Gespaltene Schweiz? So polarisiert ist unser Land wirklich

Links gegen rechts – und umgekehrt. In vielen Ländern klaffen die politischen Gräben immer weiter auseinander. In der Schweiz offenbar nicht, wie eine neue Studie der Uni Basel zeigt. Trotzdem: Auch hierzulande gibt es Tendenzen hin zu einer stärkeren Polarisierung in Bevölkerung und Politik.

Eines war für mich (Pascal) von Beginn an klar; ich wollte für mein Diggez-Projekt journalistisch arbeiten und einen Audio-Beitrag produzieren. Schnell stand fest, dass ich das Thema emotionale Polarisierung vertiefen will. Das politische Geschehen in der Schweiz verfolge ich nicht nur wegen meines Berufes als Journalist, sondern auch privat. Dabei beobachte ich in letzter Zeit einen raueren Ton auf dem politischen Parkett sowie eine zunehmende Spaltung in der Bevölkerung. Wie polarisiert ist die Schweiz wirklich? Antworten auf diese Frage gibt es im Audio-Beitrag.

Der Beitrag zum Hören

(vha)

Die Vorbereitung

Aus diesem Projekt konnte ich einige Learnings mitnehmen. Nachdem das Thema gesetzt war, habe ich zunächst ein Konzept mit Zeitplan geschrieben. Es sollte nicht ein klassischer Radiobeitrag werden, vielmehr sollte der Beitrag als News-Podcast – mit entsprechendem Sounddesign – funktionieren. Ich habe erst einmal recherchiert, Zahlen, Daten und Fakten zusammengetragen. Eine zentrale Quelle war unter anderem eine Studie der Uni Basel, weshalb ich ein Interview mit dem Studienautoren Benjamin Jansen anfragte.

Um die Polarisierung konkret zu illustrieren, wollte ich eine Szene aus der Schwyzer Kantonsratsdebatte im Dezember verwenden, die ich selbst mitverfolgt hatte. Die involvierten Politiker habe ich daraufhin kontaktiert – beide wollten sich zum Thema im Beitrag leider nicht äussern. Somit musste ich also neue Protagonisten suchen – und zwar von beiden Polen.

Als Vertreterin des linken Spektrums konnte ich Mirjam Hostetmann, Präsidentin der JUSO, gewinnen. Auf bürgerlicher Seite sagte der Schwyzer SVP-Kantonsrat Samuel Lütolf zu.

Alles in allem nahm der Prozess der Interview-Anfragen ziemlich viel Zeit in Anspruch. So blieben mehrere Anfragen trotz nochmaliger Nachfrage unbeantwortet. In Zukunft würde ich für die Interview-Anfragen mehr Zeit einberechnen, damit ich bei Absagen oder längerem Ausbleiben von Antworten mehr zeitliche Reserven habe.

Die Durchführung

Die Inhalte für den Audio-Beitrag sind über mehrere Tage hinweg entstanden. Als erstes habe ich mir ein Mikrofon geschnappt und eine Strassenumfrage in Luzern durchgeführt. Zusätzlich nahm ich Umgebungsgeräusche für das Sounddesign auf. Mit der Strassenumfrage konnte ich grob den Puls der Gesellschaft fühlen und herausfinden, wie verschiedene Menschen zu diesem Thema stehen. Die Antworten aus der Strassenumfrage halfen mir zudem, meine Interviewfragen weiter zu schärfen.

In einer nächsten Phase traf ich in Bern Juso-Chefin Mirjam Hostetmann, einige Tage später traf ich in Küssnacht SVP-Kantonsrat Samuel Lütolf für das nächste Interview.

Am letzten Produktionstag fuhr ich schliesslich nach Basel, um mit dem Politexperten Benjamin Jansen zu sprechen. Am Nachmittag ging es Schlag auf Schlag weiter; zusammen mit Lukas ging ich nach Unteriberg, um dort ebenfalls eine Strassenumfrage durchzuführen. Lukas hat dabei zusätzlich mit dem Zoom H5 ein paar Aufnahmen für das Sounddesign gemacht. Dummerweise habe ich die Kopfhörer vergessen, weshalb Lukas ohne arbeiten musste. Mit doppelter Tonspuraufnahme konnten wir das Risiko kompensieren.

Luzern und Unteriberg habe ich bewusst für die Strassenumfragen gewählt: Luzern gilt als linke Hochburg der Zentralschweiz, Unteriberg dagegen als stark bürgerlich und konservativ.

Die Postproduction

Nun war also viel Material im Kasten. In einem ersten Schritt habe ich mir das gesamte Material mal durchgehört und im Multitrack Editor grob beschriftet sowie die «ähs» und «ehms» rausgeschnitten. In Adobe Audition habe ich dann das Projekt aufgesetzt und begann den Beitrag zu gestalten. Ich habe es als ziemlich schwierig empfunden, aus so viel Material einen Beitrag von maximal 20 Minuten zu gestalten. Viele O-Töne fielen der Kürzung zu Opfer.

Ich habe geschaut, dass ich den Beitrag nicht nur auf journalistischer Ebene gestalte, sondern auch gleich die Grundelemente des Sounddesigns einbaue. Persönlich fand ich es unter anderem nicht ganz einfach, Hintergrundmusik zu finden, die die richtige Stimmung erzeugt. Schliesslich sollte sie nicht zu dramatisch sein, aber auch nicht zu locker.

Zusammen mit Lukas habe ich eine Deadline abgemacht, damit ich ihm den Beitrag für das Sounddesign übergeben konnte. Weil ich noch nicht so weit war wie gewünscht, mussten wir die Deadline nach hinten verschieben. Nach dem Rohschnitt übergab ich ihm das Projekt. Lukas mischte die Tonspuren ab, ersetzte oder ergänzte Soundeffekte und sorgte für eine ausgewogene Audiobalance.

Fazit

Alles in allem bin ich zufrieden mit dem Projekt, insbesondere, wenn man die Umstände betrachtet. Der Zeitplan war eng getaktet und sorgte für ein gewisses Stresslevel. Das ist zugleich mein grösstes Learning: Für künftige Projekte achte ich darauf, dass ich noch etwas früher mit der Planung beginnen kann. Letztlich gibt es auch auf journalistischer, respektiver inhaltlicher, Ebene noch einige Verbesserungspunkte: So bin ich mir etwa nicht ganz sicher, ob der Spannungsbogen stark genug ist, damit die Leute nicht frühzeitig abschalten.

An dieser Stelle noch ein grosses Dankeschön an Lukas für die Unterstützung. Mir persönlich hat dieses Projekt Spass gemacht und ich habe definitiv Lust auf mehr.