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Werbedreh Nectaflor Artisanal

Warst du schon mal Teil eines Werbedrehs? An einem der heissesten Tage des Jahres? Auf einem Bieler Rebberg in der prallen Sonne? Willst du wissen, wie sich so ein Dreh abspielt und was dabei entstehen kann? Find es heraus! Folge dem Nüssli Büssli …

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Für das Bieler Unternehmen Nectaflor Artisanal durften drei Kollegen von mir im Sommer 2021 mehrere Werbeclips realisieren. Prompt wurde ich mit hinein gezogen. Als Kamera-Assistentin – oder zu Berndeutsch «gib, häb zünt» – rannte ich mit den Jungs und mehreren Darstellern drei Tage lang durch die Stadt Biel und ihre Umgebung, erlebte Höhen und Tiefen (quasi einen Untergang) und sogar einen Sieg von internationaler Bedeutung.

Aber der Reihe nach: Angefangen hat alles in einer Wohnung in Lyss. An einem Donnerstagabend im Mai nach der Arbeit versammelten wir uns – strategisch möglichst nahe am ersten Drehort gelegen – mitsamt Koffern und Gepäck, um das Material für die kommenden Drehtage vorzubereiten.

Auf dem Plan standen Drehs in der Rösterei von Nectaflor Artisanal, in ihrem Laden in Biel, in der Bieler Altstadt, auf einem Weingut und einem nahegelegenen Rebberg sowie eine längere Szene auf einer Stadtbieler Dachterrasse und mehrere Drohnenaufnahmen am See.

Nachdem die Kamera funktionsfähig zusammengebastelt und alles so weit aufgebaut und getestet war, machten wir uns kurz vor Sonnenuntergang noch auf den Weg zum See, um die gemietete Drohne zu testen.

Keine schlechte Idee. Denn wie sich herausstellte, nahm die Kamera an der Drohne erstmal gar nichts auf – aufgrund einer fehlerhaft formatierten Speicherkarte.

Nach einer Aufwärmrunde Troubleshooting ging es dann ab in die Heia. Tag 1 des Nüssli-Drehs sollte früh beginnen.

An jedem Drehort mussten Aussenaufnahmen her, damit das verbindende Element – das Nüssli Büssli – in den Clips auch wirklich überall zu sehen ist.

Meine Aufgabe: Den richtigen Fokus finden. Remote, hinter einem kleinen Kontroll-Bildschirmchen versteckt, kontrollierte ich einen Motor, der den Fokus der Kamera drehte.

Von der Rösterei ging es mit einer kleinen Verzögerung weiter zum Laden in der Bieler Altstadt. Das Nüssli Büssli folgte uns dabei auf Schritt und Tritt.

So weit, so gut. Weiter ging es in rasendem Tempo zum See. Zumindest der Material-Van gab sich die Eile. Das Büssli eierte genüsslich hinterher. Aufgrund einer nicht zu kleinen Verzögerung im Drehplan musste die geplante Büssli-Szene in der Altstadt auf den nächsten Tag verschoben werden.

Denn wir hatten mit einem Problem von astronomischem Ausmass zu kämpfen: Die Sonne setzte zum Sinkflug an und drohte, zu früh hinter den Hügeln zu verschwinden. Das hätte das Wegfallen der See-Szene bedeutet. Ein Happening am See ohne Sonne? Undenkbar. Einen weiteren Tag lang alle Statisten aufbieten und erneut den Strom der nahegelegenen Pop-Up-Bar anzapfen? Unmöglich.

Doch dank der Vorbereitungen am Vortag klappte der Drohnen-Dreh in letzter Minute wie am Schnürchen. Die Sonne sank, das Büssli setzte sich in Szene und schliesslich in Bewegung (und legte beim ersten Take-Off einen saftigen Wheelie hin, den es leider im offiziellen Clip nicht zu sehen gibt) und die Drohnen-Kamera filmte.

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Ein anstrengender erster Drehtag ging zu Ende. Auf zu Data-Save! So lautete zumindest er Plan … Doch völlig unerwartet blieben wir mitten im Verkehr stecken. Wir kämpften uns im Schneckentempo durch den Bieler Abendverkehr. Was war passiert?

Zurückgespult zum Anfang: Habe ich nicht zu Beginn des Beitrags einen Sieg von internationaler Bedeutung angeteased? Nun ja, mit dem Dreh hatte dieser Sieg nichts zu tun. Wir drehten nur per Zufall ausgerechnet an dem Tag in Biel, an dem Italien die Schweiz im EM-Viertelfinal 3:0 schlug. Vom Match selbst haben wir natürlich nichts mitgekriegt. Von den Nachwehen in der Bieler Innenstadt hingegen noch so einiges …

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Auf in ein neues Abenteuer! Mit drei bis fünf Stunden Schlaf im Gepäck und ordentlich Sonnencreme auf der Nase starteten wir in den zweiten Drehtag. Das Ziel: Die Altstadt-Szenen mit dem Büssli vom Vortag nachholen, den Rebberg, das Weingut und die Dachterrasse in den Kasten bringen. Die Begleitumstände: 34 Grad und pralle Sonne.

Nach dem Dreh in der Altstadt ging die Sause in den Rebbergen oberhalb des Bielersees weiter. Das Nüssli Büssli musste sich wieder einmal in Bewegung setzen (was übrigens gar nicht so einfach war) und folgte uns knatternd in das hügelige Bieler Umland. Mittlerweile war es Mittag und die Sonne stand im Zenit.

Laut Rekognoszierung ergab das alles Sinn: Die Szene auf dem Weingut konnte erst am frühen Nachmittag gedreht werden, weil das Licht sonst zu steil eingefallen wäre. Der Kran musste demnach im einzigen freien Zeitfenster aufgebaut werden: Mittags.

Eine denkbar ungünstige Lösung, die uns alle an unsere Grenzen brachte. Sobald das Büssli heranratterte, mussten sich jeweils drei von uns aus dem schützenden Schatten des Stativ-Zeltes wegbewegen. Einer, um die Drohne zu steuern, einer, um die Kamera an der Drohne zu bedienen und einer, der das iPad hielt, das als Kontrollmonitor der Drohnen-Kamera diente.

Nummer vier hütete Van und Kran, brachte dem Drone-Squad Wasser und labte sich so gut es ging am Schatten. Im Minutentakt fragte ich mich, wer von uns wohl als Erstes kollabieren würde. Wir sahen alle einigermassen schlecht aus. Die Verschiebung zum Weingut brachte die ersehnte Rettung, kurz bevor wir wohl einer nach dem anderen zusammengeklappt wären.

Auf dem Weingut erwartete uns kühles Wasser aus dem Brunnen und eine Überraschung: Ein Sonnensegel, das bei der Rekognoszierung noch nicht dort gehangen hatte, spannte sich über die gesamte Terrasse. Hätten wir das früher gewusst, hätten wir die Mittagsstunden drehend unter dem schützenden Stoff verbringen können und den Kran erst am Nachmittag aufgebaut …

Allen Anstrengungen zum Trotz: Die Hauptsache war, dass der Dreh sämtlicher geplanter Einstellungen gelang. So machten wir uns nach dem Weingut noch einmal auf den Weg nach oben: Zurück in die Rebberge, zurück zum Kran …

Nun galt es schnell zu sein. Denn während uns die Sonne in ihrem Höchststand zu schaffen gemacht hatte, machte sie uns während ihres Abgangs noch mehr Sorgen. Die Tiefe der Sonne drohte, zu unserem ganz persönlichen Tief zu werden.

Wir sputeten auf den Kran zu, während die Sonne den Hügeln immer näher kam. Würden wir ihre letzten Strahlen verpassen? Hatten wir den Kran für nichts und wieder nichts in der schmelzenden Sonne des Mittags aufgebaut? Uns umsonst die Finger am heissen Metall verbrannt?

Während die Jungs die Kamera an den Kran montierten, und das metallene Monstrum aus seiner Verankerung hievten, traute ich mich nicht, mich nach der Sonne in meinem Rücken umzudrehen. Ich fixierte meinen Blick auf den winzigen Kontrollmonitor in meinen Händen – und strahlte heller als die Sonne am Mittag, als das rote Record-Zeichen auf dem Screen zu blinken begann.

Takes eins war innert weniger als fünf Sekunden im Kasten. Während dem zweiten Take sank die Sonne endgültig hinter die Hügel und überliess uns einem schwelenden Bieler Sommerabend. Letzte Sekunde. Wir hatten es geschafft.

Wenn du dich nun wunderst, wo das Kran-Take zu sehen ist, verrate ich dir ein Geheimnis: Du hast es bereits gesehen. Im Clip, ganz oben im Beitrag, ist das Resultat unseres Hustles rund 3,5 Sekunden lang zu sehen.

Wer nun aber denkt, der Nüssli-Dreh endet bei Sonnenuntergang, der hat die Rechnung ohne die Bieler Dachterrasse gemacht! Mei, wie gerne wäre ich da nicht hochgestiegen. Wenn ich an die Höhen dieses Drehs denke, denke ich an sechs Stockwerke ohne Lift – dafür aber mit reichlich Filmmaterial im Gepäck.

Warum es ausgerechnet diese Dachterrasse sein musste, zu der es keinen leichteren Zugang gab? Access Baby! Zufällig kannte wer wen, der jemanden kannte, der da wohnte. Und so stiegen wir hinauf. Und wieder hinunter. Und mit weiterem Material wieder hinauf. Und nochmal hinunter. Unzählige Male hin und her, bis jeder Sandbag, jedes Stativ, jedes Licht – bis sämtliches Material bis auf den Kran ganz oben war.

Auf der Dachterrasse kam es zum Wiedersehen mit den Darstellern aus dem Laden. Die Story sollte ja schliesslich einen roten Faden haben: Die Nüssli gelangen über die Rösterei, die Veredelung und die Verpackung in den Laden, wo sie ausgewählt und an das Grill-Happening auf der Dachterrasse mitgebracht werden.

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0:26 Wie oft wir diese Einstellung gedreht haben, bis die Nüssli nicht mehr umfielen, weiss nur, wer dabei war …

Nun war es so weit. Der Nüssli-Dreh war im Kasten. Das heisst: Nicht ganz. Wer sich die Clips aufmerksam angeschaut hat, erinnert sich an die Büssli-Garage, in der wir ja noch gar nicht waren. Und dann gibt es da im letzten Clip noch eine Drohnen-Aufnahme der Stadt, von der hier auch noch nicht die Rede war …

Zugegeben: Es hat einen dritten Drehtag gegeben und die Chronologie, die dieser Beitrag wiedergibt, stimmt nicht so ganz. Was aber genau so passiert ist, wie hier beschrieben, ist die Spannung, das Drama, die Action und die Fahrt durch die Nacht. Am Ende ist dann eben doch keine Story auf dem Screen auch nur annähernd so gut, wie sie in echt war …

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Der lange Weg der Nüssli …

(mou)

Zum Dreh

Der Narimpex-Dreh, wie die Mutterfirma eigentlich heisst, fand bereits vergangenen Sommer statt. Mit hineingerutscht bin ich, nachdem mich einer der drei Jungs angefragt hatte, weil sie noch zwei Hände mehr brauchten.

  • 27.5.21 Vorbereitung/Rigging & Drohnentest
  • 28.5.21 Drehtag 1: Rösterei, Laden, See, Material-Rückbau-Schlacht
  • Der 29.5 war als zweiter Drehtag geplant. Wegen Regenprognosen verschoben wir den Dreh allerdings präventiv. Am 29. fiel dann kein Tropfen…
  • 16.6.21 Drehtag 2: Büssli in der Altstadt, Rebberge, Weingut, Dachterrasse
  • 17.6.21 Drehtag 3: Verpacken und Veredeln, Büssli Garage, Drohnenshot Stadt, Material-Rückbau-Schlacht

Über Nacht quartierten wir uns jeweils bei den beiden Lyssern im Team ein, um morgens nicht von Bern respektive Thun her starten zu müssen.
Mit der gesamten Post Production hatte ich nichts zu tun. Die erledigten die Jungs, die den Dreh an Land gezogen hatten.

Warum ich den Dreh im Beitrag anders dargestellt habe, als er sich tatsächlich abgespielt hat: Zum einen liest sich die Story einfach viel füssiger und erhält einen dramatischeren Touch, wenn ich sie auf zwei aufeinanderfolgende Drehtage reduziere. Zum anderen wollte ich auch im Digezz Beitrag die Reise der Nüssli chronologisch zeigen – was streng nach Drehplan natürlich nicht aufgegangen wäre.

Zur Aufbereitung auf Digezz

Ich wollte doch nur hie und da ein Label einfügen. Und dann artete plötzlich alles aus… Nach vier Stunden war ich mit der Hälfte durch. Aus irgendeinem Grund erwartete ich, dass die zweite Hälfte schneller gehen würde. Dann war plötzlich das Abendessen im Ofen überfällig und schwupps – war das Abendessen auch schon kalt.

Nun ist es zwei Stunden vor Deadline und ich schwelge seit halb elf Uhr Vormittags in den Erinnerungen an den Nüssli-Dreh. Dass ich mich freiwillig zehn Stunden lang mit der Dokumentation des eigentlichen Projekts beschäftige, zeigt mir zwei Dinge:

Erstens: Ich präsentiere gerne. Nicht das Endprodukt an sich macht für mich den Reiz dieses Beitrages aus, sondern der Weg dort hin. Könnte ich doch nur mein Leben lang Making-Of Beiträge produzieren…

Und zweitens: Ich suhle mich gerne in der Erinnerung an diese dreieinhalb stressigen, heissen und anstrengenden Tage, zu Beginn derer ich weder wusste, was ein ND-Filter nun genau macht, noch, wie ich denn nun meinen Fokus-Motor zu kalibrieren oder schon nur ein Lichtstativ aufzubauen hatte. Nun weiss ich das alles. Und ich weiss auch, dass ich nur zu gerne 17 Stunden am Stück bis zum nahezu-Kollaps in der Gegend rum renne, wenn es nur im richtigen Team geschieht.

Das Titelbild mit dem Bier sollte übrigens nur als Eyecatcher dienen. Für alle, die sich auf Bier gefreut haben: Nehmt euch eins. Das passt prima zu Nüssli!