Tarot Karten – selbstgemacht

«I ha praktisch scho jedes Tarot-Set!», erzählte mir eine gute Kollegin. Mit Aussicht auf ihren Geburtstag und leider keine anderen Ideen für ein passendes Geschenk, kam mir die Idee, ihr ein persönliches, selbstgemachtes Tarot-Set zu designen.

Im Sommer habe ich angefangen die Skizzen zu den 78 Karten, die Rückseite der Karten und die Frontseite für die Schachtel zu erstellen. Dabei habe ich unterschiedliche Motive und Stile ausprobiert. Begonnen habe ich auf dem iPad, aus dem einfachen Grund, weil man die Skizzen besser anpassen kann und dabei nicht verschwenderisch mit dem Papier umgeht. Schnell habe ich bemerkt, dass der klassische Stil mit Stift und Papier mich persönlich mehr angesprochen hat und ausserdem auch mehr Spass bereitet hat beim Zeichnen. Als mir klar wurde, welchen Stil ich für das Design nutzen möchte, bin ich auf die altmodische Art zu zeichnen umgestiegen.

Der ganze Arbeitsprozess habe ich in fünf Phasen eingeteilt. Die erste Phase, wie oben bereits erwähnt, begann mit dem Brainstorming und das Festlegen von Motiv und Stil. Natürlich alles auf meine Kollegin abgestimmt, da es ihr ganz persönliches Tarot-Set werden sollte. Bei der zweiten Phase habe ich die ersten Skizzen zu den 78 Karten sowie auch die Rückseite und die Frontseite der Schachtel erstellt und dies ganz klassisch mit Bleistift und Papier. Diese beiden Phasen zusammen haben am meisten Zeit in Anspruch genommen und dauerte ca. zwei Monate. Nachdem die Skizzen erstellt wurden und fertig waren, wurde die dritte Phase gestartet.

Das Linen und Schattieren der Skizzen war der nächste Schritt. Auch hier brauchte ich viel Geduld und Zeit, den jede Zeichnung musste bis ins Detail mit dem Filzstift nachgezogen werden und obendrauf wurde jede Zeichnung mit mehrere Hundert Pünktchen versehrt. Nach ca. einem Monat bin ich dann mit allen Zeichnungen fertig und konnte mit der vierten Phase starten.

Die zweitletzte Phase drehte sich um das Layout des Tarot-Decks. Hierfür habe ich hauptsächlich mit Photoshop und InDesign gearbeitet. Dabei habe ich versucht, das Design möglichst dem Stil der Zeichnungen anzupassen. Auch hier war viel erstellen, verwerfen und ausprobieren angesagt. Jedoch muss ich sagen, dass dieser Schritt weniger Zeit brauchte als die anderen Phasen. Sobald ich zufrieden war mit dem Layout, konnte ich die erstellten Zeichnungen nur noch einscannen und sie dann in das im Photoshop erstellte Layout einfügen. Nun konnte ich das Set gemäss der Anleitung von der Druckerei in InDesign aufbereiten und danach habe ich das Tarot-Set in den Druck gegeben. 

Zur fünfter und auch letzter Phase gehörte das Erstellen der Schachtel. Zu Beginn wollte ich die Schachtel sowie auch die Karten bei der Druckerei erstellen lassen. Leider hätte die Schachtel den doppelten Preis der Karten ausgemacht. Aus diesem Grund habe ich mich dann umentschieden und die Schachtel selbst erstellt. Dabei bin ich folgendermassen vorgegangen: Als Erstes habe ich eine buchförmige Schachtel aus dem Internet bestellt. Danach habe ich eine Titelseite in Photoshop gelayoutet und auf das Format der Schachtel angepasst. Die Schachtel habe ich mit Acrylfarbe bemalt und mit den Washi-Tapes den Feinschliff gemacht.

Um euch ein besseres Verständnis liefern zu können, warum es 78 Karten sind, habe ich euch hier noch eine Übersicht wie die Tarot-Karten zusammengestellt sind. Das Tarot-Deck beinhaltet total 78 Karten. Davon sind es 22 Major Karten und 56 Minor Karten:

Major Arcana:

  1. Der Narr
  2. Der Magier
  3. Die Hohepriesterin
  4. Die Herrscherin
  5. Der Herrscher
  6. Der Hierophant
  7. Die Liebenden
  8. Der Wagen
  9. Die Kraft
  10. Der Eremit
  11. Rad des Schicksals
  12. Die Gerechtigkeit
  13. Der Gehängte
  14. Der Tod
  15. Die Mässigkeit
  16. Der Teufel
  17. Der Turm
  18. Der Stern
  19. Der Mond
  20. Die Sonne
  21. Das Gericht
  22. Die Welt

Minor Arcana:

Stäbe:

Münzen:

Schwerter:

Kelche:

Von Skizze bis zum fertig gelayoutetes Tarot-Set brauchte ich ca. drei bis vier Monate. Ich habe in meiner Freizeit konstant fast jeden Abend daran gearbeitet. Es war den Aufwand und die Mühe auf jeden Fall wert, als ich das strahlende Gesicht meiner Kollegin gesehen habe.

(mou)

Auswahl der Motive

Für die unterschiedlichen Motiven der 78 Karten hatte ich anfangs grosse Mühe mich festzulegen. Ich habe einige Bilder entworfen und dann aber wieder verworfen, weil die einzelnen Motive zu aufwendig waren um sie für 78 Karten in diesem Stil zu zeichnen. Es war mir bewusst, dass dies eine Herausforderung bieten würde, alle Motive einheitlich zu gestalten, so dass sie auch miteinander harmonieren. So kam mir schlussendlich die Idee und das Konzept, einerseits die Zeichnungen schlicht zu halten und andererseits die Einheitlichkeit mit der Line- und Dotwork-Technik zu erstellen.

Die grösste Herausforderung bei dieser Technik war das Einhalten der regelmässigen Strich- und Punktabstände bei den jeweiligen Motiven. Die Schattierungsmethode musste auf den Grundriss der Zeichnung angepasst werden, denn wenn die Abstände zu klein sind, sieht man die Striche und Punkte kaum und wenn sie zu gross sind, fallen sie zu fest auf. Jeder Strich und Punkt muss sauber an der richtigen Stelle sein, da kleinste Abweichungen sofort ins Auge fallen. Es ist also sehr viel Präzision und Geduld erforderlich, erst recht wenn es 78 Motive sind.

Druckformat anpassen

Nachdem ich mit allem fertig war und die PDF Vorlagen in den Druck geben wollte, passte das Format nicht. Ich musste mit der Druckerei schauen wie man die PDF Dateien aufbereiten sollte und welche Einstellungen im InDesign dafür geeignet sind. Dafür haben ich und die Druckerei 2-3 Mal per Telefon und E-Mail uns ausgetauscht und bestätigt, dass alles korrekt formatiert wurde.

Unterschätzter Zeitaufwand

Als ich die Idee hatte, war bewusst, mit wie viel Aufwand dies verbunden sein wird. Jedoch wurde es trotzdem noch knapp mit dem ganzen Projekt vor meiner Kollegin ihrem Geburtstag fertig zu werden. Ich verbringe seit eh und je viel Zeit mit Zeichnen, jedoch habe ich mich nie darauf geachtet, wie viel Zeit dabei vergeht. Erst bei der Umsetzung dieses Projektes wurde mir klar, dass ich mehr Zeit mit dem Zeichnen verbringe, als mir anfangs bewusst war. Ich kam gegen Ende dieses Projektes ein bisschen in Zeitdruck, da ich die geplanten Zeichnungen noch nicht alle zusammen hatte und aber noch das Layout im Photoshop erstellen musste.

Für mich ist das grösste Learning der Punkt mit dem Zeitmanagement, sowie aber auch das Umgehen mit der Ruhe und Präzession während dem Zeichnen. Nicht nur hat mir die Umsetzung dieses Projektes grossen Spass bereitet, ich konnte meine Fähigkeiten im Zeichnen noch verbessern und meiner Kollegin dabei eine grosse Freude bereiten.