Pi Hole, Werbung adieu

Wer kennt es nicht? Man nervt sich über userspezifisch geschaltete Werbung auf dem PC, Laptop, Handy, Smart TV usw. Die Liste wird immer länger, da immer mehr Geräte mit dem Internet verbunden sind. Doch Ad-Blocker wie uBlock etc. funktionieren nur auf dem PC oder Laptop. Also was tun?

Sind wir ehrlich – Werbung nervt, manchmal mehr, manchmal weniger. Doch es ist leider unumgänglich, damit konfrontiert zu werden. Sogar der Erfinder der Pop-up-Werbung entschuldigt sich nach 20 Jahren für die Erfindung. Doch leider ist für viele Webseiten die Werbung das einzige Mittel, um an Geld zu kommen. Daher stelle ich meinen Ad-Blocker bei gewissen Seiten auch so ein, dass mir dumme Werbung geschaltet wird, den Website-Hosts zuliebe. Doch den Luxus habe ich auf meinem Tablet oder Smartphone leider nicht. Also habe ich mich schon seit einiger Zeit gefragt, ob es eine Heimnetzwerk spezifische Lösung gibt.

Raspberry Pi und Pi Hole

Ich musste nicht allzu lang im Web nach einer Lösung suchen. Denn im Internet gibt es viele Artikel zu der Wundersoftware «Pi Hole». Also habe ich mich in die Materie eingelesen und mir gedacht: «Ok, das klingt gut, ich lege mir ein Raspberry Pi zu und mache daraus ein Digezz Projekt!»

Das Pi Hole blockiert die Kommunikation der ungewollten URLs mit allen Geräten, die sich im Heimnetzwerk befinden, inklusive Smartphones, Smart-TV und Spielkonsolen. Als DNS-Server schickt Pi Hole alle Werbe- und Tracker-Anfragen, die auf der «Blacklist» stehen direkt ins Nirwana. Also machte ich mich auf die Suche nach der Einwegplatine mit der Himbeere und wurde auch schnell fündig.

Die Installation und meine ersten Berührungspunkte mit Linux

Als das kleine Paket angekommen ist, freute ich mich richtig auf die Installation. Wovor ich mehr Angst hatte, war die Software, auf dem das Raspberry Pi läuft. Denn es ist nicht die gewohnte Windows Umgebung, sondern die Open-Source Software Linux. Gott sei Cank ist die Linux-Community sehr gross und hat auch diverse Guides für die Installation und Troubleshooting online verfügbar.

Also machte ich mich an die Installation und das Zusammensetzen der kleinen Maschine. Und nun zu dem Punkt, an dem ich ein wenig Bauchweh bekommen habe: das Aufsetzen des Systems. Das ging im Grunde relativ einfach, mit all den Guides und Tutorials, die ich im Vorfeld recherchiert habe. Die Benutzeroberfläche nach dem Einloggen war eine gewohnte Windows Umgebung und ich dachte nur: «So schlimm ist Linux gar nicht.»

Nun zu der Installation des Pi Holes. Die Installation findet nicht wie gewohnt bei Windows über einen Download und einer .exe Datei statt, sondern man ruft die Kommandozeile auf und gibt folgende Kommandos ein:

wget -O basic-install.sh https://install.pi-hole.net

bash basic-install.sh 


Doch da wurde mir klar, dass es doch nicht ein ganz so kleines Projekt geben würde, wie gedacht. Denn es funktionierte nicht. Nach stundenlangem Suchen nach einer Lösung konnte ich es doch installieren und es funktionierte.

Langzeiterfahrung und Fazit mit dem Pi Hole

Nun habe ich das Pi Hole seit gut fünf Monaten im Betrieb und ich würde gerne ein Fazit daraus ziehen. Ich bin im Grossen und Ganzen zufrieden mit dem Projekt. Zuerst will ich die positiven Seiten aufzeigen.

Mir war es wichtig, dass die Ads auf meinem Tablet verschwinden. Da ich eigentlich jeden Tag Streams auf Twitch.tv konsumiere und mich die 30-sekündigen Werbungsblöcke genervt haben, wollte ich wissen, ob das Pi Hole diese konsequent abschalten würde. Und siehe da – keine nervigen Werbungen mehr, die man nicht überspringen kann. Doch leider funktioniert das nicht so gut bei YouTube. Ich musste feststellen, dass Google einen speziellen, sich immer wechselnden Algorithmus anwendet, den man mit dem Pi Hole nicht überlisten kann. Diverse Foren und Internetseiten konnten leider auch keine Lösung bieten. Doch was es zuverlässig blockiert, ist das Tracking. Es wurde mir um ein erhebliches weniger userspezifische Werbung übertragen und meine Privatsphäre so besser geschützt.

Das Fazit kann ich also nicht besonders objektiv schreiben. Denn ich bin und war schon immer ein Technikfreak und habe auch kein Problem damit, wenn etwas mal nicht funktioniert, nach einer Lösung zu graben. Deswegen kann ich nicht jedem empfehlen ein Pi Hole bei sich zu Hause zu installieren. Und leider blockiert es nicht jede Werbung, so wie ich mir es erhofft habe. Trotzdem würde ich es jedem ans Herz legen, der mal sehen will, wieviel Google, Amazon etc. Tracker- und Werbeanfragen an einem sendet, wenn man ganz normal surft.

(mou)

Idee

Wie im Artikel schon erwähnt, wollte ich der nervigen Werbung einen Riegel vorschieben. Die nicht überspringbaren Werbungen auf YouTube und Twitch waren und sind mir bis heute ein Dorn im Auge. Da ich vor einem Jahr ein Video auf YouTube gesehen habe, wie man so ein Pi Hole erstellt, wollte ich das irgendwann mal umsetzen. Ein Raspberry Pi wollte ich auch schon seit Jahren haben um diverse kleinere Projekte wie eine Retro Game Maschine zu bauen. Und da ich eher auf der nerdigen Seite bin, wollte ich sowieso einmal mit der Linux Open-Source Sache in Berührung kommen.

Umsetzung und Herausforderung

Das Ganze brachte ich in den Semesterferien ins Rollen, da ich gerade ein gutes Angebot auf Digitec gefunden habe. Ich habe mich im Vorfeld aber schon durch diverse Artikel und Anleitungen durchgekämpft, um mich zu informieren welches Raspberry Pi ich mir besorgen soll. Als ich aber das Gerät vor mir hatte ging mein Herz richtig auf, ich liebe neue technische Geräte. Doch Linux hat mir einige Steine in den Weg gelegt beim Einrichten des Geräts. Alles über Comandline einzurichten war für mich etwas Neues, obwohl ich bei Windows auch schon Berührungspunkte damit hatte. Aber jetzt alles über das Terminal mit Befehlen zu machen war eine neue Herausforderung, vor allem wenn dann etwas nicht funktioniert. Das Problem war, dass ich noch keinen Root User angelegt habe und bis ich das herausgefunden habe, sind einige Stunden vergangen und der Frust war gross.
Ein anderer Punkt ist, dass ich nicht von Anfang an wusste, dass man noch weitere „Adlists“ manuell hinzufügen kann. Also musste ich mich da auch noch zuerst hineinlesen, um überhaupt zu verstehen, warum und wieso ich diese brauche. Lange Rede kurzer Sinn, die grössten Player wie Google und Amazon ändern ihr Algorithmus immer wieder, damit Trackings etc. durch den DNS kommen. YouTube stellte sich da als grösste Herausforderung heraus, die ich bis heute immer noch nicht lösen konnte. Entweder man setzt manuell Regeln im Whitelisting und das Video spielt zwar keine Werbung ab, aber das Video startet gar nicht erst – oder es blockiert einfach nichts.

Ein weiteres Problem ist, dass auf google.ch die obersten „Anzeigen“ nicht weitergeleitet werden und das Browserfenster mit einem ERR_CONNECTION_REFUSED Fehler angezeigt wird. Aber das ist nicht weiter schlimm, da ich genau das vermeiden will, dass ich so getrackt werde. Und falls eine Website nicht funktioniert, kann man diese immer noch Whitelisten.

Fazit und Learnings

Mein Fazit ziehe ich aber trotzdem äusserts Positiv. Ich konnte zwar nicht alles so Umsetzen wie ich wollte, da mein Pi Hole nicht ein Zaubermittel ist, um nervige Werbung aus dem Leben zu verbannen.

Nichtsdestotrotz habe ich das Recherchieren, das zusammenbauen und das „Programmieren“ meiner kleinen Himbeere genossen und habe sehr viel über ein anderes Betriebsprogramm gelernt. Ich kann mir vorstellen noch mehrere Projekte mit dem Raspberry Pi zu machen.