DEAD SPOT

Tote Winkel

Alle zwei Jahre finden in Burgdorf die Krimitage statt, und das bereits seit 1994. Für die diesjährige Ausgabe habe ich auf dem Insta-Kanal des Vereins zwei kurze Clips mit anamorphen Illusionen erstellt.

Unter dem Motto TOTE WINKEL bot das Literaturfestival seinen Besucher*innen vom 28. Oktober bis zum 6. November 2022 Krimi in all seinen Facetten:

«In über 50 Veranstaltungen kommen berühmte Krimiautoren zum Einsatz, offenbaren Musiker die dunkle Seite ihrer Seelen, flimmern Krimis über die Leinwand, wird auf Bühnenbrettern gemordet und auf literarischen Spuren gewandelt. Tatorte werden untersucht, fiktive und reale Verbrechen erörtert, unlösbare Fälle aufgeklärt. Spezialisten und Experten kreuzen wortreich die Klingen, und in der Krimibeiz fliesst der rote Saft bis spät hinein in die schwarze Nacht.» (zvg Verein Krimitage Burgdorf)

Tote Winkel sind unheimlich, sie verunmöglichen uns einen vollständigen Überblick und bereiten uns Unbehagen, weil wir in ihnen verborgene Abgründe befürchten. Die für die Werbekampagne der Krimitage erstellten Videos wurden an zwei Schauplätzen der Veranstaltung gedreht. Sie lassen die Betrachter*innen zunächst im Ungewissen, bevor sie sie mitten in den toten Winkel hineinführen.

Umgesetzt habe ich die Clips in Form einer anamorphen Illusion, einer perspektivisch verzerrten Abbildung, die erst bei Betrachtung aus einem bestimmten Blickwinkel – dem toten Winkel – erkennbar wird.

Die Clips wurden auf dem Instagram-Kanal (burgdorfer.krimitage) im Vorfeld der Veranstaltung als Reels, und auf der Website als Videos geschaltet.

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(bas)

Idee / Prototyp
Die Grundgedanke war es, Betrachter*innen in kurzen Clips durch eine düstere Umgebung zu führen, in der sie Teile des Motivs immer im Blick haben, aber sich bis ganz zum Schluss kein Gesamtbild der Lage machen können. Zentral sind die Umrisse einer Krähe, dem Hauptmotiv des Festivalplakats der Krimitage 2022. Mit einem Prototypen testete ich die Realisierbarkeit, die Silhouette des Motivs klebte ich mit leuchtendem Gaffer-Tape.

Prototyp

Locations
Die Locations sind Austragungsorte von Einzelveranstaltungen der Krimitage:

Lichthof in der Burgdorfer Altstadt
Künstlergarobe des Casino Theaters

Equipment
– Videobeamer zur Projektion der Umrisse
– Gaffer-Tape, leuchtgelb
– Kamera Sony A7C
– Gimbal DJI Ronin RS2
– Kleine LED-Videoleuchte

Vorbereitung
Nach Fertigstellung des Prototypen folgten mehrmalige Begehungen beider Locations zur Vorbereitung der Drehs. Im Fokus standen dabei:

– Bestimmen der Position des Motivs und der Kameraperspektive für die Schlusseinstellung
– Festlegen des Wegs, den die Kamera auf dem Weg zur Schlusseinstellung zurücklegt. Angedacht war ein One-Taker.
– Lichtverhältnisse: Naturlicht im Innenhof in der Altstadt, Kunstlicht im Casino
– Terminierung für Aufbau/Dreh


Dreh im Lichthof

Als erstes drehte ich im Lichthof in der Altstadt. Da ich die Kameraposition bei Rekognosizieren bereits festgelegt hatte, war das Platzieren des Beamers, der die Krähenumrisse projizierte, schnell erledigt. Was aber deutlich länger dauerte als gedacht, war das Kleben der Umrisse mit dem Gaffer-Tape! Da ich erst gegen 19 Uhr vor Ort war, verzögerte sich der Drehbeginn bis in die Dämmerung hinein.
Es waren viele Takes notwendig, bis ich mit dem Walk zufrieden war. Dabei hat sich das Umgebungslicht aber so stark verändert, dass die letzten Aufnahmen schlicht zu dunkel oder vom plötzlich durch das vom Bewegungsmelder aktivierte Kunstlicht ruiniert wurden. Verwendet habe ich schliesslich Sequenzen aus den allerersten Takes.
Um den Gimbal-Walk nicht noch umständlicher zu machen habe ich mich entschlossen, die Kamera in einer Vorwärtsbewegung zu führen und den Clips dann in der Post reverse abzuspielen.

Dreh im Casino
Das Casino bot beim Rekognoszieren viele mögliche Perspektiven an, zunächst hatte ich vor, im Balkon des Zuschauerraum zu drehen. Wegen der langen Wege und der ungünstigen Lichtverhältnisse (Banding in den Aufnahmen aufgrund gedimmter LED-Beleuchtung) habe ich mich nach vielen Versuchen doch noch für Aufnahmen in der Garderobe entschieden. Erschwerend waren dort die vielen Spiegel und auch dort die Lichtquellen mit unterschiedlichen Farbtemperaturen.

Postproduktion (Premiere)
Die leuchtgelben Gaffer Tapes stachen in den Aufnahmen nicht so gut hervor, wie ich mir das gewünscht hatte, ich musste sie also in der Post akzentuieren. Ich versuchte dies erst mit HSL Secondary in Lumetri, musste aber feststellen dass ich damit den Farbton zu wenig gut isolieren konnte. Ich habe die Streifen dann mit Ultrakey maskiert und farblich hervorgehoben. Im Color Grading habe ich versucht, die gewünschte düstere, beklemmende Stimmung herzustellen, was gut gelang aber viel Zeit mit Ausprobieren in Anspruch nahm.

Nach einer Weile stellte ich fest, dass die Onetake-Aufnahmen nicht 1:1 verwendbar waren. Einerseits fand ich nicht den perfekten Shot, in dem Bildausschnitt, Bewegung, Licht und Fokus über die ganze Zeit gut waren. Auf der anderen Seite dauerten die Sequenzen zu lang, es fehlte Tempo. Speed Ramps brachten nicht die gewünschten Verbesserung, weshalb ich mit entschied, die Footage zu schneiden. Da als One-Taker ausgeführt, hatte ich die Aufnahmen nicht im Hinblick aufs Schneiden konzipiert. Die teils unsauberen Schnitte wurden darum mit Effekten und Textüberblendungen etwas kaschiert.

Der Sound der Clips besteht aus zwei Komponenten: einem spannungsgeladenen Audiotrack und einer Soundeffektspur mit Atemgeräuschen.

Credits
Gestaltungselement «Krähe»: zvg Verein Krimitage Burgdorf
Soundtrack «Lazy Day» by SergeQuadrado : https://pixabay.com/music/main-title-lazy-day-109002/