Falsche Wahrheit

Das Werk von René Magritte aus dem Jahr 1928/29 zeigt die Abbildung einer Pfeife mit dem darunter stehenden Satz: «Ceci n’est pas une pipe». Diese Aussage widerspricht der Abbildung zuerst, doch Magritte wollte damit ausdrücken, dass wir keine reale Pfeife sehen, sondern lediglich das Abbild einer Pfeife.

Fast 100 Jahre später sind wir so weit, dass wir in einer Maschine die Realität nachbauen können und mit 3D Objekten die Wissenschaft, die Vorstellungskraft und die Kunst weiterbringen. Es bieten sich unbegrenzte Möglichkeiten, sodass wir in einer virtuellen Realität auch einen anderen Ort herbeizaubern können. Doch auch 100 Jahre später ist diese Kunst die falsche Wahrheit.

Um dies zu illustrieren habe ich mit dem Programm Blender das Werk von Magritte nachgebaut. Mit Hilfe einer VR-Brille ist das Kunstwerk «Ceci n’est pas une pipe» in einer virtuellen Welt erlebbar.

Hier geht es zum WebVR-Erlebnis.

Tipp: Um ohne VR-Brille auf der Webseite zu navigieren, benutze die Pfeiltasten und die linke Maustaste. Um hinter die Kulissen zu blicken drücke cmd(mac) | strg(pc) + alt + I und fliege über die Objekte.. Viel Spass!

(hil)

Idee und Motivation

Meine Motivation ein solches Projekt umzusetzen war das Interesse an der virtuellen Realität. Wir sind schon im 3. Semester und ich kenne Blender und die Umsetzung in VR noch immer nicht – das waren meine Gedanken. Zu Beginn wollte ich ein Kunstgemälde erlebbar machen. Das Gemälde von Jacob Van Es „Stillleben mit Früchten in Porzellan“ schwebte mir vor. Ich wollte eine Reise in die Vergangenheit wagen, um den Raum zu erleben in welchem ein grosses Kunstwerk entstand.

Doch Thomas killte my Darling – zuerst enttäuschend, im Nachhinein vielen Dank hast du mir eine Menge an grauen Haaren erspart! Er schlug mir ein einfacheres Bild vor welches schlussendlich auch Datenmässig nicht zu gross war für das Web, denn die Voraussetzung mit der neuen Komponente a-frame zu arbeiten wurde gegeben. Dies damit auch das Digezz Publikum etwas davon hat.

Umsetzung

Blender

Mit ein paar Jahren Erfahrung im 3D modellieren mit ArchiCAD startete ich das Programm Blender. Doch einfach war es nicht. Vor allem wenn man schon Automatismen aufgebaut hat und das komplette Programm anders als gewohnt funktioniert. Mit Hilfe von vielen Stunden Tutorials wurde dann meine Pfeife im Blender geboren. Das Holzmaterial hat auch ein paar Tage in Anspruch genommen – doch als die Pfeife in ihrem Glanz erschien, erfüllt es mich mit Glück und Zufriedenheit.

A-Frame

Nun kam der Arbeitsschritt von welchem ich mich fürchtete. Nachdem ich die A-Frame School durchgearbeitet hatte, wusste ich Bescheid – dachte ich. Ein eigenes Objekt in A-Frame .gltf, .obj oder was? Nachdem ich sämtliche Formate in meinem HTML Code eingebunden hatte, blickte ich stets einer weissen Pfeife entgegen.

Ceci n’est pas une pipe c`est une s…t!

Bis ich herausfand das die Materialkomponenten, die ich erstellt habe, nur im Programm Blender sichtbar waren gingen einige Fluchworte über meine Lippen. An alle die sich einen Tipp hier suchen: Komplizierte Materialien in Blender müssen gebacken werden! Mit meinen 8GB Ram und ein paar Abstürzen war ich einige Zeit am Rendern. Doch es funktionierte irgendwann. Meine Pfeife war im Web.

Licht

Auf der Pfeife von Magritte spiegelt sich das Licht von oben und von links, sodass die Pfeife einen realen Eindruck erweckt. Der Farbauftrag ist flächig­ lasierend. Dieses Licht war eine Herausforderung. Schlussendlich fand ich mich mit einem «ambiente» Licht und einem «point» Licht zurecht. Mein Bild soll düster erscheinen und das Licht so spiegeln wie das von Magritte. Das ist mir denke ich gut gelungen.

Learnings

Ein solches Projekt braucht sehr viel Geduld, besonders wenn die Programme neu sind. Es war ein spannendes Projekt in welchem ich oft verzweifelt war – doch wenn das Ziel erreicht ist, ist man erfüllt. Durchhalten lohnt sich!

Learning by doing: Wenn auf Probleme gestossen werden die gelöst werden müssen, wird am meisten gelernt. Ich werde nie vergessen, dass ich mit den im Blender erarbeiteten Materialien nicht in einem anderen Programm arbeiten kann. Ich freue mich nun auf zukünftige VR-Projekte.

Denn «Wenn man ins Wasser kommt, lernt man schwimmen.»! (Johann Wolfgang von Goethe)