Hi Hater:in!

Es brodelt irgendwo tief in dir drin. Du möchtest deinem Ärger Luft verschaffen, doch darfst es nicht. Dieses eine Erlebnis, Person, Organisation, Gruppierung, Ortschaft oder sonstige Sache lässt in dir Hass, Ärger und Ekel hochkommen.

Man kann diesen Ärger herunterschlucken oder ihn irgendwie loswerden. Genau dafür ist das Dissbook da. Wir haben uns umgehört, was die Leute in verschiedenen Bereichen in ihrem Leben beschäftigt und negative Gefühle auslöst. Daraus entstand eine ausgiebige Sammlung, die wir hier stolz präsentieren. Gewürzt wird das ganze mit einer fiktiven Geschichte, wo passive Aggression zwischen den Zeilen nur so hervorsprudelt. Wir wünschen dir viel Spass beim Lachen, Ärgern und Mitfühlen!

Du findest auf issu.com zum Durchblättern oder als PDF zum Downloaden.

(mou)

1 | Ideenfindung und Konzeption

Nach einem herbstlichen Tag von unserem Minor “Creative Writing” beschlossen wir zusammen ein Projekt zu realisieren. Inspiriert vom Modul wollten wir etwas mit Schreiben machen. Schnell kam die Idee auf, irgendwie andere Leute mit ins Boot holen. Was löst starke Emotionen aus? Aufbauen auf dieser Frage kamen Ideen wie: Dating, Beziehungen oder eben Wut und Ärger. Wir entschieden uns für Letzteres in Kombination mit einer Sammlung von Geschehnissen und Ärgernissen von anderen Leuten. Wir dachten, wenn wir eine anonyme Befragung machen, schütten uns die Mitmenschen ihre Sorgen aus und sagen ehrlich, was sie so richtig wütend macht. Vor der Umfrage bestimmten wir noch ein Farbkonzept, erstellten ein Logo und überlegten uns mögliche Umsetzungsformen. Wir entschieden uns für eine Broschüre, da wir beide grosse Print-Fans sind. Um diese jedoch zu drucken, sind wir zu «grün». Und somit entschieden wir uns für eine online Variante.

2 | Umsetzung und Aufbereitung

Nach der Planung und dem Gestaltungskonzept, starteten wir mit dem Einbezug der Community. Über WhatsApp haben wir eine anonyme Umfrage gespreadet. Wie sich herausstellte, kamen nicht wie erhofft schön ausformulierte Texte, welche argumentativ dem Ärger Luft verschafft. Es kamen ein paar wenige Ausrufer gegenüber anderen Menschen im ÖV und an der Uni zu Tage. Der Rest waren ziemlich verstörende Nachrichten, welche nicht publizierbar waren. Wir nahmen also diese Umfrage, um daraus verschiedene Themenbereiche herauszufiltern. Wir entschieden uns für: ÖV, Alltag, Schule, Freundeskreis & Familie, Dating und Weltgeschehen. In diesen Kategorien sammelten wir jetzt direkt und persönlich Feedback bei Freunden, Familie und Mitbewohnern. Dazu liessen wir unsere eigenen Dinge, die uns nerven, einfließen. Geplant war noch, einen Diss-Briefkasten zu basteln und an den Standorten Bern und Zürich aufzustellen. Dort hätten die Student:innen per Brief ihre Anliegen einwerfen können. Die Briefkästen kamen jedoch nie bis zur Umsetzung.

Danach teilten wir uns auf. Michelle kümmerte sich um die grafische Umsetzung vom Dissbook und Flurin schrieb eine längere, zusammenhängende Geschichte wie auch alle anderen Texte. Ersteres beinhaltet möglichst viele der Dinge, die wir gesammelt haben. Die Geschichte handelt von einer fiktiven Person, die am Morgen mit dem ÖV an die Uni fährt und eine Vorlesung besucht. Am Nachmittag muss sie arbeiten und am Abend geht sie noch auf ein Date. Es war gar nicht so einfach, die Inhalte zu verknüpfen, da wir eine Fülle an Rückmeldungen gesammelt haben. Die grafische Umsetzung bietet einen generellen, einfachen und schön designten Überblick. Dabei war es uns wichtig, mit hippen Farben vom ersten Thema abzulenken und dem Rezipienten ein humorvolles Endergebnis zu bieten. Auch die Illustrationen sollten die Inhalte ergänzen und das Gesamtbild auflockern. Am Schluss haben wir alles in einem PDF zusammengefügt.

3 | Flops und Tops

Flop war auf jeden Fall unsere Planung. Diese kam einfach einen Tick zu spät. So konnten wir unsere coole Idee mit der Dissbox leider nicht mehr in die Tat umsetzen. Und weil wir ja schon im letzten Digezz-Semester sind, ist eine Weiterführung auch nicht möglich – “schnief”. Unsere Briefkästen, in welchen sich die Wutbürger von heute hätten mitteilen können, bleiben eine originelle Illusion. Zudem haben wir uns ein wenig mit dem anonymen Formular verschätzt. Es kamen deutlich weniger Rückmeldungen als wir erhofft hatten. Ein Teil der Wortmeldungen war gar beleidigend, inhaltslos oder einfach nur verstörend. Doch damit mussten wir rechnen. Es kostete uns daher Zeit, im direkten Gespräch mit Freunden, Familie, Mitstudenten und WG-Gspändli auf die Summe aller wütenden Texte zu kommen. Im Nachhinein lautet unser Fazit: Wir alle sind genervt, vieles nervt und jeder nervt. Es war stets wichtig, sich nicht von dieser negativen Spirale mitziehen zu lassen. 

Die Planung und Umsetzung der Idee hat uns aber jedenfalls grossen Spass gemacht. Wir haben uns mehrmals persönlich zum Kaffee trinken und “dissen” getroffen. Der Teamgeist war also von Anfang an da und nicht zu bremsen. Auch der Dialog mit unseren Mitmenschen war sehr wohltuend. Am Ende merkt man “es mönschelet” und wir sitzen schlussendlich alle im gleichen Boot. Vielleicht sollten wir anfangen, uns weniger über andere zu nerven? Weil am meisten nervt man sich doch schlussendlich über sich selbst.