Stoffgewordene Kreativität

Ein Semester voller Farben, Ideen und Stoffen liegt hinter mit – für mein neustes Digezz-Projekt bin ich tief in die Streetwear-Welt eigetaucht. Ich habe für mein verstaubtes altes Kleiderlabel eine neue Kollektion designt und produziert. Mehr über dieses Unterfangen findest du in folgendem Beitrag.

2015 habe ich gemeinsam mit zwei meiner Freunde den Schritt gewagt, ein eigenes Kleiderlabel zu gründen. Unsere Vision war es, einzigartige Prints auf Basic-T-Shirts und Basic-Hoodies zu kreieren und diese an unsere Freund*innen und Familien zu verkaufen. Nach intensiven Überlegungen einigten wir uns auf den Namen «Thunderchild» und entwickelten ein eigenes, markantes Logo.

Unser Logo war durchdacht gestaltet und bestand aus den prägnanten Buchstaben «THNDR», welche für «Thunder» stehen. Unter dem T war eine kreative Verbindung aus zwei «C» eingefügt, die sowohl für «Child» als auch für «Clothing» stehen sollten. Im Jahr 2016 brachten wir stolz unsere ersten beiden Hoodies mit diesem Logo auf den Markt und waren überwältigt, als wir tatsächlich mehr als 100 Stück absetzen konnten.

Mit der Zeit veränderte sich jedoch die Ausrichtung unseres Labels. Aus einem reinen Kleiderlabel entwickelte es sich zu einem Event-Label und verlor schliesslich an Schwung. Fast vergessen schlummerte die Idee in den Archiven der Vergangenheit, bis vor einem Jahr eine zufällige Gelegenheit mein kreatives Feuer erneut entfachte.

Eine neue Thunderchild Kollektion

Es bot sich mir die Möglichkeit, eine MK-EasyPress-Transferpresse von Fuchs-Transferpressen zu erwerben – eine Presse für den Druck von Kleidung und anderen Textilien. Mit dem festen Vorhaben, künftig meine eigenen Kleidungsstücke für den persönlichen Gebrauch zu gestalten, erstand ich diese Presse. Ein glücklicher Zufall ermöglichte mir sogar den günstigen Erwerb eines Hobby-Plotters von Brother (Brother ScanNCut CM750), der meine Ausstattung vervollständigte.

Trotz meiner ambitionierten Pläne verstaubten die Druckutensilien eine Zeit lang in meinem Atelier, bis mir bei der Planung meines neuen Digezz-Projekts ein Geistesblitz kam. Ich kreiere und produziere eine neue Kollektion für unser verstaubtes Kleiderlabel.

So begann ich, die ersten Ideen zu sammeln und Entwürfe für meine Prints zu zeichnen. Im Design-Prozess war es entscheidend, sich auf einfache und klare Motive zu konzentrieren. Schliesslich musste ich berücksichtigen, dass meine Plotter-Maschine lediglich in der Lage war, einfarbige Folien zu schneiden und zu drucken. Darüber hinaus war es wichtig, die Linien nicht zu schmal zu gestalten, da sie sonst auf dem Stoff nicht haften blieben und beim Entgittern – dem Entfernen der überschüssigen Folie nach dem Schneiden – beschädigt werden könnten. Diese technischen Einschränkungen forderten meine Kreativität heraus und zwangen mich dazu, Designs zu entwickeln, die in ihrer Simplizität dennoch aussagekräftig waren.

Unter diesen Voraussetzungen habe ich einige Ideen in groben Mockups visualisiert. Diese sahen wie folgt aus:

Nachdem ich die Prints fertiggestellt hatte, musste ich sie nur noch vektorisieren, um sie in der Software des Plotters einzulesen. Anschliessend bestellte ich über L-Shop Schweiz, einem Anbieter von Basic-Kleidung für Firmen, verschiedene Muster für die Kleidungsstücke. Nach sorgfältiger Prüfung entschied ich mich für ein T-Shirt der Marke «Build your Brand», da es den gewünschten Schnitt hatte und zu 100% aus Baumwolle bestand. Für die Hoodies und Trainerhosen wählte ich die bekannte Marke «Gildan», von der ich bereits mehrere Hoodies besass und mit Schnitt und Qualität äusserst zufrieden war.

Der Druckprozess entwickelte sich zu einer anspruchsvollen Aufgabe. Insbesondere die Glitzerfolie wollte einfach nicht auf dem T-Shirt haften. Nach unzähligen Probedrucken gelang es mir schliesslich, dass die Folie auf dem Stoff blieb. Wie ich es geschafft habe? Ehrlich gesagt, keine Ahnung! Beim finalen Versuch verwendete ich die gleichen Druck- und Wärmeeinstellungen wie beim ersten Versuch. Möglicherweise spielten Chemikalien, die das Haften verhindert hatten, eine Rolle, und sie verdampften während der Probedrucke, was letztendlich zum Erfolg führte. Zumindest war das die Erklärung, die ich auf Google fand.

Nachdem die Produkte fertiggestellt waren, versammelte ich einige meiner besonders gutaussehenden Freunde 😊 und fragte sie, ob sie als Models für die neuen Kleidungsstücke posieren würden. Glücklicherweise stimmten sie zu, und so konnte ich dank ihrer Unterstützung beeindruckende Bilder einfangen. Besonders dankbar war ich dafür, dass ich die Aufnahmen kostenlos im Studio eines örtlichen Fotogeschäfts machen konnte. Die Bilder der fertigen Kollektion findest du hier:

(eli)

Reflexion:

Die Reise von der Gründung des Labels «Thunderchild» bis zu meiner Wiederbelebung des Projekts durch die Gestaltung einer neuen Kollektion war geprägt von Höhen und Tiefen. Rückblickend erkenne ich, dass die Veränderung der Ausrichtung des Labels zu einem Event-Label zwar den Schwung nahm, aber gleichzeitig die Tür zu neuen kreativen Möglichkeiten öffnete. Gerade die Produktion von Kleidungsstücken ist ein sehr aufwändiges und zeitintensives Unterfangen und ich bin froh, dass ich nicht jedes Jahr mehrere Kollektionen produzieren muss. Ich bin jedoch glücklich mit dem, was rausgekommen ist und schlussendlich spielte ja der Zufall eine entscheidende Rolle, als ich auf die Transferpresse stiess und damit die Chance erhielt, meine gestalterischen Ambitionen neu zu entfachen.

Learnings:

Die technischen Herausforderungen im Designprozess, insbesondere die Anpassung an die Möglichkeiten und Einschränkungen der Plotter-Maschine, haben meine kreative Denkweise erweitert. Die Auseinandersetzung mit einfachen und klaren Designs zwang mich, in der Simplizität Ausdruck und Aussagekraft zu finden. Der Druckprozess mit der Glitzerfolie war nicht nur eine kreative, sondern auch eine technische Lektion. Die Unvorhersehbarkeit und das Experimentieren waren Schlüssel, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Fazit:

Der Weg von der Idee bis zur Umsetzung der neuen Kollektion für «Thunderchild» war herausfordernd, aber äusserst lehrreich. Die Fusion aus Kreativität und technischem Verständnis war entscheidend für den Erfolg. Die Unterstützung meiner Freunde als Models und die Möglichkeit, kostenlose Aufnahmen im Fotostudio zu machen, waren wertvolle Ressourcen. Insgesamt betrachtet markiert diese Reise nicht nur die Wiederbelebung eines Projekts, sondern auch eine persönliche Entwicklung in Bezug auf gestalterische Fähigkeiten und technisches Know-how. Es bleibt spannend zu sehen, wohin die nächste Phase dieses kreativen Unterfangens führen wird.