Ein atmosphärischer Kioskbesuch
Ich habe die Atmosphäre eines Kiosks mit einem integrierten Café eingefangen und in binauralem Audio zum Leben erweckt. Von den sanften Glockenklängen beim Eintreten über das leise Rascheln von Verpackungen bis hin zum Zischen der Kaffeemaschine – jeder Sound wurde aufgenommen, bearbeitet und in eine immersive Klanglandschaft integriert.
Die gesamte Audiobearbeitung erfolgte in Pro Tools, einem Tool, das ich mir speziell für dieses Projekt angeeignet habe. Mit Hilfe des Plugins dearVR Pro 2 konnte ich die binaurale Bewegung und räumliche Wahrnehmung der Geräusche präzise gestalten, um ein möglichst realistisches Hörerlebnis zu schaffen.
Tauche ein in eine akustische Reise durch den Kiosk und erlebe, wie alltägliche Situationen eine beeindruckende räumliche Tiefe gewinnen können.
WICHTIG! Dieses Audio ist speziell für Kopfhörer optimiert (binaural). Um das volle Klangerlebnis zu geniessen, stelle bitte sicher, dass du Kopfhörer trägst, bevor du es abspielst.
Am Ende entwickelte sich dieses Projekt zu einem umfangreichen Unterfangen mit zahlreichen Spuren. Um den Überblick zu behalten, habe ich ähnliche oder identische Soundeffekte jeweils auf einer Spur zusammengefasst. Dies erleichterte nicht nur die Organisation, sondern auch die Automatisierung für die 3D-Audioeffekte erheblich.
(eli)
Planung
Die Planung dieses Projekts verlief zunächst in eine ganz andere Richtung. Ursprünglich hatte ich vor, ein 3D-Audio-Hörspiel zu entwickeln. Über einen längeren Zeitraum arbeitete ich an einer Kriminalgeschichte, nahm bereits die Stimmen auf und begann mit der Postproduktion. Doch dabei wurde mir klar, wie herausfordernd es ist, eine immersive Geräuschkulisse bei häufigen Szenenwechseln zu gestalten. Da dies mein erstes Projekt in diesem Bereich war, entschied ich mich schliesslich, den Fokus auf einen einzelnen Raum zu legen – den Kiosk. Um der Szene mehr Tiefe und Atmosphäre zu verleihen, ergänzte ich den Kiosk um eine kleine Café-Ecke, die das Gesamtbild abrundete.
Umsetzung
Danach begann ich mit der erneuten Planung und Umsetzung. Zunächst erstellte ich einen kurzen Ablauf, in dem ich genau festhielt, was alles passieren sollte. Mein Fokus lag darauf, mehr Soundeffekte und Atmosphäre einzubringen, anstatt Dialoge in den Vordergrund zu stellen. Deshalb reduzierte ich die Dialoge stark und fertigte eine ausführliche Liste der benötigten Geräusche an, um ein überzeugendes Ergebnis zu erzielen. Mit einem Zoom Recorder H6 und einem Lavaliermikrofon nahm ich fast alle Geräusche selbst auf. Viele davon konnte ich im Medienhaus oder zu Hause einfangen. Für die atmosphärische Hintergrundkulisse ging ich jedoch zunächst in eine Migros und suchte eine 2- bis 3-minütige brauchbare Aufnahme. Das erwies sich als deutlich schwieriger und aufwendiger, als erwartet: In gefühlt jeder Ecke war eine Mitarbeiter*in der Migros unterwegs, was unauffällige Tonaufnahmen erschwerte. Zudem war die gewählte Uhrzeit (ca. 17:30 Uhr) nicht ideal. In einem zweiten Anlauf versuchte ich es gegen 14:00 Uhr in einem Coop – mit mehr Erfolg. Dennoch zogen sich die 3 Minuten Aufnahme wie eine Ewigkeit hin. Ich habe wohl noch nie so intensiv das Reissortiment in einer Coop-Filiale studiert wie während dieser Aufnahme!
Schliesslich hatte ich alle benötigten Aufnahmen zusammen und begann mit der Postproduktion. Dafür entschied ich mich für die Software Pro Tools. Diese spezialisierte Audio-Software ist besonders gut für die Produktion in 3D geeignet und unterstützt beispielsweise auch Dolby Atmos. Eine Alternative wäre Logic Pro gewesen, das jedoch den Nachteil hat, dass es nur auf macOS läuft und als einmalige Anschaffung teurer ist. Bevor ich mit meinem Projekt begann, sah ich mir einige Tutorials an und experimentierte selbst mit der Software, um die Grundlagen zu verstehen. Sobald ich mich sicher genug fühlte, legte ich los. Zuerst erstellte ich die benötigten Spuren: Tracks für die Kernelemente der Geschichte sowie separate Spuren für Hintergrundgeräusche und Stimmen. In einem ersten Schritt platzierte und schnitt ich alle Geräusche, die unmittelbar von meiner Perspektive aus zu hören sind, so dass sie an der richtigen Position waren. Danach fügte ich die Hintergrundgeräusche hinzu und automatisierte diese mit dem Plugin dearVR Pro 2 im 3D-Raum. Für ein erstes Projekt war dies eine grosse Herausforderung. Um die Positionen und Distanzen der Geräusche im Raum präzise zu gestalten, zeichnete ich mir einen Situationsplan des Kiosks und definierte genau, wann und wie ich mich durch den Raum bewege. Diese Visualisierung half mir dabei, die Geräusche realistisch zu positionieren und die immersive Klangkulisse überzeugend zu gestalten. Mit der Zeit merkte ich, dass noch ein paar andere kleine Geräusche toll wären, nahm die ebenfalls noch auf und fügte sie dem Projekt hinzu.
Learnings
Dieses Projekt war eine neue Erfahrung, die viele Herausforderungen mit sich brachte. Ich stellte fest, wie anspruchsvoll es ist, ein 3D-Audio zu gestalten, selbst wenn alles innerhalb eines einzigen Raums stattfindet. Diese Erkenntnis werde ich sicherlich in zukünftige Projekte einfliessen lassen, um den benötigten Zeitaufwand besser einschätzen zu können. Für die Umsetzung nutzte ich das kostenpflichtige Plugin dearVR Pro, das sich als lohnende Investition erwies. Es gibt auch ein kostenloses Plugin von Dear Reality namens dearVR Micro, das es ermöglicht, schnell und einfach 3D-Audio-Automationen zu erstellen. Mit dearVR Pro erhält man jedoch eine deutlich bessere Kontrolle. Beispielsweise kann man Effekte und Geräusche präzise von einer weit entfernten Position links zu einer sehr nahen Position rechts automatisieren, was für einen wesentlich realistischeren Effekt sorgt. Diese Funktionalität ist mit dem kostenlosen Plugin leider nicht möglich. Auch mein Projekt hat noch Verbesserungspotenzial, die Automations könnten noch etwas präziser sein, am im Grossen und Ganzen konnte ich ein 3D Audio Projekt in einem neuen Programm umsetzen, worüber ich zufrieden bin.
Fortsetzung
Ich werde definitiv auch in Zukunft noch weitere 3D Audio Projekte umsetzen und kann dort die Erkenntnisse und Erfahrungen aus diesem Projekt mitnehmen und darauf aufbauen.