3D-Druckprojekt mit dem Bambu Lab X1C

Über mehrere Monate vor Beginn des Diggezz-Projekts prüften mein Klassenkamerad Luca Genini und ich ein mögliches kleines Nebeneinkommen, das sich gut mit dem Studium kombinieren lässt. Wir suchten nach etwas mit nicht allzu hohen Aufwandskosten (zur Risikominderung), das längerfristig eine Gewinnmarge abwirft, einfach skalierbar ist und einen USP erfüllt. Ziemlich genau zum Start des Diggezz-Semesters kauften sich Luca und ich jeweils einen eigenen Bambu Lab X1C 3D-Drucker.

Da wir nicht unbegrenzt viele Räumlichkeiten zur Verfügung hatten, beschränkten wir uns auf FDM-Projekte und ließen alle Resin-Ideen außen vor. Bei der Frage, welchen USP wir erfüllen, merkten wir auch, dass wir uns noch etwas im Unklaren darüber waren, in welche Richtung wir gehen wollten. Wir waren der Meinung, dass ein 3D-Drucker sowohl geringe Aufwandskosten mit sich bringt, Gewinnmargen abwerfen kann, einfach skalierbar ist und sich nahezu alles aus Plastik drucken lässt. Daher lag der Hauptfokus unserer Diskussionen auf dem USP, und wir wollten zuerst einmal unabhängig voneinander erste Erfahrungen im 3D-Druck-Bereich sammeln, da diese 3D-Druck-Welt für uns beide noch absolutes Neuland war. Luca entschied sich für „Guitassoire“, ich entschied mich für „Wildlife Chronicles“.

Idee, Hochrechnung und Umsetzung: Wildlife Chronicles
Meine Idee war es, Plastik-Tier-Spielzeuge zu produzieren und diese auf Etsy, eBay, einer eigenen Webseite und über Social Media zu verkaufen. Was dabei ziemlich hilfreich war: Wir hatten im Studium bereits einige Inputs zu Blender erhalten und verwendeten dieses Tool dann auch, um in meinem Fall die ersten fünf Tiere (Leopard, Löwe, Elefant, Büffel und Spitzmaulnashorn) zu erschaffen. Eine besondere Herausforderung ergab sich beim Spitzmaulnashorn, da bei allen Tieren KI als Unterstützung hilfreich war, um eine solide farblose Grundstruktur zu erstellen – die Grundstruktur des Spitzmaulnashorns musste ich in Blender jedoch stark abändern, da es keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielte.

Danach wurden alle fünf Tiere in STL-Dateien umgewandelt und in Bambu Studio eingefügt. Leider konnte man in der STL-Datei keine Farben übernehmen, also musste ich alle farblosen Tiere mit dem zugehörigen Filament kolorieren. Ab diesem Punkt wurde das selbstreflektierende Arbeiten weniger effizient, weil sowohl Luca als auch ich keine Erfahrungen mit dem Programm «Bambu Studio» bis dahin hatten.

Als Erstes stellten wir auf Basis der Produktionswerte aus Bambu Studio Hochrechnungen an, wie viel Gewinn man pro Druckplatte erzielen kann, da wir doch etwas überrascht waren, wie viel Filament beim mehrfarbigen FDM-Druck verloren geht. In meinem Fall war aufgrund der vielen Punkte im Fell der Leopard das Tier mit den meisten Filamentwechseln – daher war dieses Tier auch mein erstes Probedruckobjekt. Den ersten Fehler, den ich machte, war, dass ich nicht wusste, dass man für Support-Filament (also Stützstrukturen) ein anderes Filament benötigt als für den eigentlichen Körper des Objekts.

Anschliessend musste ich eine erneute Bestellung bei Bambu Lab vornehmen und die unterschiedlichen Preise (Support-Filament) in der finanziellen Hochrechnung berücksichtigen. Beim nächsten Druck sind für mich bis heute aus unerklärlichen Gründen die Stützstrukturen während des Drucks abgebrochen, was den gesamten zweiten Druck ebenfalls unbrauchbar machte. Daraufhin erhöhte ich die Dichte und veränderte die Form der Stützstrukturen, um solche Fehler künftig zu vermeiden.

Abbildung des ersten Fehlversuchs mit dem falschen Support-Filament.
Abbildung des zweiten Fehlversuchs, bei dem die Stützstrukturen abgebrochen sind. Auf dem Bild sieht man zwar keine abgebrochenen Stützen – diese wurden bereits entfernt –, jedoch erkennt man deutlich, dass der Druck nach dem Abbruch nicht fortgesetzt werden konnte. Das Ergebnis ist entsprechend nur etwa zwei Drittel eines Leoparden.

Sobald dann aber alle Hürden überwunden waren und der erste Leopard gedruckt war, ergab sich eine deutlich höhere Effizienz bei den kommenden Tieren. Sowohl beim Elefanten, Büffel, Löwen als auch beim Nashorn ging ich davon aus, dass aufgrund der Farben und der damit verbundenen Filamentwechsel die Produktionen einfacher sein würden. Dies bewahrheitete sich auch – die anderen vier erwähnten Tiere konnten deutlich schneller produziert werden.

Vermarktung
Ab diesem Zeitpunkt waren Luca und ich wieder auf dem gleichen Stand, da wir – obwohl wir unterschiedliche Produkte produzierten – beide ähnliche Erfahrungen gesammelt und die gleiche Anzahl an Produkten vorzuweisen hatten. Also machten wir uns auf, kauften Fotostudio-Lichtboxen und produzierten professionelle Fotos unserer Produkte. Anschließend setzten wir jeweils eine eigene WordPress-Online-Shop-Webseite auf. Mittlerweile haben wir ein solides Verständnis für das Zusammenspiel zwischen KI, Blender und Bambu Studio entwickelt. Zudem verfügen wir über hochwertiges Bildmaterial für Social Media und Etsy und haben funktionierende Webseiten erstellt.

Link zur Webseite: www.wildlifechronicles.ch

Zukunftsplanung

Den größten Vorteil sehen wir darin, dass – sobald einer von uns in seinem separaten Bereich Einnahmen generieren kann – die andere Person mit ihrem eigenen 3D-Drucker nachziehen kann. Das ist insbesondere im Hinblick auf die Skalierbarkeit in Verbindung mit dem Gewinnpotenzial sehr praktisch.

(abb)

Reflexion: Kritische Punkte & Learnings

Fehlende Zielgruppenschärfung & USP:
Ein zentrales Problem war, dass mir lange nicht ganz klar war, welchen konkreten Mehrwert mein Produkt gegenüber bestehenden Angeboten bietet. Auch als Team fehlte uns anfangs die klare Ausrichtung. Diese Unklarheit hätte ich durch eine frühzeitige Marktanalyse oder durch einfache Kundenbefragungen vermeiden können.
Learning: Ich habe gelernt, dass es entscheidend ist, den USP frühzeitig zu definieren – und zwar bevor man viel Zeit in Entwicklung und Marketing investiert.

Technische Einstiegshürden unterschätzt:
Ich habe unterschätzt, wie komplex der Einstieg in den mehrfarbigen FDM-Druck sein kann. Der Verlust von Filament, fehlerhafte Drucke und mein fehlendes Wissen über Support-Filamente führten zu Verzögerungen und unerwarteten Zusatzkosten.
Learning: In technischen Projekten lohnt es sich, mit kleinen Testreihen zu starten und sich intensiv einzuarbeiten, bevor man an eine Serienproduktion denkt.

Effizienz durch Erfahrung:
Meine Dokumentation zeigt gut, wie sich durch Trial-and-Error mit der Zeit eine gewisse Routine einstellt. Der erste Leopard war mühsam, aber danach lief alles deutlich besser.
Learning: Ich habe gelernt, dass Fehler zum Lernprozess dazugehören – entscheidend ist, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und konsequent Verbesserungen umzusetzen.