Kurzfilm: Fremde Heimat
Hin- und hergerissen zwischen Stadt, Dorfidylle und Heimat muss sich Theo bewusst werden: Es sind nicht Dörfer oder Städte, die ausgrenzen – sondern Menschen.
Der ca. 15-minütige Kurzfilm wird ein Festivalprojekt und ist deshalb noch nicht einsehbar.
Wie alles begann
Was zu Beginn meines Studiums nur ein leiser Wunsch war, wurde gegen Ende meines Auslandssemesters plötzlich greifbar. Die Idee, einen eigenen Kurzfilm zu realisieren, fühlte sich auf einmal nicht mehr so unwahrscheinlich an. Da ich unbedingt mal Regie führen und meine Freundin aus Stuttgart endlich mal DoP sein wollte, ergriff ich diese Möglichkeit und habe alles darangesetzt, das Projekt mithilfe meinen Freunden umzusetzen. Die Vorbereitung, der Dreh und auch die Postproduktion (die gerade auf die Zielgerade geht) waren unglaublich intensiv, aber gleichzeitig sehr erfüllend. Besonders schön war es, mit so vielen tollen Menschen am Set zu stehen und eine Woche lang zusammen zu wohnen – in einer unfassbar schönen Atmosphäre und Dynamik.







Arbeitsprozess Yara Burkhalter
Diesen Sommer habe ich meinen ersten eigenen Kurzfilm realisiert – von der Idee bis zum Schnitt. Ich habe das Projekt selbst initiiert, das Drehbuch geschrieben, die Produktion (mit Moritz Kappeler) organisiert, am Set die Regie übernommen und den Schnitt gemacht. Der Dreh fand bei mir zu Hause statt, was die Organisation dank dem grossen Engagement meiner Eltern vereinfachte und überhaupt erst möglich gemacht hat. Den Drehzeitraum habe wir ca. 5 Monate vorher festgelegt.
Die Vorbereitung war insgesamt sehr zeitintensiv und eng getaktet. Neben dem Studium und anderen Projekten blieb nur begrenzt Zeit für die ganze Vorbereitung, welches einige schlaflose Nächte zur Folge hatte. Förderstellen wurden kontaktiert, mögliche Sponsoren angeschrieben und persönlich vorbeigegangen, Schauspiel- & Crewrekrutierung durchgeführt und Locations geklärt – vieles davon parallel und hat nicht auf Anhieb geklappt.
Arbeitsprozess Manuela Krieg
In der Drehwoche durfte ich Yara als rechte Hand unterstützen und die Rolle der Regieassistenz übernehmen. Schon vorab habe ich mich in Meetings mit dem Kernteam ausgetauscht und meine Inputs zum Drehbuch eingebracht. Um bei den Dreharbeiten optimal vorbereitet zu sein, habe ich mich intensiv damit beschäftigt, wann welche Szenen wie umgesetzt werden sollen. Als Regieassistenz konnte ich bei kreativen Entscheidungen mitwirken. Wie etwa bei der Frage: „Mit welchem Tonfall soll unser Protagonist den Satz sprechen?“ So hatte ich die Möglichkeit, meine eigene Kreativität in den Film einzubringen. Als unsere Regisseurin krankheitsbedingt für einen Tag ausfiel, durfte ich die Regie sogar komplett übernehmen. Anfangs war ich etwas überrumpelt und unsicher, ob ich Yaras Vorstellungen gerecht werden kann, doch dank der Unterstützung des Teams hat es sehr gut funktioniert. Zusätzlich habe ich den Job als Script Supervisor übernommen, Cutterberichte geschrieben, auf Continuity geachtet und dafür gesorgt, dass alle Details stimmig bleiben. Dabei habe ich gelernt, dass die Regie manchmal bewusst Entscheidungen trifft, die meiner Continuity-Einschätzung widersprachen. Für mich war es spannend zu sehen, dass es in solchen Momenten weniger um Perfektion in den Details, sondern mehr um die Wirkung im Gesamtbild geht. Des Weiteren war ich jederzeit bereit, auch bei Licht, Kamera oder Set Design mit anzupacken. Die Luft als Regieassistenz hat mir dabei so gut gefallen, dass ich mir auch vorstellen kann, in Zukunft selbst einmal als Regisseurin Verantwortung zu übernehmen. Zudem habe ich die enge Zusammenarbeit im Team extrem geschätzt. Jede:r wollte dazulernen und hat sich eingebracht. Ein grosses Dankeschön geht an Yara und ihre Familie für ihr Engagement und ihr Vertrauen. Es hat mir unglaublich Freude bereitet, Teil dieses Projekts zu sein.
Arbeitsprozess Vanessa Andermatt
Als Aufnahmeleitung war meine Kernaufgabe die umfassende Vorbereitung und Koordination der Drehtage. Ich verantwortete Drehreihenfolge, Zeitplanung, Pausen, Nachtdrehs, Wetterabgleiche, externe Schauspielende, Statist:innen und mehrere Locations. Während der intensiven Drehtage versuchte ich für Struktur, klare Kommunikation, Umbauten, Zufriedenheit und die Einhaltung des engen Zeitplans, oft bis spät in die Nacht zu sorgen. Nach einem intensiven Drehtag, der mit gemeinsamem Frühstück startete und mit Abendessen endete, war es noch nicht ganz fertig. Mit kurzer Besprechung des Drehtages und (leider eher düsteren Regenwetteraussichten) wurden Dispositionen geschrieben, angepasst und das Team für den Folgetag informiert. Das schweisst zusammen! Grund oder Dank des kleinen Kernteams konnte ich noch weit über die organisatorische Rolle hinaus mitwirken. Durch engen Austausch und Ausfälle übernahm ich zeitweise Aufgaben der Regie und Regieassistenz und brachte mich auch beratend und inhaltlich ein. So war und ist es mir möglich, mich nicht nur strukturell, sondern auch inhaltlich und dramaturgisch in das Projekt mit einzubringen, was mir grosse Freude bereitet und noch lange in Erinnerung bleibt. So endete das Projekt für mich nicht mit dem letzten Drehtag, sondern zieht sich noch etwas weiter. Ich bin unendlich dankbar, dabei gewesen zu sein.
Arbeitsprozess Selma Sahin
Meine Aufgaben während der Drehwoche waren, beim Aufstellen des Lichts zu helfen sowie beim Ton zu helfen. Da ich bisher kaum Erfahrung mit Licht hatte, konnte ich in diesem Bereich viel dazulernen. Besonders hilfreich war, dass Marvin aus dem Team sehr viel Erfahrung mitbrachte und stets erklärte, weshalb wir das Licht auf eine bestimmte Weise aufstellten und welche Einstellungen angepasst werden mussten, um einen gewünschten Effekt zu erzielen. Die Drehtage waren lang und sehr heiss, was die Arbeit insgesamt recht anstrengend machte. Vor allem das Halten der Tonangel war körperlich fordernd. Die grösste Herausforderung stellte der Drehtag am Wasserfall dar. Wir mussten mit der Technik über Steine balancieren und dabei darauf achten, dass nichts ins Wasser fiel. Dies gelang uns zum Glück fast immer. In wenigen Fällen geriet ein Kabel ins Wasser, was glücklicherweise keine weiteren Konsequenzen hatte. Die Teamarbeit während der Woche funktionierte sehr gut und war definitiv mein Highlight dieser Erfahrung.
Arbeitsprozess Moritz Kappeler
Als Yara mir das erste mal vom Projekt erzählte, war ich ein wenig überfordert. Denn sie fragte mich damals ob ich die Co-Produktionsleitung mit ihr übernehmen wolle. Als ich damals zugesagt habe, wusste ich noch nicht so recht was auf mich zukommt. Relativ schnell merkte ich jedoch, dass dieses Projekt einiges grösser wird, wie die meisten anderen Projekte, welche ich im Rahmen des Studiums realisiert habe. Bei einem Projekt von dieser Grösse mit solch einer kurzen Vorlaufzeit half es nicht, dass ich nach dem eigentlichen Semesterabschluss noch drei Wochen Zivildienst leistete und drei Wochen ein Praktikum bei RTR machte. So lief, wie Yara schon oben beschrieb vieles parallel und es war schwierig den Überblick über Technik-, Team- und sonstige Gesamtorganisation zu behalten. Besonders die Finanzierung machte mir ziemlich zu schaffen. Obwohl wir «nur» das Ziel hatten alle Kosten und Ausgaben zu decken, merkten wir ziemlich schnell, dass wir doch mehr Geld benötigten, wie anfänglich noch angenommen. Viele Fristen für Förderungen waren schon lange durch und Sponsorings von grossen Firmen nicht einfach zu bekommen. Darum bin ich schlussendlich umso glücklicher hat alles geklappt und wir stehen mit einer schwarzen 0 da. Nach der Produktion ist jedoch vor den Filmfestivals und hier kommt nun noch die nächste Challenge auf Yara und mich zu. Ich freue mich jedoch sehr auf diesen (hoffentlich letzten) Schritt und möchte nochmals meinen grössten Dank und meine grösste Bewunderung für Yara aussprechen. Ohne sie wäre dieses tolle Projekt niemals entstanden, hätte es niemals diese Professionalität erreicht und hätte es niemals in diesem Rahmen realisiert werden können.
An den Drehtagen selbst übernahm ich, anders als ursprünglich geplant, eine Rolle im Tondepartement (meist mit der Tonangel in der Hand) und half jeweils beim Umbau der Belichtung. (Durch kurzfristige Änderungen im Drehplan, übernahm ich sogar noch eine kleine Komparsenrolle im Film.) An dieser Stelle möchte ich nochmals einen Dank aussprechen an meine Tonmenschen Stephanie, Selma und Livia ohne die dies so niemals geklappt hätte. Ein besonderer Dank geht an Vanessa welche als Aufnahmeleitung alle Drehtage so perfekt organisiert und orchestriert hat wie es sonst wohl niemand kann.
Dieses Projekt gelang schlussendlich nur dank einer unfassbar tollen Crew, in welcher alle mitdachten, einander unterstützten und aufeinander achteten. Danke an jede einzelne Person, welche dieses Erlebnis so unvergesslich gemacht hat.
Arbeitsprozess Stephanie Römer
Wenn Vanessa die Frage „Ton läuft?“ stellte, war es meistens meine Aufgabe, den roten Knopf auf dem Mixer zu drücken und „läuft!“ zu rufen. Ohne jegliche Erfahrung im Ton-Department, aber nach einer umfassenden Einführung durch einen Profi war ich für den Ton des Kurzfilmes mitverantwortlich. Doch nicht nur Mikrofone bereitstellen, Protagonist:innen verkabeln und dafür sorgen, dass der Ton nicht nur aufgenommen – sondern auch frei von Störgeräuschen ist, gehörten zu meinen Aufgaben. Schon bevor der erste Drehtag anfing, hilf ich bei den Vorbereitungen für das Set Design mit und packte bei Szenenwechseln beim Umbauen an. Es waren lange, heisse und sogar regnerische Tage – ich hätte mir aber kein besseres Team vorstellen können, um ein solches Projekt umzusetzen. Ich habe viel gelernt und bin unendlich dankbar für jede Person, die auch nur einmal die Tonangel gehalten hat, sodass ich sie nicht halten musste.
Arbeitsprozess Julia Moos
Im Rahmen des Kurzfilmprojekts übernahm ich die Verantwortung für das Set Design sowie die Kostümgestaltung der von Yara entwickelten Figuren. Zu Beginn setzte ich mich intensiv mit dem Drehbuch auseinander, analysierte die Charaktere und deren Entwicklung und übersetzte Yaras visuelle Vorstellungen in ein stimmiges gestalterisches Konzept. Ziel war es, sowohl die Räume als auch die Kostüme so zu gestalten, dass sie die Atmosphäre der Geschichte unterstützen und die Figuren glaubwürdig widerspiegeln.
Für die visuelle Ausarbeitung erstellte ich Bildsammlungen mit Referenzen aus Film, Fotografie und Mode, die ich Yara präsentierte und gemeinsam mit ihr weiter verfeinerte. Dieser Prozess erforderte mehrere Feedbackschleifen, um Farbwelt, Materialien und Stil konsistent umzusetzen. Neben der gestalterischen Planung umfasste meine Arbeit auch die praktische Organisation von Requisiten und Kostümen. Da nur ein begrenztes Budget und kein grosser Fundus zur Verfügung standen, arbeitete ich eng mit den Schauspielenden zusammen und sichtete vorhandene Kleidungsstücke aus ihrem privaten Besitz, die ich gezielt in das Konzept integrierte.
Während der Dreharbeiten war ich dafür verantwortlich, dass Setdesign und Kostüme in jeder Szene korrekt vorbereitet waren und in ihrer Wirkung stimmten. Ich achtete auf Details, Kontinuität und die Anpassung des Designs an unterschiedliche Szenen und Stimmungen.
Da ich an einzelnen Drehtagen nicht vor Ort sein konnte, instruierte ich das Team im Vorfeld detailliert, um sicherzustellen, dass meine gestalterischen Entscheidungen auch in meiner Abwesenheit konsequent umgesetzt wurden.
Der Arbeitsaufwand erstreckte sich somit von der konzeptionellen Entwicklung über die praktische Umsetzung bis hin zur Betreuung und Kontrolle während der Drehtage.
(vha)
Reflexion Yara Burkhalter
Rückblickend habe ich in diesem Projekt enorm viel gelernt – über Projektplanung, filmisches Arbeiten, Teamprozesse und meine eigenen Grenzen. Der Kurzfilm war für mich ein intensives, lehrreiches und sehr erfüllendes Projekt. Auch wenn einige Entscheidungen zu spät getroffen oder aufgrund Zeitdrucks keine Zeit mehr dafür übrig war.
Ein zentraler Lernpunkt war die Planung und Organisation. Ein früherer Projektstart oder in der Vorbereitung nicht noch zu viele andere Projekte gleichzeitig hätte viele Probleme entschärft:
– mehr Zeit für das Drehbuch, für Feedback und Austausch über die Geschichte
– um Produktion und Regie gleichzeitig zu machen. Generell würde ich das aber nicht empfehlen.
– mehr Zeit für die Regiearbeit, gemeinsames Durcharbeiten von Szenen, Subtexten und Dialogen sowie erste Inszenierungsansätze vor dem Dreh mit den Schauspielenden
– für die finanzielle Unterstützung und Förderanträge, deren Deadlines oft mehrere Monate im Voraus liegen
Weitere Learnings:
– bereits beim Schreiben im Schnitt mitdenken z.B. für Übergänge, Wiederholbarkeit von Bewegungen und allg. Tätigkeiten der Figuren
– klare Rollenverteilung oder noch wichtiger, klare Aufgabenverteilung. Jede Aufgabe braucht eine spezifische Person, die dafür verantwortlich ist. So geht nichts vergessen, es verläuft geordnet und effizient, so dass auch kein Chaos ausbricht, wenn mal was schief geht. So unterstützt jede und jeder das ganze Team optimal.
– im eigenen Umfeld drehen. Weniger kompliziert, kostengünstig und familiär. Die Chance ist dadurch auch grösser Unterstützung jeglicher Art zu kriegen. Die Zusammenarbeit mit Freundinnen und Freunden schuf eine unbeschwerte und effiziente Atmosphäre – eine Arbeitsweise, die ich auch in Zukunft weiterverfolgen möchte.
Reflexion Moritz Kappeler
Wie Yara schon beschrieben hat, wäre eine längere Vorlaufzeit sehr sehr nützlich gewesen.
Meine persönlichen Learnings waren:
– kleine Firmen (vor allem mit persönlichen Beziehungen) sind eher bereit einen kleinen Beitrag als Sponsoring zu geben (dies im Vergleich zu den grossen Firmen)
– ich kann mehr, wie ich mir selbst teilweise zutraue
– eine so grosse Produktion funktioniert nur wenn alle am gleichen Strang ziehen und über ihre eigene Aufgabe hinaus mitdenken