Ich habe einen Etsy Store erstellt – Teil 2


Bist du daran interessiert, dein Hobby als Kunstschaffende*r zu einem Nebenjob zu machen? Dann bist du hier genau richtig. Seit Dezember 2022 teile ich auf Digezz meine Erfahrungen zum Verkauf meiner eigenen Kunstwerke auf Etsy. Derzeit belegt Etsy weltweit den fünften Platz unter den meistbesuchten Online-Einzelhandels-Websites. Mit rund 7,5 Millionen aktiven Verkäufern wird es immer schwieriger, sich von der Masse abzuheben. In Teil 1 habe ich digitale Hintergründe für Laptops und Telefone erstellt. Dieses Mal wird es etwas komplizierter: Ich verkaufe nun Designs zum downloaden und selbst ausdrucken. Hier findest du Teil 1:

Ich habe einen Etsy Store erstellt, damit du nicht musst.

Beim ersten Versuch habe ich den Store erstellt, um auszuprobieren, ob mir das Ganze Spass macht. Mein Experiment hat mich positiv überrascht, weshalb ich es jedem empfehlen kann. Man hat nichts zu verlieren.

Design

Ich habe Poster erstellt, die man herunterladen und selbst ausdrucken kann. Ich bin ein grosser Fan von solchen Produkten, weil sie häufig von echten Menschen individuell und nicht am Fliessband erstellt wurden. Inspiriert von den populären «Aura» und «Energy» Postern habe ich einige Designs erstellt.

Auf Procreate habe ich die bunten Verlauf-Designs gemalt. Diese Designs habe ich mit einer ganze einfachen Methode erstellt: Zuerst habe ich mit einem grossen weichen Pinsel einige Farbtupfer auf die quadratische Leinwand geklatscht und dann habe ich im Verflüssigen-Modus den Pinsel «Kante» oder «Zusammenziehen» gewählt und damit eine willkürliche Form gezeichnet.

Zum Schluss habe ich die Designs im Indesign mit einem Spruch kombiniert. Die Schrift, die ich verwendet habe, findest du auf Google-Fonts gratis zum Downloaden.

You name it

Gerne hätte ich mein Poster «Poster with Quote» genannt. Aber Achtung: Hier handelt es sich nicht um ein Filmposter, das schnell, interessant und leicht verdaulich sein muss. Bei den Etsy-Produkten handelt es sich um Artikel, die mit den richtigen Namen beschriftet sein müssen, damit sie in der Suche deiner potenziellen Kund:innen schneller gefunden werden. Nutze unbedingt die Produkte deiner Konkurrenz als Inspiration und traue dich, eine Copy-Cat zu sein. Am Ende hatten meine Produkte Namen wie diesen: «What’s the best that could happen? – Printable Wall Art, Gradient Wall Art, INSTANT DIGITAL DOWNLOAD».

Diese Namen enthalten das Zitat selbst (für diejenigen, die direkt nach diesem Zitat für ihre Wand suchen). Außerdem geben die Namen die Art des Artikels in zwei Versionen an: «Printable Wall Art» und «Gradient Wall Art». Der letzte Teil ist grossgeschrieben und weist darauf hin, dass der Artikel nach dem Kauf direkt per E-Mail geliefert wird, ohne lange Wartezeiten. Dieser Teil wird in der Suchmaschine möglicherweise weniger relevant sein, kann aber ein starkes Verkaufsargument darstellen. Unter Verwendung dieses Schemas entstanden unter anderem die folgenden Produkte:

Size matters


Keine Sorge! Ich habe recherchiert, welche Größen unbedingt in deine Publikationen aufgenommen werden sollten und wie du vorgehen kannst, um qualitativ hochwertige Bilder zu verkaufen. Lass dich nicht von der Abbildung unten abschrecken! Für jede Kategorie von Seitenverhältnissen erstellst du nur eine Variante, nämlich die größte. Deine Kund*innen können das Design dann selbst verkleinern, wenn sie es ausdrucken. Dadurch gewährst du höchste Qualität und deckst die gängigsten Posterformate ab. Das ist natürlich keine Pflicht, aber der zusätzliche Aufwand kann sich lohnen, damit alle Kund*innen ihr ideales Poster drucken können. Du kannst gerne meinen Size Guide für deine Produkte verwenden, falls du vorhast, dieselben Seitenverhältnisse und Grössen anzubieten.

Tag, you’re it


Je besser du deine Tags auswählst, desto höher ist die Chance auf einen Verkauf deiner Produkte. Um herauszufinden, welche Suchanfragen in Etsy derzeit besonders beliebt sind, kannst du verschiedene Websites nutzen. Kopiere dann die relevanten Tags und füge sie bei deinem Produkt ein. Ich habe ähnliche Produkte durchsucht, um einige Beispiele zu finden. Unter den Stichworten «Poster», «Print» und «Gradient» habe ich zahlreiche ähnliche Produkte entdeckt. Dadurch konnte ich mir Inspiration holen und geeignete Tags für meine eigenen Produkte auswählen. Die verwendeten Tags kannst du auf dem Bild unten sehen.

Wie bei den Tags habe ich mich auch bei den Bildbeschreibungen an populären Artikeln orientiert. Wenn du ein ähnliches Produkt erstellen möchtest, kannst du dich gerne an meinen Produkten orientieren und sie per Copy & Paste nutzen. In der Beschreibung wird angegeben, um welche Art von Produkt es sich handelt, wie es verwendet werden kann und welche Größen beim Kauf erhältlich sind. Du kannst auch anbieten, alternative Seitenverhältnisse auf Anfrage anzufertigen. In diesem Fall solltest du regelmäßig dein Profil besuchen und deine Nachrichten lesen. Einige Zeilen zum «Copyright» sollten ebenfalls nicht fehlen. Darin wird erklärt, dass alle Produkte von mir erstellt wurden und nicht für kommerzielle Zwecke verwendet oder verkauft werden dürfen.

Mockups

Ich habe bereits in meinem vorderen Beitrag darüber geredet, wie man Mockups machen kann und wie relevant sie für den Verkauf eines Produktes sein können. In diesem Beispiel gehe ich noch auf die Relevanz von Mockups bei Downloads ein, die man selbst ausdrucken kann. Die Chance, dass eine Person sich für den Kauf entscheidet, steigt, wenn sie sich das Produkt im echten Leben besser vorstellen kann. Wenn du ihm nur das Produkt ohne Hintergrund oder zumindest einen Rahmen zeigst, wird es ihm schwerfallen, sich vorzustellen, wie dieses Produkt sein Zuhause verschönern kann. Da es viele verschiedene Einrichtungsstile gibt, empfehle ich dir, für jedes Produkt mehrere Mockups zu erstellen. Mit Option 3 habe ich für jedes Produkt mehrere Mockups erstellt.

Option 1: Do it Yourself!

Wenn du besonders motiviert bist, kannst du deinen Print selbst ausdrucken, an die Wand hängen und fotografieren. Diese Option empfiehlt sich nur, wenn du ein fotogenes Zuhause hast.

Option 2: Bild aus dem Internet

Die Profis gehen so vor, dass sie sich ein Bild aus dem Internet suchen und mit Hilfe von Photoshop ihr Design in einen Rahmen einpassen. Diese Option empfiehlt sich, weil man damit Zeit spart und ein sauberes Ergebniss erzielt. Weiter erreichst du damit, dass alle deine Mockups gleich aussehen, und Stringenz erweckt immer einen positiven Eindruck. Ich würde dir für diese Methode Bilder von www.unsplash.com empfehlen. Falls du dich gut mit Photoshop auskennst, kannst du versuchen, dein Design so zu platzieren, dass es realistisch wie ein Post aussieht. Diese Methode kostet allerdings auch viel Zeit. Deshalb gibt es noch die letzte Variante:

Option 3: Nach Vorlage am Fliessband

Diese Variante ist der zweiten sehr ähnlich, mit der Ausnahme, dass du eine Photoshopdatei und nicht ein JPG oder PNG aus dem Internet laden musst. Achte beim Kauf oder Gratis-Download (Vorsicht mit den Lizenzen) darauf, ob es sich um eine Photoshop-Datei oder eine TIFF Datei handelt. Beide eignen sich für das weitere Vorgehen. Wichtig ist, dass nach dem Öffnen der Datei ein Smart-Objekt sichtbar wird.


Ich erkläre dir, wie du damit arbeiten kannst: Wahrscheinlich befindet sich bereits ein Musterbild an der Stelle, an der du dein Design platzieren möchtest. Durch einen Doppelklick auf das Smartobjekt (im Bild unten pink eingekreist) öffnet sich eine zweite Photoshop-Datei.

Dort ersetzt du dann das vorhandene Bild mit deinem Design. Speichere das Smartobjekt und schließe die Datei. Nach einer kurzen Ladezeit wird dein Design im Rahmen sichtbar sein. Falls es dir nicht gefällt, kannst du durch erneutes Doppelklicken nachträgliche Änderungen im Smartobjekt vornehmen. Auf diese Weise kannst du schnell und einfach eine Vielzahl von Mockups erstellen. Achte darauf, dass du das Photoshop-File vor dem Erstellen eines neuen Mockups duplizierst. Möglicherweise benötigst du die offenen Daten zu einem späteren Zeitpunkt erneut.

Du findest solche Vorlagen gratis auf www.freepik.com. Falls du deine Traumvorlage findest, dafür aber ein Premium Modell lösen musst, keine Sorge: Kauf dir eine Lizenz für einen Monat für rund 15 CHF. Alle Bilder, die du während diesem Zeitraum herunterlädst behalten ihre Lizenz auch nach Ablauf deines Abos.

Hier einige weitere Beispiele für die Mockups:

Video>>>

Auf Etsy konkurrierst du mit anderen Verkäufern, die ähnliche Produkte anbieten. Ein Video kann dazu beitragen, dein Produkt von anderen abzuheben und es einzigartiger und attraktiver zu machen. Durch die Präsentation der besonderen Merkmale und Vorteile deines Produkts in einem Video kannst du die Aufmerksamkeit potenzieller Kund*innen gewinnen und sie dazu ermutigen, sich für dein Angebot zu entscheiden. Durch ein Video weckst du das Vertrauen deiner Kund*innen, weil es, wenn gut umgesetzt, sehr professionell wirkt. Was wenn du aber mit einem Produkt arbeitest, dass man nicht wirklich in Bewegung zeigen kann, weil es sich nur um eine Datei handelt?

Mach deine Mockups zur Diashow! Ich habe jeweils meine beiden Mockups in ein kurzes Video verpackt und die Ansicht über die Bilder gleiten lassen. So sieht es einwenig aus, als hätte jemand ein Video vom Bilderrahmen gemacht. Mit diesem Video habe ich mit wenig Aufwand eine grosse Wirkung erzielt. Schau dir mein Produkt mit Video an.

Do what makes you happy

In meinem Experiment habe ich gelernt, dass nicht alles, was dir gefällt, auch deinen potenziellen Kund*innen gefällt. Ich habe aber keine Sekunde, die ich in dieses Projekt investiert habe, weil ich so viel Spass daran hatte. Deshalb mein letzter Tipp an dich: Wenn du etwas tun willst, tu es weil es dir Spass macht und nicht weil du sofort Geld verdienen willst. So wird sich deine Arbeit mehr wie ein Hobby anfühlen und du wirst nicht traurig sein, wenn sich ein Produkt nicht verkauft. Ich hatte wieder viel Spass an diesem Projekt und freue mich über die Erfahrung.

Die Balance zwischen dem, was dir Spaß macht, und den Bedürfnissen des Marktes zu finden, kann eine Herausforderung sein, aber es ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Es erfordert möglicherweise Anpassungen, Iterationen und das Sammeln von Feedback, um deine Ideen an die Wünsche deiner Kund*innen anzupassen.

Mandala Kollektion

Ich persönlich LIEBE es, Mandalas zu zeichnen. Mit Procreate und der Zeichenhilfe wird dieser Prozess noch viel interessanter und schneller. Deshalb habe ich mir als letztes Projekt erlaubt, eine Mandala Kollektion zu publizieren. Ich habe 33 farblose Mandalas gemalt und als Kollektion angeboten. Damit sich die potenziellen Kund*innen vorstellen können, wie die Mandalas ausgedruckt und ausgemalt aussehen, habe ich selbst alle Mandalas ausgemalt. Auch für dieses Produkt habe ich ein Video gestaltet.

Bei diesem Produkt habe ich natürlich etwas andere Mockups machen müssen, wie z.B die unten, bei denen das Mandala halb ausgemalt ist. So bekommt der Kund*innen eine Vorstellung, wie das Produkt später aussehen könnte und es ist trotzdem Kopiergeschützt. Diesen Effekt habe ich mit einer einfachen Photoshop Maske erzielt.

Ich habe die Mandalas ausgedruckt und meiner Mutter in den Kindergarten mitgegeben, in dem sie arbeitet. Die Kinder haben sich sehr über die Mandalas gefreut und sie eifrig ausgemalt. Die Fotos des Kreativen Schaffens waren für mich das Highlight bei diesem Projekt.

Thank you and goodbye

Geschafft! Dein erstes Produkt hat sich verkauft. Damit aber nicht genug. Sobald deine Kund*innen das Produkt heruntergeladen haben, ist es dein Ziel, ihnen im Gedächtnis zu bleiben. Versuch es mindestens mit einer einfachen Karte zum Dank, auf der dein Shop-Name zu sehen ist:

Ich bin so vorgegangen, dass ich ein interaktives PDF angehängt habe, bei dem ein Button direkt zurück auf meinen Shop führt. Dazu ein einladender Spruch und schon bleibt man den Kund*innen etwas länger im Gedächtnis Gedächtnis.

(stm)

Da mein gesamtes Projekt bereits viel Selbstreflexion beinhaltet, fasse ich in dieser Kritik nur die wichtigsten Punkte zusammen:

Herausforderungen
Die Bildformate stellten eine große Herausforderung dar. Ich strebte an, ein möglichst breites Spektrum von Bildformaten abzudecken, was natürlich komplizierter und zeitaufwändiger war. Die Arbeit mit Mockups erforderte zusätzliche Anstrengungen. Eine weitere Herausforderung bestand in der Dateigröße. Da ich nur eine begrenzte Anzahl von Dateien mit einer Größe von bis zu 20 MB hochladen durfte, musste ich stets darauf achten, dass die Qualität möglichst hoch und die Dateigröße möglichst klein war. Dieser Prozess war zwar anstrengend, aber auch lehrreich.

Erkenntnisse
Zu Beginn habe ich das Design mit Illustrator erstellt. Die Ergebnisse waren jedoch nicht sauber. Stattdessen nutzte ich dann InDesign, um mit den verschiedenen Formaten umzugehen. Dort konnte ich feste Bildrahmen definieren und die Texte einheitlich mit Absatzformaten gestalten. Bei einem ähnlichen Design würde ich definitiv wieder mit InDesign arbeiten. Es ist schwierig, hohe Verkaufszahlen auf Etsy ohne zusätzliche Werbung zu erzielen. Daher würde ich beim nächsten Mal mehr Zeit in den Social-Media-Auftritt meines Stores investieren.

Höhepunkte
Es hat mich immer wieder gefreut, wenn ich per E-Mail über den Verkauf eines meiner Produkte informiert wurde. Insgesamt habe ich 10 Produkte verkauft. Obwohl dies nicht direkt mit dem Shop zu tun hatte, war mein Highlight, dass die Kinder aus dem Kindergarten meine Mandalas so schön ausgemalt haben.