Vom Laien zum Hobbyfotografen III – SternenFeuer

SternenFeuer

«Ich könnte stundenlang mich nachts in den gestirnten Himmel vertiefen, weil mir diese Unendlichkeit fernher flammender Welten wie ein Band zwischen diesem und dem künftigen Dasein erscheint.» – Wilhelm von Humboldt

Sternenhimmel und Feuer – beide sind natürliche Lichtquellen unterschiedlicher Art und lösen bei den meisten Menschen eine tiefliegende, fast archaische und hypnotisierende Faszination aus. So auch bei uns, Tobias und Lukas.

Wir verbringen gerne viel Zeit in der Natur. Der eine als langjähriger und engagierter Pfadileiter, der andere als leidenschaftlicher Wanderer in den Bergen. So waren wir beide oft in Situationen, in denen wir auf eine natürliche Lichtquelle angewiesen waren. Die Sterne erlauben es uns, in der Dunkelheit zu navigieren, während das Feuer die Nacht mit ihrem Licht und ihrer Wärme beschenkt.

Darüber hinaus gibt es immer wieder Momente, in denen wir für einige Zeit– wie lange, wissen wir nicht – stillschweigend in die Unendlichkeit des glänzenden Sternenhimmels blicken oder den unermüdlich tanzenden Flammen des knisternden Lagerfeuers zuschauen. Hypnotisiert. Fasziniert.

Um dieser Faszination einen multimedialen Ausdruck geben zu können, haben wir uns für das Medium der Fotografie entschieden. Genauer gesagt: der Nachtfotografie. Da wir es einerseits mit relativ wenig, andererseits mit relativ viel Licht zu tun hätten, mussten wir uns den technischen Herausforderungen wie Kameraeinstellungen, Licht und Fokus stellen.
Um unser Projekt nicht ganz unvorbereitet anzugehen, haben wir uns im Voraus auf verschiedensten Plattformen wie beispielsweise Youtube informiert, eingelesen und vorbereitet. Damit wir das richtige Setting sowie die passenden Wetterbedingungen für unsere Nachtfotografie-Sessions garantieren konnten, entschieden wir uns, für ein Wochenende ins Wallis in ein Ferienhaus zu fahren – das Paradies der Schweiz, was Wetter und die alpine Landschaft angeht. Hier einige Impressionen:

Da wir nicht nur willkürliche Nachtfotos schiessen wollten, haben wir uns entschieden, ein Kunstprojekt Namens «SternenFeuer» aus den Bildern zu machen. Die Fotos nutzten wir als Inspiration für kurze Texte. Als Endresultat ist daraus ein Leporello entstanden.

(hil)

Konzeption

Als Erstes stellten wir uns die Frage, was wir mit Sternen respektive mit Feuer assoziierten und notierten unsere Befugnisse auf ein Whiteboard. Die genauen Rahmenbedingungen unseres Projektes wurden im Verlaufe dieser Gesprächsrunde besprochen und definiert. Das Brainstorming in dieser Form hat sehr gut funktioniert für uns. SternenFeuer sollte ein Projekt werden, das einerseits unsere multimedialen wie auch künstlerische Fertig- und Fähigkeiten miteinander kombinieren sollte. Daraus sollte ein Leporello mit unseren Nachtaufnahmen und selbstgeschriebene Texte zum Thema Sternenhimmel und Feuer entstehen. Jeder von uns sollte eine Seite des Leporellos dann selbst gestalten.

Shooting

Das Equipment, welches wir für unser Projekt benötigten, beinhaltete Folgendes:

  • Sony a7 III
  • Videostativ Sachtler FSB 4 Dreibeinstativ mit Quicklock
  • Objektiv Canon EF 50mm f1.4
  • Metabones Adapter EF-Emount
  • Taschenlampen
  • Orange Folie

Gleich zu Beginn mussten wir feststellen, dass wir mit den Samyang-Objektiven keinen sauberen Fokus hinkriegten. Deswegen fotografierten wir nach einigem Rumtüfteln nur noch mit dem Objektiv der a7. Insgesamt schossen wir über 400 Fotos. Dabei bemerkten wir, dass Sterne selbst schnell zu einem repetitiven Motiv werden. Das creative Compositing ist jedoch in einem Tal wie wir es waren eher schwierig. Deshalb ist ein tiefer Horizont praktisch, um Objekte im Vordergrund sowie den Sternenhimmel im selben Bild abzulichten. Nichtsdestotrotz sind wir zufrieden mit unseren ersten Lightpainting-Aufnahmen. Wichtig dabei: Braucht nicht zu viel Licht! Ebenfalls gilt es das Wetter zu beobachten. Denn Wolken verdecken die klare Sicht auf die Sternen sehr schnell – was zu ungewollten Wartezeiten führen kann. Deswegen sollte das Wetter stets im Auge behalten werden, bspw. mit der MeteoSwiss-App.

Die wild tanzenden Flammen mit der Kamera einzufangen war ebenfalls eine Herausforderung. Hier probierten wir hauptsächlich verschiedene Kombinationen aus ISO, Blendenöffnung und Shutterspeed aus. Unsere Lieblingsfotos schossen wir mit ISO 1000, Blende 2.8 und Shutterspeed 1/1000.

Die wichtigsten Learnings aus dem Shooting waren:

  • Mit Apps wie Photopills, Stellarium sowie den im Smartphone integrierten Kompass lässt sich die Milchstrasse zeitlich und örtlich einfach lokalisieren
  • Wolken in der Nacht sind kacke
  • Die Sterne und das Feuer mit der Kamera zu fokussieren, ist tricky. Da hilft nur Geduld und wiederholtes Testen. Nicht zu früh aufgeben
  • Mach immer mehrere Shots von der gleichen Cadrage! 
  • Ein gutes Stativ ist unverzichtbar

 

Bilder bearbeiten

Die Bilder wurden in Adobe Lightroom CC bearbeitet. Da wir beide unterschiedliche Wissensstände hatten in diesem Programm, werden hier nur die wichtigsten Learnings aufgegriffen.

Zuerst wurden Basic-Korrekturen wie Lens Corrections, Noise Reduction und ein grober Weißabgleich durchgeführt. Danach spielten wir mit Exposure, Highlights & Shadows, Whites & Blacks, Texture & Clarity, Farben & Sättigung herum, um die Fotos unserem individuellen Geschmack anzupassen. Diese verschiedenen Effekte wendeten wir auch mit Brush-Masken an, um den Bildern den letzten Schliff zu geben. Auch experimentieren wir mit verschiedenen Filtern herum.

Einige Bilder wurden in Photoshop dann weiterbearbeitet. Mit dem Mode “Lighten” wurden die Bilder übereinandergeblendet. So konnten wir einerseits beleuchtete Objekte im Vordergrund wie auch den Sternenhimmel gestochen scharf in einem Bild vereinen. In diesem Video wird die Bearbeitung in Photoshop gut zusammengefasst. Nachgängig betrachtet hätten wir das Stacking der Sternenfotos auch noch machen können. So hätten wir deutlich bessere Resultate erzielen können. Aber das ist etwas für das nächste Mal 🙂

 

Texte schreiben

Hier teilten wir uns die Arbeit auf. Deswegen gibt es die Kritik an dieser Stelle separat:

Tobias

Die drei kurzen Texte sollten sich formal voneinander abheben. Deswegen entschied ich mich, ein Gedicht, Haikus und eine Kurzgeschichte zu schreiben. Dabei wurden die verschiedenen Begriffe aus dem Whiteboard-Brainstorming immer wieder eingebaut. Das Gedicht über die Sterne sollte einen romantischen, etwas verträumten Hauch erhalten und mit seinen langfädigen Formulierungen die Unendlichkeit des Weltalls auffangen. Die kurzen und kompakten Haikus sollen den Kontrast der Sterne zum Feuer vermitteln. Haikus sind Momentaufnahmen, welche mit einem Gedankensprung zum Ende eine neue Ebene der Situationsinterpretation eröffnen. Dies schien mir stimmig, um das Gefühl des “Am-Feuer-Sitzens” am besten zu vermitteln. Die Kurzgeschichte schließlich steht als Synthese der beiden Texte zum Ende, führt sie zusammen und treibt die inhaltliche Dramaturgie in einem Fließtext auf den Höhepunkt. Ziel dabei war es, die Kernidee des Projekts in dieser Momentaufnahme von uns beiden aufleben zu lassen. Der kreative Prozess des Schreibens fiel mir mal leicht, mal weniger leicht. Nach einigen Überarbeitungen bin ich aber sehr zu frieden mit meinen Texten.

Lukas

Ich liess beim Schreiben der Texten meiner Kreativität freien Lauf und schrieb das, was geschrieben werden wollte. Die Texte entstanden aus dem Free-Flow // Stream Of Consciousness heraus und somit beachtete ich während dem gesamten Prozess keine besonderen stylistischen Regeln. So machte mir das kreative Schreiben Spass und es forderte mir auch Etwas an Mut, mich ins Unbekannte zu wagen. Ich brauchte einiges an Überwindungskraft um zu realisieren, dass es beim kreativen Schreiben nicht um Richtig oder Falsch geht, sondern um einen authentischen Ausdruck eines Gefühls oder eines Momentes. Einmal die Hemmschwelle überschritten, schrieben sich die Wörter von alleine auf das Blatt.

 

Layouten & Drucken

Das Leporello wurde in Adobe Indesign gestaltet. Das Leporello sollte in A5-Grösse erstellt werden. Bald bemerkten wir, dass es nicht realistisch ist, das Leporello in einem Stück drucken zu können, da ein A0-Druck doppelseitig im digitaldruck nicht möglich ist und Offset viel zu teuer und aufwändig wäre. Deshalb entschieden wir uns kurzerhand, das Leporello in zwei Teile zu drucken und diese dann zusammenzukleben. Dabei musste die Anordnung der verschiedenen Elemente jedoch genauestens überlegt werden. 

Fazit

Fehler wurden begangen und technisch gesehen hätten wir auch noch bessere Aufnahmen machen können. Doch Alles in Allem hat uns das Projekt erlaubt, uns mit der Nachtfotografie auseinanderzusetzen, uns Gedanken über Kreatives Schreiben zu machen und Bild und Text in ein einem Kunstprojekt zu vereinen. Das Projekt SternenFeuer bereitete uns trotz einigen Herausforderungen grossen Spass.