Der virale Festivalsommer
Corona riss eine riesige Lücke in den Festivalsommer 2020. Doch das Kulturradio «Kanal K» wollte sich das Festival-Feeling nicht nehmen lassen und brachte einen viralen Festivalsommer in die Stube der HörerInnen. Ich begleitete den Sendebus mit der Kamera, um das kleine Kultur-Experiment zu dokumentieren.
Jeden Sommer rüstet das Kanal K-Team ihren Sendebus auf und fährt vor die Bühnen ihrer Lieblingsfestivals im Aargau. Bis in die tiefe Nacht verbreiten sie das Festival-Feeling durch die Sommerluft, bringen Konzerte zu den HörerInnen nach Hause und führen spannende Gespräche mit den MusikerInnen auf den Festivals.
Doch dieses Jahr war alles anders. Das Corona-Virus machte uns Festival-LiebhaberInnen einen Strich durch die Rechnung. Auch «Kanal K» musste umplanen und es entstand ein viraler Festivalsommer. Der Sendebus wurde aufgerüstet, fuhr raus auf die leeren Festivalgelände und sendete live von dort aus. Auf dem Programm standen Live-Aufzeichnungen der letztjährigen Konzerte, Interviews mit Bands, die diesen Sommer aufgetreten wären und einen Ausblick auf den Festivalsommer 2021.
Um die Stimmung des viralen Festivalsommers 2020 einzufangen, begleitete ich den Sendebus an das abgesagte Kleinlaut Festival in Riniken.
(ash)
Auftrag
Bereits letztes Jahr begleitete ich das Radio Kanal K im Festivalsommer und drehte einige Videos am Kleinlaut Festival in Riniken. Dieses Jahr kam jedoch alles anders. Doch das Kanal K-Team entschied sich trotzdem für die Produktion eines Videos, um diesen sonderbaren Festivalsommer und die kreative Radio-Idee einzufangen.
Kurzerhand wurde ein Dreh organisiert und ich begleitete den Sendebus nach Riniken, um ein nicht-stattfindendes Konzert zu dokumentieren.
Umsetzung
Etwas, das nicht stattfindet, ist allgemein schwierig mit einer Kamera einzufangen. Diese Problematik war mir aber seit der Video-Anfrage des Radios bewusst. Auch Videos für das Medium Radio zu produzieren ist nicht immer einfach. Glücklicherweise konnte ich aber auf diesem Bereich bereits ein wenig Erfahrung sammeln. Ich tauschte mich deshalb bereits vor dem Dreh mit dem Radio-Team aus und versuchte einige Bildideen zu generieren. Dem Team war es vor allem wichtig, den Sendebus in Action zu sehen und die Leere auf dem Festivalgelände einzufangen.
Um den Bus in Action zu filmen organisierte ich ein Auto mit Fahrer, um den Bus auf der Strasse zu filmen. Dies war jedoch um einiges schwieriger als gedacht. Es war zwar eine witzige Autoverfolgungsjagd, die Aufnahmen waren jedoch weniger brauchbar. Also musste der Bus auf dem Gelände nochmals einige Extra-Runden drehen, bis ich meine Aufnahmen im Kasten hatte.
Der Dreh vor Ort war aber noch ein wenig herausfordernder. Tönt vielleicht banal, aber es ist gar nicht so einfach, einfach nichts zu filmen. Wie stellt man ein Festival dar, das nicht stattfindet? Glücklicherweise war der Sendebus gut ausgestattet und putzte sich auch richtig raus, dass mir doch noch einige coole Aufnahmen gelangen.
Schnell wurde mir klar, dass ich bei diesem Video auch ein gutes Soundkonzept brauche, da die Bilder allein die ZuschauerInnen vielleicht weniger abholen. Der Vorteil beim Radio: Man hat die ganze Sendung zur Verfügung.
Deshalb achtete ich mich bereits beim Dreh auf die Moderationen der beiden Sendemacher und machte mir einige Notizen, für einen möglichen Aufbau. Dabei kam mir die Idee, das Video so zu beginnen, als wäre alles normal und der Festivalsommer würde wie geplant stattfinden. Ich inszenierte also einige Aufnahmen so, dass man die fehlenden Besucherinnen und Musiker nicht bemerkt. Das half mir in der Postproduction auf jeden Fall und ich denke, es gab dem ganzen Video einen witzigen Twist.
Ausgerüstet war ich mit der Canon EOS 5D Mark 3, einem Fotostativ und dem Rode VideoMic.
Learnings
Gerade bei diesem Auftrag war es sicher hilfreich, sich bereits im Vorhinein Gedanken zu möglichen Bildern zu machen. Ich habe aber auch gelernt, dass man sich nicht schon vor dem Dreh zu fest einschränken sollte und vor Ort stehts die Augen und Ohren nach neuen kreativen Ideen offenhalten soll.
Dass ich mir vor Ort bereits eine Schnittidee zurechtlegte, half mir in der Postproduction enorm und ich kam sehr effizient voran. Ich schnitt eine lange und eine kurze Version des Videos, und liess sie dem Kanal K-Team für ein Feedback zukommen. Sie waren sehr zufrieden und hatten nur noch wenige Anpassungswünsche. Für die Publikation entschieden sie sich dann für die kürzere, einminütige Version.