hurtihurti

hurtihurti Pullover 2025

Er geht „hurtihurti“ einkaufen, sie erledigen „schnäuschnäu“ den Haushalt und bei der Arbeit heisst’s auch „hopphopp“? Dass unser heutiger Lebensstil lange nicht mehr so besonnen ist, merkt man auch in Bern, wo Gemütlichkeit eigentlich ja zur DNA gehört. Im Alltag läuft vieles viel zu schnell: Mit der Kleidermarke hurtihurti möchte ich diese Einstellung teilen und zusammen für ein Umdenken einstehen.

Mit dem ersten Pullover sind auch die Grundsteine von hurtihurti gesetzt: Ein Design aus Bern, faire und nachhaltige Produktion aus Bio-Produkten und mit jedem Kauf werden Community-Events unterstützt, die zu einem stressfreieren Leben in der Hauptstadt beitragen sollen. Bei einem gelungenen Start ist ein erster gemeinsamer «Fyrabe-Aareschwumm» mit gratis Apéro geplant.

In den nächsten Wochen ist der erste Pullover auf www.hurtihurti.ch bestellbar. Deine Gelegenheit, wenn du nach den Semesterferien nicht einfach wieder zurück ins «Gjufu» starten willst. Folge hurtihurti auf Instagram, um nichts zu verpassen!

(vha)

Onlineshop: www.hurtihurti.ch (bis zum offiziellen Launch nur via Passwort «ecreap» verfügbar, Bestellungen laufen im Moment noch über Printful. Details siehe unten.)

Idee

Die Grundidee für hurtihurti ergab sich schon mit vier Kolleg:innen anfangs Studiumszeit und blieb mir bis heute am Herzen. Oft ertappe ich mich selbst im Stress zwischen Studium und Arbeit, Gruppenarbeiten und privatem Umfeld oder zwischen blinkendem Smartphone und klingelndem Laptop. Auch für viele meiner Mitmenschen hat sich das Leben nahezu in einen Sprint ohne Pausen verwandelt. Das, obwohl viele dieser Menschen immer wieder davon sprechen, sich eigentlich mehr Zeit für sich nehmen zu wollen.

Das bestätigte mir: Es braucht einen Reminder im Alltag. Und etwas, das die Menschen in diesem Umdenken zusammenschliesst: Einen Pullover und eine Community.

Umsetzung

Vorbereitung

Ich begann mit der Recherche zu vielem Rechtlichen. Es stellte sich beispielsweise die Frage, welche Unternehmensform sich am besten eignet (Gründung, Besteuerung, Vor- und Nachteile), ob der Markenname noch frei ist und im Markenregister hinterlegt werden sollte und welche Schriftarten die nötigen Lizenzen für Web und Druck zur Verfügung mitbrachten.
Auch logistisch gab es viel zu recherchieren: Wo kaufe ich die Domain, welches Hosting und welche Verkaufsplattform eignet sich am besten (Shopify, WooCommerce oder Alternativen), wo gibt es Pullover-Rohlinge, welche Angebote gibt es, um sie zu bedrucken und welches Vertriebsmodell sollte ich wählen (Inland vs. Ausland, On Demand vs. Lager vs. Vorbestellung und späterer Druck).

Nach gründlicher Überlegung habe ich die Grundsteine gesetzt: Einzelunternehmen (kein Grundkapital, keine Registrierung nötig), kein Markenregistereintrag (teuer, werde ich erst nachholen, falls es erfolgreich ist), Schriftart-Lizenzen direkt über Adobe Fonts, Shopify (am meisten Informationen verfügbar, Branchenstandard), Domain bei Infomaniak, Pullover Rohlinge von STANLEY/STELLA, Druck in Bern (auf Lager oder Vorbestellung und späterer Druck), Versand durch mich von zuhause.

Pullover-Design

Anschliessend begann ich mit dem Design des Pullovers: Ziemlich schnell war mir klar, dass ich eine defekte Uhr als symbolisches Sujet auf dem Rücken platzieren möchte. Mit Hilfe von Adobe Firefly habe ich Inspiration gesucht und versucht, die guten Entwürfe in Illustrator zu importieren und in eine Vektorgrafik zu verwandeln. Die KI-generierten Bilder waren jedoch meist zu komplex, zu verworren, sodass die Image Trace Funktion oft unzählige Ankerpunkte setzte. Anpassungen waren somit nahezu unmöglich. So stand mir kein anderer Weg offen, als Illustrator doch noch von Grund auf zu lernen. Da ich bisher keine Erfahrung hatte begann ich meine Reise durch Tutorial-Videos, erlernte die einzelnen Tools und entwarf danach meine eigenen Designs.

Schliesslich stand das finale Design und ich konnte mich wieder mit den anderen Produktionsschritten befassen: Auf Anfrage bei der Druckerei in Bern, erhielt ich leider eine erste Absage, aufgrund momentan fehlender Kapazität. Auf Empfehlung wurde ich auf eine andere Druckerei in Zürich aufmerksam, die sogar ohne Mindestbestellanzahl On Demand druckt und gleich für dich ausliefert. Leider waren die Preise dadurch so hoch, dass der Pullover für deutlich über CHF 100.– hätte verkauft werden müssen. Für meine Zielgruppe nicht tragbar.

Druck

Nach längerer Suche bin ich dann bei Printful gelandet – einem europäischen Print-on-Demand-Anbieter, der auch STANLEY/STELLA-Rohlinge bedruckt. Die Drucke kommen aus Lettland, der Versand läuft direkt von dort an die bestellenden Kunden. Ich habe den Pullover im Online-Designer mit meinem Logo und Sujet erstellt, die Printful-App mit Shopify verbunden und die ersten Schritte zur Integration des Produktes in meinem Shop gemacht. Dabei musste ich mich durch viele technische Details arbeiten. Wie genau die App-Anbindung funktioniert, verstand ich erst nachdem ich mich vertieft mit dem Shopify System selbst befasste und dort das Backend mit den Bestell-Logiken einrichtete. Danach gab ich eine erste Testbestellung auf und musste abwarten.

Aufbau des Webshops

Während ich auf die Testbestellung wartete, kümmerte ich mich um den restlichen Aufbau des Shops: Ich setzte die Webseite auf, definierte einheitliche Farben, schrieb alle Texte und richtete die Social-Media-Kanäle ein. Auch das Tracking-Tool Meta Pixel habe ich eingebunden. Der rechtliche Teil war eine Herausforderung: Eine professionelle Rechtsberatung war fürs erste finanziell nicht drin. Deshalb arbeitete ich mit Vorlagen von Shopify und liess mir bei den Formulierungen von ChatGPT helfen. So sind AGB, Datenschutz und Impressum nun zumindest auf einem pragmatisch vertretbaren Stand.

Testbestellung

Als der Testpullover bei mir ankam, fiel mir auf, dass der Slogan unter dem Logo kaum lesbar war. Die Druckauflösung reichte gerade so für solch feine Details. Da ich das Logo insgesamt dezent halten wollte, habe ich den Slogan separat etwas vergrössert und das gesamte Design nur minimal grösser auf dem Pullover platziert.

Doch dann folgte gleich die nächste Schwierigkeit: Ich bekam von der Post eine zusätzliche Rechnung – inklusive der Schweizer Mehrwertsteuer, obwohl Printful diese bereits einkassiert hatte. Es stellte sich heraus, dass Printful gewisse formale Anforderungen der Schweizer Post nicht vollständig erfüllt. Ich musste mich auf beiden Seiten durch wochenlange Wartezeiten, langweilige Wartemusik und unklare Antworten kämpfen. Am Ende blieb die Unsicherheit bestehen, ob jeder zukünftige Kunde nochmals Gebühren zahlen müsste – was für mich ein No-Go ist.

Deshalb schrieb ich erneut die Druckerei in Bern an und warte dort auf die Offerte. Falls es preislich passt, bedeutet das für mich nochmals eine klare Umstellung: Statt einzeln per Print-on-Demand zu verkaufen, stelle ich den Shop nun auf Vorbestellungen um. Sobald 20 Stück zusammenkommen, lasse ich sie in Bern drucken. Das senkt die Stückkosten auf ein ähnliches Niveau wie bei Printful und gibt mir zudem mehr Kontrolle über Qualität und Versand – aber auch deutlich grösseren persönlichen Aufwand.

Die Webseite kann sich dadurch in den folgenden Wochen noch verändern und das Passwort wird bei finalem Stand entfernt.

Learnings

  • Grundlagen zur Unternehmensgründung vertieft: verschiedene Unternehmensformen, Markenregister, Schriftlizenzen sowie rechtliche Anforderungen wie AGB und Datenschutzerklärung aufgearbeitet.
  • Mehrwertsteuerregelungen bei ausländischen Versandhändlern kennengelernt: Sobald der Jahresumsatz des Händlers 100’000 CHF überschreitet, muss die Schweizer Mehrwertsteuer auf den gesamten Verkaufspreis inkl. Versandkosten (in meinem Shop) direkt beim Verkauf erhoben und abgeführt werden – und zwar von demjenigen, der gegenüber dem Kunden als Leistungserbringer gilt (also z. B. mir selbst, wenn ich den Versand übernehme).
  • Erkenntnis: Wenn ich den Versand selbst übernehme, gelte ich als Leistungserbringer. Unter 100’000 CHF Umsatz fällt dann keine Mehrwertsteuer an.
  • Schweizer Print-on-Demand-Anbieter sind preislich nicht konkurrenzfähig, europäische Anbieter bringen oft versteckte Importkosten mit sich und zeigen wenig Interesse am Schweizer Markt.
  • Technisches Verständnis für das Shopify-Backend aufgebaut, inkl. Einrichtung und Einbindung des Meta Pixels
  • Shop-Frontend selbst gestaltet: Farbkonzept erstellt, Seitenstruktur aufgebaut und Texte gemäss eigenem Corporate Design verfasst
  • Erste Schritte in Adobe Illustrator gemacht und die grundlegenden Funktionen eigenständig erlernt
  • Grösstes Verbesserungspotenzial: Produkte früher real testen und Musterbestellungen schneller aufgeben. Durch die späte Anpassung von Logo und Druckort entsteht nun Mehraufwand bei Weblogos, Texten, AGB und Datenschutzerklärungen.