Back to the future – der Weg zurück in den Arbeitsmarkt

Jährlich werden in der Schweiz rund 38’000 Personen ausgesteuert. Die Smartworker AG in Uster konzentriert sich seit über zehn Jahren auf eine nachhaltige Integration von Langzeitstellensuchenden im primären Arbeitsmarkt. Als multimedialen Zusatz zum Dossier haben wir zusammen mit Teilnehmenden der Smartworker AG ein Bewerbungsvideo gedreht.

Bei der Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt treten für viele Ausgesteuerte Probleme auf. Eine fehlende Tagesstruktur, zu wenig soziale Kontakte und der Mangel an finanziellen Mitteln treiben die Betroffenen in eine Spur, aus der es schwierig ist, wieder auszubrechen. Die Smartworker AG bietet gewillten Personen die Möglichkeit, sich wieder an den normalen Arbeitsalltag zu gewöhnen. So werden die Teilnehmenden von der Ausgrenzung der Gesellschaft bewahrt und in die Richtung einer neuen Stelle gelenkt.

Die Smartworker AG vermittelte uns drei Teilnehmende von ihrem Programm. Luciano, Florian und Andrea konnten wir einen Tag lang bei verschiedenen Arbeiten filmisch begleiten.

Andrea

Andrea ist 43 Jahre alt und sucht eine Stelle im Bereich Pflege, Fahrdienst oder in der Hauswirtschaft.

«Von meiner Arbeitsstelle wünsche ich mir, dass sie sich wie eine zweite Familie anfühlt.»

Andrea
Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
Bewerbungsvideo Andrea

Florian

Der 21-Jährige Florian hat schon an verschiedensten Orten gearbeitet. Er hat viel Erfahrung auf der Baustelle gesammelt und ist dadurch handwerklich sehr versiert. Jetzt sucht er eine Lehrstelle als Gipser EFZ.

«Ein familiäres Arbeitsumfeld gibt mir Kraft und Motivation um zu arbeiten und zu leben.»

Florian
Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
Bewerbungsvideo Florian

Luciano

Luciano (22) sucht eine Lehrstelle als Maler oder Koch. Auf dem Bau durfte er dank Schnupperlehren Erfahrung sammeln. Zuhause entdeckte er seine Leidenschaft fürs Kochen.

«Ich wünsche mir von meinem Arbeitsplatz, dass ich mich wohl fühle und dass ich es mit den Mitarbeitenden gut habe.»

Luciano
Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
Bewerbungsvideo Florian

Die Bewerbungsvideos legen die Teilnehmenden ihrem persönlichen Dossier bei. So wollen wir einen Mehrwert und einen Wettbewerbsvorteil für unsere drei Personen schaffen. Das Ziel des multimedialen Zusatzes ist es, die Bewerbung herausstechen zu lassen und so bei/m der potentiellen Arbeitgeber:in zu punkten.

Wir erhoffen uns, bei der Gestaltung ihrer Zukunft einen positiven Beitrag geleistet zu haben.

(ash)

Idee

Nach dem ersten Kontakt zu Digezz durch die Einführungsvideos von Thomas und unseren Vorgänger:innen, beschlossen wir uns für ein Digezz-Projekt zusammen zu tun. In den Anfängen schossen uns wilde Ideen wie ein 24 Stunden- Stream einer Beerpongpartie. Die Idee hatte uns jedoch zu wenig Biss und nahm nur sehr gering soziale Verantwortung wahr. Mit dem Streamen der Partie auf beispielsweise Twitch und den daraus heraus folgenden Spenden, wäre es möglich gewesen das Geld in soziale Projekte (wie zum Beispiel die Suchthilfe) zu investieren. Die Widersprüchlichkeit dieses Konzepts liess es uns nochmals überdenken. So lenkten wir den Grundgedanken in eine andere Richtung.

In Chur herrscht eine sehr offene Drogenszene. Wenn man sich bewusst in der Stadt bewegt, kommt man nicht um den Fakt herum, das sich doch einige obdachlose Personen in der Stadt befinden. So war unser erster Gedanke eine 24 Stunden Begleitung einer betroffenen Person. Dies konnten wir aus Bedenken wegen Voyeurismus und auch der fehlenden Zeit, um jemanden zu finden, nicht durchführen. Nach dem Coaching mit Thomas konnten wir unsere Idee nun verfeinern und einigten uns auf ein multimediales Porträt der Gassenküche in Chur. Leider setzen zur gleichen Zeit Studierende der oberen Semester eine ähnliche Idee um, was uns bei der Gassenküche eine Absage bescherte. Im nächsten Anlauf wandten wir uns an den Incontro-Verein in Zürich. In der Konkretisierungsphase sprang uns auch dort unsere Kontaktperson ab.

Diese Rückschläge zwangen uns, unseren Horizont nochmals zu erweitern. In einem ähnlichen gesellschaftlichen Bereich wie zuvor arbeitet die Smartworker AG mit Langzeitstellensuchenden. Ein Porträt der Firma mit den Angestellten und den Teilnehmenden des Programms war unsere erste Idee. Nachdem wir dann aber mit den Personen der Smartworker AG unsere erst Sitzung abgehalten haben, einigten wir uns darauf die Langzeitstellensuchenden mit einem Bewerbungsvideo zu unterstützen.

Projektverlauf

Die Planung des Projekts stellte sich vor allem am Anfang als schwierig heraus. Durch die verschiedenen Absagen verging einige Zeit, bis wir endlich einen konkreten Plan hatten, der sich auch umsetzen liess. Da wir einen sehr direkten Draht zur Leitung der Smartworker AG hatten, war die Kommunikation vergleichsweise einfach. Durch die Sitzungen und den ständigen Ausgleich konnten wir uns gut auf den Dreh vorbereiten und auch die Teilnehmenden hatten die Chance sich auf die Zeit vor der Kamera einzustellen.

Am Drehtag konnten wir von der guten Vorbereitung  profitieren. Das Unternehmen war sehr zuvorkommend und hat uns für die verschiedenen Standorte sogar ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt. Die Teilnehmenden wurden von uns in einem Vorgespräch gebrieft und zusammen mit ihnen konnten wir verschiedene Drehorte auswählen, an denen sie sich wohlfühlen. Die Mitarbeiter der Smartworker AG waren sehr zuvorkommend und haben sich unserer Agenda angepasst. So konnten wir effizient das nötige Filmmaterial sammeln und im Gespräch interessante Informationen über unser Teilnehmenden sammeln. Nach dem Dreh nahmen wir uns noch Zeit die verschiedenen Clips mit ihnen kurz durchzugehen und den weiteren Plan zu erörtern.

Das Sichten des Materials konnten wir zeitnah erledigen und uns so an den Schnitt der Bewerbungsvideos machen. Das Video von Florian nahmen wir uns zu zweit vor, um ein Gefühl zu bekommen was es braucht und in welchem Stil die kurzen und prägnanten Videos sein sollen. Nach dem ersten Schnitt konnten wir von der Leitung der Smartworker AG positives Feedback abholen. Bis auf Kleinigkeiten waren sie sehr zufrieden und somit hatten wir eine Vorlage für die anderen beiden Clips. Wir teilten den Aufwand unter uns auf und gaben jeweils einander Feedback, bevor wir die Videos an die Firma zu unseren Teilnehmenden sandten.

Fazit

Obwohl wir lange von Idee zu Idee springen mussten, setze sich der Gedanke der sozialen Verantwortung tief bei uns fest. Sowohl Obdachlose als auch ausgesteuerte Personen bilden in unserer Gesellschaft Randgruppen. In einen solchen Rahmen wollten wir ein Projekt umsetzen und mit der Smartworker AG haben wir einen optimalen Partner gefunden. Durch die Offenheit des Unternehmens und der Teilnehmenden wurde unser Job um einiges erleichtert. Ausserdem waren die Rahmenbedingungen für den Dreh, der auch draussen stattfand, optimal. Die Produktion der Videos hat uns dennoch einiges abverlangt. Wir mussten sehr sensibel mit unseren Interviewpartner:innen umgehen, da es sich um Personen handelt, die mit Problemen zu kämpfen haben, die für uns schwer vorstellbar sind.

Nichtsdestotrotz hätten wir gerade beim Interview ein wenig aufsässiger sein können. Die Aussagen, die wir von den Personen aufgenommen haben, hätten mehr Durchschlagskraft, wenn wir auf die eine oder andere Wiederholung von Takes bestanden hätten. Den Plan, den wir uns vorgenommen haben, ging zwar grösstenteils auf, jedoch wäre es gerade für den Schnitt von Vorteil gewesen. Die Videos erfüllen ihren Zweck auf jeden Fall, aber in einigen Situationen hätte ein falsch ausgesprochenes Wort oder eine komische Satzstellung verhindert werden können. Die Grenze zur Instrumentalisierung ist aber auch dort zu ziehen. Wir werden für das nächste Mal sicherlich mit dem nötigen Feingefühl gewisse Takes aufnehmen bis sie nach unserem Standard passen.

Wir durften von der Smartworker AG ein grosses Lob abholen. Die Verantwortlichen sind mit dem Resultat der drei Bewerbungsvideos so zufrieden, dass wir für die restlichen Teilnehmenden, die sich das wünschen ebenfalls Clips produzieren dürfen. Wir hoffen das durch unsere Videos, für die Teilnehmenden der Weg in den Arbeitsmarkt ein bisschen leichter fällt.