Trunk Control: Einblicke in das Rumpf-Assessment bei Kindern und Jugendlichen

Eigentlich wollte ich nur zuhören, als meine Schwester von ihrer Masterarbeit erzählte – und plötzlich war ich mittendrin. Was als Gespräch begann, führte zu einem gemeinsamen Videoprojekt: über Rumpfkontrolle, Bewegungstests und die Frage, wie man Forschung in Bilder übersetzt.

Mitten im Winter, als man sich am liebsten unter einer Decke verkriechen wollte, nahm dieses Projekt seinen Anfang. Die Masterarbeit meiner Schwester war damals allgegenwärtig – beim Kochen, beim Einkaufen, selbst auf Zugfahrten. Nie hätte ich gedacht, dass ich plötzlich selbst Teil davon werden würde. Doch genau so kam es – und rückblickend war das gar nicht mal so schlecht. Nicht nur, weil mich das Thema interessierte, sondern auch, weil ich meine Schwester dadurch endlich mal wieder öfter zu Gesicht bekam.

Der Sinn und Zweck dieser Arbeit
Der Arbeitstitel: Developing and evaluating a feasibility protocol of a camera-based motion-tracking system for assessing trunk control in children, adolescents and young adults. Klingt erstmal nach irgendwas zwischen Sci-Fi und Medizintechnik – mir sagte das anfangs ehrlich gesagt auch nicht viel. Einlesen war angesagt. Für alle, die sich dafür interessieren, hier ein Versuch, das Ganze ohne Fachbegriffe zu erklären: 
Der Rumpf ist zentral für Haltung und Bewegung – besonders bei Kindern und Jugendlichen mit neurologischen Erkrankungen. Aktuelle Tests zur Beurteilung der Rumpfkontrolle sind oft subjektiv und nicht für alle Kinder und Jugendlichen geeignet. In ersten Studien wurden passende Bewegungen identifiziert und eine neue Kameratechnologie getestet. Daraus entstand ein neues Assessment, dessen Umsetzbarkeit nun im Rahmen der Masterarbeit meiner Schwester geprüft wird.
Ein begleitendes Video soll Therapeut:innen später als visuelle Anleitung dienen und soll zur Rekrutierung von Kindern für Folgestudien genutzt werden. Es hilft, Abläufe zu klären, Fragen vorab zu beantworten und Übungen im Test direkt zu zeigen.

Zu zweit plant es sich besser 
Was anfangs nach einem kleineren Projekt klang, entpuppte sich ziemlich schnell als umfangreiche Produktion. Zahlreiche Beteiligte wirkten mit – unter ihnen auch die Kinder-Reha Schweiz, die Rehabilitationsklinik des Kinderspitals Zürich. Relativ bald holte ich Manuel ins Boot – zu zweit plant es sich besser – und wir stürzten uns in Zoom-Calls, Ideen, Skizzen und Vorstellungen, wie dieses Endprodukt wohl aussehen könnte.

Unterwegs im Säuliamt
Ein paar Wochen später standen wir vollbepackt in Affoltern am Albis, in einer der wichtigsten Kliniken der Schweiz für die Behandlung von Kindern, die an den Folgen von angeborenen oder erworbenen Krankheiten oder Verletzungen leiden. Am Wochenende, als alles etwas ruhiger war, durften wir dort filmen – mit Genehmigung und im reservierten Raum. Wir bauten unser Equipment auf, testeten Licht, suchten Blickwinkel, tüftelten an Details. 

Am Drehtag selbst kamen wir gegen Mittag mit dem ganzen Team zusammen: Gonca Ari, die Doktorandin und Physiotherapeutin, Prof. Dr. Hubertus van Hedel, Abteilungsleiter Forschung und Leiter Robotik UEX, seine Tochter Nelly, die als Protagonistin dabei war, Manuel – und natürlich meine Schwester und ich.

Nach sieben Stunden konzentrierter Arbeit waren wir ziemlich müde – aber auch zufrieden. Fast alles hat so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt hatten. Und jetzt, viel Spass beim Anschauen des vorläufigen Endprodukts! (Dieses Video ist Teil einer laufenden Studie und befindet sich noch in Bearbeitung. Inhalte können sich im weiteren Verlauf noch verändern.)

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Fast vergessen: Zwischendurch gab es noch ein kurzes Fotoshooting in den Räumlichkeiten der Forschungsgruppe:

(abb)

Dieses Videoprojekt brachte einige Herausforderungen mit sich – sowohl inhaltlich als auch produktionstechnisch.

Eine zentrale Schwierigkeit bestand darin, die Bewegungsabläufe eines Kindes korrekt und gleichzeitig gut sichtbar aufzuzeichnen. Um verschiedene Perspektiven abzudecken, arbeiteten wir mit zwei fest installierten Sony-Kameras auf Stativen: eine Frontal- und eine Seitenansicht. Zusätzlich kam eine Handkamera zum Einsatz, um einzelne Übungen flexibler und gezielter aufnehmen zu können – insbesondere dann, wenn die fest installierten Kameras bestimmte Bewegungen nicht ideal einfangen konnten.

Damit das Bildmaterial im Schnitt möglichst einheitlich wirkt, verwendeten wir ausschliesslich Sony-Kameras und achteten bereits vor Drehbeginn auf eine konsistente Einstellung aller Geräte. Dieser Mehraufwand zahlte sich beim Editing deutlich aus.

Für die Ausleuchtung stand uns ein 300-Watt-Dauerlicht zur Verfügung. Ursprünglich hatten wir mit einer grösseren Lichtausstattung geplant, mussten dies aber aufgrund logistischer Einschränkungen – der Drehort lag ausserhalb von Zürich – anpassen. Schlussendlich konnten wir die Szene mit dem vorhandenen Dauerlicht und Tageslicht aus einem Fenster dennoch stimmig und ausreichend ausleuchten.

Gedreht wurde in 4K (2160p), ausgeliefert in Full HD (1080p), um bei Bedarf ins Bild zoomen zu können, ohne sichtbaren Qualitätsverlust. Zum Einsatz kamen zwei Sony A7 IV, deren 4K-Material aus einer höheren internen 7K-Auflösung heruntergerechnet wird (Oversampling). Das resultierende Bild ist dadurch besonders detailreich und eignet sich hervorragend für nachträgliches Cropping im Schnitt.

Der Sprechertext wurde mit einem iPhone aufgenommen und mittels KI (Adobe Podcast) klanglich optimiert. Auch ohne professionelles Tonstudio konnten wir so eine erfreulich gute Audioqualität erzielen.

Rückblickend wäre es sinnvoll gewesen, den Sprechertext bereits vor dem Dreh final festzulegen. Da einzelne Passagen im Nachhinein nicht exakt zu den aufgenommenen Bildern passten, waren im Schnitt kleinere Anpassungen nötig. Letztlich liess sich das jedoch gut kaschieren – im fertigen Video fällt es kaum auf.

Auch der Workflow hätte effizienter gestaltet werden können, indem man alle drei Kameras während des gesamten Drehs durchgehend hätte laufen lassen. Das wiederholte Starten und Stoppen der Aufnahmen führte zu unnötigen Unterbrechungen im Ablauf.

Das Projekt war in vielerlei Hinsicht eine bereichernde Erfahrung – fachlich wie persönlich. Es zeigte uns, wie anspruchsvoll es sein kann, medizinische Inhalte verständlich und visuell ansprechend umzusetzen. Gleichzeitig wurde deutlich, wie viel Organisation, Planung und Flexibilität hinter einem vermeintlich einfachen Anleitungsvideo steckt. Trotz kleiner Hürden im Ablauf und ungeplanter Anpassungen im Schnitt sind wir mit dem Endergebnis sehr zufrieden – und hoffen, dass das Video künftig einen echten Mehrwert im therapeutischen Alltag bietet.