PRIMETIME – Die erste Schweizer Unihockey-Livesendung

Bisher konnte man Unihockey-Spiele der obersten Schweizer Ligen zwar im Livestream verfolgen, es fehlte jedoch das gewisse Etwas. Dieses Etwas haben wir unter dem Namen «PRIMETIME» ins Leben gerufen. 

PRIMETIME ist eine Livesendung und bietet dem Publikum Hintergründe, Spielzusammenfassungen, Analysen, Prognosen und spannende Expertenmeinungen zu den aktuellen Geschehnissen der Schweizer Unihockeyplayoffs. Moderiert wurde das Ganze von Unihockeyliebhaber und Projektleiter Sven Bratschi selbst. Doch auch eine noch so interessante Show ist auf ein eingespieltes Team hinter den Kulissen angewiesen. Dort durfte man auf den tatkräftigen Einsatz von Tina Frauenknecht und Simon Girschweiler im Studio und in der Regie zählen. Weiter komplettierten Cédric Bähler, Tom Surbek, Sina Trottmann und Manuel Züger als Reporter das Team. Sie waren dafür verantwortlich, die wichtigsten Spiele des Wochenendes innert kürzester Zeit knackig zusammenzufassen und zu vertonen, sodass diese Highlights als Content für die Livesendung am Montagabend eingesetzt werden konnten. Schlussendlich können wir eine stolze Zahl von 7 Livesendungen zählen, welche mit viel Leidenschaft und Engagement produziert wurden.

Zur PRIMETIME-Website: https://www.upl-primetime.ch

Hier geht’s zur Video-Doku:

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(bas)

Wöchentlicher Ablauf:

Anfangs Woche hat der Moderator die Sendung in groben Zügen geplant. Dabei haben wir das Tool Planning Center verwendet.

Sobald die erste Version des Sendeplans fertig war, wurde diese der Sendeleitung weitergeleitet. Die Sendeleitung erstellte dann für jede Sendung einen separaten Ordner in der die Medien in der korrekten Reihenfolge abgelegt waren. Einige Medien erstellte sie selbst, wie beispielsweise die Bauchbinden, die Resultategrafiken, der Abspann usw. und andere erhielt sie zu einem späteren Zeitpunkt vom Moderator oder den Reportern zugesendet. Für die nachträglichen Medien wurde vorerst ein Platzhalter eingefügt. Dieser Ordner sendete die Sendeleitung an die Regie weiter, welche den Ablauf mit allen Medien in der Broadcasting Software OBS erstellte.

Jeden Mittwochmittag trafen wir uns alle in einem Videocall. Darin wurden offene Fragen geklärt und die Spiele, welche zusammengefasst werden mussten, auf die Reporter aufgeteilt.

Am Sonntag – nach der Spielrunde am Samstag – hat der Moderator den Plan, wenn nötig, nochmals angepasst und ungefähre Moderationen notiert. Damit die Moderationen und die Einleitung der Spielzusammenfassungen zusammenpassten, hat der Moderator den Reportern die grob geplante Moderation zugesendet. (Falls ein Spiel schlussendlich anders verlief als gedacht, musste kurzfristig improvisiert werden.

Tool für die Planung der Livesendungen

 

Um die Spielzusammenfassungen in der möglichen Zeit zu schneiden, wurde Mitte der Woche bereits Kontakt zu den verantwortlichen Personen des Heimteams gesucht. Das Videomaterial wurde im Anschluss des Spieles direkt an die Reporter gesendet und durch sie geschnitten, vertont und das fertige Video dem Liveteam bereitgestellt.

Am Tag der Sendung wurde das Studiosetting wieder neu eingerichtet. Studiobildschirm und Möbel wurden an den richtigen Ort platziert, Kameras auf Stativen montiert und konfiguriert, Videolicht aufgestellt, Mikrofone vorbereitet und getestet. Weiter mussten alle Video- und Audioquellen richtig verkabelt werden, Broadcasting und Streaming Software konfiguriert und das ganze Setup getestet werden. Letzte Anpassungen an den Multimediainhalten wurden übernommen und alle Inhalte einmal abgespielt.

Zwei Stunden vor der Sendung gab es im Liveteam mit dem Moderator eine Sendesitzung und im Anschluss ein kurzer Probedurchgang um die Übergänge durchzugehen. Eine halbe Stunde vor Sendebeginn traf der Experte oder die Expertin ein und wurde vom Moderator eingeführt sowie verkabelt. Als letztes folgte der Audiotest bis dann um 18.30 Uhr der Cue von der Sendeleitung folgte… «3, 2, 1 – go!».

Zusammenarbeit:

Dank der erfolgreichen Zusammenarbeit konnten wir viel Zeit sparen. Einmal in der Woche hatten wir ein Teammeeting, in dem wir auf die vergangene Sendung zurückblickten und die kommende Sendung planten. Diese Massnahme erwies sich als äusserst hilfreich, da wir in diesem Meeting offene Fragen und Anpassungen gemeinsam besprechen konnten. Dies vereinfachte die Kommunikation im Team massiv.

Aufbau Studio:

Die Sendung wurde im TV Studio der Fachhochschule Graubünden in Chur gedreht. Dies aus dem Grund, da wir das Material teilweise stehen lassen konnten und am Montag in den Pausen der Vorlesungen einfach an Primetime weiterarbeiten konnte. Wir nutzten das Livestreamingset der Fachhochschule und ergänzten dieses mit zusätzlich nötigen Komponenten.

Das technische Setup für den Stream bestand aus zwei Mikrofonen für Moderator und Gast, drei Kameras (Halbtotale Studio, Portrait Gast & Portrait Moderator), einem iPad (Analyse Spielszenen), einem Video PC (Videos und Bilder) und einem Overlay PC (Bauchbinden und andere Einblendungen). Eine Herausforderung bestand darin, iPad oder fullscreen Medien gleichzeitig im Studio zu zeigen plus auch im Stream einzubinden. Dies wurde mit einer zweiten Videoregie gelöst. Die Komplexität des Setups wurde durch die notwendige Aufzeichnung des Videosignals plus Überwachung des Streams weiter erhöht. Für die Beleuchtung arbeiten wir mit im Studio vorhandenen Leuchten und ergänzten diese mit RGB LED Panels für die Hintergrundbeleuchtung, einem Lightdome in der Mitte und zwei Kantenlichtern für die Abhebung der Protagonisten vom Hintergrund. Die Sendeleitung kommunizierte mit dem Moderator über ein InEar System. Die Kommunikation zwischen Regie und der Person an der Kamera wurde über ein Intercomsystem gewährleistet.

Livestream Setup

Verlauf von Sendung zu Sendung:

Wir hielten nach jeder Sendung ein teaminternes Debriefing. So konnten wir uns in jeder Sendung ein stückweit anpassen. Die ganze Sendung an sich, hat sich sehr stark gewandelt. Zu Beginn war die Sendung fast 60 Minuten lang. Die siebte Sendung dauerte dann nur noch knapp 30 Minuten. Wir haben gemerkt, dass wir uns auf zu vieles konzentriert hatten und fokussierten uns auf anschliessend mehr auf unseren Unique Selling Point: Die Aktualität. So haben wir gewisse Formate rausgeschmissen andere angepasst.

Zusätzlich haben wir durch diese Anforderungen ein neues Format entwickelt, welches kurz und knapp alles wichtige einbezieht. Deshalb haben wir ab der 4ten Sendung eine etwas kürzere Zusammenfassung gemacht. Ein Spiel von 60 Minuten haben wir in 60 Sekunden zusammengefasst. Hier haben wir uns sehr an Social angepasst. Ein Format welches bis anhin nur positives Feedback bekam.

Zusammen mit Dozenten haben wir unsere Sendungen analysiert und Verbesserungen vorgenommen. Beispielsweise haben wir bis zur letzten Studiosendung in jeder Sendung das Licht optimiert. Beim Ton hingegen hatten wir grosse Mühe grössere Fortschritte zu machen. Dies auch, weil im Studio der FHGR konstant die Lüftung läuft. Diese ist leider auf dem Stream zu hören. In Zukunft würden wir mit Bügelmikrofonen arbeiten.

Mit swissunihockey hatten wir einen Deal, dass sie uns Experten aus der Praxis zur Verfügung stellen. Reto Müller (SRF) und Paddy Kälin (SRF) gaben uns ihr ungefiltertes Feedback zu unserer Sendung. Eine perfekte Möglichkeit für uns «Anfänger» von Profis lernen zu können. Dies hat uns zusätzlich motiviert mit jeder Sendung besser und besser zu werden. Vielen Dank an dieser Stelle an unseren beiden Coaches.

Journalistische Anpassungen:

Anfangs war die Zeitspanne zwischen dem Eintreffen des Videomaterials und dem Zeitpunkt der Abgabe an das Liveteam etwas stressig. Teilweise traf das Material kurz vor Mitternacht ein, musste vor 12 Uhr am Montag geschnitten sein und am Vormittag hatte man auch noch Verpflichtungen. Über die Wochen wurden wir aber schneller, weil wir wussten, was erwartet wird und wie was am besten funktioniert und gut aussieht. Die tollste Erfahrung für mich (Sina), war das live Schneiden eines Spieles am Ostermontag. Voll dabei zu sein, die wichtigsten Elemente raus zu picken und gleich zu verarbeiten, liess den Puls höher gehen, was für mich eine tolle Erfahrung war.

Was wir von Sendung zu Sendung besser gemacht haben, ist die Zusammenarbeit zwischen den Reportern und dem Moderator. Die Challenge war, die Berichte sollten möglichst auch alleine verstanden werden. Hingegen sollte die Moderation eine Einleitung sein. Den perfekten Übergang zu finden war am Anfang noch schwierig. Mit der Zeit lief es immer besser, durch unsere bessere Planung und Kommunikation. Der Moderator hat am Anfang viel zu lange Moderationen gemacht. Auch da wollten wir auch immer mehr kürzen um wirklich das wichtigste mitgeben zu können.

Schwierigkeiten:

Damit wir Spielzusammenfassungen schneiden konnten, waren wir auf die Livestreambilder der Vereine angewiesen. Die Kommunikation mit den Zuständigen, war eine regelrechte Knacknuss. Es war die Ausnahme, wenn wir auf anhieb die korrekten Daten bekamen. Oft ging der Ton vergessen, andere Male bekamen wir ein falsches Format und einige Male wurden die Dateien einfach vergessen. Da war immer grosse Flexibilität im Team gefragt. An dieser Stelle soll auch erwähnt werden, dass gewisse Livestreams in sehr schlechter Qualität und nur mit einer Kameraeinstellung (Totalen) gefilmt worden waren. Für das Schneiden von qualitativ hochstehenden Zusammenfassungen war das teilweise ein schweres Los.

Wie wir auch in vielen Fächern des Studiums immer wieder gelernt haben ist der Einstieg entscheidend, ob der Zuschauer dranbleibt oder wieder abschaltet. Hier war es immer wieder eine Challenge, jede Woche einen neuen, provokativen Einstieg zu finden. An dieser Stelle, vielen Dank an Thomas Weibel für die Unterstützung.

Da es eine Aktualitätssendung ist mussten wir am Montag möglichst früh live sein. Die Spiele endeten jedoch erst spät am Sonntagabend. Also mussten wir am Montag jeweils nebst dem Hochschulunterricht die Sendung vorbereiten. Ein Punkt der herausfordernd war, aber dennoch sehr gut aufgegangen ist.

Etwas was ich mir (Sven) viel einfacher vorgestellt hatte, war die Kommunikation zwischen der Regie, der Sendeleitung und dem Moderator. In der Probesendung war dies eine Katastrophe. Es brauchte wirklich zeit damit wir uns immer besser verstanden und die Sendung einfacher über die Bühne ging.

Learnings:

Weniger ist mehr. Eine kurze, prägnante Sendung ist effektiver als ein langer ausführlicher Livestream. Wir haben uns bei der Konzeption gefragt, was ein Zuschauer alles spannend finden kann: Spieler kennenlernen, Talk über kritische Themen aus der Unihockeywelt, Spielanalysen und Zusammenfassungen. Die Sendung kam gut an, weil diese sehr aktuell ist. Die Spieler kennenzulernen und der Talk haben hingegen keine aktuelle Relevanz. Dies würde in einem anderen Format, wie zum Beispiel Podcast, viel besser funktionieren. Deshalb haben wir es aus der Sendung genommen.

Wir haben gelernt, dass es sinnvoll ist bei den YouTube Videos Kapitel-Einteilungen vorzunehmen. Am Anfang haben wir dies völlig vergessen. So kann der Zuschauer wirklich das herauspicken, was ihn auch wirklich interessiert.

Die Unihockeywelt ist sehr klein. Viele Spielerinnen und Spieler kennen sich persönlich. Dies war ein Grund, weshalb viele unserer Experten im Studio niemanden verletzen wollten und bei negativen Punkten keine klaren Aussagen machten. Viele hatten Mühe damit. Klare und grenzwertige Aussagen machen aber eine Sendung unterhaltsam. Hier würde in Zukunft helfen ein fix eingespieltes Expertenteam zu haben und im Studio mit zwei anstatt bisher mit einem Experte die Sendung durchzuführen. Die Experten können sich so viel besser widersprechen und es entsteht eine lebendige Diskussion.

Unser Ziel war es, die Sendung in hoher, professioneller Qualität zu produzieren. Nachdem ein Grobkonzept für die Sendung stand, starteten wir schon Monate vor Sendestart mit ersten Tests der technischen Infrastruktur. Diese Vorlaufzeit war sehr wichtig und die Testsendungen dringend nötig, um Schritt für Schritt Abläufe und Technik zu erproben und verbessern.

In diesem iterativen Prozess lernten wir, dass sehr vieles mit vorhandenen Mittel möglich ist. Es benötigt nicht immer die teure Profi Software, sondern mit ein paar Kniffen gehts auch mit der Open Source Alternative. Es benötigt nicht das perfekte Equipment, sondern den geschickten Einsatz von Vorhandenem.

Wenn wir alle Erkenntnisse aufnotieren würden, wäre dieser Text mindestens nochmals um drei Seiten länger. Da Primetime ein extrem vielseitiges und umfassendes Projekt war, konnten wir zahlreiche Learnings sammeln. Sei dies im technischen Bereich, bei der Konzeption, der Organisation usw. Es war eine äusserst lehrreiche Erfahrung, von der wir profitieren konnten und die uns sicherlich in Zukunft von grossem Nutzen sein wird.

Zukunft:

Die Zukunft ist rosig. Für das nächste Jahr dürfen wir für Swissunihockey PRIMETIME weiterführen und sogar erweitern. Es gibt mehr Folgen und zusätzlichen einen Podcast. Zusätzlichen bekamen wir einen zusätzlichen Auftragen für eine Sommerserie. An diese arbeiten wir schon mit Hochdruck.

Fazit:

Wir haben kaum Werbung für dieses neue Format gemacht. Sven sagte zu Beginn: » Ich denke in der ersten Sendung schauen meine Mutter und vielleicht noch zwei Andere zu.» Die erste Sendung wurde allerdings fast 8’000 Mal gesehen. Für uns völlig überraschend. Der Druck stieg rasant. Am Anfang war dies schwierig zu stemmen. Mit der Zeit wurde die Sendung aber immer mehr zur Normalität und wir fühlten uns sicherer. Für die allerletzte Sendung wagten wir nochmals eine neue Herausforderung. Und zwar entschieden wir uns dafür, die Sendung live vor Ort direkt nach dem Playoff-Spiel zu drehen. Dies setzte uns alle nochmals auf eine harte Probe, da wir noch flexibler arbeiten mussten als zuvor. Doch im Grossen und Ganzen lief alles reibungslos ab und wir konnten die letzte Sendung erfolgreich abschliessen, was unserem Projekt einen krönenden und schönen Abschluss bescherte.

Zum Schluss möchten wir uns bei allen herzlich bedanken, welche uns bei diesem Sendeformat unterstützt haben. Vielen Dank Marcel für deine grosszügige Hilfe. Danke Reto, Paddy, Flavia und allen Experten, welche in unserer Sendung ihre Expertise eingestreut haben. Vielen Dank auch an die Kommunikationsabteilung von swissunihockey für die Unterstützung bei den Grafiken. Und natürlich möchten wir uns für das Vertrauen bedanken, dass wir ein solches Projekt durchführen konnten.