Zürich: Through Film and Frame

Obwohl mich die analoge Fotografie seit Jahren fasziniert, hatte ich bisher nie die Gelegenheit, den Entwicklungsprozess selbst zu erleben. Dies änderte sich mit meinem Projekt «Zürich: Through Film and Frame», bei dem ich mithilfe eines erfahrenen Fotografen die Kunst der Filmentwicklung erlernte und anschliessend eigene Prints im Labor erstellte.

Weshalb analog? 

Ich habe mich für die analoge Fotografie und nicht für die digitale entschieden, weil sie eine geringere Auswahl an Bildern erzwingt und dadurch bewussteres Fotografieren fördert. Der Reiz liegt auch darin, dass man nie genau weiss, wie die Aufnahmen letztendlich aussehen werden – jede Entwicklung ist eine Überraschung. Darüber hinaus finde ich die Optik der analogen Bilder schöner und die nicht bearbeitbaren Fotos wirken authentischer und echter. Sie fangen den Moment so ein, wie er war, ohne digitale Nachbearbeitung, und bewahren so die wahre Essenz der Szene.

Street Photography in Zürich

Am Morgen traf ich mich in Zürich mit meinem Kollegen Ramon, der ebenso leidenschaftlich analog fotografiert wie ich. Für mein Fotoprojekt wählte ich das Thema Street Photography. Dabei konnte ich mich auf verschiedene Aspekte konzentrieren: Was passiert um mich herum? Was machen die Menschen? Wie verändert sich das Licht in unterschiedlichen Situationen? Wo kann ich spontan einen faszinierenden Moment oder ein interessantes Objekt einfangen? Die Spontaneität und Unvorhersehbarkeit dieser Herangehensweise machten den Reiz und die Spannung meiner Fotoserie aus.

Prints & Scans im Fotolabor: Der Prozess

Dieser Abschnitt war mit Abstand der aufregendste Teil meiner Arbeit. Noah, ein guter Kollege von mir, absolviert derzeit eine Ausbildung zum Fotomedienfachmann und arbeitet im Camera Store in Zürich. Er hat mich durch den gesamten Entwicklungsprozess begleitet und mir alles folgendermassen im Detail erklärt. 

  1. Step im Labor: Entwicklung Negativfilm 

Vorbereitung des Films

  • Chemikalien vorbereiten und Menge abmessen. Die Temperatur sollte hierfür um 20-24 Grad sein. 

Film in die Spirale einlegen

  • Den Film in die Spirale einlegen und in die Spirale aufrollen. Dies geschieht in völliger Dunkelheit bzw. in einem Wechselsack, damit der Film von Licht geschützt ist. 

Entwicklertank, Stoppbad, Fixierung, Wässerung

Nun müssen wir den Film in einen Entwicklertank einlegen und diesen gut verschliessen. 

  • In einem ersten Schritt wird die Entwicklerlösung in den Tank gegossen
  • 5-10 min schwenken
  • danach ausgiessen

In einem zweiten Schritt wird er Tank mit dem Stoppbad gefüllt.

  • 30 Sekunden schwenken
  • danach ausgiessen

Danach wird der Tank mit der Fixierlösung gefüllt.

  • 5-10 min schwenken
  • danach ausgiessen 

In einem letzten Schritt wird der Tank mit Wasser gefüllt und ca. zehn Minuten geschwenkt. Danach wird die Spirale aus dem Tank entfernt und anschliessend auf einer Wäscheklammer getrocknet.

2. Step im Labor: Print entwickeln

Vergrösserer einrichten

  • Negativ wählen, welches man drucken möchte und es in den Negativhalter des Vergrössers einsetzen. Vergrösserer einstellen und das Bild auf das Vergrösserungspapier projizieren.

Bildkomposition und Fokussierung

  • Blende, Grösse und Fokus einstellen

Belichtung des Fotopapiers

  • lichtempfindliches Fotopapier in völliger Dunkelheit auf den Belichtungstisch legen 
  • Teststreifen machen und Belichtungszeit bestimmen: Verschiedene Sekunden auf vier Abschnitte ausprobieren: Wie viel Licht braucht das Bild? 

Anschliessend das ganze Fotopapier entsprechend der ermittelten Zeit belichten 

Entwicklung des Prints

  • Belichtetes Fotopapier in die Entwicklungslösung (1-2min) eintauchen und es leicht schwenken. 
  • Papier ins 2. Bad legen: Stoppbad (30sek) um den Entwicklungsprozess zu stoppen
  • Papier ins 3. Bad: Fixierbad (2-4min) um das Bild zu fixieren und. Lichtbeständig zu machen 
  • Den Print gründlich mit Wasser reinigen, um Chemikalienreste zu entfernen

Trocknen des Prints

  • Print zum Trocknen aufhängen 

Et voila!

Video

Hier kannst du den Prozess in einem Video anschauen: https://vimeo.com/957204181?share=copy

Poster

Im letzten Schritt habe ich mich mit den digitalen Scans beschäftigt, um meiner Arbeit einen multimedialen Aspekt zu verleihen. Ich wollte zeigen, dass man die besondere Ästhetik der analogen Fotografie nicht nur bewahren, sondern auch digital erweitern kann. Durch die Erstellung von Postern gelang es mir, eine harmonische Mischung zwischen digitalem und analogem Arbeiten zu erzielen. 

(abb)

Herausforderungen

Die Wetterabhängigkeit spielte eine große Rolle, da große Wolken keine Schatten werfen, die jedoch für die Fotografie extrem wichtig sind. Einen ganzen Film an einem einzigen Tag spontan zu füllen, erwies sich als schwieriger als erwartet. Hinzu kam die Ungewissheit darüber, wie die Fotos letztendlich aussehen würden und ob sie beim Print beschädigt werden könnten. Das Risiko war hoch, dass die Ergebnisse am Ende unbrauchbar sein könnten, was beispielsweise die Erstellung von Postern unmöglich gemacht hätte.

Erkenntnisse

Durch die Erstellung der Poster habe ich das Programm Illustrator gut kennengelernt, mit dem ich zuvor noch nie gearbeitet hatte. Die Entwicklung analoger Prints stellte sich als zeitaufwendig und relativ umweltschädlich heraus, da man viel auf Papier ausprobieren muss, um mit dem Licht ein gutes Ergebnis zu erzielen. Das Labor erwies sich dabei als ein hervorragender Rückzugsort, in dem ich mehrere Stunden in Ruhe kreativ sein konnte. Zusätzlich lernte ich die Stadt Zürich noch besser kennen, da wir den ganzen Tag spontan durch die Stadt spazierten und interessante Momente festhielten.