Permakultur Hof Schnabelsberg – ein beobachtender Dokumentarfilm

Schneller – besser – effizienter. So läuft es heutzutage nicht nur in unserer Gesellschaft, sondern auch in der Landwirtschaft. Christian Indermaur weiss aber, dass das auf Dauer uns und der Natur Schaden zufügt.

Im April und Mai 2025 habe ich auf dem Hof von Christian Indermaur einen dokumentarischen Kurzfilm gedreht, der sich mit dem Thema Permakultur beschäftigt. In einer Zeit, in der Landwirtschaft immer stärker auf Effizienz und Ertrag ausgerichtet ist, geht Christian bewusst einen anderen Weg: nachhaltiger, naturverbundener und mit Blick auf das langfristige Gleichgewicht. Ich habe diesen Prozess filmisch begleitet und daraus einen beobachtenden Kurzfilm mit Kommentar erstellt.

Den Film kann man sich hier ansehen:

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Beobachtender Dokumentarfilm über die Permakultur auf dem Hof Schnabelsberg.
Video: Maria Reichmuth


Wie ich den Film umgesetzt habe und wieso, erkläre ich hier:

Vorbereitung und Konzept

Mein Ziel war es nicht, ein klassisches Interviewformat zu produzieren, sondern ein ruhiges, visuelles Portrait mit begleitendem Kommentar. Der Film soll einen persönlichen Einblick geben – durch beobachtende Kameraarbeit und eine kommentierende Off-Stimme. Ich kenne die Familie Indermaur sehr gut und konnte netterweise diese Idee bei ihnen auf dem Hof umsetzten und ihren Prozess der Gartenbepflanzung mitfilmen. Alle Aufnahmen sind deshalb komplett spontan, ungeplant und ohne Wiederholungen von Handlungen entstanden. Das stellte eine grosse Herausforderung dar, weil ich so gezwungen war, immer genau filmisch festzuhalten, was passiert, ohne vorher zu wissen, was passieren wird. Genau das war aber auch die Vision des Films: ein beobachtender, ruhiger und authentischer Film – ohne gestellte Szenen und ohne, dass die Protagonisten bei ihrer eigentlichen Arbeit gestört werden.

Auf Interviews habe ich bewusst verzichtet. Vor allem, um die Familie Indermaur nicht bei der Arbeit zu stören und sie nicht aufzuhalten. Zum anderen aber auch, um einen beobachtenden, fast «Tierdoku» ähnlichen Stil zu erschaffen. Statt eines Leitinterviews führt mein Kommentar durch die Szenen und liefert Kontext zu den gezeigten Handlungen und Gedanken. Der Hauptfokus des Projekts lag auf dem Training meiner Kameraarbeit. Ton, Lichtkontrolle oder technische Perfektion standen diesmal bewusst im Hintergrund – auch deshalb, weil ich das ganze Projekt alleine umgesetzt habe.

Kamera-Setup und Technik

Das Projekt habe ich komplett als Ein-Frau-Produktion realisiert. Daher mein schlankes Setup:

Kameras

  • Nikon D810 mit AF-S NIKKOR 24–70 mm f/2.8G Objektiv und Stativ
    Für Hauptaufnahmen, ruhige Einstellungen, Totalen und Details
  • Insta360 X4 mit „No Drone, No Problem“-Selfie-Stick und Stativ
    Für bewegte Shots, erhöhte Perspektiven, Zeitraffer – und als Backup-Kamera

Da es eine ausgeliehene Kamera war, hatte ich leider nur einen Akku für die Nikon D810. Dieser reichte jeweils nicht für die gesamte Drehdauer, weshalb meine Insta360 X4 regelmässig als Backup zum Einsatz kann, wenn die Nikon ausfiel. Das erklärt die teils deutlichen Unterschiede in der Bildqualität im fertigen Film. Die Nikon D810 erzeugt cinematische, schärfere und stimmungsvollere Aufnahmen, während die Insta360 zwar technisch schwächer ist, aber stabil, flexibel und unkompliziert einsetzbar war.

Ein weiteres Ziel war es, beide Kameras praxisnah zu testen, um meine Affinität für verschiedene Systeme und Einsatzgebiete zu entwickeln.

Kameraführung
Mindestens die Hälfte der Aufnahmen entstanden aus der Hand, den Rest habe ich mit dem Stativ gefilmt. Zur Stabilisierung der Handaufnahmen nutzte ich in der Postproduktion häufig den Warp Stabilizer.

Lichtverhältnisse
Im Aussenbereich gab es Lichtprobleme und ich hatte leider keinen ND-Filter zur Verfügung. Das führte zu Überbelichtung an sonnigen Stellen, besonders am ersten Drehtag. Am zweiten Drehtag war es bewölkt, was ein deutlich weicheres Licht erzeugte. Gleichzeitig hatte ich bis dahin auch die manuellen Kameraeinstellungen besser im Griff, was sich klar in der Bildqualität verbessert zeigt. Diese Unterschiede sind im Film sichtbar, wurden aber bewusst nicht kaschiert.

Ton

  • Rode Wireless Go II (Kabellos mit Sender und Empfänger)
    für Umgebungs- und Gesprächston
  • Insta360-Kameraton
    als schwaches Backup für das Rode

Der Ton war nicht im Fokus dieses Projekts. Als Ein-Frau-Team hatte ich keine Zeit für saubere Tonaufzeichnung und mein Ziel war es ja ohnehin, Kamerapraxis zu sammeln. Das entstandene Grundrauschen, insbesondere mit der Nikon, musste ich daher in Kauf nehmen.

Postproduktion – Schnitt und Kommentar

Der Schnitt erfolgte in Adobe Premiere Pro. Der Aufbau kombiniert beobachtende Szenen, Kommentar aus dem Off, Zeitraffer und unterschiedliche Perspektiven. Beim Ton habe ich mit Effekten wie der Constant Power gearbeitet, um möglichst sanfte Übergänge bei den verschiedenen Tonspuren zu schaffen. Grobe Ausreisser im Ton habe ich ganz einfach mit Keyframes gepegelt. Bei den Videos habe ich mit Lumetri Color händisch die Color Correction gemacht und mit dem Warp Stabilizer Effekt habe ich die von Hand gefilmten Aufnahmen stabilisiert. Für die Lower-Thirds, den Abspann und das Intro habe ich eine ganz simple Vorlage verwendet und diese noch ein wenig auf meinen Stil angepasst, damit sie gut zur Gesamtwirkung des Films passen.

Die Intro-Totale wurde mit der Insta360 X4 aufgenommen. Durch den 3-Meter-Selfie-Stick entsteht eine drohnenähnliche Wirkung. Auch längere Arbeitsabläufe habe ich mit Zeitraffersequenzen dargestellt, um Rhythmus und körperliche Arbeit greifbar zu machen.

Trotz Tonproblemen habe ich Geräusche wie Werkzeuge, Bewässerung, Tierlaute und Umgebungsgeräusche bewusst im Film belassen – zur atmosphärischen Unterstützung, auch wenn sie konstant vom Rauschen überlagert sind.

Bildgestaltung und Atmosphäre

In der Bildgestaltung habe ich auf eine abwechslungsreiche Mischung geachtet:

  • Totale für Umgebung und Überblick
  • Halbnahe Einstellungen für Arbeitsprozesse
  • Nahaufnahmen für Details, Hände, Pflanzen, Werkzeuge

Der visuelle Stil kombiniert statische Bilder von der Nikon, Freihandaufnahmen für Nähe und Spontanität, Zeitraffer als stilistisches Element und erhöhte Perspektiven mit der Insta360 für räumliche Wirkung.

Die Nikon D810 hat mich mit ihrer cineastischen Bildwirkung überzeugt, während die Insta360 durch ihr Gewicht, ihre praktische Handhabung und Bewegungsstabilität bei mir punktete.

(MR)

(vha)

Kritik und Learnings

Alles in allem bin ich zufrieden mit dem Endergebnis. Es ist mein erstes eigenes Filmprojekt und sicher alles andere als perfekt. Ich habe aber sehr viel dabei gelernt und mitgenommen.

Darauf bin ich stolz

Besonders gut gelungen finde ich die Bilder zwischen Minute 11:35 und 12:42. Da konnte ich dank des Lichtes mit einer höheren Blende arbeiten und daher mehr Tiefenschärfe erzeugen. Am zweiten Tag habe ich mich ausserdem getraut, alle Bilder dunkler zu gestalten und in der Postproduction aufzuhellen. Das hat meiner Meinung nach extrem viel gutes zur Bildqualität beigetragen.

Das gefällt mir weniger


Ganz klar die Übergänge. Da ich mich zum Teil voll und ganz auf die Bilder fokussiert habe, habe ich oft mitten in den Sätzen der Protagonisten gestartet und gestoppt. So werden leider recht oft Wörter abgeschnitten. Das habe ich so gut es ging mit dem Schnitt versucht zu kaschieren, jedoch fällt es zum Teil doch stark auf. (Beispiel: Minute 3:12 «Tomat…»)

Ton


Der Ton weist ein durchgängiges Grundrauschen auf, verursacht durch die Verbindung der Nikon D810 mit dem Rode Wireless Go II. In der Nachbearbeitung konnte ich das Rauschen nicht entfernen, ohne die Sprachverständlichkeit zu stark zu beeinträchtigen. Die Tonqualität ist schwach. Das habe ich zu einem gewissen grad jedoch bewusst in Kauf genommen, da mein Ziel in diesem Projekt auf visueller Übung lag.

Stabilität und Handkamera


Viele Szenen habe ich freihändig gefilmt. Dennoch wirken die Aufnahmen überwiegend stabil. Der Warp Stabilizer hat in der Postproduktion sehr effektiv geholfen, kleine Wackler auszugleichen. Nur an ein bis zwei Stellen ist leichte Unruhe im Bild spürbar – insgesamt bleibt der Film ruhig und gut anschaubar. Für längere oder dynamischere Handkamera-Szenen wäre ein kompakter Gimbal eine sinnvolle Ergänzung. Das wird jedoch erst ein Thema, wenn ich mehr Übung habe.

Lichtverhältnisse und Belichtung


Leider hatte ich keinen ND-Filter. Und ohne diesen waren sonnige Szenen, vor allem am ersten Drehtag, schwierig zu kontrollieren. Am zweiten Tag war das Licht durch bewölkten Himmel deutlich weicher, und auch die manuellen Kameraeinstellungen waren besser angepasst. Der Unterschied zwischen den beiden Drehtagen ist im Film sichtbar, spiegelt aber auch meinen Lernfortschritt wider.

Kameravergleich und Backup-Lösung


Die Nikon D810 überzeugte durch cineastisches Bild, war aber durch Gewicht und nur einen Akku limitiert. Die Insta360 X4 war flexibel, stabil und zuverlässig – ideal als Backup, wenn die Nikon ausfiel. Der Wechsel zwischen beiden Kameras ist im Film sichtbar, wurde aber bewusst in Kauf genommen – als Teil meines Ziels, verschiedene Systeme praxisnah zu testen.

Fazit

Dieses Projekt war für mich in erster Linie eine technische Übung mit gestalterischem Anspruch. Ich wollte praxisnah herausfinden, wie sich zwei unterschiedliche Kamerasysteme in realen Bedingungen verhalten – und gleichzeitig eine kleine, inhaltlich stimmige Geschichte erzählen.

Ich habe dabei vieles gelernt:

  • besserer Umgang mit manuellen Kameraeinstellungen

  • Bedeutung von Licht- und Wetterbedingungen

  • Stärken und Schwächen von DSLR vs. Actioncam

  • Einschränkungen bei Ein-Mann-Produktionen

  • Wichtigkeit von Tonqualität – selbst bei Bildfokus

Auch wenn der Film technische Schwächen aufweist, bin ich mit dem Ergebnis zufrieden – weil er genau das zeigt, was ich erreichen wollte: eine ehrliche Übung mit echtem Lernwert.
Ich freue mich darauf, dieses Wissen im nächsten Projekt gezielt umzusetzen – mit besserer Vorbereitung, sauberem Ton, ND-Filter, Gimbal und vielleicht einem zusätzlichen Akku. (MR)