Perpetuum Animatio

Loop-Animationen – das Perpetuum Mobile des Bewegtbilds. Diese Kategorie von Motion Graphics habe ich mir für dieses Semester vorgeknöpft. 100 Stunden, sieben Animationen, ein Mini-Reel.

Hast du dich je gefragt, wo du hinkommst, wenn du einfach einhundert Stunden in etwas investierst, und niemand funkt dir rein?

Als ich Anfang Semester in einer endlosen Pinterest-Spirale landete und das Konzept von Minimal Art entdeckte, wusste ich: «That’s it.» Da ich gleichzeitig in der Ideenfindung für ein Digezz-Projekt war, wurde mir mein Weg klar, ich sah ihn vor meinem inneren Auge, und in der Dämmerung von Inspiration erschien mir die Vision:

Hundert Stunden animieren?

Ja. BITTE!

Ziel dieses Projekt war es, das gesamte Digezz-Pensum (und noch ein paar (viele) Stunden mehr) mit dem Erlernen von Techniken in Adobe After Effects und der Umsetzung von Loop-Animationen zu verbringen. Wichtig war mir, nicht einfach Tutorials durchzuarbeiten, sondern die Kompositionen von Grund auf selbst zu konzipieren und die dazu nötigen Techniken dann zu recherchieren. Meine drei Hauptwerte: Minimalistische Ästhetik,  geschmeidige Animation, visuelle Wirkung.

Das Konzipieren und Umsetzen dieser Animationen verdeutlichte mir erneut, wie expansiv und komplex die Welt von Motion Graphics und Animation in seiner Ganzheitlichkeit ist. Kurzgesagt: *m i n d  b l o w n*. Diese Sammlung an Animationen zeigt eine Art persönliche Reise auf die nächste Sprosse der Leiter des animierten Bewegtbildes.

In den hier eingebetteten Videos findet ihr die Resultate meiner Bemühungen als einzelne Objekte – eine Art Showreel in Raten, sozusagen. Viel Vergnügen!

loopOut();

(hihi :D)

Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
#1: magnetic time
Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
#2: lost on a space road
Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
#3: eternum (OPTICAL ILLUSION – VIEW#4ER DISCRETION ADVISED)
Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
#4: circulus unda
Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
#5: tranquil
Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
#6: fallingforevererer
Bitte akzeptiere die statistik, Marketing Cookies um diesen Inhalt zu sehen.
#7: primitive party

(ash)

Umsetzung & Herausforderungen

1 | Konzeption, Skizzen, Recherche
So wie Videoclips und Filme ein Storyboard brauchen ist dies auch bei Animationen der Fall. Für jede einzelne der Animationen erstellte ich in meinem Skizzenbuch ein statisches Abbild der Komposition, bevor ich dann Storyboards zu entwickeln begann. Meist durchgingen die Storyboards der Animationen mehrere Revisionen, welche wiederum das Konzept beeinflussten etc. Von rund 35 Ideen blieben noch 15 übrig, von welchen ich schlussendlich 7 realisieren konnte.

Die Skizzen erfolgten zuerst auf Papier, was für mich die Übersetzung von Vorstellung in Bildsprache direkter machte. Einige der Animationen verlangten die anschliessende Umsetzung der benötigten Assets in Illustrator. Im Vorfeld überlegte ich mir nie genau in welchem Rahmen der Möglichkeiten sich die Konzepte befanden, sondern suchte nach interessanten Bewegungen und Kompositionen. Hierbei merkte ich aber, dass der jeweils aktuelle Wissensstand bezüglich Techniken und deren Verwendung auch die ursprünglichen Ideen stark formte (mehr dazu im Abschnitt «Animation»).

Jede Animation sollte vorwiegend einfache Vektorformen und -pfade enthalten, z.B. Kreise, Dreiecke, Rechteke, simple Linien etc. Bei der Entwicklung der Kompositionen versuchte ich «smoothe» Animationen mir vorzustellen und die Interaktion der einzelnen Elemente simpel aber ansprechend zu gestalten. Dazu gehören Prinzipien wie Ausschneiden (ähnlich dem Pathfinder in Illustrator), Mitdrehen, Anziehung/Abstossung und kinetische Effekte.
Einige der Animationen hatten das Ziel auch als Loading-Animationen verwendet zu werden (z.B. die Uhr), wofür ein Loop natürlich Pflicht ist.

2 | Animation
After Effects kann ein temperamentvolles Tier sein – jedenfalls, wenn man nicht genau weiss, wie damit umzugehen ist und was das Programm alles kann. Obwohl wir im Unterricht (auch dank dem Branded Motion-Major) Basics von Animation vermittelt bekommen besteht die Kunst der Animation in Erfahrung. Während der Umsetzung dieses Projektes stellte ich fest, dass meist viele Wege zum Ziel führen können, dann meist aber nur eine spezifische Lösung wirklich den Ansprüchen oder gewünschten Funktionalität gerecht wird. Bis die richtige Technik recherchiert oder entwickelt ist werden viele After Effects-Kompositionen erstellt und anschliessend wieder frustriert auf dem AE-Friedhof begraben. R.I.P., Komposition mit dem Namen «main v5 new def last».

Diese Unwissenheit benötigte also viel Pröbeln und Recherchieren im Internet, wobei es allerdings meist schwierig war, gezielt die richtigen Suchbegriffe für das jeweilige Problem zu finden.

Die wohl wichtigsten Aha-Momente erlebte ich bei der Entdeckung zweier Werkzeuge. Der Repeater ist eines davon, und er tut, was er mit dem Namen aussagt: er wiederholt Objekte innerhalb eines Shape Layers. Somit können Animationen von Formen und deren Anordnungen innerhalb eines einzelnen Layers vielseitig repliziert oder kopiert werden ohne eine Layer-Schlacht zu veranstalten. Die Anwendung benötigt etwas verschachtelteres Denken und gezieltere Vorbereitung, doch der Repeater gehört zu den wohl meist genutzten Techniken/Tools im Motion Design.

Eine noch grössere Welt voller Konfusion und gleichzeitig auch Möglichkeiten eröffnete sich, als ich auf komplexere Expressions stiess. Animationen aller Art können mithilfe von Javascript-Codeschnipseln dynamischer gestaltet werden, einige Funktionen sind gar nur mithilfe von Expressions möglich. Soll nochmal jemand sagen «ich will nicht coden, einfach nur animieren» – stellt sich heraus, dass Animieren auch viel mit Code zu tun hat! Um die Technik jedoch vollständig zu verstehen wäre Studium von ganzen Büchern über Expressions nötig, wofür die Zeit natürlich nicht reichte. Mit den wenigen, semi-komplexen Ausdrücken war es mir aber möglich, Objekte dynamischer und nach meinen Vorstellungen zu animieren. Das Erlernen der Sprache und der Funktionen brachte zwar viel Stress und Kopfzerbrechen mit sich, doch mein Verständnis für den Aufbau und die Funktionalität von Animationen hat einen grossen Schritt vorwärts gemacht.

Von den zwölf Animationsprinzipien (siehe hier) verarbeiten meine Animationen vor allem Anticipation und Timing, welche für die korrekte Geschmeidigkeit der Bewegungen essentiell sind. Timing ist und bleibt eine Meisterklasse in der Animation. Viel Zeit verbrachte ich im Graph Editor von After Effects zur genauen zeitlichen und dimensionalen Abstimmung der animierten Objekte und deren Bewegung.

Fazit und Reflexion

Zu Beginn hatte ich das Projekt keineswegs unterschätzt, doch die zahlreichen Bereiche der Animationstechnik, in die ich mich während der Arbeit begab, verblüfften mich immer wieder von Neuem. Wie bereits erwähnt entdeckte ich das Potential von zwei Tools im Besonderen.

Realisiert habe ich aber, dass aller Anfang tatsächlich schwer ist. Mein Ziel waren schlüssige, ästhetische Loop-Animationen im Minimal Art-Stil, die sich von «Standard»-Animationen, denen man die fehlende Erfahrung z.T. ansieht, abheben. Allein die Konzeption spielt eine grosse Rolle für den schlussendlichen Eindruck der Animation – wobei dann die technische Umsetzung aber deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt. Gute Animation verlangt das animatorische Denken, d.h. die Internalisierung von Techniken für das gewünschte Endergebnis. Die Welt der Methoden ist aber riesig und daher keineswegs in einhundert Stunden machbar. Die meisten meiner Animationen verwenden jeweils andersartige Loops und Techniken, gerne hätte ich aber noch mehr Forschung und Experimente betrieben. Das Projekt hat aber meinen Hunger für Animation und grafische Gestaltung erst zum Erwachen gebracht.