METAMORPHOSE

Die Idee zur Animation Metamorphose entstand aus dem Wunsch, den natürlichen Zyklus von Wachstum, Veränderung und emotionaler Bindung in einer ruhigen, bildhaften Sprache darzustellen. Im Zentrum der Geschichte steht ein kleines Mädchen, das einen Baum pflanzt, ein Moment voller Symbolkraft. Aus dieser Handlung entwickelt sich ein poetisches Zusammenspiel zweier Lebensformen, die Seite an Seite wachsen und älter werden: das Kind und der Baum.

Die Grundidee basiert auf dem Prinzip der Metamorphose, der allmählichen Verwandlung von Form, Zeit und Beziehung. Der Baum, ein Sinnbild für Beständigkeit, und das Mädchen, das sich ständig wandelt, spiegeln zwei unterschiedliche, aber verbundene Entwicklungsprozesse. In der Loop-Animation gehen diese beiden Stränge ineinander über. Das Mädchen wächst sichtbar heran, ihre Haare werden länger, ihre Bewegungen reifer. Gleichzeitig streckt sich der Baum in die Höhe, entfaltet seine Äste und wird zu einem festen Bestandteil der gemeinsamen Welt. Die Beziehung zwischen den beiden wird nicht direkt erklärt, sondern über Gesten, Blicke und einfache Handlungen erzählt, etwa wenn das Kind dem Baum eine Blume bringt oder voller Freude um ihn herumläuft. Der Baum wird dabei nicht nur zur Naturerscheinung, sondern auch zu einer Art stillem Begleiter oder Freund.

Stilistische Entscheidungen

Der Stil der Animation orientiert sich bewusst an der Ästhetik der Kinderserie Tom und das Erdbeermarmeladebrot mit Honig. Diese Inspiration wurde nicht nur wegen der charmanten Einfachheit gewählt, sondern auch, weil sie eine gewisse Unschuld und Leichtigkeit mit sich bringt, die zur Thematik passt. Ergänzt wird der Stil durch kubistische Elemente. Reduzierte, geometrische Formen lenken nicht vom emotionalen Kern der Geschichte ab und verleihen den Figuren zugleich etwas Eigenwilliges und Künstlerisches. Besonders der eiförmige Kopf des Mädchens soll visuell hervorstechen und einen gewissen Wiedererkennungswert schaffen, ohne die Handlung selbst zu überfrachten.

Farbwelt und Atmosphäre

Die Farbpalette ist ein zentraler Bestandteil der visuellen Wirkung. Violett dominiert als Grundton, nicht als klassische Naturfarbe, sondern als bewusst gewähltes Stilmittel zur Erzeugung von Ruhe und etwas Geheimnisvollem. Lila Haare, lilafarbener Boden und Wolken verleihen der Welt einen leicht surrealen, fast traumartigen Charakter. Der Baum hingegen bleibt näher an der Realität, allerdings mit einem entscheidenden Bruch: Anstelle des typischen Grüns tragen seine Blätter gelb-orangene Farbtöne, die einen warmen Kontrast zur kühlen Umgebung schaffen. Das Mädchen selbst ist in freundlichen, leuchtenden Farben gehalten, um ihre positive Energie und ihre emotionale Verbindung zum Baum zu unterstreichen.

Der Loop als Erzählform

Besonders spannend an Metamorphose ist die Entscheidung, die Animation als Loop zu gestalten. Das bedeutet: Anfang und Ende sind nahtlos miteinander verbunden, es gibt keinen festen Abschluss. Diese Form unterstützt die zentrale Idee der Metamorphose auf ideale Weise, denn auch Wachstum und Wandel enden nie wirklich. Der Loop symbolisiert die Kontinuität der Entwicklung, die Wiederholung des Lebenszyklus, aber auch die bleibende Verbindung zwischen Mensch und Natur.

Hier geht es zum fertigen Loop-Film METAMORPHOSE, der das Wachstum eines Mädchens und eines Baumes in einer endlosen Schleife zeigt: https://youtu.be/AOOG-WjmWPE

Im folgenden Video ist der Entstehungsprozess der Animation Metamorphose in vierfacher Geschwindigkeit zu sehen: https://youtu.be/uKvb88c4HYA

(vha)

Themenfindung
Ich wollte unbedingt etwas machen, das emotional wirkt, ohne zu übertreiben. Etwas Einfaches, aber mit Bedeutung. Die Idee, das Wachstum eines Mädchens und eines Baumes parallel zu erzählen, war schnell da, aber die Umsetzung war ein ganz anderes Thema. Ich dachte zuerst: Das wird eine kleine, ruhige Animation. Spoiler: War es nicht.

Umsetzung
Die Animation sieht simpel aus, aber genau das war die grösste Herausforderung. Reduktion auf das Wesentliche bedeutet nämlich nicht, dass es schneller oder leichter geht. Im Gegenteil. Ich habe sehr lange gebraucht, um einen Stil zu finden, der schlicht wirkt, aber trotzdem Charakter hat. Anfangs hatte ich sogar vor, mehrere Figuren einzubauen, vielleicht Eltern, Tiere, andere Kinder, aber das war schnell vom Tisch. Es wäre einfach zu aufwendig geworden, vor allem mit dem Zeitrahmen. Das nehme ich mir aber für zukünftige Projekte vor. Jetzt habe ich immerhin eine Grundlage, ein bisschen Erfahrung, und ich weiss, wo ich mir beim nächsten Mal keine Illusionen mehr machen sollte.

Bewegung und Animation
Die Laufbewegung war ein kleines Kapitel für sich. Ich habe mich ganz bewusst dagegen entschieden, einen realistischen oder klassischen Laufstil zu animieren. Stattdessen wollte ich etwas Verspieltes, fast Hüpfen oder Springen, weil es irgendwie besser zur Figur passte. Rückblickend war das aber vielleicht nicht die beste Entscheidung. Die Bewegung wirkt dadurch weniger natürlich, teilweise etwas zu sprunghaft. Aber gut, so lernt man. Ich wollte etwas anderes probieren und weiss jetzt, worauf ich in Zukunft mehr achten muss.

Stil und Technik
Der Look ist inspiriert von einer Kinderserie, aber auch vom Kubismus. Ich habe viel mit einfachen Formen gearbeitet, was auf den ersten Blick einfach aussieht, aber es war eine echte Herausforderung, den Ausdruck mit so wenig Linien und Details zu transportieren. Besonders das Gesicht des Mädchens sollte mit dem eiförmigen Kopf auffallen, ohne dass es zu seltsam wirkt. Ob das gelungen ist? Geschmackssache.

Farbe und Stimmung
Die Farbauswahl war für mich ein spannender Teil. Ich wollte mit Lila arbeiten, um eine ruhige, fast träumerische Atmosphäre zu schaffen. Gelb-orangene Blätter beim Baum setzen einen Kontrast, der Wärme bringt. Ich wollte keinen typischen Naturlook, also keine grünen Blätter, sondern etwas, das ein bisschen magisch wirkt, ohne gleich ins Kitschige zu kippen.