Neue Wege gehen

Er war als Hochbauzeichner, Lehrperson, Zirkusanimator und Bewegungsschauspieler im Leben unterwegs. Nach elf Jahren erfolgreicher Theaterspaziergänge hat er sich dem Schriftstellen gewidmet. Nein, keine Bücher! Matthias Zurbrügg erzählt, wie er auf die Idee seiner neuen Kunstform gekommen ist – und warum es sich lohnt, neue Wege zu gehen.

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(eli)

Idee

Ich kannte Matthias vor allem als Schauspieler. Nachdem er mich fürs Aufstellen der grossen Buchstaben und fürs Aufnehmen einer Performance in Vechigen fragte, dachte ich darüber nach, warum er dem Schauspiel nach erfolgreicher Zeit den Rücken kehrte. Auf seinem Lebensweg ist er immer wieder in neue Richtungen eingeschlagen. Und war immer zufrieden. Was steckt dahinter? Mit einem Filmportrait konnte ich den offenen Fragen zu seiner Person und dem Schriftstellen nachgehen. Gleichzeitig konnte ich mich im Umgang mit Kamera, Ton und Schnitt weiter vertiefen.

Umsetzung

Nachdem ich bereits eine Performance aufgenommen und einen Trailer für seine Webseite geschnitten habe (https://www.mesarts.ch/verzweigt2023.html), widmete ich mich meinem Film.

Als erstes setzte ein umfängliches Exposé auf, formulierte mögliche Thesen, Aussagen, Bilder und Story-Telling des Films. Danach richtete ich anschliessend die Interviewfragen.

An allen Performance-Aufführungen von Matthias besuchte ich das kleine Dorf Vechigen im Worblental mit dem Sony VJ-Set aus unserer Ausleihe: Eine Sony PXW-Z90 mit Richtmikrofon für die Aufnahmen und ein Zoom H6 mit Stereoaufsatz für die Ambis. Der integrierte ND-Filter erwies sich als sehr praktisch.

Beim Zeitpunkt des Interviews hatte ich bereits ungefähr die Hälfte der Drehtage durch und hatte deshalb auch bereits einen guten Überblick, welche Bilder mir im Schnitt zur Verfügung stehen. Das war hilfreich. Sowohl für das Interview als auch für die Aufnahmen im Buchstabenlager, hatte ich ein externes Licht dabei, um die Szenen ausleuchten zu können.

Für den Dreh entschied ich mich nach einigen Tests gegen den Autofokus. Ich verwendete die Peaking-Funktion auf dem Display, welche sehr hilfreich war. Für die Aufnahmeeinstellungen wählte ich Full HD mit 25 Bildern pro Sekunde.

Das manuelle Fokussieren fiel mir vor allem schwer, wenn sich der Protagonist der Kamera näherte. In zukünftigen Projekten werde ich die Kamera noch genauer testen, bevor es mit dem Dreh losgeht. Zudem würde ich ein Modell wählen, das noch eine bessere Auflösung bietet als Full HD, um die Schärfe auf grösseren Bildschirmen zu verbessern.

Learnings

  • Interviewton noch besser überwachen: Zwar hatte ich während des ganzen Interviews die Kopfhörer auf. Dennoch entdeckte ich in der Post bei einer wichtigen Interviewstelle ein Flugzeug im Hintergrund. Glücklicherweise konnte ich es mit einer passenden Videosequenz und Fahrrad-SFX überdecken.
  • Mehr Aufnahmen pro Ort: Für das Zuhause von Matthias hatte ich etwas knapp Material, sodass das Überdecken der Interview-Cuts etwas knifflig war.
  • Aufpassen beim Colorgrade kopieren: DaVinci Resolve kopiert standardmässig auch die Stabilisierung, wenn man ein Grading kopiert. Dadurch musste ich zum Schluss einige Clips nochmals stabilisieren.
  • Interviewdauer: Zwar war ich in der Post erst etwas überfordert mit den zwei Stunden Interview, merkte dann aber auch, dass erst gegen Ende der Aufnahme wichtige Aussagen fielen. Nachträglich war ich froh, so lange gedreht zu haben. Während dem Interview verflog das anfangs wohl etwas komische Gefühl für den Protagonisten vor der Kamera zu sitzen und vertieften sich die Gedankengänge.
  • Stativ nicht zwingend nötig: Als Ein-Mann-Armee habe ich aus logistischen Gründen auf Stativ verzichtet. In der Post konnten auffallende Unruhen stabilisiert werden. Stilistisch fand ich das auch die richtige Entscheidung. So waren die stillen Aufnahmen der Ausstellung nicht zu starr.
  • ChatGPT hilfreich für Resolve-Anfänger: Für spezifische Probleme, die auftauchten, deren Ursache aber nicht klar war, war ChatGPT sehr hilfreich. So konnte ich das Problem schildern und oft wusste die KI was ich fälschlicherweise aktiviert oder unabsichtlich geklickt habe.
  • Themed Timelines: Bei der Recherche zu Dokus/Filmportraits habe ich den Tipp entdeckt, thematische Timelines aus den Aufnahmen zu erstellen. So habe ich mir aus den verschiedenen Drehtagen Kategorien gemacht (bspw. Wegweiser, Performance, Mühlibeizli, Interaktion mit Publikum, Werken), auf die ich dann einfach zurückgreifen konnte, wenn ich zum Interviewton ein bestimmtes Bild suchte.
  • Duplizierte Timelines: Ebenfalls habe ich den Tipp entdeckt, die Timelines pro Arbeitsschritt immer zu duplizieren. So konnte ich beispielsweise beim Interview bedenkenlos in mehreren Schritten kürzen und später immer wieder auf die längere Version zurückgreifen.