Die FHGR am ESC – Behind the Scenes

Der Eurovision Song Contest gilt als grösster Musikwettbewerb der Welt. Als der ESC im Mai 2025 in Basel stattfand, war das nicht nur ein historischer Moment für die Schweiz, sondern auch eine einzigartige Chance für den Studiengang Multimedia Production der Fachhochschule Graubünden. Eine Gruppe von 38 Studierenden und 9 Professionals (Dozenten & externe Fachpersonen) der FHGR produzierte gemeinsam die offizielle Eröffnungszeremonie, den „Turquoise Carpet“-Event. Wir begleiteten diese Studierenden bei ihrer spannenden Reise: von den ersten Briefings über Technik- und Ablaufproben bis hin zu intensiven Schulungen.
Im Zentrum dieser Dokumentation stehen die MMP-Studierenden des 4. Semesters mit dem Major Live Communication. Für sie, ebenso wie für weitere Mitwirkende aus anderen Semestern, bot sich eine besondere Gelegenheit, Theorie in die Praxis umzusetzen und Verantwortung in einem internationalen Umfeld zu übernehmen.
„The Making of the Turquoise Carpet“
Unser Dok-Film ist mehr als ein Blick hinter die Kulissen: Es ist ein Film über Teamgeist, Kreativität, Krisenmanagement und die Leidenschaft für Live-Kommunikation. Unser Filmteam ist hautnah dabei und fängt authentische Momente hinter den Kulissen ein. Dabei gewähren wir nicht nur einen Einblick in die organisatorische und kreative Arbeit, sondern zeigen auch die persönlichen Geschichten und Emotionen der Beteiligten. Wie gehen diese mit dem Druck um? Welche Verantwortung tragen sie konkret? Und wie erleben sie es, Teil eines Events von internationaler Tragweite zu sein?
Interviews mit Studierenden, Dozierenden und Fachpersonen strukturieren den Film dramaturgisch und geben Einblicke in verschiedene Arbeitsbereiche. Von Technik über Projektmanagement bis zur künstlerischen Gestaltung. Die Dokumentation zeigt eindrücklich, wie theoretisches Wissen und praktische Erfahrung in einem realen Projekt verschmelzen. Das Ergebnis ist eine authentische Behind-the-Scenes-Dokumentation voller Herzblut, Spannung, Nervosität, Vorfreude und Emotionen.
Unser Auftrag
Die rund zehnminütige Dokumentation richtet sich in erster Linie an die Studierenden und alle Mitwirkenden des ESC-Projekts. Sie soll einen Einblick in die vielfältige Arbeit der Beteiligten geben und gleichzeitig die Komplexität des Projekts sichtbar machen, ohne dabei den Überblick zu verlieren. Ziel war es, die Zusammenhänge nachvollziehbar zu erzählen und dennoch die Dynamik und Vielfalt des Projekts zu zeigen. Alle beteiligten Studierenden sollten im Film mindestens einmal zu sehen sein. Entstanden ist ein Erinnerungsstück, das die Emotionen und Erfahrungen dieser intensiven Zeit nochmals erlebbar macht.
Filmische Aspekte
Uns war es ein besonderes Anliegen, dass die Geschichte von den Studierenden selbst erzählt wird. Deshalb verzichteten wir bewusst auf eine Off-Stimme und liessen stattdessen so viele Studierende wie möglich zu Wort kommen. Daraus resultierten viele Szenen-, Bild- und Sprecherwechsel, die stellenweise vielleicht einen chaotischen Eindruck hinterlassen, und genau das entspricht der Realität. Rund 40 Studierende, aufgeteilt in drei Kernteams, arbeiteten verteilt auf einer Strecke von knapp 1,5 Kilometern. Dieses kontrollierte, aber pulsierende Chaos wollten wir so authentisch wie möglich einfangen.
Hier gehts zum Film:
Learnings
Aus diesem Projekt konnten wir enorm viel mitnehmen, sei es in technischer, organisatorischer oder kreativer Hinsicht. Im Bereich Kameraarbeit wissen wir nun, worauf es ankommt: von der richtigen Blenden- und ISO-Einstellung über den bewussten Einsatz (oder Verzicht) von Autofokus bis hin zur Auswahl geeigneter Bildhintergründe und Lichtverhältnisse. Besonders der Umgang mit Gegenlicht war eine wichtige Lektion. Viele Aufnahmen konnten aufgrund ungünstiger Lichtverhältnisse nicht verwendet werden.
Auch im Bereich Ton, Organisation und Postproduktion haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt. Für viele von uns war es das erste Mal, ein solch grosses Projekt filmisch zu begleiten. Trotz aller Herausforderungen sind wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Perfekt ist der Film vielleicht nicht, aber genau das macht ihn so authentisch.
Wir hoffen, dass der Film bei den beteiligten Studierenden Anklang findet und ihnen ermöglicht, die Erlebnisse noch einmal Revue passieren zu lassen.
«Behind the Scenes» Behind the Scenes















Danksagung
Unser Dank gilt zunächst Roland Köppel, der es uns durch sein Vertrauen ermöglicht hat, die Dokumentation überhaupt zu realisieren und dabei hautnah am ESC-Projekt teilzuhaben.
Natürlich ging es auch nicht ohne unsere tollen Mittstudierenden des 2. Semesters, welche uns an den Drehtagen in Basel tatkräftig mitgeholfen haben. Für Unterstützung bei Kamera, Ton und Fotos sowie viele gute Vibes haben Davide Pagiusco, Rabia Pakmak, Lynn Hartmann & Alina Bosshard gesorgt. Ausserdem hat André Schäffer von filmlikeabird uns seine super tollen Drohnenshots zur Verfügung gestellt. Vielen herzlichen Dank an alle <3
Ein besonderer Dank geht an Miriam Bernhart, die uns mit grossem Engagement sowohl in der Vorbereitungsphase als auch während des Events tatkräftig unterstützt hat. Ebenfalls bedanken wir uns bei Merle Jothe für ihre hilfreichen Tipps im Vorfeld und ihre detaillierte Rückmeldung zum Rohschnitt. Weitere wertvolle Inputs erhielten wir von Neil Raouf und Robert Wittmer. Auch ihnen ein grosses Dankeschön für die Unterstützung!
(vha)
Zur Entstehung:
Für uns war von Anfang an klar: Wir wollen einen Film zum ESC machen. Ursprünglich bestand die Idee darin, vor Ort die Atmosphäre einzufangen und Interviews mit Zuschauer:innen und Beteiligten zu führen. Doch schon bald ergab sich eine spannende neue Möglichkeit: Statt nur am Rande dabei zu sein, konnten wir eine Dokumentation über die Arbeit der MMP-Studierenden produzieren. Ohne zu zögern sagten wir zu, denn näher am ESC dran zu sein, war kaum vorstellbar. Ab diesem Moment waren wir aktiv ins ESC-Projekt eingebunden.
Vorbereitung:
Nach Erhalt des Auftrags machten wir uns direkt an die Konzeption des Storyboards. Allerdings war schnell klar: Die Planung wird eine Herausforderung, denn wir wissen nicht genau, was uns erwarten würde. Zwar hatten wir erste Ideen für mögliche Aufnahmen, doch die Geschichte musste offen bleiben, um spontan auf Entwicklungen reagieren zu können. Einzig die Leitinterviews mit Flavia Bernold, Andrin Egger und Roland Köppel konnten wir im Voraus konkret vorbereiten.
Vor dem eigentlichen Event reisten wir dreimal nach Bern, um die Studierenden bei ihren Technik- und Ablaufproben zu begleiten. Dabei sammelten wir nicht nur wertvolles Bildmaterial, sondern führten bereits erste Interviews. Diese drei Drehtage waren für uns besonders wichtig, da wir dadurch ein besseres Verständnis für die Abläufe, Strukturen und die Komplexität des Projekts gewinnen konnten. Auf dieser Basis entwickelten wir unser Storyboard weiter, mit dem Ziel, im finalen Film möglichst viele Emotionen einzufangen und aus dem gesammelten Material eine berührende, authentische Geschichte zu formen.
Der Event 09.-11.Mai:
Für den Live-Event holten wir zusätzliche Unterstützung ins Boot: Vier weitere Studierende aus dem zweiten Semester – Davide Pagiusco, Rabia Pakmak, Lynn Hartmann und Alina Bosshard – verstärkten unser Doku-Team. So waren wir insgesamt zu acht und konnten uns in drei Teams aufteilen, um die zentralen Standorte abzudecken: das Rathaus, die Bridge und das Village.
Mit fünf Kamerasets, vier Stativen und zwei Tonangeln waren wir bestens ausgerüstet. Um den Überblick zu behalten, beschrifteten wir sämtliches Material mit «Doku-Team» und vermerkten jeweils den zugehörigen Standort. In Basel hatten wir die Kamera stets griffbereit, denn es gab immer etwas zu filmen: vom Aufbau über Briefings und Proben bis hin zu kurzen Ruhephasen, der Durchführung des Events und dem abschliessenden Abbau.
Dabei fingen wir nicht nur Abläufe ein, sondern auch Emotionen: Anspannung, Nervosität, volle Konzentration, Erleichterung und sogar Freudentränen. Auch für uns waren die Tage intensiv und lang. Wir fieberten mit, waren genauso aufgeregt wie die anderen – und am Ende einfach nur stolz: Der Event war ein voller Erfolg, alle Studierenden gaben ihr Bestes und haben das Ding gerockt!
Postproduction:
Nach dem Event begannen wir mit der Sichtung des Materials, insgesamt knapp 20 Stunden Filmmaterial. Jedes Interview, jede Szene wurde sorgfältig gesichtet, in einer Excel-Liste erfasst, mit einem kurzen Beschreibungstext versehen und hinsichtlich Relevanz markiert.
Im nächsten Schritt bereiteten wir die Interviews auf, denn sie bilden das Rückgrat unserer Geschichte. Unser Ziel war es, die Story vollständig aus den Aussagen der Beteiligten zu erzählen, ganz ohne Off-Stimme. Das stellte hohe Anforderungen an die inhaltliche Struktur: Die verschiedenen Zusammenhänge und Komponenten des Projekts mussten im Film nachvollziehbar bleiben.
Eine der grössten Herausforderungen war, aus der Vielzahl an Interviews die relevantesten Aussagen auszuwählen und gleichzeitig möglichst vielen Studierenden eine Stimme zu geben. Auch wenn nicht alle zu Wort kamen, war es uns wichtig, dass jede:r zumindest einmal im Bild erscheint. Der Film lebt von dieser Vielfalt und dem persönlichen Bezug – und genau das macht ihn so besonders.
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Schwierigkeiten
Erzählweise:
Lange waren wir uns uneinig, ob wir den Film ausschliesslich über die Interviews erzählen können. Der Verzicht auf eine Off-Stimme bedeutete, dass fehlende Informationen nicht einfach ergänzt werden konnten. Wir mussten mit dem arbeiten, was gesagt wurde. Während der Postproduktion tauchten dann Fragen auf, die wir uns früher hätten stellen sollen, um den roten Faden noch klarer zu machen. Dennoch entschieden wir uns bewusst gegen eine Sprecherstimme und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Auch Zuschauer:innen, die nicht direkt in das Projekt involviert waren, können nachvollziehen, worum es geht, wie gross der Aufwand war und welche Komplexität hinter dem ESC-Projekt steckt.
Eine weitere grosse Herausforderung war die Länge des Films: Ursprünglich war eine Dauer von 7 bis 10 Minuten vorgesehen. Der erste Rohschnitt jedoch kam auf rund 25 Minuten. Es war schwierig, die richtigen Entscheidungen zu treffen, was gekürzt oder ganz weggelassen werden sollte. Insbesondere, wenn es um emotionale oder besonders eindrückliche Szenen ging.
Auch bei der Musik mussten wir Kompromisse eingehen: Die Suche nach lizenzfreier Musik, die sowohl die Stimmung transportiert als auch rechtlich einwandfrei genutzt werden kann, erwies sich als langwierig. Nach intensiver Recherche fanden wir aber eine passende Lösung, mit der wir zufrieden sind.
Ton:
Wie bei vielen Produktionen stellte auch der Ton eine Herausforderung dar. In einigen Interviews kam es zu einem störenden Knistern, da die Lavalier-Mikrofone nicht ideal befestigt waren und sich an der Kleidung rieben. Glücklicherweise konnten wir dieses Knistern meist in der Nachbearbeitung reduzieren oder ganz entfernen.
Zudem war die Geräuschkulisse an einigen Drehorten sehr laut. Teilweise so stark, dass die Stimmen der Interviewpartner:innen kaum verständlich waren. Durch gezieltes Soundtuning konnten wir viele Hintergrundgeräusche abmildern und die Sprachverständlichkeit verbessern.
Kameraeinstellungen:
Einige Aussenaufnahmen waren überbelichtet. Trotz Korrektur im Color Grading blieb dies in einzelnen Szenen sichtbar. Im Village wiederum war das Licht durch die Beschattung stark reduziert, was zu dunkleren Bildern führte. Um dem entgegenzuwirken, mussten wir den ISO-Wert teilweise erhöhen, was in leichtem Bildrauschen resultierte.
Auch die situativen Interviews forderten uns heraus: Oft blieb kaum Zeit, einen idealen Hintergrund zu wählen oder das Licht perfekt zu setzen. Wir mussten spontan reagieren und improvisieren – und taten unser Bestes mit dem, was gerade verfügbar war.