Digitale Filmfotografie

Was wäre, wenn wir den Komfort digitaler Fotografie mit dem Charme analoger Fotos verbinden könnten? Diesen Traum habe ich vergangenen Sommer versucht, in die Tat umzusetzen. Eine Kompaktkamera und Lightroom haben mir dabei geholfen.

Schon länger liegt bei mir Zuhause eine Sony a6300 – gebraucht habe ich sie schon länger nicht mehr und wenn, dann für professionelle Arbeit. Zum Spass fotografieren hat seinen Reiz verloren, den Fotos fehlt meistens das gewisse etwas – Charme, Wärme, Einfachheit.

Vergangenen Sommer bin ich zum zweiten Mal nach Japan gereist. Beim ersten Mal im Jahr 2019 hatte ich meine a6300 dabei und viele Fotos und Videos gemacht. Doch während den Reisevorbereitungen hatte ich keine Lust darauf, die vergleichsweise kleine aber doch platzraubende a6300 mitzunehmen. Nur mit dem Handy Fotos zu schiessen widersprach mir aber auch. Und da fand ich die Sony Cybershot G DSC-HX20V in einer Brockenstube.

Die Cybershot passt in die Hosentasche und ist somit perfekt zum Reisen oder auch um im Alltag immer dabei zu haben. Die Bilder – wie auf dem ersten Bild ersichtlich – sind zwar nicht von bester Qualität, was aber zu meinem geplanten Analog-Look passt.

Nach einigem Experimentieren hatte ich mein schlussendliches Preset. Die wichtigsten Anpassungen sind das Aufhellen der Lichter und Schwarztöne. Die Schatten sind zudem leicht in Richtung Blau gerückt, währenddem die Highlights ins Orange gehen. Dazu kommt noch ein wenig Grain und hier und da ein paar kleine Anpassungen. Folgende Fotos habe ich in Japan mit der Cybershot geschossen und anschliessend mit dem Preset bearbeitet.

Beim Fotografieren habe ich mich darauf konzentriert nicht nur ein Sujet abzubilden, sondern den Ort mitsamt den anwesenden Menschen einzufangen. Bisher habe ich oftmals ein Objekt in den Vordergrund gesetzt und den Hintergrund unscharf gemacht – was mir mittlwerweile aber verleidet ist. Mit meinen Fotos möchte ich Erinnerungen festhalten könne und sehen, was die Menschen an einem Ort machen. Schliesslich können wir uns besser zu anderen Menschen verbunden fühlen als Gegenständen.

Nach Japan war noch nicht Schluss mit Fotografieren. Die Kompaktkamera habe ich mittlerweile fast immer dabei und halte Momente mit Freunden oder unterwegs fest. Die Menschen stehen dabei immer noch im Vordergrund oder dürfen zumindest nicht fehlen. Ob meine gefundene Kombination aus alter Kompaktkamera und Lightroom-Preset nun an den Charme von analogen Fotos rankommt oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Meine Ansprüche sind von dem Duo jedenfalls befriedigt.

(eli)

Preset erstellen

Bevor ich mich ans Erstellen meines eigenen Presets machte, versuchte ich natürlich ein bestehendes im Internet zu finden. So stiess ich auf zahlreiche Youtube-Video, Blog-Beiträge und fragwürdige Web-Stores. Zwar erhielt ich bereits einige Tipps, wie mein Traum-Preset aussehen könnte, die definitive Lösung fand ich aber nicht. Also machte ich mich ans Bearbeiten und Erstellen eines eigenen Presets.
Der erste Versuch war eher kläglich und erinnert an einen Instagram-Filter von vor einem Jahrzehnt. Ich musste merken, dass die Kunst in der Subtilität liegt. So näherte ich mich Schritt für Schritt meiner digitalen Filmfotografie. Auf dem Weg dorthin orientierte ich mich an Youtube-Tutorials und echten analog Fotos. Dabei versuchte ich herauszufinden was Filmfotos ausmacht und wie ich den effekt replizieren kann. Schlussendlich fand ich meine Mitte in aufgehelten Schätten und Highlights sowie einem leichten Blauton.

Kompositionen

Immer wieder erwischte ich mich dabei wie ich in die alte Gewohnheit eines einzelnen Sujets fallen wollte. Manchmal musste ich mich zwingen ein zweites Objekt in die Komposition zu integrieren oder drückte garnicht erst den Auslöser. Mit einigen Fotos bin ich sehr zufrieden, andere erinnern an typische Touristen-Fotos. Aber auch die Touristen-Fotos gefallen mir. Sie helfen mir besser, mich an einen Ort und die dort herrschende Stimmung zu erinnern als eine Nahaufnahme einer Statue mit einem verschwommenen Wald im Hintergrund. Für private Zwecke werde ich auf jeden Fall weiterhin so Fotografieren.

Schwierigkeiten

Zwischen den unterschiedlichen Presets lagen jeweils einige Tage in welchen ich die Einstellungen überprüfte, auf unterschiedliche Fotos anwendete und geringfügig anpasste. Manchmal war ich unsicher ob das noch etwas wird, doch nun bin ich zufrieden mit dem Resultat. Richtige Schwierigkeiten hatte ich eigentlich nicht – abgesehen von dem teilweise halbstündigem Preset-anklicken während den Ferien.