Fort und doch da

Schwangerschaftskonflikte und -abbrüche sind Themen, über welche nicht oft gesprochen wird. Ein Text darüber, wie ich versuche, das Tabuthema Schwangerschaftsabbruch zu verstehen.

Verschuldung, mentale Gesundheit, Sucht: Tabuthemen faszinieren mich seit längerer Zeit. Ich sehe eine grosse Herausforderung darin, über heikle Themen journalistisch zu berichten. Doch nur weil es sich um ein heikles Thema handelt, soll man meiner Meinung nach nicht seltener darüber berichten. In diesem Semester habe ich mich vertieft mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch – einem weiteren Tabuthema in unserer Gesellschaft –auseinandergesetzt.

Entstanden sind ein Text und verschiedene Illustrationen. Den Text habe ich fürs Web mit Hilfe von HTML und CSS aufbereitet. Zu lesen gibt’s den Text hier.

Ebenfalls habe ich ein Magazin-Layout designt. Dieses gibt es hier zu sehen.

(mou)

1 | Thema

Ich konsumiere seit einiger Zeit Medien, die feministische Themen, Tabus und gesellschaftliche Aspekte beleuchten. Somit habe ich mich schon vor dieser Recherche mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch auseinandergesetzt. Jedoch habe ich oft Pro-Kontra-Videos oder -Artikel konsumiert. Und genau das hat mich darauf gebracht, dass das Thema sehr meinungsbehaftet ist. Mittlerweile würde ich sagen, dass ich diese Berichterstattungen besser einschätzen kann.

In unserem Studium reissen wir spannende Themen oft nur an der Oberfläche an. Bei diesem Digezz-Thema habe ich mir extra mehr Zeit genommen. Es hat mir Spass gemacht, mich länger mit einer Thematik auseinanderzusetzen. Auch wenn nicht all meine Recherche in den Text fliesst, benötigte ich das Vorwissen auch, um mich auf die Gespräche vorzubereiten.

2 | Protagonistinnen finden

Wie ich auch im Text schreibe, war die Suche nach betroffenen Frauen eine Herausforderung. Nach der ersten Absage für den Aushang zweifelte ich zwischenzeitlich daran, überhaupt Frauen zu finden. Ich habe mir überlegt, wie ich den Text dann aufbauen würde. Auch ohne betroffene Frauen hätte ich den Text schreiben wollen. Ich bin aber sehr froh, habe ich den Aufruf über Instagram gewagt und zwei Frauen gefunden. Ohne sie wäre der Text meiner Meinung nach inhaltlich wesentlich flacher geworden.

3 | Gespräche

Die Gespräche selbst waren sehr angenehm. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich vor den Gesprächen nervös war. Da es sich um ein sehr privates Thema handelt, wollte ich den Frauen nicht zu nahetreten. Sie brachten mir ein grosses Vertrauen entgegen und damit wollte ich richtig umgehen. Ich habe mich dementsprechend vorbereitet und war beim zweiten Gespräch schon viel selbstsicherer als beim Ersten. Für mich war es eine neue und sehr lehrreiche Situation. Natürlich hat es geholfen, dass sich Frauen auf den Aufruf gemeldet haben, die freiwillig und gerne über ihre Situation sprechen.

4 | Text und Textgestaltung

Für meine Recherche habe ich mir zu Beginn des Semesters viel Zeit genommen. Ich habe es genossen, für ein Thema viel Zeit aufzuwenden und gründlich zu recherchieren. Es hat sich für mich gelohnt, gleich nach den Interviews einen Rohtext über das Gespräch zu schreiben. Somit wusste ich ziemlich schnell, was für mich interessant war und an welche Aspekte des Gesprächs ich mich am besten erinnern konnte. Nach den drei Gesprächen war es allerdings schwierig, daraus einen einzigen Text zu bilden. Die Länge war ebenfalls eine Herausforderung. Ich hätten den Text auch doppelt so lang schreiben können, aber auch hier galt einmal mehr: Kill your darlings.

Schnell habe ich gemerkt: Meine eigene Vorgehensweise bei diesem Thema ist ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte. Deshalb habe ich mich entschieden, einen Text darüber zu schreiben, wie ich an das Thema herangehe. Hierzu habe ich von Thomas Weibel nützliche Informationen zum Thema New Journalism erhalten. Ich habe mich mit dem Thema auch in der Theorie auseinandergesetzt. So entstanden meine Hauptnarration (meine Arbeit am Thema) und Nebennarrationen (Protagonistinnen und Hintergrundinformationen).

In meinem zweiten Coaching mit Thomas Weibel haben wir über die Textgestaltung gesprochen. Mir war bewusst: Ein Text in Word-Format ist nur die halbe Arbeit. Ich habe also angefangen, den Text visuell zu gestalten. Zu Beginn der Arbeit habe ich ein Stylesheet erstellt, an welches ich mich bei allen visuellen Schritten halten konnte. Die Aufteilung in Hauptnarration und Nebennarrationen haben die Struktur bei der Textgestaltung vorgegeben. Danach habe ich mit den Farben meines Corporate Designs gearbeitet. Mit dem Corporate Design habe ich auch die Illustrationen in Adobe Illustrator gestaltet.

5 | Webseite

Für die Web-Darstellung habe ich einen One-Pager mit HTML und CSS geschrieben. Ich konnte mich da an der IM-Aufgabe des ersten Semesters orientieren. Das hat mir sehr geholfen. Zu Beginn hatte ich Mühe, mich wieder in HTML und CSS einzulesen. Vor allem das Responsive Design hat mich einige Zeit gekostet. Es war aber eine gute Möglichkeit, mich wieder mit diesen Techniken zu beschäftigen.

6 | Reflexion und Fazit

Es war für mich ein Projekt, an dem ich noch viel länger hätte arbeiten können. Es hätte noch viel mehr spannende Ansätze gegeben. Wie bei so manchen MMP-Projekten musste ich lernen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um einen Schlussstrich zu ziehen. Am Text, an den Illustrationen, an der Webseite: Man findet immer wieder Dinge, an denen man feilen könnte.

Schlussendlich kann ich sagen: Ich habe bei dieser Arbeit viel über Recherche, Menschlichkeit und mich selbst gelernt. Immer wieder habe ich mich gefragt: «Warum schreibst du nicht über ein einfacheres Thema? Eines, dass man nach ein bisschen Recherche versteht und einen sauberen Text darüber schreiben kann.» Ich habe definitiv meine Komfortzone verlassen, bin im Nachhinein aber sehr froh darüber.