Frühling mit der Kamera

Nicht nur die Natur kriecht im Frühlingssemster wieder aus dem Winterschlaf, sondern auch ich mit meiner Kamera. Wenn alles blüht und spriesst und auch Städte eine Art von Neustart erfahren dürfen, dann zieht es mich hinaus um diese Eindrücke festzuhalten.

Chur im Frühling siehst du hier. Während auf den Bergspitzen noch ein letztes bisschen Schnee liegt, blühen im Tal schon die Tulpen. Während es nachts noch frisch ist, kann man es sich tagsüber schon in der Sonne gut gehen lassen, so wie die Zicklein bei der Agrischa Landwirtschaftsmesse. Und wenn man in einer Dachgeschosswohnung in der Altstadt wohnt, entdeckt man bei der Agrischa ganz neue Perspektiven.

Alle Fotos sind mit einer Nikon D5600 aufgenommen, ausser die Vogelperspektive der Agrischa. Diese wurde mit einem iPhone 13 aufgenommen und in Lightroom nachbearbeitet.

Auch in Rotterdam hielt gerade der Frühling ein, als wir dort sketchend durch die Projektwoche spazierten. Trotz Skizzenbuch hatte ich auch noch Zeit hin und wieder zur Kamera zu greifen. Beeindruckende Architektur und das tägliche Leben einer Hafenstadt haben es mir in diesen Bildern angetan.

Alle Fotos sind mit einer Nikon D5600 und einem Nikkor 18-105mm f/3,5 aufgenommen und in Lightroom nachbearbeitet.

(vha)

Projektreflexion

Die beiden Fotogalerien zeigen ganz unterschiedliche Orte: Chur, eine ruhige Alpenstadt, und Rotterdam, eine pulsierende Hafenmetropole. Ursprünglich entstanden die Serien unabhängig voneinander – erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, wie spannend der Kontrast zwischen beiden Städten funktioniert. Diese Gegenüberstellung war also nicht geplant, aber sie hat im Rückblick die Bildstrecke aufgewertet und einen ungeahnten thematischen Rahmen gesetzt.

Die Fotos selbst sind überwiegend Gelegenheitsaufnahmen. Ich bin also nicht mit einem klaren Konzept losgezogen, sondern habe auf Situationen reagiert – das hat den Vorteil, dass Bilder sehr authentisch wirken, bringt aber auch Herausforderungen mit sich, gerade was Kameraeinstellungen und Timing betrifft.

Probleme und Lösungsansätze

Eine zentrale Herausforderung war das Licht: Je nach Tageszeit und Umgebung variierte es stark – von hartem Mittagslicht bis zu weichem Schatten. Besonders bei starken Kontrasten fehlte mir manchmal die Zeit oder Ruhe, die Kamera optimal darauf einzustellen – was bei schnellen Motiven wie den Zicklein oder dem Bootsmann spürbar wurde.

Ich glaube, hier liegt auch eine technische Limitation meiner aktuellen DSLR. Im Vergleich zu spiegellosen Kameras sehe ich das Endergebnis erst nach dem Auslösen, was den Prozess verlangsamt. Eine Kamera mit Live-View-Exposure-Simulation wäre da effizienter – etwas, das ich für künftige Projekte definitiv in Erwägung ziehe.

Bei statischeren Motiven – also z. B. Fassaden oder Naturdetails – hätte ich mir die Zeit nehmen können, genauer auf Einstellungen zu achten und zu experimentieren. Das ist ein Lernpunkt für mich: lieber öfter bewusst stehen bleiben, statt „aus dem Moment heraus“ zu fotografieren.

Selbstkritik & Learnings

Was sich durchzieht ist mein Hang zu knappen Bildausschnitten. Das ist fast schon ein fotografischer Habit von mir. Ich neige dazu, sehr eng zu komponieren, manchmal zu Lasten von Bildwirkung und Kontext. Hier wäre es hilfreich, unterschiedliche Objektive durchzutesten und bewusst mit Einstellungsgrößen zu arbeiten. Leider habe ich selten Zugriff auf eine große Objektivpalette, aber das Ziel bleibt: mehr visuelles Repertoire aufbauen.

Ein weiterer Punkt: Bei der Nachbearbeitung neige ich dazu, Klarheit oder Schärfung etwas zu stark einzusetzen – besonders in flächigen Bereichen wie Himmel oder glatten Oberflächen. Dadurch entstehen manchmal kleine Artefakte. Das ist mir in dieser Serie besonders aufgefallen – etwas worauf ich beim nächsten Mal mehr achten muss.

Persönliche Entwicklung

Trotz (oder gerade wegen) der spontanen Herangehensweise habe ich fotografisch viel gelernt. Vor allem im Umgang mit selektiver Schärfe, in der Beurteilung von Lichtsituationen und im schnellen Erfassen eines Motivs. Technisch habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, mit der eigenen Kamera noch routinierter zu werden, um bei Gelegenheitssituationen schneller reagieren zu können – oder eben: nicht nachdenken zu müssen, sondern einfach wissen, was zu tun ist.

Gleichzeitig hat sich ein konsistenter Look entwickelt – etwas reduziert, farblich zurückhaltend, mit starkem Schwarz und gezieltem Kontrast. Das war nicht bewusst geplant, hat sich aber durch das Projekt gezogen und könnte eine Art Stil-Ansatz für künftige Arbeiten sein.

Verbesserungsvorschläge

  • Mehr Zeit in ruhigen Situationen nutzen, um Kameraeinstellungen gezielter zu setzen.
  • Mehr Luft in den Kompositionen lassen, um später mehr Spielraum in der Nachbearbeitung zu haben.
  • bewusster verschiedene Brennweiten einsetzen (wenn möglich), um ein besseres Gespür für Einstellungsgrößen zu entwickeln.
  • RAW-Entwicklung feinjustieren, besonders in Schatten und Spitzlichtern.
  • Langfristig auf eine spiegellose Kamera umsteigen, um flexibler und intuitiver arbeiten zu können.

Emotionale Bewertung

Das Projekt war sehr spontan und dadurch auch ziemlich frei. Ich mochte den Wechsel von ruhigen, fast grafischen Stadtmotiven hin zu lebendigen Tier- oder Naturbildern. Manche Momente haben mich überrascht – positiv wie negativ. Stolz bin ich darauf, dass ich es geschafft habe, mit begrenzter Ausrüstung und ohne klares Konzept eine gewisse visuelle Kohärenz zu schaffen. Gleichzeitig bin ich mir der Schwächen bewusst – und nehme viele kleine, aber konkrete Learnings für zukünftige Projekte mit.