Held*Innen des Alltags

Sechs Menschen mit Trisomie 21. Sechs Videoportraits. Wie navigieren Menschen mit Trisomie 21 durch die Arbeitswelt? Was sind die Herausforderungen und Erfolge auf ihrem Weg?

Insieme21 ist ein Verein für Betroffene, Eltern und Angehörige von Menschen mit Trisomie 21. Jedes Jahr organisiert der Verein für den Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März einen Event. Dieses Jahr war der Fokus des Events Menschen mit Trisomie 21 und ihre Arbeit.

Die Idee war, in den Wochen vor dem Welt-Down-Syndrom-Tag sechs Videoportraits über verschiedene Menschen mit Trisomie 21 und ihre Arbeit auf Youtube zu veröffentlichen. Diese sollten nicht allzu lang sein und vor allem Interesse und Bewusstsein für das Thema wecken, sowie Werbung für den Welt-Down-Syndrom-Tag sein.

Ich hatte die Möglichkeit bekommen, diese Videoportraits und dazugehörigen Thumbnails für den Verein umzusetzen. Also habe ich mich mit Katrin, Roman, Mario, Markus, Alena und Sara getroffen und mit ihnen über ihre Arbeit gesprochen: Wieso ist ihnen die Arbeit wichtig? Wie funktioniert die Inklusion am Arbeitsort? Was gefällt ihnen am meisten bei ihrer Arbeit?

Für den Welt-Down-Syndrom-Tag selber habe ich auch noch einen Zusammenschnitt von allen sechs Videoportraits gemacht, der dann beim Event lief. Alle sechs Videoportraits und den längeren Zusammenschnitt findet man jetzt auf dem Youtube-Kanal von Insieme21. («Held*Innen des Alltags»-Reihe und das Video «Arbeiten mit Down Syndrom – wieso ist es wichtig, den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen?» sind von mir produziert).

Viel Spass beim Schauen!

(mou)

Arbeit für einen Kunden

Da ich die Videos für den Verein gemacht habe, mussten die Videos natürlich ihren Vorstellungen entsprechen. Ich habe von ihnen aber keine spezifischen Angaben zum Aufbau oder dem Design der Videos gekriegt. Alles, was mir gesagt wurde, ist, dass sie Menschen mit Trisomie 21 und ihre Arbeit porträtiert haben wollen. Hier habe ich definitiv einiges für das nächste Mal gelernt:

  • Ich darf und muss genauer nachfragen, wie sie sich die Videos vorstellen und was für eine Message sie rüberbringen wollen. Das hätte mir zum einen mehrere Stunden Korrekturarbeit im Nachhinein erspart und hätte zum anderen den Prozess des Filmen vereinfacht.
  • Ich hätte auf jeden Fall auch besser kommunizieren können, wie ich mir dir Videos vorstellen würde. Anfangs kam es zu einigen kleineren Missverständnissen, die mit besserer Kommunikation leicht gelöst gewesen wären.
  • Hätte ich die Videos für mich gemacht und nicht für einen Verein, wären sie auf jeden Fall ein wenig anders geworden. Es war aber sehr spannend herauszufinden, wie die Videos werden müssen, damit sie den Verein am besten repräsentieren.

Vorbereitungen für die Drehtage

Ich hatte einen Grundstock an Fragen vorbereitet, den ich bei allen Interviews brauchen konnte. Zusätzlich habe ich mir für jede Person individuell Fragen überlegt. Was ich aber nicht gemacht habe, ist mir ein genaues Konzept für jedes Video zu überlegen. Mein Grundgedanke dabei war, dass ich dabei flexibler bin und so die Spontanität der Menschen besser auffangen kann. Ich habe aber schnell gemerkt, damit ich effizient flexibel sein kann, muss ich umso besser vorbereitet sein. Wenn ich einen Plan und ein Konzept habe, weiss ich auch besser, wo ich mir Freiheiten erlauben kann, welche Abschweifungen eigentlich förderlich für das Gesamtbild sind und welche mich unnötige Zeit kosten. Was ich das nächste Mal also besser machen muss, ist:

  • früher an die Standorte gehen, um mich mit dem Umfeld vertraut machen und meine Shots besser planen zu können.
  • ein konkreteres Konzept haben.
  • mich besser mit den Protagonisten absprechen.

Die Drehtage

Bei jedem Interview habe ich jemanden mitgenommen (meistens meine Mutter), die meine Fragen stellen konnten und ich mich mehr auf das Filmische konzentrieren konnte. Auch fand ich es wichtig, dass meine Protagonisten eine:n Gesprächspartner:in hatten, der/die sich komplett auf sie konzentrieren konnte. Da mein kleiner Bruder auch Trisomie 21 hat und in ein paar Jahren selbst in die Arbeitswelt einsteigen wird, war es unglaublich spannend, all die verschiedenen Geschichten zu hören, zu sehen, was es alles für Optionen gibt. Auch habe ich erneut gemerkt, wie sehr es mich begeistert, Geschichten von anderen Menschen einzufangen und zu erzählen, wie sehr ich es liebe, von verschiedensten Menschen zu hören, was ihnen am Herzen liegt. Trotzdem gibt es auch hier Dinge, die ich das nächste Mal auf jeden Fall anders machen würde.

  • Das ich jemand bei mir hatte, die das Interview führen konnte, war schon extrem hilfreich (hier nochmals ein grosses Dankeschön an meine Mutter). Alles andere (Kamera, Ton, Licht etc.) habe ich aber alles selbst gemacht, was immer wieder dazu führte, dass manchmal der Ton schlecht war oder sogar fehlte, das Bild zu wackelig war, die Lichtverhältnisse nicht ganz stimmten und so weiter. Es wäre also auf jeden Fall hilfreich gewesen, noch eine dritte Person dabei zu haben, die mich bei den technischen Aspekten noch ein wenig unterstützen konnte.
  • Auch würde ich das nächste Mal auf jeden Fall mit zwei Kameras arbeiten, eine auf dem Stativ, die andere als Handkamera. Dieses Mal hatte ich bei den Drehtagen nur eine Kamera zur Verfügung und habe das Stativ zu wenig genutzt. Das führte dazu, dass ich nicht so eine grosse Auswahl an Kamerawinkel hatte und die Bilder manchmal zu verwackelt herauskamen.
  • Oftmals konnte ich die Protagonisten aufgrund von Corona nicht bei der Arbeit begleiten, was sehr schade war. Trotzdem hätte ich sie noch ein wenig mehr bei alltäglichen Aktivitäten filmen sollen (wo immer wir waren), damit ich auch wirklich genug B – Roll hatte und man noch ein wenig ein besseres Bild ihres Charakters bekommt. Das nächste Mal würde ich also auf jeden Fall noch mehr Zeit mit den Protagonisten einplanen. Ich habe wirklich gemerkt, dass ich ruhig den Mut dazu haben kann und soll, nach mehr Zeit zu fragen, nach mehr Aufnahmen zu fragen.

Postproduktion

Da ich vor dem Filmen kein richtiges Konzept hatte, entstand die Geschichte erst wirklich in der Postproduktion. Das hiess durch viel Videomaterial stöbern, die besten Aussagen und Bilder, die Geschichte in ihnen zu finden. Dabei sind mir einige Dinge aufgefallen:

  • Beim Aussortieren hätte ich zu Beginn auf jeden Fall organisierten vorgehen können, z.B. indem ich mir mehr Notizen machte. Oftmals bin ich Clips mehrmals durchgegangen, weil ich schon wieder vergessen hatte, was dort essentiell war.
  • Ich habe gemerkt, dass die Musikwahl für mich sehr wichtig ist. Sobald ich wusste, was die Kernaussage, die Kernemotion des Videos werden sollte, habe ich oftmals zuerst ein passendes Lied gesucht, das mich dann später beim Schnitt inspirierte. Ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob das «richtig» oder «falsch» ist, mir hat es aber auf jeden Fall geholfen.
  • Es wäre auf jeden Fall effizienter gewesen, im Voraus wenigstens ein grobes Konzept zu haben, aber dadurch, dass meine Geschichten in der Post – Produktion entstanden, habe ich den Schnitt neu schätzen gelernt und dafür bin ich auf jeden Fall dankbar. Denn im Schnitt kommt die Geschichte erst richtig zusammen und das ist ziemlich tolles Gefühl, wenn man spürt, wie die Teile langsam zusammenkommen.

Thumbnails

Für die Thumbnails habe ich es ziemlich simpel gehalten und mich an dem Design des Eventflyers gehalten. Wichtig war mir einfach:

  • dass man an den Thumbnails schon erkennt, dass es eine zusammengehörende Videoreihe ist.
  • dass man schnell erkennt, um was es geht.
  • dass das Interesse von Menschen geweckt wird, darauf zu klicken.

Fazit

Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, diese Videoreihe umzusetzen. Zum einen, weil es ein Thema ist, das mir sehr am Herzen liegt und ich tolle neue Menschen kennengelernt habe. Auch hat es meine Leidenschaft für das Geschichtenerzählen von Neuem geweckt und mir gezeigt, dass das wirklich etwas ist, dass ich für den Rest meines Lebens machen will. Und ich habe im Prozess ziemlich viele Fehler gemacht und auch dementsprechend sehr viel gelernt, wofür ich extrem dankbar bin. Die Videos sind alles andere als perfekt, aber als mein erstes selbstständiges Videoprojekt bin ich doch stolz darauf.