Schluss gestaltete der Briefaustausch sich einiges schwieriger als gedacht. Das Problem war nicht der Gefangene selbst, sondern mehr die Vermittlerin, welche plötzlich den Kontakt abbrechen wollte. Trotz mehreren E-Mails und Telefonaten mussten wir vorerst den Kontakt abbrechen, was sehr schade für den Podcast ist. Was die Zukunft bringen wird, werden wir sehen.

Der Briefaustausch an sich war gut. Ich (Aileen) war wirklich positiv überrascht, wie Perin schrieb, mitdachte und auch grosses Interesse am Projekt zeigte. So machte der Austausch aber auch die Arbeit richtig Spass! Ich würde behaupten, dass Keara und ich grosses Glück hatten, dass wir genau mit diesem Gefangenen Briefe austauschen konnten. Nicht jeder Gefangene schreibt so gerne und wahrscheinlich auch so gut und bedacht wie Perin. Durch die Qualität seiner Briefe konnten wir gut eine Art Hörspiel von seinen und meinen Briefen in den Folgen darbieten. Natürlich mussten wir die Briefe vorher übersetzen und um einiges kürzen, da er sehr gerne viel schreibt. Insgesamt haben wir sechs Briefe mit dem Briefkontakt ausgetauscht und hoffen natürlich in Zukunft weiterhin mit ihm schrieben zu können. Für die Podcastfolgen mit Perin konnten wir mit unserem Ton-Dozenten Neil Raouf auch eine super Stimme gewinnen, welche die Briefe von dem Gefangenen für uns einliest. Über diesen Gewinn waren wir sehr froh, da uns die ursprüngliche Stimme kurzfristig abgesprungen ist.

Interviews:

Neben dem Briefaustausch haben wir auch noch Interviews mit Menschen rund um das Thema Gefängnis organisiert. Hierfür brauchte es zuerst einige Recherchen (welche eigentlich alles Aileen gemacht hat, nachdem sie angefangen hat, war sie nicht mehr aufzuhalten). Nach den ersten 2-3 Personen lief es dann einfacher, da die bisherigen Interviewgäste genau in dieser Szene vernetzt waren. Die Kontakte hat man also einfacher bekommen, die Planung, Schreibarbeit und Recherche blieb natürlich weiterhin vorhanden, was sehr spannend, aber natürlich aufwendig war.

Für die Interviews habe ich (Aileen) jeweils zwei Vorgespräche mit den Interviewgästen geführt, um diese kennenzulernen und erste Informationen zu bekommen. Diese Informationen zusammen mit meinen Recherchen aus dem Internet haben dann schlussendlich die Fragen für die Folgen ergeben. Diese habe ich anschliessend Keara geschickt und wir haben sie zusammen noch ergänzt.

Die Interviews führten wir mit Personen aus verschiedenen Kantonen (Schaffhausen, Zürich, St. Gallen). Wir haben den Aufnahmeort nach Thematik des Interviews ausgesucht, wobei wir schlussendlich mehrheitlich bei den Interviewgästen Zuhause waren. Zum Teil bot sich aber auch ein Besuch in einem Schulhaus (Interviewgast war Lehrerin) oder im Gefängnis (Interviewgast war Gefängnisseelsorger) an. Da «Out of Jail» in erster Linie ein Podcast ist, haben wir ein Audio von dem Interview aufgezeichnet. Uns war es darum sehr wichtig, dass wir eine gute Audioqualität hatten. Darum hat uns bei den Interviews noch Gino begleitet. Da er eigenes Audio- und Filmmaterial besitzt, hat dies uns das die Aufgabe erleichtert, nicht immer die Utensilien in der Ausleihe holen zu müssen. Dazu konnte Aileen immer ein Handmikrofon vom Radio mitnehmen.

Um die Arbeit aber noch multimedialer zu machen, haben wir die Interviews zusätzlich mit einer Kamera aufgenommen und im Anschluss B-Roll aufgezeichnet. Damit konnten wir gut in Social Media auf die kommenden Folgen anteasen und eine noch nähere Verbindung zum Thema und der Person schaffen.

Eine typische Interviewaufnahme dauerte ca. 4 Stunden. Darin enthalten sind Anreise, Auf- und Abbau, Interview, Filmen der B-Roll aber auch das Vorgespräch und Smalltalk nach den Aufnahmen. Mit der Zeit bekamen wir als «Team» eine gewisse Routine und wurden schneller beim Auf- und Abbau, was mehr Zeit für die spannenden Gespräche liess. Während den Aufnahmen übernahm Aileen die Rolle der Interviewerin, Keara war für den Ton zuständig und Gino für die Videoaufnahmen.

Post-Produktion / Social Media:

Da meine (Kearas) Stärke eher beim Digitalen liegt und Aileen schon für die Vorbereitung viel Aufwand geleistet hat, habe ich einen Grossteil der Postproduktion übernommen. Dazu gehörte die Folgen zusammenschneiden, Videos und Fotos für Social Media zu bearbeiten und alles online zu führen.

Alle Audio- und Filmdateien speicherten wir uns sowohl auf dem Rechner als auch im Google Drive. Somit konnten wir einfach angepassten Dateien miteinander teilen. Gino hat das rohe Material leicht bearbeitet, damit ich (Keara) mich mehr auf das Zusammenschneiden und nicht auf die Filter konzertieren musste. Aileen hat jedoch einen Teil unserer Teaservideos vor Podcastbeginn zusammengeschnitten und während der Staffel verschiedene Insta-Storys zu den jeweiligen Interviewgästen gepostet. Diese Storys und Posts haben uns schlussendlich auch zu einem Interview bei einem Lokalradio verholfen, wo wir über den Tag der Menschenrechte sprechen durften und auf unseren Podcast aufmerksam machen konnten.

Wir haben zusammen eine «Post-Plan» aufgestellt, damit wir beide immer den Überblick hatten, wann welche Folge live geht und welches Video und welche Fotos auf Social Media (Instagram und Facebook) gepostet werden. Eine neue Folge wurde immer Donnerstag um 16 Uhr live geschaltet. Bei den Interviewgästen wird am Dienstag ein Foto von ihnen gepostet, mit dem erste Teaser für die Folge des kommenden Donnerstages. Am Donnerstagmorgen wird ein Video aus dem Interview mit einem Quote gepostet und am Samstag einen weiteren Quote, dargestellt durch einen Equalizer. Bei Perin wird am Dienstag eine kleine Animation als Teaser gepostet, am Donnerstag ein Video aus dem B-Roll Material mit einem Quote aus seinem Brief und am Samstag den Equalizer mit einem Quote von uns aus der vergangenen Folge.

«Out of Jail» wird auf Anchor gehostet. Dies ermöglicht uns ganz einfach, den Podcast gleichzeitig auf Spotify, Apple Podcast und Google Podcast zu laden. Dazu haben wir auch ein WordPress-Blog gemacht, damit auch Zuhörer:innen, welche keine Musik-App besitzen, sich die Folgen anhören können.

Endprodukt / Rezeption:

Wir sind sehr stolz was aus «Out of Jail» geworden ist. Wir geben zu, dass es viel mehr Aufwand war als wir uns ursprünglich dachten und trotzdem hätten wir nichts anders gemacht. Es war viel «Learning by Doing», aber das gehört bei Digezz-Projekten dazu 😉

Unsere erste Folge ging am 2. Dezember live und wurde bisher von über 90 Personen angehört. Die Reaktionen aus unseren Familien und Freunden war sehr herzerwärmend und unterstützend, was uns einen benötigten Motivationsschub gab.

Wir hatten eine sehr offene (und ständige) Kommunikation miteinander, was die Zusammenarbeit erleichterte. Wir ergänzen uns perfekt als Team für «Out of Jail», da Aileen ein Flair für Journalismus, Kommunikation und Schrieben hat, wobei Keara dies mit ihrer Erfahrung mit Filmen, Schneiden und Social Media ergänzt. Was uns verbindet, ist die Leidenschaft, kreativ zu sein, an unsere Grenzen zu stossen und andere Menschen einen neuen Einblick in eine (für sie bis jetzt) unbekannter Welt zu geben.