Ein Tag in Zürich

Stellt euch vor, Ihr müsst alles was Ihr an einer Stadt liebt, alle eure Lieblingsplätze, alles was euch an dieser Stadt fasziniert, jemandem näher bringen.

Kein Problem, kurz das Smartphone zücken und die besten Bilder hervorzaubern. Doch was ist, wenn die Person nicht sehen kann? Dann muss erzählt werden, entweder mit der eigenen Sprache oder wie wir es gemacht haben: mit Geräuschen unserer Lieblingsplätze zu einem Track verpackt, welcher Zürich nach unserer Vorstellung widerspiegelt.

Entstanden ist diese Idee, wie könnte es anders sein, auf einer Sitzbank in Zürich, als wir wie so oft dem Treiben der Stadt zuschauten. Plötzlich stand die Frage im Raum, wie es wohl sein muss wenn du nicht sehen kannst. Sitzt du dann auch auf einer Parkbank und lauschst, anstelle das Treiben zu beobachten? Nimmt man Geräusche intensiver war, wenn der visuelle Reiz ausbleibt? Wie fühlt sich eine Stadt in Geräuschen an?

Gewappnet mit Aufnahmegeräten, diversen Mikrofonen und den Kopfhörern auf dem Kopf, zogen wir durch die Stadt und erlebten unser alltägliches Zürich auf die auditive Art. Bus und Tramfahrten waren sicher die irritierendsten Erlebnisse.

Unzählige Aufnahmen später, das grosse Aussortieren und Schneiden von Samples. Nach der Fleissarbeit der Preis. Aus all den gesammelten Samples mit Hilfe von Ableton Live und dessen unzähligen Stock PlugIns Sounds daraus bauen. Faszinierend was ein Paar Sampler / EQ’s / Kompressoren / Hälle / Delays usw. aus einem alltäglichen Geräusch machen!

Folgend eine Auswahl von Samples und was daraus wurde:

Kick (Bassdrum):

Kick (Processed)
Kick (Snipped)
Kick (Roh)

Bass:

Bass – F (Processed)
Bass (Roh)

Clap:

Clap (Processed)
Clap Raw (Snipped)
Clap (Roh)

Hi-Hats:

Hihat (Processed)
Hihat (Roh)

Open Hi-Hats:

Open HiHat 1 (Processed / Wet)
Open HiHat 2 (Processed)
Open HiHat (Roh)

Pad Synth:

Pad (Processed)
Pad (Roh)

Synths:

Synth ARP (Processed)
Synth Low (Processed)
Synths (Roh)

Filler:

Filler (Processed)
Filler (Snipped)
Filler (Roh)

Jetzt noch alles Arrangieren – et Voilà! Fertig ist ein Track, welcher unser tägliches Flanieren, unsere Lieblingsplätze sowie unser Nachtleben von Zürich wiedergeben soll.

Ein Tag in Zürich (Kompletter Track)

(mou)

Wehe wenn Losgelassen! Als wir mit Kopfhörer und Mikrofonen durch die Stadt gerannt sind, auf Gegenstände rumgehauen haben, unfreiwillig Konversationen lauschten, und so weiter, könnte man behaupten wir waren wie Kinder welche das erste mal Eis assen. Wir konnten nicht Aufhören und die Zeit verging jedesmal wie im Flug. Leider haben wir in diesen Augenblicken nicht mit eingerechnet, dass wir alle Aufnahmen ja Nochmals hören, aussortieren, kategorisieren und schneiden müssen. Leider eine notwendige und zeitraubende Aufgabe, bei welcher am Schluss noch nicht mal klar ist, ob unsere Ideen für die Geräusche dann überhaupt funktioniert. An diesem Zeitpunkt hatten wir schon die erste Krise, denn Sinnlose Aufnahmen anhören und auf das eine Sample warten in einer 5 Minütigen Aufnahme – macht echt keinen Spass.

Zuerst die Arbeit dann das Vergnügen, aber wir haben es geschafft. Der kreative Prozess machte alles wieder Gut. Wir waren immer wieder Verblüfft was aus einem Geräusch für ein Sound werden konnte. Mit der Zeit bemerkten wir auch, das wir langsam ein Ohr dafür entwickelten welche Samples wir raussuchen mussten um ein bestimmtes Element für unseren Track zu erstellen. Doch gab es auch hier die Enttäuschungen, denn wenn jemand Stunden an der Verfremdung eines Geräusch sitzt und sich dann herausstellt es Funktioniert doch nicht im Track, ist das schon ein wenig demotivierend.

Eines der grössten Probleme kam zum Vorschein als wir feststellten, all diese Geräusche sind ja nicht in einem Grundton. Sprich wir mussten zusätzlich alle unsere Geräusche stimmen. Zumindest sind wir beide Froh, haben wir nicht den Beruf der Klavierstimmer:in gewählt. Auch war es eine grosse Herausforderung, dass ein Geräusch so gesäubert werden kann, damit es als Bass oder Bassdrum funktioniert. Klar eine Tonne klingt doch wie ein Kick, doch wir wollten, dass dieser Kick nicht nach Tonne oder Karton klingt, sondern auch in einem Club funktioniert. Gelernt haben wir daraus, dass Bässe und Kick’s das schwierigste an einem Clubtrack sind. Denn diese sind das Fundament und schwer zu kontrollieren.

Während des ganzen Prozessen konnten wir zusammengefasst sehr viel über Klangbearbeitung, Arrangement, Mixing sowie Recording lernen und dies auf eine motivierende Weise. Denn mit nur selbstaufgenommenen Stadtgeräuschen einen Track zu bauen und zu sehen was aus diesen Aufnahmen wird, regte uns sehr zum Experimentieren und Staunen an.

Das Endprodukt selber finden wir im grossen und ganzen gelungen, doch tanzt der letzte Drittel des Arrangement ein bisschen aus der Reihe. Aber das machen wir an einem Tag in Zürich ja auch.