Ein Tagebuch

Kunst ist Kommunikation. Sie setzt das Interesse des anderen voraus und erlangt ihre Bedeutung im Verständnis.

Mein Kunsttagebuch bringt die Kommunikation an ihre Grenzen, sprachlich, inhaltlich und formal. Über zwei Wochen hinweg hält es in kurzen Sequenzen emotionale Situationen des Tages fest. Es ist ein Experiment, das Fragen stellt. Verstehst du mich? Fühlst du die Gegebenheit, in der ich mich befinde?

Verstehst du mich?

(stm)

Die Idee
Meine Reise zur Umsetzung meines Digezz-Projektes brauchte Anfangs viel Gedankenarbeit. Ich war mir lange nicht sicher, was das Ziel unserer Aufgabe war. Weshalb ich mir das Projekt vielleicht zu einfach vorgestellt habe. Durch mein erstes Coaching verstand ich aber, inwiefern ich eine Form von Interaktivität in mein Projekt integrieren sollte. Was sich anfangs wie eine Einschränkung in der Ideenfindung anfühlte, entpuppte sich sehr schnell als eine Möglichkeit neue Projekte interaktiv zu gestalten. Von Anfang an klar war jedoch, dass ich einen künstlerischen Beitrag in mein Projekt einbinden wollte und diesen wenn möglich analog zu gestalten. Mit Kunst als Mittel war es mir ein persönliches Anliegen mit meiner Zielgruppe zu kommunizieren. Dass verleitete mich auf den Gedanken ein Kunst/Kommunikations-Experiment zu entwickeln. Ich wollte einen Dialog. Ich entschied mich ein Tagebuch zu gestalten, welches einen emotionalen Moment festhaltet und in eine neue Sprache übersetzt. Dies während 14 Tagen. Diese erste Idee stellte sich später als der Nährboden für ein grösseres Projekt heraus. Daraus wuchs die Gedanke Zeitungsinhalte auszureissen und diese eine komplexe Gefühlssituation erklären zu lassen. Dass ich ausgerechnet Zeitungsauschnitte dafür brauchen wollte, hatte einen Grund: Mehr denn je treffen wir heutzutage auf Medienkritische Haltungen an. Den Medien fällt es immer schwerer hochkomplexe Themen, sehr einfach und gleichwohl akkurat wiederzugeben. Die Überlegung aus genau diesen heruntergebrochenen Inhalten etwas noch Komplexeres, wie eine Emotion zu beschreiben, ist das Grundkonzept und der Kern meines Projektes geworden. Damit das Projekt seinen Sinn als Kommunikations-Experiment erfüllen kann, ist es dem Zielpublikum möglich, mir entweder analog oder digital eine Antwort auf mein Gesagtes zu geben. Ich werde ihren Inhalt versuchen in die gleiche Sprache des Tagesbuches zu übersetzten.
Umsetzung
Was mir lange Bauchschmerzen bereitete, war die Erwartung auch eine Webseite schreiben zu müssen, die als digitale Plattform fürs Tagebuch dienen sollte. Nach etlichen, gescheiterten Versuchen dieser Erwartung auszuweichen, setzte ich mich, noch vor der Umsetzung des analogen Tagebuches, an den Computer und unternahm den ersten Schritt um ein Index.HTML zu erstellen. Als ich dies überraschend schnell geschafft habe, gerieten die erst sehr schwer wirkenden Steine ins Rollen. Nach und nach wurde es mir ein Anliegen, tatsächlich zu lernen, wie ich diese Seite komplett selbstständig coden kann. Auch wenn Vieles nicht auf Anhieb funktionierte, konnte ich mir die Zeit nehmen, um herauszufinden, wo das Problem lag. Als ich die Grundstruktur der Seite erstellt hatte, war es an der Zeit den Inhalt des Tagebuchs zu kreieren. Darauf hatte ich mich sehr gefreut. Während den 2 Wochen, aus denen ich die Emotionen entnehmen wollte, schrieb ich mir jeden Tag eine Gefühlssituation heraus, um später noch zu wissen, was und wieso ich etwas auf eine bestimmte Art und Weise empfand. Danach kaufte ich mir etliche und unterschiedliche Zeitschriften und Zeitungen und versuchte mit deren Inhalten die bestimmten Gefühle zu beschreiben. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten Gefühle aus einem rational wirkenden Text in eine derart abstrakte Sprache zu übersetzten. Mit der Zeit fiel es mir jedoch immer wie leichter. Die daraus entstandenen Collagen dienten mir als Vorlage, wie ich die einzelnen Zeitungsinhalte in den Bildern anordnen könnte. Ich fotografierte die analogen Collagen und schnitt im Photoshop die einzelnen Zeitungsinhalte wieder aus. So konnte ich sie nun im InDesign über den gewünschten Hintergrund legen. Für die Webseite hingegen, gestaltete ich im Photoshop neue Bilder aus den bereits ausgeschnittenen Zeitungsinhalten und legte sie über einen schwarzen Hintergrund. Die daraus entstandenen Bilder integrierte ich dann in den Code der Webseite.
Unterdessen war es mein Ziel geworden, einen QR-Code ins analoge Tagebuch zu integrieren, damit die Interaktivität garantiert ist. Dabei stellte sich mir jedoch die Frage, wie ich das analoge Tagebuch für meine Zielgruppe zugänglich machen könnte. Ich kontaktierte, ein mir bekanntes, kleines Museum: Das Kulturmuseum Bern. Die Leitung des Museums war zu meiner Überraschung interessiert und ich konnte mein Projekt vorstellen. Daraus hat sich der Plan ergeben, eine Vernissage im Museum durchzuführen, in dem das Tagebuch vorgestellt wird.
Fazit
Aus diesem Projekt habe ich viel inhaltlich und aber auch über mich gelernt. Ich verstehe jetzt wieso es sinnvoll war, eine Webseite von Anfang an selbst zu schreiben. Zum einen um das ganze Hintergrundwissen fundiert verstanden zu haben und zum anderen auch weil man sich für neue Ideen, die bisher noch nie umgesetzt wurden, nicht auf bereits vorhandene Softwares verlassen kann. Weiter habe ich erkannt, wie Kunst zum Denken anregen kann. So habe ich nie die Erwartung gehabt, dass man beim Lesen des Tagebuches die jeweiligen Emotionen genau verstehen sollte. Es geht mehr darum, herauszufinden, was die Bilder bei der Konsumentin oder dem Konsumenten auslöst. Man darf und soll sich bei diesem Projekt durchaus fragen dürfen, was Kommunikation überhaut ist und woran ihre Definition gebunden ist.
Schlussendlich bin ich froh, habe ich den für mich persönlich schwierigeren Weg gewählt, als ich mit der Webseite angefangen habe. Auch wenn mein Wissen noch in den Kinderschuhen steckt, ist es wertvoll zu merken, dass ich etwas kann, solange i mich der Inhalt des Projektes packt. Dies ist eine Erfahrung, die ich sehr gerne in die Zukunft mitnehmen werde.