Farben im Fokus

Farben begleiten uns täglich, meist beiläufig und oft unbewusst. Wer beginnt, sie bewusst wahrzunehmen, merkt schnell, wie stark sie unser Denken, Fühlen und Sehen prägen.
Für mein erstes Digezz-Projekt wollte ich mich bewusst einem Thema widmen, das mich schon lange begleitet, aber dem ich bisher kaum strukturiert nachgegangen bin: der Fotografie. Zwar habe ich privat immer wieder fotografiert, doch in der Ausbildung lag mein Schwerpunkt bislang eher auf Videografie. Die Idee, Farben gezielt in den Mittelpunkt zu stellen, entstand aus dem Wunsch, Alltagsmomente genauer wahrzunehmen und besser zu verstehen, was Farben in uns auslösen können.
Ich wollte sehen, wie stark Farben unser Empfinden prägen – psychologisch, atmosphärisch und gestalterisch. Und ich wollte mit der Kamera erkunden, wie sich solche Eindrücke visuell festhalten lassen. Besonders interessiert hat mich dabei, welche Farbwirkungen spontan im Alltag auftauchen ohne Inszenierung, einfach durch bewusstes Beobachten.
Umsetzung & Herangehensweise
All die Bilder sind in den verschiedensten Orten entstanden, da sie sich über mehrere Wochen nun angesammelt haben. Teilweise bin ich mit einer bestimmten Farbe im Kopf losgezogen, teilweise bin ich zufällig und durch reines beobachten im Alltag auf eine Farbe gestossen. Ziel war, natürliche Farbkontraste und Lichtstimmungen einzufangen und mich technisch mit den folgenden beiden Kameras mehr auseinanderzusetzen.
Canon PowerShot G5X

Panasonic Lumix DMC-FZ200

Beide haben mir unterschiedliche Möglichkeiten gegeben, technische Grundlagen zu vertiefen – von Belichtung über Fokus bis zur Farbwirkung im Motiv. Ich habe sehr viele Fotos gemacht, und der Prozess hat mir geholfen, ein besseres Gespür für Komposition und Farbe im Raum zu entwickeln. Die Auswahl fürs Booklet war entsprechend herausfordernd, da sich mit der Zeit doch so einige Bilder angesammelt haben.
Gestaltung & Präsentation
Das Projekt habe ich als digitales Booklet mit Adobe InDesign umgesetzt. Jede Doppelseite widmet sich einer Farbe und kombiniert zwei Fotografien mit kurzen Texten zur Farbwirkung. Die Texte sollen nicht beschreiben, was zu sehen ist, sondern erweitern – durch Hintergrundwissen, Wahrnehmungsansätze oder gedankliche Assoziationen. Ich habe beim Recherchieren über die Farben selbst viel Neues gelernt.
→ Das fertige E-Booklet ist Hier online einsehbar
Technischer Einstieg & Umstellung
Auch wenn ich die fotografischen Grundlagen schon etwas kannte, war der Umgang mit den beiden Kameras – besonders der Panasonic Lumix DMC-FZ200 – dennoch eine Umstellung. Ich bin es gewohnt, mit meinem iPhone zu fotografieren, das viele technische Entscheidungen automatisch abnimmt. Der bewusste Umstieg auf zwei manuelle Kameras hat mir zwar gestalterisch neue Möglichkeiten eröffnet, verlangte aber auch mehr Zeit und Geduld. Viele Aufnahmen, von denen ich beim Fotografieren überzeugt war, haben sich erst am Bildschirm als weniger gelungen herausgestellt. Diese Diskrepanz zwischen Aufnahmegefühl und finalem Bild war eine wichtige Erfahrung für mich.
Auswahlprozess & Bildmenge
Eine der grössten Herausforderungen war die Bildauswahl. Ich habe sehr viele Fotos gemacht und oft auch mehr, als nötig gewesen wäre. Rückblickend hätte ich strukturierter arbeiten sollen, etwa mit gezielteren Serien oder einer klareren Vorauswahl vor Ort. Der Aufwand in der Postproduktion war dadurch deutlich höher, besonders weil ich viele Favoriten hatte und das Aussortieren schwerfiel. Für zukünftige Projekte nehme ich mit, bewusster zu fotografieren und schon beim Aufnehmen klarer zu entscheiden, was ich wirklich brauche.
Umgang mit Erwartungen
Ein weiteres Learning war der Umgang mit meinen eigenen Erwartungen. Ich hatte eine klare Vorstellung davon, welche Stimmung ich erzeugen wollte, aber es zeigte sich, dass nicht jede Situation oder jede Farbe sich so fotografieren lässt, wie man es sich im Kopf ausmalt. Lichtverhältnisse, Materialität oder die Umgebung beeinflussen die Wirkung viel stärker, als ich vorher vermutet hätte. Das hat mich gezwungen, flexibler zu denken und Bilder auch dann anzunehmen, wenn sie nicht ganz meiner Ursprungsidee entsprachen.
Zusammenfassend hat mir dieses Projekt geholfen, meine fotografische Herangehensweise zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Ich habe gelernt, dass gutes Fotografieren weniger mit Glück zu tun hat als mit Aufmerksamkeit, Klarheit und Reduktion. Beim nächsten Projekt würde ich noch gezielter arbeiten – sowohl bei der Auswahl der Motive als auch beim späteren Bearbeiten. Ausserdem war es für mich nochmals eine Bestätigung, dass ich wirklich gerne fotografiere und ich in Zukunft auch öfter mit der Kamera anstatt dem iPhone Momente festhalten möchte:)