Wie macht man Event Marketing?

Das richtige Überfliegen muss geübt werden. Jedes Kilogramm Gewicht ist ein Meter weniger, den man fliegen kann. Auf dem Schanzentisch kommt man auf 100 km/h. Die Absprungdauer ist kürzer als ein Wimpernschlag. In der Luft braucht es unglaubliche Spannung und Feingefühl, um die Ski richtig zu führen und in Kandersteg bis zu 111 Meter weit zu springen.

Doch nur zuschauen ist out. Wo früher Hunderte von Zuschauern mitfieberten, sind es heute nur noch die Teams der Nationen und einzelne Familien der Athleten. Wie kann man das ändern, wo muss man ansetzen, um Skispringen wieder zum Volkssport zu machen?

Ausgangslage

Genau diese Frage habe ich mir diesen Sommer gestellt, als ich von der Nordic Arena für Media Cover angefragt wurde. Ich bin selber 7 Jahre auf der Schanze gesprungen, wurde dann Skisprungtrainer und helfe heute dem Schanzenteam bei Events. Im Sommer 2023 fanden 2 Wettkämpfe statt (Alpencup und Schweizer Meisterschaften), bei denen das Ziel war, möglichst viele Gäste zu einem Besuch zu animieren.

Die Nordic Arena Kandersteg hat schon viele Wettkämpfe erlebt, bei denen Athleten aus vielen Ländern von den USA bis Südkorea gesprungen sind. Doch die Zuschauer blieben bisher aus. Die Nordic Arena organisiert jeweils eine Festwirtschaft, moderiert den Anlass und bietet verschiedene Aktivitäten für die Zuschauer an.

Doch Skispringen hat ein grosses Problem. Skispringen ist schwer zu verstehen, es gibt jeweils zwei Wettkampfsprünge, bei denen die Sprungweite, der Sprungstil und der Wind insgesamt eine Punktzahl ergeben. Wer am weitesten springt, gewinnt somit nicht unbedingt.

Zudem ist die Schanze in Kandersteg eine Trainingsschanze, die 20 Minuten zu Fuss vom Dorfzentrum entfernt ist und wo keine Weltcups stattfinden, da die Schanze “nur” eine Hillsize von 107 Meter hat.

So bietet die Nordic Arena während der Wettkämpfe ein gutes Programm und im kleinen Kandersteg springen internationale Athleten aus der ganzen Welt. Aufgrund der Komplexität des Sports, der Unbekanntheit der Athleten und der Abgelegenheit der Schanze sind die Veranstaltungen in der Nordic Arena jedoch nicht sehr gut besucht.

Brainstorming & Vision

Folgende Fragen gingen mir durch den Kopf:

  • Wie bringen wir die Bevölkerung aus Kandersteg und dem Kandertal an den Alpencup?
  • Wie motiviere ich die Besucher bis in die Stadt Bern, an die Schweizer Meisterschaft zu kommen?
  • Welche Kommunikationskanäle eignen sich dafür am besten?

Für den Alpencup kam mir der Skispringer Noah Studer (Spitzname Studi) in den Sinn. Als ich im Gymnasium noch aktiver Skisprungtrainer war, habe ich Studi auf der Anfängerschanze trainiert. Jetzt im Studium hat Studi seine Skisprungkarriere eingeschlagen. Er ist seit 2023 im Internat in Engelberg und trainiert wöchentlich mit dem Team von Swiss Ski für seine Karriere als Skispringer.

Nach einem kurzen Telefonat habe ich erfahren, dass Studi beim Alpencup zum ersten Mal für die Schweiz an einem internationalen Wettkampf springen wird.

Da war für mich klar, dass ich Content in einem ersten Schritt um Studi aufbauen will:

Geschichte rund um den Kandersteger Skisprung-Aufsteiger Noah Studer Crossmedial im Vorfeld des Alpencups Aufmerksamkeit rund um das neue Kandersteger Nachwuchstalent schaffen

Da ein noch unbekannter Kandersteger Bueb die Leute nicht bis nach Bern zu interessieren scheint, lautete das Motto an den Schweizer Meisterschaften:

Vorbeikommen und die besten Athletinnen und Athleten hautnah bei ihrem spektakulären Sport erleben.

Ein Erlebnis, das sonst nur vereinzelt in Engelberg auf der Winterschanze möglich ist.

Umsetzung

Alle Videos auf Instagram

Die wichtigsten Kommunikationskanäle der Nordic Arena sind die Website und die Meta-Accounts.

Auf der Webseite habe ich dafür gesorgt, dass der Alpencup eine vernünftige Landingpage bekommt, auf welcher die Informationen für den Kunden schnell und einfach ersichtlich sind.

Für Instagram und Facebook habe ich mich 2 Wochen vor dem Alpencup mit Studi getroffen und eine 3-Post Reel Serie aufgenommen, die den Rising Star zum ersten Mal prominent in die Öffentlichkeit bringt. Der Slogan lautete also: “Nordic Arena – Unser Nachwuchs springt”.

Der spannendste Teil kam aber zum Schluss, als ich mit Hilfe von vielen Kollegen aus dem Tal die drei Kurzvideos über den Whatsapp Status verbreitet habe. Hier haben wir bewusst diesen Kanal gewählt. Durch den Whatsapp Status konnten wir durch unsere eigenen Kontakte viele Kanderstegerinnen persönlich zu einem Besuch animieren.

Für die Schweizermeisterschaft haben wir die Medienunternehmen im Raum Bern kontaktiert. Zwei Unternehmen haben sich bereit erklärt, im Vorfeld zu berichten. Deren Besuch an der Schanze konnte ich koordinieren, die Interviewpartner waren die Organisatoren der Schweizermeisterschaft. Die beiden Beiträge habe ich als Reels aufbereitet und auf Instagram und Facebook hochgeladen, immer mit dem Call to Action auf die Landingpage des Events. Zusätzlich habe ich ein Promovideo aufgenommen und mit einer Caption und Bildern versehen.

Die drei Videos wurden dann auch über Whatsapp im lokalen Bereich verteilt und geteilt.

Fazit

Für eine ausführliche Analyse ist es noch zu früh. Es lässt sich aber klar sagen, dass die Massnahmen gefruchtet haben. So kam zum Beispiel beim Alpencup eine ganze Truppe mit Kuhglocken als Schweizer Pendant zu den Cheerleadern.

Bei den Schweizermeisterschaften sah es hingegen anders aus. Da es leider sehr schlechte Wettervohrersagen gab und diese ebenfalls eingetroffen sind, waren sehr wenige Personen dazu gewillt, die Schweizermeisterschaften zu besuchen. Hierzu noch folgender sehr passende Anmerkung von Donald Nader (Organisator des Big Air Chur) im Podcast meiner werten Studienkollegin Christina Werlen.

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Minute 08:40

(bas)

Ich habe gemerkt, dass ich viele Ideen über Bord werfen musste. Das fand ich sehr schade, da ich ein starkes Bedürfnis habe, alles Mögliche auszuprobieren.

Auch wurde mir von meinen Studienkollegen klar gemacht, dass ich in der Postproduktion mehr Aufwand für den Ton betreiben muss und dass alle Reels immer Untertitel haben müssen.

Schade war auch, dass ich die Views und Klicks der Events nicht konsequent genug erfasst habe. So kann man nicht genau messen, wie viel Impact tatsächlich erzielt wurde.

Learnings

Folgende Learnings habe ich aus dem Projekt mitgenommen.

– Unterschätze nie den Aufwand den man kurz vor und während des Events hat.
– Achte immer darauf, dass die Reels einen guten, klaren Ton und Untertitel haben, damit man sie auch ohne Ton lesen kann.
– Erfasse alle Klicks und Views der digitalen Daten.