Patisserie trifft Kultur: Ein Magazinprojekt

Baked Cultures ist ein gestalterisches Magazinprojekt, das sich der kulturellen Bedeutung von Backwaren widmet. Jede Ausgabe beleuchtet ein Land anhand von vier typischen Gebäcken. Nicht nur in Form von Rezepten, sondern durch die Geschichten, Traditionen und Kontexte, die mit diesen Backwaren verbunden sind.

Die erste Ausgabe fokussiert sich auf Frankreich, bekannt für seine vielfältige und traditionsreiche Patisserie. Die Auswahl der vier französischen Spezialitäten basiert auf geschmacklicher Vielfalt, kultureller Relevanz und erzählerischem Potenzial. Zu jedem Gebäck werden sowohl die Rezepte als auch historische Hintergründe, regionale Verankerungen und kulturelle Besonderheiten thematisiert.

Alle Rezepte habe ich im Rahmen des Projekts selbst zubereitet, gestylt und fotografisch inszeniert. Dabei lag der Fokus auf einer natürlichen, klaren Bildsprache, die sowohl Appetit macht als auch zur gestalterischen Linie des Magazins passt.

Ein gestalterisches Element des Magazins sind einzelne experimentelle typografische Details: Für einzelne Buchstaben habe ich mit Honig gearbeitet, eine oft übersehene, aber zentrale Zutat vieler klassischer Backrezepte. Durch das Spiel mit der Konsistenz des Honigs entstanden organische, unregelmässige Formen, die ich in digitaler Nachbearbeitung weiterverarbeitet habe.

Hier kannst du das Magazin lesen. Bon appétit <3

Kleiner Hint zur nächsten Ausgabe: es wird zimtig …

(abb)

Idee und Konzept
Die Idee zu Baked Cultures entstand aus meiner Leidenschaft fürs Backen – und dem Wunsch, mich einmal nicht nur praktisch, sondern auch inhaltlich und kulturell mit dem Thema auseinanderzusetzen. Essen – und insbesondere Gebäck – verbindet Menschen über Sprach- und Landesgrenzen hinweg. Mich interessierte, wie bestimmte Rezepte entstanden sind, welche Geschichten sie mitbringen und welche Rolle sie in einer Kultur spielen.
Frankreich habe ich als Ausgangspunkt gewählt, weil das Land eine enorme Vielfalt an Backwaren bietet – von bekannten Klassikern bis hin zu regionalen Spezialitäten. Diese Bandbreite war inhaltlich reizvoll, stellte aber auch Anforderungen an einen klaren redaktionellen Fokus, um nicht in der Fülle an Möglichkeiten zu verlieren.

Inhaltliche Recherche und Auswahl
Die Auswahl der vier Backwaren erfolgte mit dem Ziel, eine inhaltlich und visuell abwechslungsreiche Mischung zu schaffen. Die begleitende Recherche zu Geschichte, Herkunft und kulturellem Stellenwert war zeitintensiv, aber notwendig, um dem Magazin Tiefe zu verleihen.

Gestalterische Umsetzung
Die Gestaltung verfolgt keinen minimalistischen Stil im engeren Sinne, sondern lebt von Kontrasten zwischen grosszügiger Bildinszenierung, handgemachten Elementen und strukturiertem Layout. Die Farben orientieren sich an natürlichen Zutaten: dunkles Braun steht für Schokolade, ein gedämpftes Grün für Pistazie, ergänzt durch Weiss als neutrale Fläche für Ruhe und Kontrast. Zur Entwicklung meines eigenen Magazinstils habe ich im Vorfeld zahlreiche Designbeispiele auf Pinterest, Dribbble und Behance analysiert. Diese Recherche diente nicht zur direkten Nachahmung, sondern als Inspirationsquelle für Typografie, Layoutstruktur und Bildwirkung. So entstand eine eigene visuelle Linie, die zwischen Editorial Design und Food-Styling vermittelt.
Besonders die Integration der Honigtypografie stellte sich als Herausforderung heraus, denn die Umsetzung war experimentell etwas anspruchsvoll. Nicht alle Buchstaben waren auf Anhieb brauchbar, wodurch mehrere Versuche nötig waren. Da ich aber keine grosse Honigverschwendung produzieren wollte, habe ich immer wieder mit dem selben Honig und einer Pipette und Pinsel gearbeitet, was einige Buchstaben weniger «flüssig» machte. Aber das Ergebnis ist zufriedenstellend und bringt einen individuellen, handwerklichen Charakter ins Layout, der gut zur Thematik passt.

Fotografie und Rezeptproduktion
Alle Rezepte wurden selbst gebacken und fotografiert. Dieser Aufwand war gross, brachte jedoch Authentizität ins Projekt. In der fotografischen Umsetzung war Lichtführung eine der größten Herausforderungen. Nicht jedes Bild entspricht nun meinem gewünschten Qualitätsanspruch. Hier hätten einige Tests mit unterschiedlichen Setups für mehr Konsistenz sorgen können. Trotzdem ist das visuelle Ergebnis in weiten Teilen gelungen und unterstützt den inhaltlichen Anspruch des Magazins.

Fazit und Ausblick
Das Projekt Baked Cultures hat mir nicht nur gestalterisch, sondern auch inhaltlich viele Erkenntnisse gebracht. Besonders deutlich wurde, wie schnell ich mich in gestalterischen Details verlieren kann, mit dem Risiko, den Blick für das grosse Ganze zu verlieren. In künftigen Ausgaben möchte ich daher bewusst mehr auf Reduktion und Klarheit achten, sowohl im Layout als auch im Textumfang.

Ein weiteres Learning betrifft die fotografische Umsetzung: Auch wenn viele Bilder stimmungsvoll sind, fehlt an manchen Stellen die technische Präzision. Für kommende Produktionen plane ich den Einsatz einer höherwertigen Kamera, einem stabilen Stativ und konstanteren Lichtverhältnissen, um einheitlichere Ergebnisse zu erzielen.

Zudem möchte ich untersuchen, ob sich interaktive Elemente ins Konzept einbauen lassen, sei es über QR-Codes, Video-Einblicke in die Rezeptentstehung oder begleitende Audiostücke. Die Idee, Backen als kulturelles Erlebnis zu vermitteln, lässt sich so noch stärker vertiefen und emotionalisieren.

Die nächste Ausgabe ist bereits in Planung und wird sich mit der Backkultur Dänemarks beschäftigen: ein Land, das neben Zimtschnecken und Smørrebrød auch eine spannende Tradition an Hefeteigen, Gewürzen und saisonalem Gebäck mitbringt.