Ja, ich will! – die erste Hochzeit fotografieren

Dieses Jahr war es soweit- ich hatte die Möglichkeit, meine erste Hochzeit zu fotografieren. Ich war sehr nervös davor, da ich das noch nie gemacht hatte und mich mehr in der Outdoor- und Portraitfotografie aufhielt, als Events. Da ich das Hochzeitspaar aber gut selber kannte, nahm mir das die Nervosität und ich kannte meine Fähigkeiten. Ausserdem waren wir zu zweit auf der Hochzeit am fotografieren, was einiges an Druck nahm und ich diese Erfahrung als grosses Learning mitnehmen kann. In diesem Beitrag erkläre ich euch, was wichtig ist, wenn man die erste Hochzeit fotografiert.

Vorbereitung
Das gute ist, dass man schon weit im Voraus weiss, dass man bald eine Hochzeit fotografiert. Solch ein Event erfordert einiges an Planung, weshalb die Anfragen für Fotografen schon einige Monate vorher in der Mailbox landen. Als sie mich anfragten, ob ich neben einer anderen Fotografin auch Fotos machen möchte und sie auch einverstanden war, sagte ich gerne zu, trotz fehlender Vorkenntnisse. Doch das ist kein Hindernis. Als ich wusste, dass ich ihre Hochzeit fotografieren darf, schaute ich mir einige Bilder von anderen Fotografen an und merkte mir, welche Art von Bildern sie machten, was wichtig ist, welche Winkel sie wählten und welche Motive und Momente sie festhielten. Durch das Sammeln an Inspiration konnte ich mir dadurch ein Bild machen, wie ich selbst an der Hochzeit fotografisch vorgehen möchte und welche Momente besonders wichtig sind. Zusätzlich las ich mir einige Blogs durch und schaute viele Youtube-Videos, welche auf die Materie eingingen und Tipps gaben. So fühlte ich mich gut vorbereitet und fähig, gute Fotos zu schiessen. Vertraut auf eure fotografischen Fähigkeiten, ihr wisst, was ihr tut und wie man mit einer Kamera umgeht, dann ist die halbe Miete schon gezahlt.
Ein Punkt, der sehr wichtig ist, ist das Abklären der Details und des Ablaufs der Hochzeit mit dem Paar. Fragt nach einem Zeitplan, damit ihr wisst, wann ihr wo sein müsst und erkundigt euch über die Location, vor allem die Kirche. Ist sie gross und geräumig, mit viel Licht oder eher klein und etwas enger mit weniger Lichteinfall? Das sind Faktoren, welche ihr unbedingt im Hinterkopf behalten sollt, wenn ihr Fotos macht. Die richtigen Perspektiven zu finden und genug Licht auf den Sensor zu bekommen, kann eine Herausforderung werden, da man auch auf gar keinen Fall einen Blitz verwenden soll. Wenn ihr den Ablauf der Hochzeit kennt und die Wünsche des Paares und euch mit der Location vertraut gemacht habt, ist es von Vorteil, sich über den Ablauf einer kirchlichen Hochzeit zu informieren. Was passiert wann, wann kommen die Gelübde, wann verlässt das Brautpaar die Kirche, wann kommen sie etc. Dadurch wisst ihr ungefähr, wann ihr beispielsweise nach Vorne solltet, um den Kuss zu fotografieren. Ich las mir einen Beitrag durch von dem Standardablauf einer Hochzeit und fragte das Brautpaar, ob sie noch anderes geplant hatten oder einen normalen Ablauf halten werden. So habt ihr alle Infos und seid gewappnet für die Hochzeit.
Stellt vor der Hochzeit sicher, dass alle Akkus voll geladen sind und packt genug ein, drei oder mehr sind am besten. Achtet darauf, dass ihr genug Speicherkarten dabei habt und alle formatiert sind, damit der Speicherplatz nicht ausgeht, denn an einer Hochzeit entstehen einige Fotos. Packt eure Objektive ein und nehmt am besten eine Auswahl an Weitwinkel- und Teleobjektiven mit, um eine Vielfalt an Bildern zu haben. Nun seid ihr ready to go.

Die Hochzeit
Seid etwa fünf bis zehn Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt mit dem Brautpaar an der Hochzeit, sodass ihr schon alles bereit machen und direkt loslegen könnt, wenn sie kommen. Wiederholt nochmals die Details und den Ablauf der Hochzeit, falls es irgendwelche Planänderungen gab oder irgendwas passiert ist, was ihr wissen solltet. Ist alles geklärt, geht es los. Fotografiert die Gäste vor der Hochzeit und fangt die Stimmung ein, so hat das Brautpaar später Einblicke der ganzen Hochzeit. Macht Fotos von der Dekoration und Detailaufnahmen. Das macht sich gut, um das Gesamtbild der Hochzeit einzufangen, denn sie ist mehr als nur das Brautpaar. Macht Fotos aus verschiedenen Winkeln und verhaltet euch unauffällig, sodass ihr niemanden stört und seid nicht zu aufdringlich, wenn ihr ein paar Gäste zum Posen fragt. Seid bereit, wenn die Zeremonie anfängt und steht an einem Ort, an welchem ihr perfekte Sicht auf den Bräutigam in der Kirche habt und auf die Braut, wenn sie die Kirche betritt. Fangt die Emotionen der beiden ein, legt den Fokus auf sie. Auch hier könnt ihr wieder Fotos der Gäste machen, um ihre Emotionen einzufangen, aber verpasst den Auftritt der Braut nicht. Fotografiert die wichtigen Momente, wie den Eintritt, die Gelübde, den Kuss, das Austreten, das Feiern der Gäste und die Emotionen des Paares während der Zeremonie. Ihr werdet sehr viel laufen müssen, tut dies ruhig und unauffällig, dann bemerkt man euch kaum. Wenn der Teil in der Kirche durch ist, könnt ihr wieder Momentaufnahmen draussen machen.
Zu den Einstellungen:
Arbeitet mit einer Verschlusszeit über 1/200s, um scharfe Bilder zu bekommen. Fotografiert mit der Blende, welchem eurem Stil entspricht. Ich habe wieder mit einer offenen Blende von 1.8 fotografiert, um so viel Licht wie möglich auf den Sensor zu bekommen. Passt den ISO entsprechend der Lichtverhältnisse an, ich hatte in der Kirche einen ISO 500.

Die Bearbeitung
Plant für die Bildauswahl und Bearbeitung genug Zeit ein, das dauert Ewigkeiten und ich habe den Aufwand mehr als unterschätzt. Ich dachte, in drei Tagen durch zu sein… schön wäre das gewesen. Ich sass eine Woche an der Bildbearbeitung, weil meine Bildauswahl so gigantisch war. Wenn ihr die Hochzeit fotografiert habt (und in meinem Fall noch das Festessen danach bis spät in den Abend), habt ihr mindestens 1000+ Fotos. 1000 sind noch eher wenig. Da eine begrenzte Bildauswahl zu machen, ist eine Herausforderung. Da ich meinen Kunden gerne eine grössere Galerie zukommen lasse, hatte ich schlussendlich 200 Bilder zu bearbeiten, 50 davon mit viel Feinarbeit, sprich Retouche in Photoshop. Bei der Auswahl achtete ich darauf, vor allem emotionsgeladene Fotos zu verwenden und eine Vielfalt an Perspektiven einfliessen zu lassen und auch eine angemessene Menge an Fotos der Gäste und der Kulisse. Ständig nur das Brautpaar abzubilden und keine anderen Bilder zu haben, hinterlässt keinen guten Eindruck. Ausserdem achtete ich darauf, alle wichtigen Momente in der Galerie zu haben, da diese der Kern der Hochzeit waren, sprich den Eintritt der Braut, die Gelübde, der Kuss, das Verlassen der Kirche. Habt ihr eure Auswahl, folgt das Bearbeiten. Hier wieder der gleiche Vorgang wie immer. Grobbearbeitung, um die Lichtverhältnisse zu verbessern, dann eine feinere Bearbeitung mit dem Anpassen der Farben, das Anwenden von Masken, um Personen hervorzuheben und das Zuschneiden der Bilder. Zu guter Letzt könnt ihr die besten und wichtigsten Bilder in Photoshop bearbeiten, um Schönheitsfehler oder störende Elemente zu entfernen, um tadellose Bilder zu bekommen.

(mst)

da es meine erste Hochzeit war und ich danach mehr Events wie Konzerte fotografieren konnte, bin ich rückblickend semizufrieden mit den Bildern. In diesem Jahr habe ich mich fotografisch schnell weiter entwickelt und da die Hochzeit im Frühling war und ich dazwischen einige Shootings hatte, entsprechen die Bilder nicht mehr meinem momentanen Standpunkt. Trotzdem sind die Bilder gut geworden für die erste Hochzeit und es war ein Erlebnis, das mich fotografisch sehr geprägt hat und mir einiges gelehrt hat. Vor allem was Zeitmanagement angeht. Insgesamt sass ich eine Woche an der Bildbearbeitung, konnte dem Paar die Bilder aber erst einen Monat später zukommen lassen, da ich vom Studium noch vieles zu tun hatte und den Aufwand der Hochzeit sehr, wirklich sehr unterschätzte. Doch das zeigte mir, genug Zeit zu lassen für die Bearbeitung dem Brautpaar zu verständigen, wieso es etwas länger dauert, bis sie die Bilder haben können.
Würde ich eine andere Hochzeit fotografieren, würde ich ganz anders fotografieren und noch mehr Liebe in die Bearbeitung stecken, damit alle Bilder so werden, wie ich es möchte.