Die Evakuierung von Mitholz – ein Portrait

Mitholz, ein Dorf im Berner Oberland, wurde 1947 durch die Explosion eines Munitionsdepots der Schweizer Armee zerstört. Nach Jahrzehnten der Geheimhaltung erfährt die Bevölkerung 2018, dass die Gefahr nicht gebannt ist. Nun muss sie ihre Heimat verlassen.

Diese Beschreibung für die Geschehnisse in Berner Oberland ist der Klappentext des Dokumentarfilms «Mitholz – Die explosiven Hinterlassenschaften der Armee» von Theo Stich, den man sich auf Playsuisse kostenlos ansehen kann. Im Video werden mehrere Mitholzerinnen und Mitholzer mit ihren Familien filmisch begleitet, während und nachdem sie erfahren haben, dass ihre Zukunftspläne von einem vorher nicht erahnten Risiko durchkreuzt werden. Die Dokumentation erschien 2021, nach dem Stand von damals würden die ersten Einwohnerinnen und Einwohner ihr Dorf 2025 verlassen müssen.

Wie sieht es jetzt im Juni 2023 aus? Manche sind bereits weggezogen, andere noch da. Wer zur Miete wohnt hat eine andere Ausgangslage als Hauseigentümerinnen und -eigentümer, wer pensioniert ist andere Pläne als Familien mit kleinen Kindern. Barbara Rauber erzählt uns ihre ganz persönliche Geschichte in und mit Mitholz.

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(twb)

Geplant war dieses Projekt ursprünglich viel grösser, mit mehr Interviews von Einwohnerinnen und Einwohnern, des VBS und des ASTRA, um alle Seiten zu beleuchten. Das Leben kam uns aber dazwischen (gesundheitliche Einschränkungen), weshalb wir die Pläne auf ein Mass reduzieren mussten, das in der übrigen Zeit realistisch war. Trotz der Reduktion darf man vor allem als Person, die zuvor keinen Bezug zur Thematik hatte, den Aufwand der Einarbeitung nicht unterschätzen. So kann man im Video kurze Hinweise zu spezifischen Situationen geben, damit für das breite Publikum der Zusammenhang klar bleibt.

Die ersten gesprochenen Worte sind inhaltlich sehr ähnlich zu denen der Doku. Das war keine Absicht, aber eine schöne Parallele, und wurde deswegen so stehen gelassen. Generell haben wir uns mit dem Erzählen der Geschichte Zeit gelassen, das Video ist ziemlich lang, wenn man es mit Social Media Posts oder Stories vergleicht. Diese Länge erlaubt aber einen tiefen Einblick in die Geschichte der Protagonistin und passt auch gut zu ihrer besonnenen Sprechweise. Durch das ruhige Sprechtempo kann man das Gesagte mental gut aufnehmen und darüber nachdenken.

Für Personen, die sich für das aktuelle Geschehen in Mitholz interessieren, kann dieses Video auf jeden Fall neue Erkentnisse bereithalten. Die Situation ändert sich oft und immer wieder gibt es neues zu erzählen. Auch Barbara ist ist eine sehr spannende Protagonistin, da sie und ihre Familie einen etwas anderen Blick auf die Lage im Mitholz haben, als viele andere Betroffene, die in den Medien oft präsenter gezeigt werden. Trotz der unerwarteten Lage, schaut sie nach vorne. Ihr war aber dennoch wichtig zu betonen, dass die Lage für denen etwas anders aussieht.

Da das Gesagte im Vordergrund steht und nicht irgendwelche Action-Shots, ist es auch weniger schlimm, dass das ergänzende Bildmaterial eher knapp bemessen war und es gegen Schluss eine fast zwei Minuten lange Sequenz ohne Schnitt gibt. Dennoch merken wir uns diesen Umstand für das nächste Mal, um nicht vor dem gleichen Problem zu stehen, wenn es darauf ankommen wird.