Ostern unterwegs

Osterferien sind doch was Tolles, oder nicht? Eineinhalb Wochen studienfrei, Frühlingsgefühle, Entspannung pur und keine anderen Sorgen haben als: «Was esse ich heute Abend?»
Ja, schön wärs, denn für die Meisten bedeuten Ferien leider nicht gleich arbeitsfrei. Egal ob Studiumsarbeit oder «für die Miete haggln», wie man bei uns im Tirol so schön sagt. Was ist, wenn ich euch jetzt sage, dass ich einen Weg gefunden habe, Entspannung und Freude mit «Arbeit» zu verbinden?

Fotografie liegt mir in den Genen. Schon meinem Grosspapi gelang es, seine Leidenschaft der Fotografie mit seinem Schaffen für das Einkommen der kleinen Familie zu verbinden. Neben dem Studium an der ETH Zürich arbeitete er in einem Fotoladen. Einen Abschluss und einen Doktortitel in Chemie später fand er Anstellung bei der Ciba-Geigy in der Abteilung für Fotochemie. Eine perfekte Verbindung all seiner Interessen.

Mag man meiner Familie glauben, dann haben mein Cousin (begeisterter Drohnenpilot) und ich in jeder Hinsicht die Augen unseres Grosspapis geerbt – sind wir doch die Einzigen der Familie, deren Augen blau sind. Man kann jetzt den fotografischen Blick den blauen Augen zuschreiben, ob man will oder nicht, fest steht aber, dass zumindest eine Leidenschaft für Bilder und Filme irgendwo auf der DNA festgeschrieben sein muss.

Mein Grosspapi fotografierte bis zu seinem Tod. Familienfeiern, Reisen, Ausflüge und Fotoshootings mit seinen Töchtern. Hunderte Dias und dutzende Fotobücher dokumentieren ein Leben voller schöner Momente, abenteuerlichen Aussichten und interessanten Blickwinkeln. Von meinem Grosspapi bekam ich meine allererste Spiegelreflexkamera, nachdem ich aus meiner mit elf Jahren hart vom Sackgeld ersparten, blauen Digitalkamera (mit damals stolzen 16 Megapixeln) herausgewachsen war. Fast alles was ich über das Fotografieren weiss, hat mir mein Grosspapi beigebracht. Er war nie ein Mann der vielen Worte, aber er war immer ein Mann der vielen Bilder.
So will ich diese Leidenschaft fortführen. Ich behalte meinen Opa mit meinen Bildern in Erinnerung – jedes Einzelne ist ein kleines bisschen für ihn. Die Fotografie in meiner Familie ist nicht mit ihm gestorben.

Selbstverständlich also, dass die Kamera bei der Familienfeier im Tessin dabei sein musste. Der 80. Geburtstag meiner Grosstante war ein Anlass, den die meisten Gäste als «fast wie Urlaub» beschrieben hatten. Wunderschönes Wetter und die schon sommerliche Stimmung machten den Besuch im botanischen Garten Gambarogno zu einem echten Highlight.

Auch in der Zukunft wird mich die Fotografie begleiten. In meinem Freund habe ich einen Menschen und Partner gefunden, der die Welt auch lieber durch eine Linse betrachtet. Er ist Regisseur und freier Fotograf, und wenn wir dem überwältigenden Alltag mit einem spontanen Kurztrip entfliehen, dann werden nicht nur die Energietanks gefüllt, sondern auch massenhaft Speicherkarten.

Nach dem arbeitsreichen Osterwochenende verbrachten wir also zwei Tage in Lindau am Bodensee und nutzten ausgerechnet den regnerischeren Tag für einen Frühlingsspaziergang durch die Inselstadt.

Aber wieso das Ganze jetzt hier auf Digezz? Und was habe ich am Anfang versprochen von wegen: Arbeit mit Freude verbinden? Naja, ich hatte in der Osterferienwoche sehr viel mit meinem schlechten Gewissen zu kämpfen. Das schlechte Gewissen, möglicherweise zu viel entspannt, zu viel genossen zu haben und zu wenig produktiv gewesen zu sein, stehen doch noch so viele Aufgaben und Abgaben auf meiner To Do Liste. Aber im Nachhinein ist mir klar geworden, dass sich niemand jemals dafür entschuldigen sollte, seiner Seele und seiner mentalen Gesundheit etwas Gutes zu tun. Die Auszeit und die Kurztrips waren nötig, um neue Kraft zu sammeln, um all die Aufgaben mit voller Energie anzugehen.

Und dabei war ich gar nicht so unproduktiv: Die Fotos, die entstanden sind, sind nicht zwecklos. Ich darf sie hier auf dieser Plattform teilen und kann damit vielleicht mindestens einem einzigen Menschen beim Anschauen eine Freude machen.

(pru)

Fotos:
Manche Situationen hatten ihre Tücken. Im botanischen Garten herrschte durch die Pflanzen sehr viel Schatten/Licht Wechsel. Daher war es schwierig die richtigen Einstellungen zu finden, welche die dunklen Bereiche der Bilder nicht zu dunkel werden lassen, wodurch natürlich Details verloren gehen. Gleichzeitig durften die Lichtflecken nicht zu überbelichtet sein, weil das nicht zu der Stimmung die ich mir gewünscht habe gepasst hätte. Ich habe den frühlingshaften und bunt blühenden botanischen Garten bewusst in dunklen Tönen gehalten, um einen interessanten Kontrast herzustellen. Vor allem bei dem Bild «Dominik» hat mich das herausstechen seines T-Shirts gereizt. Als ob er die einzig blühende Blume im botanischen Garten wäre. Ähnlich ging es mir mit dem Foto «Barfussweg». Die Gruppe war schon ein gutes Stück weiter, daher hat mir ein Motiv gefehlt und ich hatte die Hände eben voll mit Kamera und meinen Schuhen. Da ist mir der Kontrast meiner weissen Schuhe zum Grün des Hintergrundes ins Auge gestochen. So wurden die Sneaker kurzerhand zum Motiv.

In Lindau waren vor allem die vielen Menschen eine Herausforderung, die immer wieder völlig rücksichtslos vor die Linse liefen. Ich musste oft fünfmal Anlauf nehmen ein Motiv zufriedenstellend abzulichten, weil immer wieder jemand in den Frame gewandert war. Ich hatte mir ausserdem für diese Fotoreihen vorgenommen wirklich nur noch manuell zu fotografieren. Ich habe mich mit den manuellen Einstellungen immer wieder in Situationen ausprobiert, die sich nicht verändert haben. Für spontane Motive, war ich aber immer noch zu unsicher was nun die richtigen Settings wären und habe deswegen auf die gute Automatik meiner Kamera vertraut. Bei diesen Aufnahmen konnte ich mir aber wirklich die Zeit nehmen verschiedene technische Einstellungen auszuprobieren, ein Test Foto zu machen, kontrollieren und gegebenenfalls erneut zu versuchen. Ich habe dabei viele wertvolle Erfahrungen gemacht und zum Beispiel herausgefunden, dass meine Kamera auch mit höheren ISO Werten noch sehr gut zurecht kommt. Oder dass unterbelichten im Hinblick auf die Nachbearbeitung manchmal besser ist, als Überbelichtung.

Mir haben diese «geduldig» gemachten Fotos sehr viel über die technische Komponente des Fotografierens beigebracht.

 

Beitrag:

Mir ist völlig bewusst, dass dieser Beitrag keine besonders multimediale Aufarbeitung der Fotos beinhaltet. Der kreative Teil ist beim fotografieren passiert. Aber ich fand Digezz eine schöne und geeignete Plattform auch diese Art meiner Medienarbeit einem Publikum zugänglich zu machen. Ausserdem soll Digezz auch ein Art Portfolio für uns sein, worin Fotografie ein wesentlicher Bestandteil für mich sein wird.
Für mich bat diese Galerie zudem die Gelegenheit die Plattform Digezz einmal richtig kennenzulernen und den Ablauf eines Postings einschätzen zu lernen, bevor ich andere, grössere Projekte hier veröffentliche. Ich kann mir auch gut vorstellen in Zukunft multimediale Bilderserien oder interaktive Fotogalerien zu gestalten, doch ich bin ein Schritt-für-Schritt-Mensch. Eines nach dem Anderen.